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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 159)

Für den Kunstsammler 
 
Christian Witt-Dorring 
Der Tischlermeister Franz Matthias 
Podany (1819-1892) 
Gründer eines Wiener Kleinbetriebes 
mit Weltgeltung 
Ein vom Sammler ganz zu Unrecht vernachlassigtes Ge- 
biet ist in Osterreich bis heute das Kunstgewerbe aus der 
zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts. einer Zeit, die ge- 
rade in dieser Hinsicht Spitzenleistungen erbracht hatte. 
Durch die Gründung der Kunstgewerbeschule am Öster- 
reichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien so- 
wie durch die Errichtung einer großen Anzahl über den 
gesamten Bereich der Osterreichisch-Ungarischen Mo- 
narchie verteilten Fachschulen. war eine gezielte fachli- 
che und zeichnerische Ausbildung der Handwerker er- 
moglioht worden. Sie führte zu einer Wiederbelebung der 
künstlerischen und handwerklichen Kratte im österreichi- 
schen Kaiserstaat, deren Erfolg in einer wachsenden 
Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie gegen- 
über dem Ausland bei den ab 1850 stattfindenden Welt- 
ausstellungen zum Ausdruck kam. 
Ein typischer Vertreter dieser Handwerkergeneration war 
Franz Matthias Podany. Im Jahre 1819 in Böhmen gebo- 
ren, erlernte er das Tischlerhandwerk und übersiedelte 
spater nach Wien, wo er als angehender bürgerlicher 
Tischlermeister am 30. Dezember 1843 mit seinem An- 
weisungsdekret auch die Zeichnung seines praktischen 
Meisterstückes zur Beschau vorwies, Dieses bestand aus 
"einem Kanape Tisch von Nußbaumholz mit gleichen 
Holz verziehrt. das Blindholz Eicheni- (1). Er versprach 
diesen bis 30.Janner1844 zu verfertigen. Am 2. August 
1844 war es schließlich soweit. daß F. M. Podany vom 
Wiener Magistrat die Gewerbs- und Burgerrechtsverlei- 
huhg erhielt (2). Mit dem gleichen Tag wurde er ebenfalls 
Mitglied der Genossenschaft der Tischler Wiens (3). 
Seine erste eigene Tischlerwerkstatt konnte er schließlich 
1846 in der Wiener Vorstadt Breitenfeld. Albertgasse 45. 
eröffnen (4). In den beiden folgenden Jahren wechselte 
seine Werkstatt insgesamt dreimal ihre Adresse und 
wurde von Breitenfeld in die Alservorstadt und in die Jo- 
sefstadt verlegt (5). An der letzten Station dieser beiden 
bewegten Jahre, in der Josetstadt. Herrngasse 203, ge- 
lang F. M. Podany die Entwicklung eines Verfahrens, das 
zur weltweiten Verbreitung seines Namens und zu be- 
scheidenem materiellen Erfolg führte. 
Die sensationelle Neuartigkeit seiner Erfindung bestand 
in der Herstellung papierdünner (02-1 mm stark) Holz- 
schnitte und Holzmosaikturniere, deren einzelne, bunt 
gefärbte Mosaikteilchen oft nicht größer als einen halben 
bis einen Quadratmillimeter groß waren. Erst vor vier 
Jahren gelang es Anton Cihlar dieses spezielle Blockmo- 
saikverfahren zu rekonstruieren (S). Verloren und verges- 
sen aber ist bis heute wie der eigens von F. M. Podany 
zur Erzeugung der hauchdünnen Furniere ersonnene 
Messerschnittapparat beschaffen war und funktionierte. 
Die Abbildung 1 zeigt einen solchen Mosaikblock, von 
dem die dünnen Furniere nach dem Verleimen der ein- 
zelnen Schichten abgeschnitten wurden Hier wird nun 
auch deutlich. daß erst bei der Erzeugung einer größeren 
Anzahl von Mosaikturnieren ein wirtschaftliches Arbeiten 
möglich war. 
Im Jahre 1858 sicherte Podany ein k.k. Privilegium die 
Erzeugung seiner Holzmosaik-Furniere für alle Arten von 
Tischlerarbeiten (Abb. 7), Podanys Betrieb beschränkte 
sich nicht nur auf die Erzeugung seiner Dunnschnittfur- 
niere, sondern verarbeitete diese auch zu den verschie- 
densten Galanteriewaren, wie Zigarren- und Zigaretten- 
etuis. Schatullen und ganzen Zimrriereinrichtungen 
(Abb. 2, 3). Bei der Londoner Weltausstellung 1855 war 
er mit Parkettafeln in Holzrnosaiktechnik vertreten; dies 
bedeutete fur Podany den Beginn seiner weltweiten Ge- 
schäftsverbindungen. die seine Produkte nach England 
(Abb. 4), Ägypten (Abb. 10) und sogar bis nach Amerika 
(Abb. 5) brachten. Für den amerikanischen Markt wurden 
vor allem Krawatten und Maschen aus hauchdünnem 
Holzfurnier hergestellt. Podany war mit seinen Produkten 
an allen größeren Ausstellungen seiner Zeit beteiligt und 
wurde für diese auch mit Preisen und Auszeichnungen 
pramiert. Der Pariser Weltaussteliungsbericht von 1857 
hob Podanys Arbeiten ganz besonders hervor: rEine 
Specialität in der osterreichischen Ausstellung waren die 
eingelegten. glatten und gepressten, papierdijnnen Holz- 
fourniere fur Lithographie, Cartonnage und Ledergalan- 
terie, Mosaik-Fourniere für Tischlerarbeiten etc. Bekannt- 
lich hat eine hiesige Fabrik diese dunnen Fourniere zur 
Erzeugung eines eigenen Genre von Holzgalanterie-Waa- 
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