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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

Franz Wagner 
Zur Tätigkeit Veit Eschays 
als Hofbildhauer des Salz- 
burger Erzbischofs Wolf 
Dietrich von Raitenau 
Kur! Fiossacher zum 60. Geburtstag 
Anmerkungen 1-25 
1 
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i: 
12 
is 
11 
12 
Franz Martin. Salzburgs Fürsten in der Bavockzelt. Salzburg 1949. 
ebende, s. 10a. 
Franz Götz und Alois Beck. Schloß und Nerrschatt Langenstein im 
Hegau, 1- Band 22 der Hegau-Bibliothek). Singen I Htwl 1912. 
s. 95-99. 
Hermann spies, Die Tonkunsl. in Salzburg In der Regierungszeit 
des Fiirsien und Erzbischofs wdii Dietrich von Raitenau, in: Mittei- 
lungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (im folgen- 
den: MGSLK), 11. 1991, s. 1-54, und 12, 1992, s. ssias. hier be- 
sonders s. er. 
von schießend. das heißt Im sinne von iahzornlg, unberechenbar. 
Victor aibi. kiesrs Briefe an keiser Rudolphs ohersuibirneisier 
Adam Freiherrn von Dietrichstein, in: Archiv 1m österreichische 
Geschichte, 9a. 1900. s. 412-590. hier s. 555. 
Franz Martin. Beitrage zur Geschichte Erzbischof WOlf Dietrichs 
von neiieneu, in: MGSLK. 51, 1911, s. 209-996. 
Richard Kurt Donin, ViIlCerlZO Scamozzl und der Einfluß Venedigs 
auf die Salzburger Architektur. Innsbruck 1949, s. 21-105. 
Ernst von Frisch, wdii Dietrich im Lichte seiner Kunstsammlung, 
Salzburg 1950. 
Johannes Graf Moy. Beiträge zur Geschichte des meubeues- in 
Salzburg, in: MGSLK 109, 1959, s 195-229. 
Alle Nachweise zur wichtigen Literatur linden sich in dem von 
Reinhard Rudoll i-ieiriiseh bearbeiteten Abschnitt über die Regie- 
rurigszeitWolfDietrichs m: cesehiehie Salzburgs, Stadt und Land. 
herausgegeben von Heinz Dopsch und Hans speizenegger. 
Band 11, erscheint 1919. 
Kurt Rossacher. Der Schatz des Erzstiftes Salzburg, Salzburg 1955. 
- Ders.. Eine goldene Kreuzigungsgruppe des Paul VDrl Vianen iiir 
den Salzburger ErzbischofWolf Dietrich von Raitenau, in: Anzeiger 
des eermenieehen Nationalmusenms. Nürnberg 1964. s 11-91. 
Gerhard Groll, Das Claviorganurn des Josus Pnck von 1591, Ein 
bemerkenswerter Fund eus der Salzburger wKunst- und Wunder- 
kammer-r, m- Alte und mdderne Kunst, 19, 1914, rie11199,s. uns. 
in- osierreiehisehe Kunsttopcigraphie um idigenderi: OKT). Band 
12.1919. - oie Denkmals des Benediktinerstlftes St. Peter in Salz- 
burg. s. 25. 
Zu Abt Hattinger 191.: Plrmin undner, Prdieiibueh der Benedikti- 
nerabtei sr Feier iri Salzburg 11419-1555). in: MGSLK, 45. 1905. 
s. 1-929, hier s. 29-91. 
(Abt Martin Hattinger osa), i-Ohronicori Monasterii Abbatum 
Sancti Petri . .  e Handschrift Nr. A 10 des Stiftsarchives s1. Pe- 
ier, hier i. 292 des 9. Teiles. 
Franz Martin. Erzbischof wdir Dietrich und die Goldschmiede- 
Kunst, in: Salzburger Museumsblätter. s, 1929, i-ierisls, s. 1-1, hier 
Anmerkung 12 auf s. 5. 
Stadtarchiv Salzburg, Hs.Nr. 41 - Stadtratsprotokolle 1595195. 
1.109',115 und 111". 
Landesarchiv Salzburg, Hofkammerprotokolle Nr 999 I 1595-97. 
i. 51. 
wie Anm. 1a, hier i. 115. 
nemiieh veii Kurz, geburtig vdn Riedsae bei weiiheim; vgl. Franz 
Wagner, nie Lehrjungenbücher der Salzburger Goldschmiede- 
und seideneiieirerzuriri, hier Regest Nr. 202 des 2. Teiles 
i15e1r1a99i. erscheint in' Jahresschritt des Salzburger Museum 
cereline Augusteum 1919. 
