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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

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elementen durchsetzte Note wandelt sich sehr 
rasch, und er wendet sich nun aufgeschlossen und 
tatkräftig den Problemen der Gegenwart und seiner 
Umwelt zu. Er hatte damit seine eigentliche Bega- 
bung und Berufung zum Karikaturisten entdeckt 
und entwickelte sich immer mehr zum geistigen 
Führer des iSimplicissimusr, der zu einer satirischen 
Wochenzeitung von Weltweite und Weltgeltung 
emporwuchsß, schreibt Eberhard Hölscher in sei- 
nem Buch wDer Zeichner Th.Th. Heine". 
Schon im 1. Jahrgang des nSimplicissimus" mar- 
kierte Heine deutlich sein Programm, für das er im- 
mer wieder kämpfend eintrat. "im Damenbade sagt 
ein junges Mädchen ungeschminkt: wFrau Geheime 
Ober-Zensurrätin, jetzt verstehe ich die grundsätzli- 
che Abneigung lhres Herrn Gernahls gegen alle Nu- 
ditäten." Den Offiziersdünkel greift Heine an, wenn 
ereinen feinen Herrn, dem soeben vom Zug ein Bein 
abgefahren worden ist, alserstes sagen Iäßt: "Fatal! 
Jetzt kann ich nicht mehr Fteserveoffizier sein!" - 
Eine arme Frau mit zwei ausgemergelten und ver- 
hungerten Kindern traut sich, zwei sogenannte 
ßbessere Herrschaften" anzusprechen, deren fei- 
ster Köter vor einer übervollen Schüssel hockt: 
vBitfschön- wenn der Herr Hund vielleicht nicht al- 
les aufessen kann . . .11 Und 1902 greift Heine Schul- 
probleme in München auf, die in ihrer zwingenden 
Brisanz auch 1978 gelten: "Schau, bal Kinder, die 
wo Läus' haben und solchene, die wo koane Läus' 
net haben. in oaner Klass' beianand sitzen, nacha 
hoaßt ma's a Simultanschul!" Heines Karikaturen 
sind nicht zuletzt deshalb so zwingend, weil mit 
spärlichen Farben ein Bild von plakathafter Aus- 
strahlung erzielt wird. Ludwig Thoma schrieb 1905 
schwedischer Staatsbürger starb er 1948 in Stock- 
holm. 
Ferdinand von Reznicek wurde 1868 in Wien gebo- 
ren. Als k.u,k. Kavallerieoffizier fühlte er sich un- 
wohl, studiertedeshalb in Münchemwoereine neue 
Heimat fand. Mit Th.Th. Heine arbeitete er beson- 
ders gut zusammen. Hatte dieser wieder einmal die 
Obrigkeit schwer angeschossen. so mußte Fteznicek 
für eine besonders vsittenlosee Zeichnung sorgen, 
damit der Staatsanwalt in den Gewissenskonflikt ge- 
riet, ob er nun die Moral oder aber den Staat zu 
schützen habe. Der elegante Wiener Freiherr löste 
diese Aufgaben spielerisch. Der Staatsanwalt fürch- 
tete sich als Alter Herr einer strammen Studenten- 
verbindung, von seinen studentischen Bundesbrü- 
dern als alberner nTugendwächteru ausgelacht zu 
werden; man warja aufjede Form gepfefferter Witze 
scharf. Und wie der Herr Justizminister reagieren 
würde. derja auch dem i-schlagenden Lagen nahe- 
stand, wußte man schließlich auch nicht. So wurde 
oft aus tcrschem Einschreiten ein groteskes Stram- 
peln auf ein und demselben Fleck. 
In seinem Rückblick auf den "Simplicissimusk 
schrieb Eugen Roth: Ftezniceks i-Blätter sind Doku- 
mente der Mode. Akte hat er fast nie gezeichnet. 
wohl aber die zu ihrer Zeit so aufregende Unterwä- 
sche. das Schnürkorsett wie das knisternde Frou- 
Frou. das verführerisch aus den Spitzen lugende 
Bein, den weißen, wie durch einen Zufall entblößten 
Busen." Auch für die "Fliegenden Blätter-t und die 
eJugend-i arbeitete Fteznicek. In seinen "Erinnerun- 
gen" schrieb L. Thoma: "Reznicek war der typische 
Österreicher von guter Familie; taktvcll, liebens- 
würdig, heiter, in Manieren wie im Charakter vor- 
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iSimplicissmus- und die YJugend- bekannt wurden. 
war er sogleich der populärste, und er ist es geblie- 
benß Diese positive Einstellung gegenüber dem 
Wienerhatte Thoma freilich erst aus der Flückschau, 
denn 1901 meinte Thoma noch: e. .. Das, was R. 
gibt, ist nicht Kunst, ist bloß glattgeschniegelte Af- 
terkunst. langweilig, entsetzlich geistlosß Ftezni- 
ceks besondere Vorliebe galt dem Münchner Fa- 
sching. Ein v-Arterienonkelß gackert während eines 
stürmischen Tanzes: --Kinder, san mir lustig, daß der 
Kalk in den Adern dampft!" 
Wilhelm Schulz, 1865 in Lüneburg geboren, war 
kein eigentlicher Karikaturist. Als Kind armer Leute 
lernte er i-sclides handwerkliches Können- in Ham- 
burg. Stipendien ermöglichten ihm das Studium in 
Berlln,Karlsruhe und München.Schulz vwarein stil- 
ler Mensch, aber voller Heiterkeit und Freude am 
Leben. Bis in sein hohes Alter hat er sich diese 
durchaus bejahende Einstellung bewahrt-i. Er 
zeichnete seine meist großformatigen Blätter am 
liebsten mit der Kohle. Er hatte eine Vorliebe für die 
Idylle, für des Lebens beschaulichen Frieden. Aber 
auch als Satiriker trat er hervor. wVom Regensbur- 
ger Katholikentag-i berichtete er beispielsweise in 
einer Zeichnung, daß dort zwei geistliche Herren 
mittelalterliche Folterwerkzeuge bestaunten: eDö 
lnstrumenterln sollt'n ma halt no haben, nacha 
waar's besser um unseren heiligen Glaub'n b'stellt!w 
(1904) 
Der in Brixen geborene Eduard Thöni (1866w1950)- 
als Mitglied der i-Simpl-Fledaktionu schrieb er sich 
Thöny - hatte einen nHerrgottschnitzer-A als Vater. 
Die Mutter kam aus einer Bergbauernfamilie aus 
dern Vintschgau. Wegen bessererverkaufschancen
	        
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