Aktuelles Kunstgeschehenlösterreich
namhaften Bildhauer dieser Zeit geboten. Der Schwer-
punkt liegt auf der Wiedergabe der menschlichen Figur.
Als Neuerer der Tiroler Plastik ist Ludwig Penz zu be-
trachten. Rcdin und Meunier bestimmen sein Herkom-
men. Hans Andre und Franz Santifaller. Professoren auf
der Akademie in Wien. gaben den Jüngeren Impulse.
Stark ist die Schule Wotrubas in vielen Arbeiten bemerk-
bar. Einige sehr ansprechende Tierplastiken von Josef
Kieltrunk. Claudius Molling und der llse Giacomuzzi sind
in kleinen Bronzen erfaßt. Besonders hervorgehoben zu
werden verdienen: Joanna Steinlechner-Bichler, Peter
Schneider, Hanna Koller, Rudolf Wach und Anton Chri-
stian. (s. 7-15. s. 197a) - (Abb. 13)
Galerie im Taxispalais
Serge Poliakoff
Der Maler wurde 1900 in Moskau geboren und übersie-
delte 1923 nach Paris. wo er sein ganzes Leben lang ar-
beitete. Die Ausstellung zeigte Arbeiten. die in der Zeit-
spanne von 1954 bis 1969 entstanden. Poliakoff. ein Mei-
ster des abstrakten Expressionismus, gehörte der -Ecole
de Paris- an. Die feinen farblichen Nuancierungen seiner
mit einfachen Formen gestalteten Bildern haben einen
starken Rhythmus und strahlen doch sehr viel Ruhe und
Ordnung aus. (21. 3.-2a. 4. 197a) - (Abb. 14)
Kitzbühel
Galerie Ferdinand Maler
Ernst Friedrich
1951 in HalllTirol geboren, studierte der Maler bei Max
Weiler in Wien. Wie bei seinem Lehrer ist auch bei ihm
die Natur mit ihren Strukturen. mit Verfilzungen und
Flechtmustern eine inspirierende Folie. Wohl sind seine
Blätter von kräftigen Farbstrichen gekennzeichnet, die
einen farbigen Grundakkord anschlagen. das graphische
Element ist jedoch absolut das vorherrschende. So treten
uns Muster gegenüber, die von einer inneren Spannung
getragen werden. (20. 5.-22. 6. 1978) - (Abb. 15)
Hannes Schwarz
Der 1926 ln Angern (Stmk.) geborene Maler, der sich um
die Gründung des Forum Stadtpark in Graz verdient ge-
macht hat, zeigte Zeichnungen, die mit ihren kargen An-
deutungen von Gegenständen. oft aus einem Ungewissen
kommend, dann wieder gleichsam von einer Verschim-
malung ergriffen. in ein Ungewisses gehend. an Wesent-
liches in unserer Existenz erinnern. Dabei kann. bei aller
Zurücknahme der Dimensionalität ein sehr räumliches
Gestalten in dem feinen Strichlagen festgestellt werden.
(24. s.-1s. 7. 197a) - (Abb. 16)
Hans Staudacher
Staudacher, einer der wesentlichen Wegbereiter und Ver-
treter von abstraktem Expressionismus und Informel in
Österreich. dessen Rolle In der Entwicklung dieser Male-
rei in unserem Land viel zuwenig beachtet wurde. da er,
keiner Gruppe angeschlossen. seinen eigenen Weg ging,
stellte Bilder aus den Jahren 1955-1960 und aus den
letzten beiden Jahren aus. Es wurde deutlich. mit wieviel
persönlichem Engagement dieser Künstler arbeitet, wie
sehr er seine Potenz in den Augenblick zu werfen im-
stande ist und wie sehr er andererseits mit viel Charme
lyrische Töne in sprühenden Farbkaskaden eufblühen
lassen kann. (19. 7.-7. e. 197a) - (Abb. 17)
Kärnten
Klagenfurt I Große Galerie im Künstlerhaus
Viktor Ftogy
Der 1924 in Villach geborene Objektemacher gab den
Klagenfurtern mit seinen -minimal-declerations- und
dern Katalog manchen Anstoß. der zu Auseinanderset-
zungen. wie weit etwas Kunst sei (noch. schon. in wel-
cher Ebene, zu welchem Ende). führte. Spertanisch be-
gnügte er sich mit Hinweisen. optischen Signalen. Letz-
tere leiteten ihn offenbar auch in der Kateloggestaltung.
