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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 158)

Notizen 
Basel - Römermuseum Augst 
Kunstmuseum 
"Römische Schatzfunde aus Augst und Kaiseraugstw 
zeigt das Römermuseum bis Herbst 1978. Neben dem 
ständig gezeigten Silberschatz sind neue Versteckfunde. 
Münzschätze und Schrottdepots Fundstellen gewesen. 
aus denen u.a. die Münzen eines 1965 gefundenen 
Münzschatzes ausgestellt sind. Letztere, kurz vor 200 
n. Chr. vergraben. konnten nie mehr von ihren Besitzern 
geborgen werden. Eine Publikation (2. Heft der neuen 
Augster Museumshefte) behandelt die wechselvolle Ge- 
schichte und die Ereignisse um diese zum Teil beschei- 
denen Schatze ausführlich. 
"Druckgraphische Meisterwerke von Martin Schongau- 
er". Eine ständige Ausstellung unter Kunstlicht zeigt das 
Basler Kunstmuseum. Originalzeichnungen und graphi- 
sche Werke. die unter Tageslicht Schaden nehmen wür- 
den. Neben Zeichnungen von Urs Graf. Niklaus Manuel 
und Zeitgenossen geenwärtig an 30 Kupferstiche von 
Martin Schongauer. Wie bekannt. ist Schongauers Gra- 
phik im Baseler Kupferstichkabinett in hervorragenden 
Drucken so vollständig wie nirgendwo vertreten. Martin 
Schongauer. eine herausragende Künsllererscheinung 
seiner Zeit. hatte auch Albrecht Dürer bewogen. zu ihm 
in die Lehre zu gehen. Dieser prominente Vorläufer Dü- 
rers war Leiter einer großen Werkstatt und berühmt als 
Hersteller druckgraphischer Werke. Zwei Kupferstiche 
Schongauers. "Johannes auf Patmosl- in einer reichen 
Landschaft mit Blick auf das Meer und "Der Tod Ma- 
riae-r. wie auch Passionskupferstiche nahm sich. wie 
manche Künstler der Zeit. auch Dürer zum Vorbild 
(AbbJ). 
Brüssel - Victor Horta Museum 
Sicher bekannter in den Beneluxregionen ist der Pionier 
des Art Nouveau. der Architekt Victor Horta. 1861 in Gent 
geboren. früh der Musik zugewendet. verschreibt er sich 
bald der Architektur. 1884 verläßt er die Akademie der 
schönen Künste in Brüssel. praktiziert bei Alphonse Ba- 
lat, dem Architekten des Königshauses. Macht erste Er- 
fahrungen mit den neuen Baustoffen Eisen und Stahl. 
der eklektizistischen Architektur des 19. Jahrhunderts 
neue Gestaltungsakzente aufsetzend. Horta übenuindet 
damit die klassischen Prinzipien seines Jahrhunderts. 
verzichtet auf die traditionelle Romreise und verschaut 
sich an dem stählernen Wunder des Eiffelturmes in Paris. 
Viollet-Ie-Duc beeinflußt ihn mit seinen Theorien. und 
Horta vertraut bald völlig nur dem Eisen als neuem. 
stärksten und sichtbarstem Element der Gestaltung der 
Architektur des herandrangenden 20. Jahrhunderts. Ei- 
sen zu verwenden hieß. daß man die Frage stellte: "Eisen 
in unserem Salon')- Dieses harte, rauhe Metall galt als 
unfei schien nichts für noblere Gesellschaftskreise. 
Allmählich. angestrichen und teilweise vergoldet. mit 
dem ihm eigenen strukturellen Elan. fand es schließlich 
doch Anklang und Verbreitung. 
Hortas Suche nach formaler Schönheit ging einher mit 
dem Bemühen um Komfort und Funktionalismus. Gleich 
Hoffmann, schuf Horta ein Haus als Gesamtkunstwerk 
im Stil des Art Nouveau. Über die Zukunft des wiederhol- 
baren Design, der Serienproduktion. kam es später zu 
Polemiken zwischen Horta und Van de Velde. Nach 1918 
geht Horta nach Nordamerika, hält Vorträ über die 
Problematik der vorn Kriege zerstörten Städte. Von dieser 
Zeit an bis 1950 gilt er als der v0"! eile Architekt- sei- 
nes Landes. Mehr und mehr gibt er der geraden Linie vor 
der Kurve den Vorzug. nimmt klassische Intentionen auf. 
