Dokumenten ist eindeutig zu ersehen, daß Simon
Baldauf durch seine ganze. mehr als dreißigjährige
Meistertäligkeii zu jenen wenigen, ihre Kunst vö "g
beherrschenden w-Galanterieu-Tischlern gehörte.
die auch in einer ganz speziellen und sehr schwieri-
gen Technik arbeiteten, nämlich nals von Mössing
und Zün, von feinistem Ebenholz, von Silberund von
Schildkhrott einzulegen-r (D 12; ähnlich D 9 und
D 18). Damit ist nachgewiesen, daß Simon Baldauf
einer der virtuosen Hersteller der sogenannten
"BOUHBM-Möbel war; jener prunkvollen Erzeugnisse
also. deren Oberfläche mit reichen lntarsien aus
Schildpatt und Metall, zuweilen noch bereichert
durch Perlmutt und Elfenbein, überzogen ist. Andre
Charles Boulle (1642-1732), der, wie andere privile-
gierte Künstler und Handwerker auch, seit seinem
dreißigsten Lebensjahr im Louvre wohnen und ar-
beiten durfte, ist der wohl zu Recht berühmteste
Hersteller derartiger Möbel gewesen. Die Produk-
tion seiner Werkstatt, die seine Söhne weiterführten.
genoß schon unter den Zeitgenossen so großes An-
sehen, daß sein Name zum Synonym für diese Einle-
getechnik wurde.
Boulle galt lange als Erfinder und alleiniger Fertiger
derartiger Möbel. Erst die jüngere kunsthistorische
Forschung hat erkannt, daß auch gleichzeitig. ia so-
gar vor Boulle, an einigen Orten in Europa solche
Möbel entstanden. Vermutlich waren es niederlän-
dische Meister, die um die Wende vorn 16. zum
17. Jahrhundert als erste in Europa die Schale der
Schildkröte zu Furnieren verarbeiteten. Hans Huth
hatte schon 1930" eine Antwerpener Werkstatt für
einen bestimmten Typ kleiner Schreibtische nam-
haft machen können, der mittlerweile eine erhebli-
che Zahl ähnlicher Möbel zugewiesen werden konn-
te" ; zu ihnen gehörtder wohl aus dem persönlichen
Besitz Max Emanuels stammende Schreibtisch des