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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 158)

A Künstlerprofile 
 
 
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i "Nie uin lCti ein Vogel gewesene, 
Schnabeikopt ll 1976 
Mezzotirita 11x14 Cfil 
2 Franz Xaver Messerschrnidl 
Sttirlabeiküpt ii 
Mallnßr. H 43 Cm 
a Fldreritina Pakoste 
Selbstbildnis. en tace 1974 
Me1zotirita.l6 2 x16 s Cm 
4 "Mit SChlEtErTl Mund- 1912 
Kaltnadei 20 5x19 cni 
s Franz XZVG! Messerscnmidl 
"Ein absichtlicher Schalksnari- 
Marmor H 42 crn 
e ion das gibt es ninnin 197i 
Radierung und vernis nidu 
24xl9.2 cm 
r rMit geschlossenem Mund- l974 
Fladlerung und Vernls rrtOu 
24 5xl9 a cm 
s wie Zunge zu Zeigen iSt verboteiil- 
1976 
Mezzotinta TQÄXYB s Crll 
 
Florentina Pakosta 
Nach gelegentlichem Ausulern ins Malerisch-Schoniar- 
bige ist Florentina Pakostas kunstlerisches Bemuhen 
alsbald und zielstrebig so verlauten wie es heute ver- 
lauft Die gewissen Gesichtsbildungen beschattigten sie. 
schon bevor sie aul die sogenannten "Charakterkoplee 
Franz Xaver Messerschmidts gestoßen war Was sodann 
und spaterhin entstanden ist, nimmt diese Grimassen- 
und Groteskportrats lose zum Anlaß, holt sich von dort- 
her Anregung und Bestatigung Unterschiede in Art und 
Haltung sind dabei nicht zu ubersehen Allerdings ist die 
Faszination die vom Preßburger Spatwerk Messer- 
schmidts ausgeht entscheidend mehr als bloß anre- 
gende Ubereinstirnmurig 
Das Gesicht heißt es ist ein Fenster der Seele Was 
Messerschrnidt vermutlich verhalten hat Seelisches gri- 
massierend oder maskenhalt vertroren auszudrucken 
ware ein Thema lur sich Ob und wie diese Busten und 
Kopie von Verrucktheit oder Neurosen stimuliert wurden. 
gilt tur ihren Charakter und kunstlerischen Anspruch ge- 
ring Als mehr oder weniger verallgemeinernde Selbst- 
darstellungen hat tur sie die Wiedergabe auswendiger 
Merkmale allenlalls mittelbare (ZWSCKÖIQHIICHE) Bedeu- 
tung Im eigentlichen werden - vom Wesen her zum We- 
sentlichen hin e Getuhle urid Emptindungen portratiert. 
karikiert, bedeutet. inneres Verhalten und Physiognomie 
zueinander verbunden und proportioniert, Erscheinung 
durch Ernptindungsweise und Gemutszustand be- 
dingt Gleiches gilt auch tur Florentina Pakostas um die 
nCharakterkople-i gerankte Radierungen Auch sie stellen 
"Verhalten" dar. kunden von einer inneren Natur und 
ziehen aus Gemutszustanden physiogriornische Konse- 
quenzen Ebenso sind sie nicht aul der Hohe zeitkunstle- 
rischer Aktualitat konzipiert, nicht geschaiten um etwas 
in derartigem Zusammenhang und Zusammenspiel zu 
ettektuieren sondern bewußt im Ziiruckgezogen 
Abseitigen entstanden Zumal den "Ftattlfllflhefi" Charak- 
terportrats Messerschrriidts hat Ernst Kris entscheiden- 
den Mangel an "IEDEUÜIQGITI Getuhiu nachgesagt Sogar 
die Grimasse kommt inni geradewegs ais eine nMaske 
in statu ÜBSCQÜÖW vor Was vergleichsweise aul den gra- 
fischen Blattern Fiorentina Pakostas an Ausdruck uno 
Getuhlen rurnort ist ahniich zuruckgebandigt in teste 
Umrisse und Dunkelheiten vertugt wie erstarrt masken- 
haft auch dort wo dergleichen vom Maskenhaften lort- 
strebt 
die Begegnung rnii Messerschmidts wCharakterkopteri- 
war dabei ein mitentscheideiidcs Zusammentreffen die 
Bestatigung eigener Bcmuhungen durch Vorweggeleiste- 
tes Was dennoch das eine vom anderen unterscheidet 
liegt in den verschiedenen Voraussetzungen einer nicht 
riur in bestimmten Eiiizelzugen verschiedenen Seelen 
iandschatt begrundet, sondern auch von der ieweils ein- 
gesetzten kunstlerischen Technik veranlalät Wenn lur die 
Radierungen Florentiria Pakostas geistig und kunstle- 
risch Verwandtes anzusprechen ist so waie z.B ein Vei- 
gleich etwa rTiil der Grallk der Kathe KOIiWItZ gerade SO 
angebracht und turldig 
Wie bei den nCharakterkoplent Messerschmidts geht es 
in den Radierungen Fiorentina Paknstas um eine physio- 
griorriische Darlegung Gestaltung und Pointierung von 
Attekten Gemutszustanden vertrackten emotionelieri 
Verhaltensweisen Das datur eingesetzte Darstellungsre- 
pertoire ISt beide Male mit Schadeltorm Mund Nase 
Zunge, Augen und Wangen vorgegeben und beschrankt 
Ahnlich WIE beiden plastischen Grotesken ihres Spatbär 
rocken Kunstierkollegen ist es bei Florentiria Pakosta 
mehr oder minder verkapptcs Selbstdarsteilen ein Sich- 
verhalteri-als-ob ein (im Spiegel kontrolliertes) Dinge- 
Festmachen am eigenen Beispiel und Modeil zum Grin- 
59H erstarrtes Lachen scheues Urn-sich-Blickeri. schne- 
ierlnd. witternd, zahnelletschend Wulste blahend Eine 
Pakosta-Variante der dementsprechenden Ausbildung 
bei Messerschmitdi spitzt Stachellippen zum Storch- 
Schnabel 
Die andere Technik stellt das verschiedene Ftustzeug 
Radierung, Kaltnadelzeichnung. Aduatinta-Atzung und 
Weichgrund lielern Mittel und Moglichkeiten die vom 
Schurnmern und tonigen Unterscheiden bis zu Raum- 
lichkeit stittenden iwoibendenl Rastern reichen. Das 
menschliche Antlitz diese. Auslage der Seele lSt auch 
ein Schiachtleld lur Emotionen. tiir eruptive drangende 
oder wie versteinerte Leidenschatt Das gemeisterte 
Handwerk ist dazu eine wie seibstverstandliche Voraus- 
setzung 
Was Pakdstas Blaiter von der massenhaften Regel des 
zeitgenossischen Kunstschattens unterscheidet fuhrt ih- 
dessen daruber hinaus nicht weil diese Darstellungen 
SO uberlegt skrupelvoli und muhseilg bewirkt werden 
sondern weii die gewisse Glut weiter il'i ihnen glost weil 
Bravour nlCht das irisiandige dieser An- und Einsarze 
ausgetrieben hat. weil dieses Spiegeln und Reflektieren 
hochstpersonlicher Ansichten kunstlerisch lruchtend 
immer wieder datursteht 
Otto Breicha
	        
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