Beton verwendet er mit Vorliebe. und er kann sich an 
großen Dimensionen beweisen. Bestimmend und gera- 
dezu unvergleichlich seine Konzeption und Raumbeherr- 
schung wie beim Palais des Beaux-Arts. Brüssel. dem 
Museum in Tournai. dem Brüsseler Zentralbahnhof. Etli- 
che andere öffentliche Bauten stellen dies gleichfalls un- 
ter Beweis. Wie oft aber im Leben von Menschen, die 
Hervorragendes für die Allgemeinheit leisten. man ver- 
kennt Hortas Bedeutung. was ihn verbittert. Man vernich- 
tet bedenkenlos. in völliger Fehleinschätzung ihrer Wer- 
te. zahlreiche seiner besten Bauten. und er kontert. in- 
dem er kurz vor dem Tode. 1947. seine wertvollen Ar- 
chive vernichtet. internationale Proteste. Entrüstung des 
Auslandes. Nicht zuletzt durch treue Schüler der Verges- 
senheit entrissen. wird Victor Horta neuerlich als der 
hervorragende Architekt Belgiens wieder erkannt. 1969 
Gründung eines Horta Museums. einige seiner existie- 
renden Bauten werden unter Denkmalschutz gestellt. Die 
ihm gebührende Achtung. wird man sie ihm auch in Zu- 
kunft zollen? (Abb. 2) 
 
 
 
Cleveland - Museum of Art 
Aus Cleveland kam die Nachricht vom Tode des emeri- 
tierten Direktors des Museum of Art. William Mathewson 
Milliken. im patriarchalischen Alter von 88 Jahren nach 
kurzer Krankheit verstorben. 1919 bis 1958 diente er in 
diesem Haus. Als Curator of Decorative Arts. dazwischen 
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von 1925-1930 Curator of Paintings. von 1930-1958 Di- 
rector des Oleveland Museum of Art. 
Milliken begann in der Absicht. sich besonders auf mo- 
derne Kunst zu konzentrieren. Jedoch legte man in die- 
ser Zeit durch importante Erwerbungen den Grundstein 
für die -medieval collectiom. 1919 die erste May Show 
organisiert von Milliken. der weiterhin lebenslang aktiv- 
ster Promotor des Ausstellungswesens blieb. Einer der 
größten Museumsdirektoren des Jahrhunderts. wie er in 
Übersee bezeichnet wird. war er einer der ersten, der die 
Realisierung von reducational institutionsl erwirkte. 
Schüler der Royal Society of Arts, London. der American 
Academy of Arts and Sciences, war er u.a. Mitglied zahl- 
reicher Institutionen und Organisationen der Kunstszene. 
1933, als regionaler Director of Public Works of Art Pro- 
iect (PWAP) griff Milliken unter Präsident Roosevelt in 
den New Deal ein. indem er das Kunstwerk stärker ins 
kulturelle Leben der USA integrierte. die regionale Förde- 
rung der Kreativität intensivierte. 
Bedeutend der Komplex Hunderter Neuerwerbungen un- 
ter seiner Ägide für alle Museumssammlungen des Cleve- 
land Museum. vorwiegend solche dekorativer Kunst. der 
Malerei. textiler Kunst. afrikanischer und präcolumbiani- 
scher Kunst. Selbstredend war Milliken Autor vieler Pu- 
blikationen und mit 80 noch wintersportend nicht inaktiv. 
Er half in Australien 1959 bei der Planung des New Na- 
tional Gallery Building, Melbourne. und anderen Projek- 
ten und Planungen. Sichtbarer Beweis durch seine Per- 
son. daß auch im musealen Bereich. als verstaubt ver- 
schrien. bis ins hohe Alter hinein frische. ersprießliche 
Arbeit an bleibenden Werten getan werden kann. 
Düsseldorf - Hetjens Museum 
Galerien Vömel und an der Düssel 
"Keramik der Gegenwart-r lForm - Ästhetik und Bedeu- 
tung hieß ein Vortrag des Keramikers Dieter Crumbiegel 
am 15. März 1978. Die grundsätzliche Analyse der Form 
in ihrer Ästhetik und Bedeutung sowie Tendenzen und 
Entwicklungen der aktuellen Keramik standen als Leitli- 
nlen. 
"Jan Bontjes van Beek-i. ein Keramiker, dem die Wieder- 
entdeckung des hochgebrannten Steinzeugs in den drei- 
ßiger Jahren verdankt wird. der Grundlage der deutschen 
Kunstkeramik unserer Tage. stellte vom 2. 3.430. 4. 1978 
aus. 