(1s.-27. s. 197a)
Paul Kulnig
1931 in Klagenfurt geboren, studierte er bei S. Pauser
und H. Boeckl in Wien. Hier zeigteer Frauenakte. Ein
Thema, das er immer wieder aufgreift. Viele Blätter wa-
ren sehr locker. Fast flüchtig hingeschlungene Linien
verdichteten sich an entscheidenden Bündeln und lassen
Wölbungen und Hohlungen ahnen. Bei anderen Arbeiten
werden die Formen konkreter. zeigen kühne, ausgefal-
lene Perspektiven. losen sich aber auch auf, wo der
Zeichner nicht mehr mit dem Augen-Blick die Situation
erfaßt. im Ganzen betrachtet. scheint uns Kulnig locke-
rer. abstrahierender geworden zu sein. Ob er aber damit
mehr sagen kann. sei dahingestellt. (2.-17. 6. 1978) -
(Abb. 1B)
44
6 Kärntner Slowenen
Ernst Arbeitstein. 1942 bei Bled geboren. arbeitet grob-
flächig und mit gedeckten Farben. seine Motive sind ein-
fache bäuerliche Situationen. Joze Boschitz. 1951 in Ei-
senkappel geboren, ist da wesentlich realistischer. Gu-
stav Janus. Jahrgang 1939. aus Rosenbach zeigte inter-
essante Schablonfiguren. Valentin Oman. 1935. aus
St. Stefan bei Villach ist wohl der Bekannteste der sechs.
Er setzte hier graphische Elemente sehr spannungsreich
in seine Bildgefüge ein. Die Zorka Weiß aus Klagenfurt
bot Patterungen. und Johannes Zechner, ebenfalls Kla-
genfurt, Jahrgang 1953. hatte sehr duftig lockere, fast
an ostasiatische Aquarelle gemahnende Blätter, die sei-
nen Lehrer Max Weiler nicht ganz verleugnen können,
aber eine sichere Hand und gutes Empfinden Zechners
bezeugen. (22. 6.-4. 7. 1978) - (Abb. 19)
Villach I Galerie an der Stadtmauer
Hans Staudacher
Mit den Werken des 1923 in St, Urban am Ossiachersee
geborenen Kärntner und international bestens bekannten
Aktionsmalers wurden die neu adaptierten Räume der
10 Jahre bestehenden Galerie in der Widmanngasse 30.
eröffnet. Es war ein kleines Fest. zu dessen Eröffnung
Direktor Peter Baum ein Referat hielt. das eine sehr um-
fangreiche Sammlung von Staudachers Werken brachte
und das, nicht zuletzt. bewußt machte. wieviel von der
Initiative eines Mannes abhängt, der seinen Posten nicht
nur als Beamter ausfüllt, sondern mit ganz großem inne-
ren Engagement an der Entwicklung alles künstlerischen
Geschehens Anteil nimmt: Adolf Scherer. Durch ihn
wurde Villach ein Knotenpunkt im modernen österreichi-
schen Kulturleben. die Galerie präsentierte Werke nam-
hafter Künstler, wie sie sonst keine Galerie einer Stadt
dieser Größe ausstellen konnte, Die Aktivitäten der Kel-
lerbühne ergänzt sehr eindrucksvoll auf literarischem
Gebiet diese Arbeit. (24. 4.-20. 5. 1978) - (Abb. 20)
Johannes + Charlotte Seidl
Das Künstlerehepaar. das auch durch seine organisatori-
sche Tätigkeit um die Veranstaltungen wimpuls maria
schutz- bekannt ist. erarbeitete sich einen eigenen For-
menkanon in seinen keramischen Objekten: Brunnen.
