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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

Ftoswitha Preiß 
Unbekannte Handzeichnun- 
gen von Johann Georg 
ltzlfeldner 
im 1B. Jahrhundert waren in einigen ländlichen 
Kunstzentren Bildhauer mit ausgesprochen zeich- 
nerischer Begabung tätig, so auch in dem damals 
noch salzburgischen Tittmoning an der Salzach. 
Über das Leben des dort ansässigen Bildhauers Jo- 
hann Georg ltzlfeldner sind wir nur lückenhaft un- 
terrichtet'. So sind sein Geburtstag und der Geburts- 
ort nicht bekannt. Aus dem Sterbebuch in Tittmo- 
ning erfahren wir, daß der Bildhauer am 31.8.1790 
im fünfundachtzigsten Jahr seines Alters verstarb. 
Er ist demnach 1705 oder 1706 geboren. Im Trau- 
ungsbuch der Dompfarre zu Salzburg wird am 
10. November 1727 die Heirat Georg ltzlfeldners mit 
der um 15 Jahre älteren Anna Sophia Theresia Spin- 
nenstödterin vermerkt und der Bräutigam als r-Futu- 
rus civis et Sculptore zu Tittmoning bezeichnet. ltzl- 
feldner war also im Alter von 22 Jahren ausgelernter 
Bildhauer. Weiters erfahren wir aus dieser Urkunde 
die Namen der Eltern des Künstlers, der als uneheli- 
ches Kind geboren wurde. Der Vater, Matthias ltzl- 
feldner, war 1727 schon verstorben, hatte aber. wie 
dies im 18. Jahrhundert bei unehelichen Kindern üb- 
lich war. diesem seinen Namen gegeben. Die Mutter. 
Apollonia Griessnerin, lebte noch. Als Trauzeuge 
fungierte der Salzburger Kaufmann Georg Chri- 
stoph Hagenauer, bei dem die Braut als Magd ge- 
dient hattez. Die Hagenauer waren durch Heirat mit 
der Tittmoninger Kaufmannsfamilie Wagner ver- 
wandt, die zweimal den Tittmoninger Bürgermeister 
stellte. Daher wohl ließ sich ltzlfeldner in Tittmoning 
als Bildhauer nieder. Größere Aufträge erhielt er 
dort allerdings erst nach dem Tode seines Vorgän- 
gers Richard Högner im Jahre 1734. Damals erwarb 
ltzlfeldner auch ein Haus, heute Wägnergasse 1, in 
dem ersicherlich seine Werkstätte hatte. Am 6. Jän- 
ner 1729 wurde der Sohn Franz Caspar geboren, der 
später Weltpriester wurde und als Verfasser theolo- 
gischer Schriften sowie eines Trauerspieles in die 
Chroniken einginga. Nach dem Tode seiner Mutter 
im Jahre 1762 traute er in Tittmoning seinen Vater 
am 10. Mai d.J. mit Eva Gaisreither. Tochter eines 
Zimmermeisters aus Inzell. Trauzeugen waren der 
Goldschmied Egidius Hablitschek und der Tischler 
Wolfgang Sauerer. Von den beiden Töchtern dieser 
Ehe starb die jüngere schon als Kleinkind. Franz 
Caspar verschied im Alter von 45 Jahren am 5. Mai 
1774 als Vikar in Zederhaus im Lungau. Mit der 
Tochter Theresia ltzlfeldner starb die Familie im 
Jahre 1823 aus. 
Die künstlerische Herkunft ltzlfeldners mußte auf 
stilkritischem Wege erschlossen werden. da weder 
sein Geburtsort noch seine Lehrer überliefert sind. 
