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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

A Künstlerprofile 
 
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Roland Goeschl 
Einer. der zwar als Bildhauer gilt, weil er eine herkomm- 
liche Ausbildung erfahren hat, der aber am konsequente- 
sten uber die Grenzen der Bildhauerei gestalterisch und 
materialmaßig hinaustendierte, ist Prof. Roland Goeschl. 
Roland Goeschl ist 1932 in Salzburg geboren. Er be- 
suchte dort die Sommerakademie und wurde mit den Äfts 
fangsgründen seiner Disziplin durch seinen damaligen 
Lehrer. Giacomo Manzu. bekannt Im Anschluß daran trat 
er in die Meisterklasse von Fritz Wotruba an der Wiener 
Akademie der bildenden Künste ein und beschloß seine 
Ausbildung mit dem Diplom im Jahre l960 Im Jahre 
1962 führte ihn ein Stipendium an ein Zentrum modernen 
Gestaltens. das Royal Oollege of Art in London, Zuruck- 
gekehrt, war er von 1963-1966 Assistent bei seinem alten 
Lehrer Fritz Wotruba. um 1967 nochmals ins Ausland zu 
gehen. diesmal zu einem einiahrigen Aufenthalt in Berlin. 
das auch in kunstlerischen Belangen ein besonderer "Ort 
der Freiheit-i in Europa ist. Im Jahre 1969 gewann er bei 
einem Wettbewerb der BASF den ersten Preis. im selben 
Jahr richtete Werner Hoffmann eine große Ausstellung 
im Museum des 20. Jahrhunderts fur ihn ein und lenkte 
damit die Aufmerksamkeit der Kunstwelt auf ihn. In der 
Folge gelang es im Jahre 1972. ihn als Professor an das 
Institut für zeichnerische und malerische Darstellung an 
der Technischen Universität in Wien zu verpflichten, 1975 
erhielt der Künstler im Rahmen der Preise der Stadt Wien 
den Preis fur Bildhauerei. 
Wer wie Roland Goeschl seine Ausbildung bei dem Klas- 
sizisten Giacomo Manzu begann. dann in der harten 
Schule Wotrubas war, anschließend sich in London und 
Berlin umsah und betatigte und dabei den Versuch un- 
ternahm. diese vielfaltigen Anregungen zeitgenossischen 
Gestaltens mit seiner eigenen Personlichkeit zu durchs 
dringen, sie zu integrieren, kann konsequenterweise nur 
zu einer ganz individuellen gestalterischen Ausdrucks- 
weise finden. Der Zeitgenosse wird in den Ouaderblok- 
ken. die Goeschl wie ein titanisches Riesenspielzeug 
handhabt und wie ein titanischer Baumeister aufturmt. 
heruntersturzen. zu chaotischen und geordneten Grup- 
pierungen zusammentreten laßt und sie dann auch noch 
mit den Farben Geib, Rot und Blau versieht, kaum noch 
das an ihnen erkennen, was man bisher unter Plastik 
oder Bildhauerei verstanden hat, eher schon muß er sie 
als entgegengesetzte Bildungen, als Anti-Plastiken emp- 
finden. Roland Goeschls tektonische Schopfungen ten- 
dieren durch ihre monumentalen Formen und durch ihre 
baumeisterliche Konzeption eher in die Bereiche der Ar- 
chitektur und durch ihre farblichen Klange in iene der 
Malerei. Solche Schoofungen. solche kubischen, farbi- 
gen Bausteine sind zumeist in den Zusammenhang mit 
Architekturraumen. mit den umbauten Raumen unserer 
Stadt konzipiert Mit Hilfe dieser farbigen Gioßbausteine 
iedoch sprengt Goeschl den traditionellen afChileklüflls 
schert Rahmen der Bauten und verandert deren Dimen- 
sionen auf eine schockierende und verfremdende Weise. 
Mit seinen skulpturalen Schopfungen stellt er den Vor- 
rang der Architektur in Frage. Seine dreidimensionalen 
antiklassischen Konzeptionen haben nichts mehr zu tun 
mit einer Skulptur im Dienste der Architektur. Sein skulp- 
turales Engagement zerstort konsequent die traditionelle 
Hierarchie der Kunste e verwischt die Demarkationslinie 
zwischen den Künsten und hebt letztlich deren traditios 
nelle Abgrenzungen vollig auf. Wilhelm Mrazek 
i Fassadengestaitung "Fliesen City 
SUGK Neu erstandenes Einkaufszen- 
trurri rriit Fassadengestaltung iri Gelb. 
am, Blau. DembhstratiOn Goeschls 
einer konsequenten Wciteriuhrung 
einer Konzeption. Zeitgenossisßhe 
Kunst als Ausdruck Zeilgertosslscher 
Gesinnung und als Darstellungsform 
fur Slh modernes wirtscriaitsunter- 
nehmen zu Wahlen 
Roland Goeschl 
Plalzgestaltung mit fallenden Qtlßn 
derblocken in Gelb Rot. Blau fur das 
studententieirn Wien-Dobllrig. 
l972I73 
4 "Kunst am Bau-- Vorstellung einer 
individuellen Auflcrung arri Beispiel 
des Hauses Wien IO Favoritenstraße 
Ecke Laridgutgasse Starke farbige 
Akzentuierung der Fenster soll den 
Eindruck einer Maßstabveranderung 
errelchen irn Gefolge vollige Verann 
derung des Straßenbildes Bauherr 
rri-iurnanicti ließ erstmals anstatt Wer- 
bebemalung ein Kunstwerk anbrin- 
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