Schreine. Zeichen. Es sind meist umschließende Elemen-
te. die etwas Bergendes, Weiches, Empfindsames haben
und Ruhe ausstrahlen. (30. 5.-23. 6. 1979) - (Abb. 21)
Florentina Pakosta
Die Graphikerin. über die wir im letzten Heft ein ausführ-
liches Künstlerprofil brachten. bot auch hier eine Auslese
ihrer markanten -Gesichtsbiidungen-. Physiognomiken.
die Ausdruck unserer Zeit geben, ein scharfes Auge und
eine beherrschte Technik bezeugen. (15. 7.-4. B. 1978)
Steiermark
Graz I Neue Galerie am Landesmuseum
Joanneum
Loys Egg
Objekte und Graphiken des geborenen Schweizers. Ver-
fremdete Gegenstände aus Holz, Eisen, Aluminium. Pa-
piermache. deren Bezugspunkte das Mythische, Archety-
pische sein sollen. Sehr individuell. Will grundlegende
Einfachheit. aber (nach Skreiner) keine private Mytholo-
gie. (14. 4.-7. 5. 1978) - (Abb. 22)
Stephan Fillitz
4B Exponate, davon 23 Plastiken. Breitgelagerte Bronze-
werke greifen in vielfältiger Weise Formbeziehungen zu-
einander auf. wobei die einzelnen Teile sich miteinander
verzahnen. sich organisch entfalten. Sehr dynamisch.
aggressiv. Saubere Arbeit. die sich immer wieder auf den
Menschen und sein Sein bezieht. (B. 6.-9. 7. 1978) -
(Abb. 23)
Oberösterreich
Linz I Stadtmuseum Nordico
Politische Graphik
Die Themen sind aktuell, etwa gegen AKWs. Arzteprivile-
gien. Neonazis. Minderheitenfeststellungen. Prügelpoli-
Zai. Bundasneerdrill und den SP-forcierten Abbruch der
St. Marxer -Arena-. Nach der großen Zeit der i-Foliti-
schon Plakate- in der 1. Republik wird hier zum ersten-
mal wieder ein Thema aufgegriffen. das auch von den
großen und bekannten Graphikern aufgenommen zu
werden verdiente. Freilich sind letztere heute oft so satu-
riert. dal! sie Aufträge von Minderheiten kaum mehr er-
reichen. (15. 5.-2. 7. 1978)
Österreichische Architektur 1945-1975
Eine Zeit- und Entwicklungstafel zeigte die Architel
entwicklung in der genannten Zeitspanne thematisi
chronologisch auf. Etwa 300 Projekte wurden in Qll
Bildgroße gezeigt. Es war keine personenbezogene
dern eine aufgabenbezogene Darstellung des Archi
turgeschehens. in denen auch Utopien-Konzeptioni
ren Raum hatten. (22. 6.40. 7. 1978)
Arena Wien
Fotos. Bildtexte und Collagen jener Bewegung, die
so schwungvoll begann, zu einer hoffnungsvollen E
entwicklung ansetzte und schließlich doch von den
herrschenden merkantilan kapitalistischen Kräften
rer Gesellschaftsordnung zur Strecke gebracht wur
Noch aus den negativen Texten, wie jenen der Frat
Angermayer. wird klar ersichtlich. wie anständig an
dige Leute sein können. (29. 65.-27. 8. 1978) - (Abb.
Niederösterreich
KremslStein - Minoritenkirche
Die China-Schau M000 Jahre ostasiatische Kunst-
konnte im Vergleich zur vorjährigen Ausstellung in
Krems. weit vor Schluß. einen schon weit größeren
blikumskreis anziehen und wird sicher verlängert Vl
den.
Leider kann eine Besprechung der Ausstellung nicl
folgen. da man es verabsäumt hat eine Einladung z
zu übermitteln.
Alois
S
Bundesministerium für Wissenschaf
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1978
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen In den Monaten
Mai 186.5
Juni 143.3
Besucher gezählt wurden.