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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

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r- von Karl Arnold (1920). Während das obere 
ein rauschendes Fest zeigt, auf dem ge- 
ammt. geprallt und getanzt wird. sieht man auf 
unteren eine verarmte und hungernde Familie 
rern kärglichen Zimmer sitzen. - Am Berliner 
andorfplatz war 1927 die Piscator-Bühne mit der 
ifführung des Dramas "Hoppla, wir lebenle von 
er eröffnet worden. Ernst Toller (1893-1 939) war 
t als Mitglied der Münchner Räteregierung zu 
Jahren Festung verurteilt worden. Seine revolu- 
ären expressionistischen Stücke erregten in den 
"tziger Jahren großes Aufsehen, Karl Arnold ka- 
rte die snobistische Einstellung einer reichen 
stbeflissenen Oberschicht. die aus sicherer Ent- 
urig gerne i-Revolutione zur Unterhaltung kon- 
iert: --'n guter Logenplatz und die Revolution 
1er Bühne. da sag' ick blos' vive la republiquele 
trnold, "Hoppla, wir lebenle, 1927) 
"Simple stand den Bemühungen der Regierung 
ätabilität und Sicherheit durchaus anerkennend 
enüber. aber das parlamentarische System der 
ublik in der Form des Parteienstaats gefiel ihm 
wicht. Seiner Meinung nach lochten hier Einzel- 
ipen einen bedingungslosen Kampf um ihre je- 
igen Interessen aufdem Rücken der Demokratie 
auf Kosten des Volks. Der Vielparteienstaat war 
Gegenteil der erhofften nationalen Einheit. lm 
nple wardieAngstvorden "Linken-- noch immer 
it gewichen. Gegen die Nationalsozialisten 
pfte er zwar heftigst. unterschätzte sie aber in 
ischer Weise, da er sie nur ständig restlos ver- 
ttete und lächerlich machte. Die Karikatur im 
nple dieserZeit macht deutlich, wo erdie eigent- 
e Gefahr für den Fortbestand der Republik wit- 
a: im Zusammengehen nationalkonservativer 
ite mit "Extrem-Rechten. Eine Parallele wurde 
struiert zur Vorkriegszeit. Auch damals brachte 
Ehe zwischen den wirtschaftlichen Interessen 
Großbürgertums mit der Machtelite der Monar- 
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Olaf Gulbransson. nDer blinde Zar-r (1905). Druckfar- 
ben: Ftol, Violett. Simpl: Jg. 9. Nr. 48, S. 471. Titelseite. 
Die Karikatur zeigt Nikolaus ll. Alexandrciwitsch 
(1868-1918) 
Olaf Gulbransson, y-Kaisermanoven- (1909) e "Seine 
Majestät erklären dem Prinzen Ludwig von Bayern die 
feindlichen Stellungem. Original 35,5x25,5 crn. Tu- 
sche. Pinsel. Feder. Blei- und Farbstift; Farbe: Grün; 
bez.u.re. -OLAF Gw Prien, Privatbesitz. Simpl; Jg, 14. 
Nr. 25, S. 424, ganzseitig; Druckfarben: Blau, Grün 
Karl Arnold. "Genug der Revolutionen! Zurück zum 
Bürgertuml- (1925). Original 27,5x22,5 cm, Tusche. 
Feder, Aquarell; Farben- Grün, Blau, Gelb, Rosa, Braun; 
bez.u.re. -KA 25i. München. Stadtische Galerie im Len- 
bachhaus (lnv. Nr. Arnold 1970) Simpl.. Jg. 30, Nr. 31, 
S. 437, Titelseite. Druckfarben. Violett, Orange, Braun 
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chie den katastrophalen Niederbruch, Der nSimple 
sah, daB die Demokratie ausgehöhlt wurde von poli- 
tischen Hasardeuren, Demagogen und skrupellosen 
Schiebern. 
Als das 1. Heft des 36. Jahrgangsam 1. April 1933 er- 
schien. trug es eine grüne Banderole. auf der die 
Aufhebung des zeitweiligen Verbots der Zeitschrift 
zu lesen stand. Der r-Simplicissimusr- war im weite- 
sten Sinn des Wortes gleichgeschaltet. Redaktion 
und Verlag hatten der nationalsozialistischen Re- 
gierung i-loyales Verhalten in bindender Form-r zu- 
gesichert. Die rote bissige nSimpl-Doggee lag fest 
an der Kette, sie hatte alleZähne verloren. siewar ei- 
gentlich schon längst gestorben. Der "Simple wurde 
sogarzum Aushängeschild des Nazi-Regimes;1944 
verhinderte Papiermangel das weitere Erscheinen: 
harmlose unpolitische Witzchen und Propaganda- 
blätter für Hitler waren das Ende. -Von der ver- 
schleierten Kritik, die in den dreißiger Jahren man- 
che deutsche Zeitung und Zeitschrift noch wagte, 
war im tSimplr wenig zu spüren." (Golo Mann). 
Anachronistische Wiederbelebungsversuche in Sa- 
chen iSimplicissimus- nach dem Zweiten Weltkrieg 
scheiterten. 
Anmerkungen 1-5 
- Frank Wedektnd ini helltgen Land Letzte stmprie 11990) 
1 Fluprethl Konrad. Politische Zielsetzungen und Selbstverstandnis 
des "StmpllCISSlfTlUS in Ausstellungskalalog rslmplicCisimusa 
Eine seiiiiscne zeitsenritt Miinenen lawtsiw. Miinehen 1977, 
s 90. 
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Der eiilscnitirireicrie. seiir interessante und gut dokumentierte Aul- 
saitz von niipiecnt Konrad behandelt das gestellte Trierne engagiert 
und vorbildlich. e Im Katalog ftnden SICH BUCH weilertiinrende bihllu- 
graphische Angaben ziirn "SlmpllClSSlmtJS". 
Ü Anschrift des Autors: 
Dr. Gerd-Dieter Stein 
Assistent am Institut fur 
Germanistik der Universltat Salzburg 
A-5020 Salzburg. Schleinlackenstr 26
	        
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