A Künstlerprofile
40
Roland Goeschl
Einer. der zwar als Bildhauer gilt, weil er eine herkomm-
liche Ausbildung erfahren hat, der aber am konsequente-
sten uber die Grenzen der Bildhauerei gestalterisch und
materialmaßig hinaustendierte, ist Prof. Roland Goeschl.
Roland Goeschl ist 1932 in Salzburg geboren. Er be-
suchte dort die Sommerakademie und wurde mit den Äfts
fangsgründen seiner Disziplin durch seinen damaligen
Lehrer. Giacomo Manzu. bekannt Im Anschluß daran trat
er in die Meisterklasse von Fritz Wotruba an der Wiener
Akademie der bildenden Künste ein und beschloß seine
Ausbildung mit dem Diplom im Jahre l960 Im Jahre
1962 führte ihn ein Stipendium an ein Zentrum modernen
Gestaltens. das Royal Oollege of Art in London, Zuruck-
gekehrt, war er von 1963-1966 Assistent bei seinem alten
Lehrer Fritz Wotruba. um 1967 nochmals ins Ausland zu
gehen. diesmal zu einem einiahrigen Aufenthalt in Berlin.
das auch in kunstlerischen Belangen ein besonderer "Ort
der Freiheit-i in Europa ist. Im Jahre 1969 gewann er bei
einem Wettbewerb der BASF den ersten Preis. im selben
Jahr richtete Werner Hoffmann eine große Ausstellung
im Museum des 20. Jahrhunderts fur ihn ein und lenkte
damit die Aufmerksamkeit der Kunstwelt auf ihn. In der
Folge gelang es im Jahre 1972. ihn als Professor an das
Institut für zeichnerische und malerische Darstellung an
der Technischen Universität in Wien zu verpflichten, 1975
erhielt der Künstler im Rahmen der Preise der Stadt Wien
den Preis fur Bildhauerei.
Wer wie Roland Goeschl seine Ausbildung bei dem Klas-
sizisten Giacomo Manzu begann. dann in der harten
Schule Wotrubas war, anschließend sich in London und
Berlin umsah und betatigte und dabei den Versuch un-
ternahm. diese vielfaltigen Anregungen zeitgenossischen
Gestaltens mit seiner eigenen Personlichkeit zu durchs
dringen, sie zu integrieren, kann konsequenterweise nur
zu einer ganz individuellen gestalterischen Ausdrucks-
weise finden. Der Zeitgenosse wird in den Ouaderblok-
ken. die Goeschl wie ein titanisches Riesenspielzeug
handhabt und wie ein titanischer Baumeister aufturmt.
heruntersturzen. zu chaotischen und geordneten Grup-
pierungen zusammentreten laßt und sie dann auch noch
mit den Farben Geib, Rot und Blau versieht, kaum noch
das an ihnen erkennen, was man bisher unter Plastik
oder Bildhauerei verstanden hat, eher schon muß er sie
als entgegengesetzte Bildungen, als Anti-Plastiken emp-
finden. Roland Goeschls tektonische Schopfungen ten-
dieren durch ihre monumentalen Formen und durch ihre
baumeisterliche Konzeption eher in die Bereiche der Ar-
chitektur und durch ihre farblichen Klange in iene der
Malerei. Solche Schoofungen. solche kubischen, farbi-
gen Bausteine sind zumeist in den Zusammenhang mit
Architekturraumen. mit den umbauten Raumen unserer
Stadt konzipiert Mit Hilfe dieser farbigen Gioßbausteine
iedoch sprengt Goeschl den traditionellen afChileklüflls
schert Rahmen der Bauten und verandert deren Dimen-
sionen auf eine schockierende und verfremdende Weise.
Mit seinen skulpturalen Schopfungen stellt er den Vor-
rang der Architektur in Frage. Seine dreidimensionalen
antiklassischen Konzeptionen haben nichts mehr zu tun
mit einer Skulptur im Dienste der Architektur. Sein skulp-
turales Engagement zerstort konsequent die traditionelle
Hierarchie der Kunste e verwischt die Demarkationslinie
zwischen den Künsten und hebt letztlich deren traditios
nelle Abgrenzungen vollig auf. Wilhelm Mrazek
i Fassadengestaitung "Fliesen City
SUGK Neu erstandenes Einkaufszen-
trurri rriit Fassadengestaltung iri Gelb.
am, Blau. DembhstratiOn Goeschls
einer konsequenten Wciteriuhrung
einer Konzeption. Zeitgenossisßhe
Kunst als Ausdruck Zeilgertosslscher
Gesinnung und als Darstellungsform
fur Slh modernes wirtscriaitsunter-
nehmen zu Wahlen
Roland Goeschl
Plalzgestaltung mit fallenden Qtlßn
derblocken in Gelb Rot. Blau fur das
studententieirn Wien-Dobllrig.
l972I73
4 "Kunst am Bau-- Vorstellung einer
individuellen Auflcrung arri Beispiel
des Hauses Wien IO Favoritenstraße
Ecke Laridgutgasse Starke farbige
Akzentuierung der Fenster soll den
Eindruck einer Maßstabveranderung
errelchen irn Gefolge vollige Verann
derung des Straßenbildes Bauherr
rri-iurnanicti ließ erstmals anstatt Wer-
bebemalung ein Kunstwerk anbrin-
gen
(AM