In der Galerie Vömel widmete man Renee Sintenis zum 
90. Geburtstag eine Ausstellung ihrer Skulpturen. Zeich- 
nungen und Graphiken. Renee Sintenis, fester Begriff der 
deutschen Kunstszene. sagte einmal. daß iedes Bild. das 
einen Eindruck auf sie macht, sich in ihr unwillkürlich 
in Tanz umsetzt. Sie verdanke alten Meistern gleich viel 
wie modernen, obwohl sie nie versucht hatte. sie durch 
"lebende Bilder- zu kopieren. Aber sie wecken Gedan- 
ken. neue Ideen und neue Tänze in ihr.- 
Die Künstlerin schuf vonrviegend Tiere. menschliche Ab- 
bilder. Am bekanntesten wohl ihre eigenwillig durchge- 
formten Pferde. die gar Alexej von Jawlensky zu einem 
Aquarell mit "Bronzen von Renee Sintenis", 1927. inspi- 
rierten. Die Künstlerin. 1965 verstorben. sah einen ihrer 
Höhepunkte 1952. als sie in die Friedenskiasse des Or- 
dens pour le merite aufgenommen wurde. Lebendig wie 
sie war. pflegte sie Umgang mit hohen und sehr berühm- 
ten Persönlichkeiten. wie Einstein. Liebermann. Maillol 
und anderen. (15. 21.-80. 4. 1978) 
In der Galerie an der Düssel präsentierte man den öster- 
reichischen Maler Kurt Regschek, der nach Dr. Wieland 
Schmied dazu herausfordert, bei ihm über das spezifisch 
Wienerische in der Malerei der Wiener Schule zu spre- 
chen. Das Wien. das Regschek gemalt hat. ist program- 
matisch für Tendenz und Inhalt der ganzen Wiener Schu- 
le. Unter den Dächern dieses Wien Regscheks verbirgt 
sich die Unheimlichkeit einer anonymen Welt. die sich 
weiter und weiter frißt. Seine "Gekreuzigtem. 1976 ge- 
malt. zeigen ihn im Religiösen von besonderer Seite: 
schwebend staffeln sie sich, von seltsamer starrer Le- 
bendigkeit. in die Tiefe des Horizonts. Seine "Eva", ein 
durchaus modernes Mädchen - nichts Hintergründiges 
an sich -. ist ein lebendiger Akt in stärkster Naturnahe. 
symbolisch von dürrem Geäst und der Schlange attribu- 
liert. (Abb. 3. 4) 
Esslingen - Die Künstlergilde e.V. 
"Theater und bildende Kunst- hieß die Ausstellung. die 
aus Anlaß des dreißigjährigen Bestehens der Künstler- 
gilde am 9. 4. 1978 eröffnet wurde. Dr. Ernst Schremmer 
sprach zur Eröffnung dieser bis zum 28. 5. gelaufenen 
Ausstellung in der Villa Merkel. Die Feierstunde wurde 
durch Intendant Achim Thonuald mit der Rezitation von 
Texten von Max Reinhardt, Gerhart Hauptmann und 
Kathe Kollwitz umrahmt. Vorn 27. 4. bis 2. 5. 197a fand 
hier zum gleichen Anlaß die "Esslinger Begegnung 191e- 
statt. deren Höhepunkt die Verleihung des Johann-Wen- 
zel-Stamltz-Preises 19784. Festliches Rahmenprogramm 
die bereits in Vorhelten angekündigten Ausstellungen 
bis in den Junianfang. die das Bestehen dieser rührigen 
Künstlervereinigung unterstrichen. 
Hamburg - Museum für Kunst und Gewerbe 
Die von der National Collection of Fine Arts. Smithsonian 
Institution. Washington 0.0.. zusammengestellte Ausstel- 
lung "Images of an Era the American Poster 1945-75". 
unterstützt von der Mobil Oil Corporatlon. lief hier vom 
10. 3-23. 4. 1978. Die auch im Wiener Künstlerhaus ge- 
laufene Schau. Zwischenstation in Europa, bringt die 
führende Rolle des Plakates in der Gegenwart vor Augen. 
Nichts bestimmt das äußere Bild der Städte, fordert und 
beeinflußt den Menschen, die Gesellschaft stärker als 
dieses. Plakatfronten sind. grob gesagt, absolute grafi- 
sche Refiektorien des flüchtigen konsumgesteuerten All- 
tags. 
