A Künstlerprofile
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i "Nie uin lCti ein Vogel gewesene,
Schnabeikopt ll 1976
Mezzotirita 11x14 Cfil
2 Franz Xaver Messerschrnidl
Sttirlabeiküpt ii
Mallnßr. H 43 Cm
a Fldreritina Pakoste
Selbstbildnis. en tace 1974
Me1zotirita.l6 2 x16 s Cm
4 "Mit SChlEtErTl Mund- 1912
Kaltnadei 20 5x19 cni
s Franz XZVG! Messerscnmidl
"Ein absichtlicher Schalksnari-
Marmor H 42 crn
e ion das gibt es ninnin 197i
Radierung und vernis nidu
24xl9.2 cm
r rMit geschlossenem Mund- l974
Fladlerung und Vernls rrtOu
24 5xl9 a cm
s wie Zunge zu Zeigen iSt verboteiil-
1976
Mezzotinta TQÄXYB s Crll
Florentina Pakosta
Nach gelegentlichem Ausulern ins Malerisch-Schoniar-
bige ist Florentina Pakostas kunstlerisches Bemuhen
alsbald und zielstrebig so verlauten wie es heute ver-
lauft Die gewissen Gesichtsbildungen beschattigten sie.
schon bevor sie aul die sogenannten "Charakterkoplee
Franz Xaver Messerschmidts gestoßen war Was sodann
und spaterhin entstanden ist, nimmt diese Grimassen-
und Groteskportrats lose zum Anlaß, holt sich von dort-
her Anregung und Bestatigung Unterschiede in Art und
Haltung sind dabei nicht zu ubersehen Allerdings ist die
Faszination die vom Preßburger Spatwerk Messer-
schmidts ausgeht entscheidend mehr als bloß anre-
gende Ubereinstirnmurig
Das Gesicht heißt es ist ein Fenster der Seele Was
Messerschrnidt vermutlich verhalten hat Seelisches gri-
massierend oder maskenhalt vertroren auszudrucken
ware ein Thema lur sich Ob und wie diese Busten und
Kopie von Verrucktheit oder Neurosen stimuliert wurden.
gilt tur ihren Charakter und kunstlerischen Anspruch ge-
ring Als mehr oder weniger verallgemeinernde Selbst-
darstellungen hat tur sie die Wiedergabe auswendiger
Merkmale allenlalls mittelbare (ZWSCKÖIQHIICHE) Bedeu-
tung Im eigentlichen werden - vom Wesen her zum We-
sentlichen hin e Getuhle urid Emptindungen portratiert.
karikiert, bedeutet. inneres Verhalten und Physiognomie
zueinander verbunden und proportioniert, Erscheinung
durch Ernptindungsweise und Gemutszustand be-
dingt Gleiches gilt auch tur Florentina Pakostas um die
nCharakterkople-i gerankte Radierungen Auch sie stellen
"Verhalten" dar. kunden von einer inneren Natur und
ziehen aus Gemutszustanden physiogriornische Konse-
quenzen Ebenso sind sie nicht aul der Hohe zeitkunstle-
rischer Aktualitat konzipiert, nicht geschaiten um etwas
in derartigem Zusammenhang und Zusammenspiel zu
ettektuieren sondern bewußt im Ziiruckgezogen
Abseitigen entstanden Zumal den "Ftattlfllflhefi" Charak-
terportrats Messerschrriidts hat Ernst Kris entscheiden-
den Mangel an "IEDEUÜIQGITI Getuhiu nachgesagt Sogar
die Grimasse kommt inni geradewegs ais eine nMaske
in statu ÜBSCQÜÖW vor Was vergleichsweise aul den gra-
fischen Blattern Fiorentina Pakostas an Ausdruck uno
Getuhlen rurnort ist ahniich zuruckgebandigt in teste
Umrisse und Dunkelheiten vertugt wie erstarrt masken-
haft auch dort wo dergleichen vom Maskenhaften lort-
strebt
die Begegnung rnii Messerschmidts wCharakterkopteri-
war dabei ein mitentscheideiidcs Zusammentreffen die
Bestatigung eigener Bcmuhungen durch Vorweggeleiste-
tes Was dennoch das eine vom anderen unterscheidet
liegt in den verschiedenen Voraussetzungen einer nicht
riur in bestimmten Eiiizelzugen verschiedenen Seelen
iandschatt begrundet, sondern auch von der ieweils ein-
gesetzten kunstlerischen Technik veranlalät Wenn lur die
Radierungen Florentiria Pakostas geistig und kunstle-
risch Verwandtes anzusprechen ist so waie z.B ein Vei-
gleich etwa rTiil der Grallk der Kathe KOIiWItZ gerade SO
angebracht und turldig
Wie bei den nCharakterkoplent Messerschmidts geht es
in den Radierungen Fiorentina Paknstas um eine physio-
griorriische Darlegung Gestaltung und Pointierung von
Attekten Gemutszustanden vertrackten emotionelieri
Verhaltensweisen Das datur eingesetzte Darstellungsre-
pertoire ISt beide Male mit Schadeltorm Mund Nase
Zunge, Augen und Wangen vorgegeben und beschrankt
Ahnlich WIE beiden plastischen Grotesken ihres Spatbär
rocken Kunstierkollegen ist es bei Florentiria Pakosta
mehr oder minder verkapptcs Selbstdarsteilen ein Sich-
verhalteri-als-ob ein (im Spiegel kontrolliertes) Dinge-
Festmachen am eigenen Beispiel und Modeil zum Grin-
59H erstarrtes Lachen scheues Urn-sich-Blickeri. schne-
ierlnd. witternd, zahnelletschend Wulste blahend Eine
Pakosta-Variante der dementsprechenden Ausbildung
bei Messerschmitdi spitzt Stachellippen zum Storch-
Schnabel
Die andere Technik stellt das verschiedene Ftustzeug
Radierung, Kaltnadelzeichnung. Aduatinta-Atzung und
Weichgrund lielern Mittel und Moglichkeiten die vom
Schurnmern und tonigen Unterscheiden bis zu Raum-
lichkeit stittenden iwoibendenl Rastern reichen. Das
menschliche Antlitz diese. Auslage der Seele lSt auch
ein Schiachtleld lur Emotionen. tiir eruptive drangende
oder wie versteinerte Leidenschatt Das gemeisterte
Handwerk ist dazu eine wie seibstverstandliche Voraus-
setzung
Was Pakdstas Blaiter von der massenhaften Regel des
zeitgenossischen Kunstschattens unterscheidet fuhrt ih-
dessen daruber hinaus nicht weil diese Darstellungen
SO uberlegt skrupelvoli und muhseilg bewirkt werden
sondern weii die gewisse Glut weiter il'i ihnen glost weil
Bravour nlCht das irisiandige dieser An- und Einsarze
ausgetrieben hat. weil dieses Spiegeln und Reflektieren
hochstpersonlicher Ansichten kunstlerisch lruchtend
immer wieder datursteht
Otto Breicha