Von Arbeiten des Hans Menz ist noch bekannt. daB er am 22. Au- 
gust 1591 von der erzbischöflichen Hofkarnmer fur den GuB eines 
silbernen Kruzifixes. -so 29 March 1- 5999,99 g) gewogen-r, den 
aeired von 4a Gulden beoehrt. (Landesarchiv Salzburg, Holkam- 
Es ist müßig, die Phantasie spielen zu lassen und 
sich etwa das heutige Salzburger Stadtbild für den 
Fall vorzustellen, daß am 2. März 1587 ein anderer 
Domherr und nicht der erst achtundzwanzigjährige 
Wolf Dietrich von Raitenau auf den Thron der Salz- 
burger Erzbischöfe und Fieichsfürsten gewählt wor- 
den wäre. Aber vom Beginn dessen zu sprechen, 
was in dem Gebiet nördlich der Alpen gemeinhin als 
Barockplastik bezeichnet wird, heißt für den salz- 
burgischen Bereich auch Gesichtspunkte zu be- 
rücksichtigen, die mit der Person des fürstlichen 
Auftraggebers verknüpft sind. 
Franz Martin, der Biograph der vSalzburger Barock- 
fürsten-N, sah in der Regierungszeit Wolf Dietrichs 
(1587-1612) und der seiner beiden Nachfolger Mar- 
kus Sittikus von Hohenems (1612-1619) und Paris 
von Lodron (1619-1653) eine deutlich wahrnehm- 
bare Einheit: hMiteinander verwandt, vorderöster- 
reichisch-italienisch orientiert. gehörten diese Erz- 
bischöfe politisch der Zeit des Dreißigjährigen Krie- 
ges und seiner Vorläufer an und haben der Stadt 
Salzburg fast ihre endgültige Gestalt gegeben. Eine 
weitere Gruppe bildeten dann 1654-1709 die beiden 
Thun und derKuenburger, die schon nach Wien und 
Böhmen gravitierten, Gestalten der Repräsentation 
und der Stiftungenzß 
Am 26. März 1559 als erstes Kind des Hans Werner 
von Raitenau und dessen Frau Helena von Hohen- 
ems - einer Schwester des Konstanzer Bischofs 
Kardinal Marco Sittico d'Altemps, auch Nichte von 
Papst Pius IV. - in Schloß Hofen in Lochau bei Bre- 
genz geboren, hatte Wolf Dietrich dann seine Kind- 
heit in Schloß Langenstein im Hegau verbrachts. 
Entgegen den damals üblichen Gepflogenheiten, 
aber wohl in Anbetracht der hohen kirchlichen Ver- 
wandtschaft, hatte der Erstgeborene die kirchliche 
Laufbahn einzuschlagen. Schon mit knapp 12 Jah- 
ren erhielter daherdurch Vermittlung seinesOnkels 
ein Kanonikat des Konstanzer Domstiftes. Da ihm 
die Einkünfte daraus erst ab dem 24. Lebensjahrzu- 
fließen konnten, unterstützte das Konstanzer Kapitel 
durch Geldbeihilfen sein Studium, das er1574 in Pa- 
via begann und 1581 in Rom vollendete - der fünf- 
jährige Aufenthalt in der Hauptstadt derChristenheit 
war für die Ausbildung seiner künstlerischen An- 
schauungen wohl ein besonders entscheidendes 
Ereignis. 
Dem feierlichen Einzug und der lnthronisation des 
neuen Erzbischofs am 19. Oktober 1587 folgte ein 
erlesenes Festmahl. Einer der Geladenen, Melchior 
Klesl, Hofkaplan Kaiser Rudolfs Il. und später Kardi- 
nal, berichtete in seinem Schreiben an den Oberst- 
hofmeister vorn 5. November: e-Herr Erzbischov ist 
iung, frisch und kriegsmännisch, danebens ver- 
stendig, gelert, voll der Sprachen, in Historie woller- 
fahren, resolutissimus. . . . Ist was stattlich und 
brächtig an seinem Hoff; seine Pauckhen und 9 
Trumeter, seine stattliche Capeln', sein Magister 
caeremoniarum. . . . alles römisch. l(hre) f(ürstliche 
Glnaden) haben sonst eine schissiges Natur und bey 
dem (hat man) baldt ausgedient; sed haec suffi- 
ciente." 