Dies wird durch das Fehlen von ausgesprochenen 
Frühwerken erschwert. Das erste erhaltene Werk 
stammt aus dem Jahre 1747. das letzte aus dem 
Jahre 1787. Die ältere Forschung' sieht ltzlfeldner 
hauptsächlich in der Salzburger Schnitztradition 
verwurzelt. Josef Anton Pfaffinger (1684-1758) und 
Simon Frieß (um 1650-1725) werden als Lehrer ge- 
nannt. Die "frühen-r Arbeiten verraten jedoch auch 
Bezüge zum niederbayerischen Landshuter Kunst- 
kreis, dessen Hauptmeister damals Wenzel Jorhan 
(um 1695-1752) war. Etwa ab der Jahrhundertmitte 
geriet ltzlfeldner unter den Einfluß der Münchner 
Bildhauerschule. vermutlich durch seinen Schüler 
Philipp Jakob Rämpl aus Holzhauseni. der als Ge- 
selle zusammen mit lgnaz Günther bei Johann Bap- 
tist Straub (1704-84) in München lernte. Vor allem 
Günther wurde später ltzlfeldners großes Vorbild. 
ltzlfeldner arbeitete in erster Linie für die Kirchen in 
der Umgebung von Tittmoning, im sog. Flupertiwin- 
kel. der damals noch salzburgisch war und erst1816 
bayrisch wurde; so für die Kirchen von Asten, Titt- 
moning, Engelsberg, Tettenhausen, Fridolfing, Kay. 
Palling, Kirchstein und Traunwalchen. Alle diese 
Orte gehören heute zum Landkreis Traunstein. Wei- 
ters war ltzlfeldner für Kirchen in Laufen, Saaldorf 
(Landkreis Berchtesgaden), Ostermiething (Ober- 
österreich). im Salzburger Flachgau (Arnsdort, Ma- 
ria Bühel, St. Georgen bei Oberndorf, Ober- und Un- 
tereching), im Tennengau (St. Koloman bei Hallein, 
Pfarrwerfen), im Pongau (Wagrain) und im Lungau 
(Zederhaus) tätig. 
Je nach Auftragslage unterhielt ltzlfeldner zeitweilig 
einen größeren Werkstattbetrieb. für den er die in 
Tittmoning ansässigen Maler Andreas Dinzl aus 
Dannenburg in Tirol, nach dessen Tod 1753 Franz 
Raphael Hörbst (1732-1772) aus Telfs in Tirol und 
Josef Rieger aus Graz sowie die Tischler Peter Ftiehr 
(1711-1749) und Wolfgang Sauerer(1717-1792) aus 
Cham in Bayern als ständige Mitarbeiter gewinnen 
konnte". 
1 J.G. ltzlfeldner. Altarentwurf. Feder in Rot. braun li 
aufweißem Papier, H. 345 mm. Einfassungslinie au 
Seiten, oben halbrund verlaufend. In derrechteri un 
Ecke bez; "Georg lzlfeldner burg. Bildhauer in Til 
ninga. Links von der gezeichneten rechten Altarl 
Kostenvoranschlag: "Die zwey Engel zusamen zi 
Die zwey Seithenschnierggl pr. 7 (I. Die zwey Statu 
3112 Schuch hoch pr. 14 fl. Und dises demnachs 
billichlst im Breiß gegen guet. und kunstgemeßs 
weith zu IIHGTILM Michaeibeuern (BH. Salzburg). Sli 
chiv. 
2 J.G. ltzlfeldner, Tabernakelrißmit zwei Alternativha" 
Feder in Braun. grau, gelb und samtrot laviert über 
griffelzeichnung aufweißem Papier, 310195 mm, l 
Maßeinteilung 1-3, Einfassungslinie auf vier S 
Tittmoning (L.-Kr. Traunstem), Pfarrarchiv. IV 
50alb. 
3 J.G. ltzlfeldner, Tabernakelentwurt. Feder in Braun 
rot lavierl über Bleigriffelzeichnung auf weißem Pi 
315201 rrlm, unten Maßeinteilurig. Einfassungslin 
vier Seiten. Tittmoning (L.-Kr. Traunstein), Pfarra 
Mappe 50alb. 
