Salzburg, Dommuseum; "Egsrerschränkchem, Eben-
holz. lntarsien aus verschiedenen Hölzern. vergoldete
Bronzebeschläge. vergoldetes Holz; 71 cm hoch, 51 cm
breit. (Foto: Archiv des Dommuseums.)
Das abschließende Gesims schwingt nach kurzen
horizontalen Läuten weit nach oben aus, wodurch
es das obere Zifferblatt kcnzentrisch umschließt.
Über dem Gesims befinden sich seitlich kleine Va-
sen, oben in der Mitte aber ein Globus, der auf Hir-
schen -siehe das Wappen Firmian - ruht. Die hoch-
rechteckigen Seitenfelder sind konkav geschwun-
gen und samt ihrem unten angehängten, konvexen
Lambrequin reich mit BoulIe-Ornamenten einge-
legt'5.-r Soweit Dörys Beschreibung, der dann an-
schließend meinte: "Da zwei der beteiligten Künstler
Salzburger waren. liegt es auf der Hand. den Kunst-
tischler ebenfalls unter den Salzburger Handwer-
kern zu suchenß Da Döry aber damals nicht selbst
archivalische Nachforschungen in Salzburg betrei-
ben konnte und auf schriftliche Anfragen nach
Kunsttischlern negative Antworten bekam", mußte
er zu dem Schluß kommen, daß "es damals in der
Residenz an der Salzach keinen Ebenisten gegeben
hat, dem wir eine so schwierige Leistung zu-
trauen".k Daß aber nach allem Gesagten einzig und
allein Simon Baldauf der Kunsttischler dieses Uhr-
gehäuses sein kann, wird indirekt auch durch Dörys
Ausführungen bewiesen. Denn Döry hat eingehend
die Ornamentik der Einlegearbeit am Gehäuse un-
tersucht. Läßt die Gegenüberstellung der hoch-
rechteckigen Seitenfelder mit dem Stich "Weigert
Nr. 52-6" des französischen Hofzeichners Jean Be-
7
rain (1644-171 1) an der Abhängigkeit keinen Zweifel
zu, so wurden auch für die Dekoration der Vorder-
seite weitere Stiche Berains herangezogen. Aus die-
sen aber (Weigert Nr. 68, 69 und 104) wurden ein-
zelne Motive "so flüssig miteinander verschmolzen,
daß keine Zäsur bemerkbar istu" - was in der ein-
gangs enuähnten Zeichenkunst Baldaufs ihren
Grund haben mag: "Der Meister hat es verstanden,
seine Vorbilder geschickt abzuwandeln und glück-
lich einzufügenä?" Und der "sitzende Hund mit
Schwert im Gebißß aus der Ornamentik beiderseits
des fürsterzbischöflichen Wappens stammt aus dem
Blatt 2 der um 1710 in Nürnberg erschienenen Folge
"Neu inventirtes Laub-. Bandl- und Grcteschgen-
Werk, Johann Christoph Weigel excudit" 1-. Weitere
Beobachtungen, unter anderem im Vergleich mit
der Ornamentik eines prächtigen Kruzifixfußes in
der Sakristei der Stadtpfarrkirche St. Peter in Mün-
chen, veranlaßten Döry schließlich, den Hersteller
des Salzburger Uhrgehäuses "im Kreise der
Münchner Boulle-Meister-sz anzunehmen.
Aus den hier im Anhang veröffentlichten Archivalien
geht aber - in Bestätigung der akribischen orna-
mentgeschichtlichen Ableitungen Dörys-eindeutig
hervor, daß Simon Baldaufseine handwerkliche und
künstlerische Ausbildung im bayerischen Raum und
letztlich wohl "im Kreise der Münchner Boulle-Mei-
ster-w erfahren hatte. 1711, in seinen Ansuchen um
1merkungen 33a52 1Anm. 33. 34 s. Text S. 23)
Ehsabeth Grunenwald. ore Kuns11er1arnr1re sernrner aus Kunze1s-
au. 1r1 wuruerndergrsen Franken. NF 25127. 1951152, s 27y299
Ludw1g Baron von Dory. E1r1 Kabmetlschremer des Kurluvsten Jo-
hann w11ne1rn von der Pfalz, In Ze11sch1 d aeu1seh ver 1 Kunstwls-
sensanan 2a. 1969. s. 1477196. ders. Erne Prunkuhr und andere
M0be1 des Kurlurslen Johann W11he1m von der P1a1z.rn Mannner-
rnerHe11e.1970.He113. s 4-21
Franz Wmchsch-Graelz. Amenung Kunsthandwerk e Hdnsehes
Mob1l1a1. rn- Ka1a1dg der Aussteüung vPam Troger und dle 051er-
ve1ch1sche Barockkunsle.SUflAHenburg 1961111121 besondevs Ka-
1a1agnurnmern 396-9921 au1s 211412 eAuen oers w1cAr1rr1 1.
nrer s 947.
He1r1r1ch Kreisel D1e Kunsr des deulschen M0be1s. Band 11
1: Spatbarock und 111011111101. Munanen 197d. s 149
Hlmme1heber. wre Anm 22. s 252
a1s Lelhgabe des Kunsthxslorlschen Museums wren aus den 190a
nach W1en uberluhrlen Salzbuvgev ßes1anden e zurn Sch1cksa1
des beweghchen Kunstmvenlavs und der Sdberkzmmer der Sa1zr
burgev Resrdenz 1791 Franz Martm.Er2n1scholWollD1e1r1ch und
dne Goldschrruedekunsl. 1n salmurger Museurnsmaner s 1929
1-1e11s1s.s 177 sow1e Kurt Russachm DmSchaU das Evzsufles
Sa1zburg Sa11burg 199a nrer 9 s e Gmßherzog Ferdmand 111
von Toskana nane 190a? von Napoleon semes Landes beraubl und
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Ludw1g Baron von Dory.D1e Prachtuhrdus Snwburgcr Erzarsendrs
Flrmlan vom Jahve 1725. rn Munenner Jahrbuch der blldenden
Kunst. a F. 11. 1990. s 219424
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s. 43a). insauburgesr Sebasnan (OKT. 9. 19129124) undSt Pe-
1er (OKT. 12. 191a. s CL11).ur1d1n s1rda110KT.10.191a.s 241.
K1aus Mau11ce.D1e deutsche Radevuhr. 2 Bde,Mur1Chen 19791.
s. 276 und Farbtale1X11d1e unr der Residenz) und 11. Abb 999-970
Franz Mamn. Sa1zburgs Furs1en1n der Ba1ockze1LSa11burg 1949.
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Floger-Armand wergen Jean 1 serarn. Pans 1937 11 s
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