Franz Martin hatte die überlieferten Nachrichten mit 
eigenen Forschungsergebnissen zusammengefaßt 
und auch zu kunstgeschichtlichen Fragen aus der 
Regierungszeit Wolf Dietrichs manche Lösungen 
anbieten können', Richard Kurt Donin', Ernst von 
Frische, Johannes Graf Moyw und andere" legten 
dann wichtige Einzeluntersuchungen vor. Schließ- 
lich haben Kurt Rossacher" und Gerhard Groll" 
deutlich gemacht. welch außerordentliche Kunst- 
werke im ennszten künstlerischen Umkreis des Fr7- 
lm Chor der Benediktinererzabteikirche St. Peter zu 
Salzburg stehen zwei monumentale vergoldete 
Bronzekandelaber: e. . .dreiseitig über Franken, die 
Kugeln halten, aufstehend; unten Postament, dasan 
den Seiten dreimal das Wappen des Erzbischofs 
Wolf Dietrich . . . zeigt und dessen Kanten Delphine 
bilden, auf denen geflügelte Knaben reiten. Über 
diesem lastet der verjüngte, nach oben spitz zulau- 
fende Schaft, der wieder aus einem Postament - 
Steinbockkopf an den Seiten, Voluten in weibliche 
Köpfeauslaufend als Kanten-und dem eigentlichen 
Schaft besteht; diesen bilden drei Voluten, die im 
vorgebauchteri Teil in Frauenhermen auslaufen, de- 
ren Flügel weit aufragen und mitsammen den obe- 
ren Teil des Schaftes bilden. Über den leicht ausein- 
andergebogenen Flügelspitzen sitzt der große 
Kelch, aus spiralig stilisierten Blättern gebildet, de- 
ren Enden sich nach unten einrollen und mit Köpf- 
chen besetzt sind; die Dülle wird aus Blättern gebil- 
dete So lautet, leicht gekürzt, Hans Tietzes Be- 
schreibung, der dann weiter meinte: eStilistisches 
läßt sich über diese ausgezeichneten Arbeiten 
nichts Bestimmtes aussprechenWe Tietze erwähnte 
noch, daß die beiden Leuchter1609 derAbtei St. Pe- 
tervon ErzbischofWolfDietrich geschenktwurden- 
was gewiß nicht der ursprünglich beabsichtigte 
Verwendungszweck war. Die betreffende Eintra- 
gung in der handschriftlichen Chronik des damali- 
gen Abtes Martin Hattinger" lautet: e-Anno MDCIX Il- 
lustrissimus Dominus Archiepiscopus noster W(olf- 
gangus) T(heodoricus) die (Tagesdatum fehlt) men- 
sis octobris nostro monasterio gratiosissimus dona- 
vit duo magna candelabra ex aere mira et subtili arte 
fusa et confecta quae, ut Sua Celsitudo ipsi Abbati 
narravit, mille quinque centos (sie!) florencs oonsti- 
tuere; erat aurifaber quidam eorum fusoret GUIOÜG." 
Da "ein gewisser Goldschmiede als Gießer der bei- 
den Leuchter genannt ist, hatte Franz Martin 1929 
nnicht ausgeschlossene, daßdiese "dem Hans Menz 
zuzuschreiben sind"4-. 
Hans Menz, eGoldschmied und Gießere und aus 
Fulda gebürtig, hatte am 8. Jänner 1596 vor dem 
Stadtrat zu Salzburg das Ansuchen gestellt. hier 
"Bürger und Meistere zu werden. Als am nächsten 
Ratstag, den 11. Jänner, die Zunft der Gold- 
schmiede gefragt wurde, hob sie ihme auf dern 
Handwerk wellen lassen einkhomene, antworteten 
diese. daß sie "es ihme gerne vergunnenrr. Am 
29. Jänner 1596 erhielt dann Hans Menz das Salz- 
burger Bürgerrecht und die ErlaubniszurAusübung 
der (zünftigen) Meisterschaft". Am darauffolgen- 
den 14. Februar wurden ihm durch Erzbischof Wolf 
Dietrich "auf sein Hochzeit 10 Gulden verehrt-Jg. 
Ferner beschloß der Stadtrat am 15. Juli dieses Jah- 
res, daß dem Hans Menz r-Gloggen zu gießen bewil- 
ligt werdewe. Ab 1597 erscheint dann Menz regel- 
mäßig in den Archivalien der Salzburger Gold- 
schmiedezunft. Knapp vor dem 22. Oktober 1602 ist 
er verstorben; an diesem Tag hatte seine Witwe ei- 
nen seiner Lehrlinge" dem Salzburger Gold- 
schmied Michael Feichtmayer "auß zu lernen hin- 
umb lassenue. 
Im Zusammenhang mit der durch das Diplom Kaiser 
Rudolfs Il. vom 24. August 1594 erfolgten Standes- 
erhöhung der Familie Raitenau hatte Erzbischof 
Wolf Dietrich "offenbar aus eigener Machtvollkom- 
menheit-s" eine Wappenvermehrung des Raitenau- 
ischen Familienwappens" vorgenommen, das ie- 
doch auf den beiden Leuchtern noch in seiner ur- 
sprünglichen Form erscheint. Da Hans Menz zum 
Zeitpunktdes Erwerbs des SalzburgerBürgerrechts 
zwar nicht die vnmasnhrinhenen vier Jahre aber
	        
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