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sten Lehrer und Schüler sich mit mehr nebensächli-
chen Illustrationen begnügten, erhielten die Vertre-
ter der Malercompagnie die Aufgabe. die drei Voll-
bilder für die Darstellungen der Hauptklassen, der
Architektur, Skulptur und Malerei, auszuführen.
Daraus ist ersichtlich, daß man sich schon damals
der zukünftigen Bedeutung dieser drei Künstler be-
wußt gewesen ist. Zwar können diese Arbeiten von
Matsch und der Brüder Klimt ihre Herkunft aus der
Klasse des Historienmalers Ferdinand Laufberger
nichtverleugnen. aber ebenso deutlich ist ihre "Zu-
künftigkeitu. d.h. der Ansatz zu neuen ästhetischen
Gestaltungstendenzen, zu erkennen. Am eindrucks-
vollsten macht sich dies bei der "Allegorie auf die
Skulpturw von Gustav Klimt bemerkbar, bei derdeut-
liche Ansätze seines späteren Stils bereits zu be-
merken sind}
Dieses Nebeneinander von Vergangenheit. Gegen-
wart und Zukunft, von alt und jung, von konservati-
ven und fortschrittlichen Tendenzen erscheint uns
für die künstlerische Situation in diesen Jahrzehn-
ten in Wien besonders charakteristisch zu sein.
Noch kennt man nicht die kämpferischen Auseinan-
dersetzungen zwischen konservativ und progressiv,
zwischen jung und alt, und noch steht das Alte dem
Neuen verständnisvoll, ja anerkennend gegenüber.
Noch ist kein Streit um die künstlerische Gestaltung
zu erkennen und scheint ein intakter Kunstbegriff,
ein positives Kunstbewu ßtsein schlechthin maßgeb-
lich zu sein. Selbst Erzherzog Rainer, der eine
durchaus kämpferisch-konservative Gesinnung
hatte. äußerte sich daher durchaus positiv zu dem
überreichten Werk und gegenüber den einzelnen
Künstlern. die er sich alle vorstellen ließ, um sich
persönlich bei ihnen zu bedanken. Wiees in den Mit-
teilungen des K.K.Osterreichischen Museums für
Kunst und Industrie heißtf sah er Blatt für Blatt
durch und äußerte dann seine hohe Befriedigung
über diese erfreulichen Leistungen des Museums
und der Schule mit folgenden Worten: "Ich sage Ih-
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DER ARCHITEKTONISCIIE
UNTERRICHT
1M ENGEREN SINNE
d. h. lllr die Construction von
Nübeln. Gelassen und Geräthcn
für haizslichen und kirchlicher:
Gebrauch bildet die eine Ab-
theilung. Der Kreis der lilr
solche Zwu-ke zu verarbeiten-
dm Stoffe ist immer noch
groß: Holz, Älrzmll. Stein. Glas,
Thon da; ihre hohcre Aus-
lwililung erhzxltmi in dieser AI)-
lhi-ilttng vornehmlich: Tfisrhlcr.
Schlosser. Hmnzvarlvcltcr. Zeich-
HIT fur (Llms- und Tliunintlustliv.
nen, meine Herren, den besten Dank für die sc
Gabe, welche Sie mir als Erinnerung an den
undzwanzigjährigen Bestand des Museums
men. Ich habe in dieser Zeit, meine Herren, t
genheit gehabt, die Entwicklung des Museums
der Kunstgewerbeschule zu verfolgen. und g
hen, wie weit sich diese Anstalt emporgehober
Besonders was die Schule betrifft, habe ich von
zu Jahr die Fortschritte constatiren können. Ich
Sie. meine Herren, in dieser Richtung fortzufz
und das Museum aufjener Höhe zu erhalten, WI
die Anstalt heute einnimmt. Sie werden dadurcl
Zweck erfüllen, welchen Seine Majestat der K
dem Institute gegeben hat; das Kunstgewert
heben und zu fördern. Was mich betrifft, so seie
überzeugt, daß ich jederzeit das gleiche lnte
für das Institut bewahren werde. Nochmals ml
besten Danke.
12 AquarelLAllegorleaufdle MalereLkomponiertunt
geführt von Ernst Klimt.
13 Aquarell. Allegorie auf die Architektur, komponiel
ausgeführt von Franz Matsch.
14 Aquarell. Kopf- und Flandlelsten, nach Komposlt
von Professor Herman Herdtle ausgefuhrt von W. I
Anmerkungen 4, 5
' Wilhelm Mrazek. lvDleAlIEgOrlE der Skulpturu vom Jahre 1B!
neuentdeckles Fruhwerk von Gustav Kllmf KIlmt-Studien,
lungen der Österreichischen Galerie, Jg 22x23, 1978
m. S6l67, ssv
t Mitteilungen des K.K.Österreichischen Museums tur Kunsti
dustrle, Neue Folge 2. Band, WISH 1859, s 409
l I Anschrift des Autors.
w. Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrazek
Direktor des Österreichischen
Museums für angewandte Kunst
Stubenring 5
1010 Wien