Leverkusen - Städtisches Museum 
Schlot"! Morsbroich: präsent vom 12. 1.-26. 2. 1978 der 
Österreicher Anton Christian mit Zeichnungen und Ob- 
jekten. Dominierend im Werk des Künstlers die abge- 
wandelte Landschaft. Haupttrager seiner archaisch-ele- 
mentaren. symbolhaften Bildvorstellungen. Pantheisti- 
sches ist darin. wie sicher in ihm selber. deutlich. durch 
und mit der Landschaft erst kann der Tiroler zu uns re- 
den. Findet trotz oder wegen der künstlerischen Nahe 
zu Walter Pichler seine eigene Sprache. Beiden gemein- 
sam, so Peter Weiermair. "der stark literarische. nicht 
selten theatralische und romantisch-phantastische Zug. 
das Vorherrschen privater. ins Traumatische und Psycho- 
logische spielender Bildinhalte-u Christian denkt und 
zeichnet Visionär in Wasser. Berg. Baum. Wiese und in 
wenigem symbolhaft vom Menschen. Paraphrasiert vor- 
angegangene Künstler wie Böcklin. dessen "Toteninsel-l. 
bei der er nur noch groß Wasser, eine Zypressenallee 
zwischen "Live and Death- aus dem Bild führt. 
Anton Christian, der "Bergmensche glossiert die heimi- 
schen Flachländer, Berge auf Stelzen setzend. philoso- 
phiert mit dem Urelement Wasser in seiner "Wasserstra- 
ßer. Seine "Gotterlandschaft" weist in mystisch-graue 
Vorzeit. die Naturnähe so gut wie aufhebend. Nicht fehlt 
in seinem Werk die Entzweiung. die absolute. die Feind- 
schaft zwischen Menschen. Siehe "Brücke für verfein- 
dete Nachbarn-r. wHeldenallee-n "Tantalosu. "Meine 
schöne Umwelt-r. weitere Titel und auch das "Ende- 
steilt Christian ins Freie, das Totenbett nämlich unter den 
Bergen. schönste aller Utopien. (Abb. 5) 
London - Thomas Gibson Fine Art Ltd 
im März stellte die Gallery David Hockneys -The Room. 
Tarzana", 1987 gemalt. vor. Das Werk war von 1988 an 
mehrfach gezeigt worden. Zuletzt 1970 in der Kestner- 
Gesellschaft, Hannover. 1974 in Paris im Musee des Arts 
Decoratifs (Abb. 8). 
München - Staatliches Museum für ange- 
wandte Kunst 
Museum Villa Stuck 
Als bemerkenswerte Ausstellung wurde in der Neuen 
Sammlung des Museums im März die Schau wNeues 
Bauen in alter Umgebungu eroffnet. Mitverenstaltet von 
der bayerischen Architektenkammer. wurde ein Katalog 
mit Beiträgen von Friedrich Kurrent. Christian Norberg- 
Schulz und Manfred Sack aufgelegt, in dem sämtliche 
Exponate-Tafeln der Ausstellung in Abbildungen beige- 
schlossen sind. 
"Fidus 1868-1948- betitelte sich eine Ausstellung vom 
28. 2-30. 4. 1978 in der Villa Stuck. Veranstaltet vom 
Stuck-Jugendstil-Verein e.V., stand hier ein -Künstler im 
Dienste der Lebensreform- zum Thema. aufliegend dazu 
das Buch -Fidus-. 
New York - Austrian Institute 
Dr. Fritz Cocron, Direktor des Austrian lnstitute, eröffnete 
am 25. 4. 1978 die Ausstellung mit Buchpräsentation 
"Aratym". Hubert Aratym zeigte dazu seinen neuen Film 
"Hommage-Portrait of a Night". Hubert Aratyms Vision 
dieser Welt ist zeit- und sozialkritisch bestimmt aus der 
Sicht des Totens, des Destrukliven, mörderischer Prakti- 
ken. Seine Figurationen sind solche des Blindseins. der 
Enttäuschung. Das Buch "Aratyml- aus der Edition Maio- 
li, Wien. von Peter Grünauer gebunden. beinhaltet Bei- 
träge namhafter Autoren wie Artmann. Bayer. Berberian. 
Andre Heller. Pongratz, Rühm, E.C.Wong und Aratym 
selbst. (Abb. 7) 
Nürnberg - Germanisches Nationalmuseum 
"Hundertwasserr - Das graphische Werk 1951-1978. eine 
Albertina-Ausstellung, lief hier vom 5. 3.-2. d. 1978. Die 
von der Albrecht Dürer Gesellschaft veranstaltete Schau 
begleitete der Kulturrat der Österreichischen Botschaft 
in Bonn. Dr. Herbert Nedomansky, ein. (Abb. e) 
Oostende - Kultureel Centrum 
Die Ausschreibung für den Europapreis der Stadt 
Oostende für Malerkunst 1978. bei der jeder Künstler 3
	        
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