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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

 
am, Palazzo Borghese, Galerie. Cosimo Fancelli. 
uckplastik. 
ien, Servitenkirche. G.B. Barbarino, Stuckplaslik 
Erythräische Sibylle". 
3m, Sta. Lucia in Selci. Francesco Borromini, Engel 
1er der Sakramentskapelle. 
Dekorationen der sechziger und siebzigerJahre an- 
gelegtsind. Was Carlone in Passau und Barbarino in 
Kremsmünster vollbringen, ist die Integration von 
Architektur und Stuckdekoration zu einer wechsel- 
seitig sich steigernden Einheit in ihrer raumbilden- 
den Funktion. Der wesentliche Unterschied zu ita- 
lienischen bzw. römischen Kirchenräumen mit ti- 
gürlichen Stuckdekorationen ist deren Gleichwer- 
tigkeit mit der Architektur. In Passau und Krems- 
münster wird die Figuralstukkatur durch ihre raum- 
bildende Mächtigkeit zu einer nanderen Architek- 
tur". Diese Entwicklungsphase erscheint in Rom 
erst um 1700 rnit den Dekorationen der Mittel- 
schiffswände in der Chiesa Nuova, der Caecilienka- 
pelle in S. Carlo ai Catinari, in Sta. Maria dell' Orto 
u.a.'2 Inwieweit Barbarino über Vermittlung von 
Carlo Antonio Carlone als dem Bauberater in 
Kremsmünster Einflüsse von den Passauer Stuck- 
dekorationen Giovanni Battista Carlones aufge- 
nommen hat, bedurfte einer gesonderten Untersu- 
chung. Die epochale Tat Barbarinos und Carlones 
markiert an der Stilwende um 1680 in der gestaltpla- 
stischen Synthese von Architektur- und Bildraum 
den Aufbruch zum spätbarocken Gesamtkunstwerk 
in Österreich und Süddeutschland. Die Auswirkung 
dieser genialen Schöpfungen Barbarinos und Car- 
lones, die als Parallelität zweier außerordentlicher 
Künstlerpersönlichkeiten unter verhältnismäßig 
gleichartigen Voraussetzungen zum Zeitpunkteiner 
epochalen Wende zu sehen ist, war daher unge- 
wöhnlich weitreichend. In Schwaben sind vor allern 
 
l2 Kremsmunster. Refektorium. G. Altieri, Stuckdetail in 
der Deckenmitte. Foto: Karl Kosel. 
13 Rom. S. Giovanni in Laterano. Fr. Borromini, Stukkatur 
in einem Seitenschitf. 
Jlld jene Carlones im Passauer Dorn von weg- 
ender Bedeutung. Doch nicht einmal in ll Gesü 
zt die Stuckplastik der Fensterzone iene mo- 
antale Bedeutung wie in Passau und Krems- 
ster, welche die Figuren nicht nur als Fortset- 
der Architektur, sondern als deren Steigerung 
Erfüllung in der Ausbildung eines von der mo- 
antalen Hoheit der menschlichen Gestalt ge- 
ten Raumes begreift. Die Identifikation von Ar- 
iktur und figürlicher Plastik ist in Passau und 
ismünster wesentlich stärker als z.B. in II Gesü. 
1 leiten sich die Dekorationen Carlones und 
arinos mehr vom Raumverhältnis der Dekora- 
her. das Pietro da Cortona in der Chiesa Nuova 
haften hat, als von ll Gesü. wo die Gewölbede- 
tion ausschließlich von den Deckengemalden 
onzipiert ist. Die damit angesprochene struktu- 
Verwandtschaft zwischen der Dekoration des 
gewölbes im Passauer Dorn (1678-80)" und 
' in den Seitenschiffen der Stiftskirche Krems- 
ster bedeutet trotz der Unterschiedlichkeit ihrer 
ilichen Vorbedingungen in der gleichwertigen 
sich steigernden Einbeziehung der figürlichen 
kalur als Bindeglied zwischen Architektur und 
xenmalerei eine enorme Steigerung der Mog- 
eiten. die in den oben genannten römischen 
 
 
die Stuckdekorationen der Klosterkirche Holzen bei 
Augsburg (1704 ff.) und der Klosterkirche Ochsen- 
hausen (Gaspare Mola 1729-32) zu nennen". In 
Holzen wird dersteile Mittelschiffsraum Franz Beers 
durch die Figuralplastik in der Gesims- und Gewöl- 
bezone zu einem von mächtigen körperlichen Vo- 
lumina erfüllten Expansionsraum gesteigert 
(Abb. 14). Die Bildung einer anderen, d.h. men- 
schengestaltigen Architekturim architektonisch ge- 
formten Raum wird hier im Anschluß an Passau und 
Kremsmunster zu großartiger gesamträumlicher 
Monumentalität erhoben. Letztlich reichen die Aus- 
wirkungen bis zu den Atlanten in Baithasar Neu- 
manns Treppenhaus von Schloß Brühl (1743-48). 
Man ermißt aus diesen Andeutungen die Bedeutung 
dieser Umgestaltungen - im wahrsten Sinne des 
Wortes - in Kremsmünster und Passau, deren ge- 
staltplastische Tektonik der Monumentalität dieser 
mittelalterlichen Fläume adäquat und kongenial ist. 
Mit einer Beurteilung als vorwiegend dekorative 
Leistung bleibt man hier an der Oberfläche haften 
und verkennt ihre monumentale tektonische Sub- 
stanz, die aus ihrer römischen Wurzel erwachsen ist. 
In diesem Zusammenhang sei noch kurz erwähnt. 
daß die musizierenden Engel an der Emporenbrü- 
stung der Klosterkirche Holzen mit dem Wiener Stil- 
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