4 J.G.ltzifeldner, Entwurf tür die linke Hälfte eines T 
nakels, Feder in Braun, grau laviert auf weißem F 
mit Quadrierungsnetz, 2952205 mm, im unteren E 
des Blattes Maßeinteilung 1-5 und Grundriß. E 
sungslinie auf vier Seiten. In der rechten unteren 
bez.: -Fridolfing, Georg lzlfeldner A0. 1761". T 
stein, Stiftung Heimathaus Traunstein. 
5 J.G. ltzlfeldner, Entwurf fürdie linke Hälfte eines AI 
Feder in Braun, grau und mittelblau laviert auf w: 
Papier, 450240 mm, unten links Grundriß, rechts 
einteilung 1-6, Einfassungslinie auf vier Seiten. A 
gurenpostament ganz unten bez.: wGeorg Izlfeldni 
Ao. 1771". Traunstein. Stiftung Heimathaus Traun 
Anmerkungen 1-10 
(Anm. 11-14 siehe S. 24) 
' Vgl. dazu: Fl. Preiii. DerTittmoninger BildhauerJohann Geo 
feldner (um 1705-1790) Ein Beitrag zum Salzburger Rcikok 
gedr. phil. Diss . Innsbruck 1971. Diese Monographie wird g 
im Konrad-Verlag in Weißerihorn (Bayern) erscheinen. 
Auszüge aus den Trainings. Tauf- und Sterbebüchern in: n. 
a a.o., s. 372479. Hier urid in den Kirchenrechnungen wi 
Name des Bildhauers meistens so geschrieben, wie er sei 
gnierte, nainlich rilzllaldnerk. Dennoch seil die in der Litelatl 
geburgerte Schreibart "ltzlfeldner" beibehalten werden. 
tut. Baader. Das gelehrte Bayern, l Bd..1l304.Sp.5S9.-J.G 
sei, Lexikon der verri Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teut 
Schriftsteller. Bd. Vl. 1606. s. 301. - c v wiirzbacli-Tannei 
Biographisches Lexikon des Kaiserlhurns Oesterreich. t 
1953, s. 29a. e M. FÜfSl. Biographisches Lexikon liir desl 
zwischen lnn und Salzach. 1901. s. l71. - R. Preiß. 
s. 457490. 
' L. Fretzell. Salzburger Barockplastik. Berlin 19:45. s. 92 li. 
o. Woeckel, Der bayerische Rokokobildhauer Philipp Jakob 
(1728-1809), in: Das Munster, 9. 195a. s. 305 lt. 
Nach iiendsciiriitllchen Auszügen aus den Trauungs- und s 
buchern in Tittrndning von F Ludwig +. Tiitriiening. Den Ge 
ort Riegers teilte niir Dr. P. v. Bomhard niit. 
e. Piiiwein. Biographische Schilderungen oder Lexikon salz 
scher Künstler. Salzburg 1621. s. 79 und 109. 
' Freundliche Mitteilung von Dr. L. Neusell +, Traunstein. deri 
neni Nachkommen Hörrriarins stiicke aus dem Nachlaß ltzlfe 
keurte Auch derKunsthändler Max Heiß erwarb einige sachi 
spater in das l-ieirnethaus Traunsteln gelangten. 
' G. Woeckel bezeichnet das Aquarell als eine dergrooen Schi 
sturigen der Kunst des nbkcke. Ders, lgnaz Günther. Die 
zelchnungen des kuriiirsilicii bayerischen Hofbildhaueis 
lgnaz Gunther (1725-1775). WeiBerihorn 1975. s. 42. - Vgl 
auch: J. Tauben, Fassungen suddeutscher Rckckbliguri 
Deutsche Kunst und Denkmalpflege. 1960. s. 391i. 
l" H. Klessrrienn. Unbekannte Altareritwürfe von Johann E 
strauti. in: Zeitschrift fur Kunstwissenschett. Bd. 10.195154 
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