die Seitenaltarbilder; das Glasgemälde Kupelwiesers
entstand 1840. Bezeichnend für die ideale Gesin-
nung dieser religiösen Künstler ist die Tatsache. daß
sie bereit waren.fürihre Gemälde nichtmehr als200
Gulden zu verlangen. Das nächste Projekt für die
Ausstattung einer Kirche, für die Ansgarkirche in
Kopenhagen. lag bereits zur Gänze in Händen der
Akademie. Der Bau ist bezeichnenderweise ein Klo-
ster der Redemptoristen. Er wurde von dem Stutt-
garter Gustav Friedrich Hetsch. Professor derArchi-
tektur in Kopenhagen, geschaffen. Zur Ausstattung
wurden Führlch. Rieder. Ludwig Schnorr, Leopold
Schulz und Leopold Kupelwieser. Joh. Ender und
Josef Danhauser eingeladen. wobei. gemäß der
Ausschreibung. die Themen den Malern überlassen
waren". Eine weitere Station auf diesem Weg, der in
der Wiener Altlerchenfelder Kirche ihren Höhepunkt
hatte. war die Johann-Nepomuk-Kirche in der Pra-
terstraße. die Karl Rösner baute. Leopold Kupelwie-
ser und Josef Führlch mit Fresken schmückten. Be-
denkt man, daß die Johanneskirche in ihrem
Schmuck bereits 1841 konzipiert und 1846 abge-
schlossen wurde und daB der Schmuck der Altler-
chenfelder Kirche bereits 1846 geplant. 1854 be-
gonnen und 1858 vollendet wurde. dann sieht man
die Arbeit am Gebetbuch der Kaiserin nicht nur als
Ausdruck dieser hier nur kurz angedeuteten Ent-
wicklung. sondern auch in dem entsprechenden
zeitlichen Rahmen.
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Um die begeisterte Aufnahme dieses Werkes in sei-
ner Zeit zu veranschaulichen. sei wieder ein Bericht
in Eggers Deutschem Kunstblatt zitiert. der am
21. Dezember 1854 erschien und vermutlich auch
von Eitelberger stammen dürfte; er ist Leitartikel
dieser Weihnachtsnummers.
--Am 7. Dezemberu. so beginnt der Artikel. "über-
reichte der gesammte Lehrkörper der Kaiserl. Aka-
demie der bildenden Künste in Wien ein Gebetbuch,
das sie auf Anregung und Antrag ihres Direktors G.
Ruben zur Erinnerung an die Vermählungsfeier aus
eigenen Mitteln und ausschließlich mit den künstle-
rischen Kräften der Akademie anzufertigen be-
schloß. Es ist wohl kaum ein zweites Werk zu nen-
nen, das von Wiener Künstlern ausging und mit so
einstimmigem und verdientem enthusiastischen
Lobe aufgenommen worden wäre. als dieses Gebet-
buch. Es schwebte den Künstlern. welche es anreg-
ten und dabei mitwirkten. derGedanke vor. etwaszu
leisten. was neben den bedeutendsten ähnlichen
Werken der christlichen Kunst des Mittelalters ge-
stellt werden kann. und an und für sich eine. den
Kräften der Akademie und der deutschen Kunst der
Gegenwart würdige Leistung wäre. DerZweck ister-
reicht worden. wie in unseren Tagen kaum in einem
ähnlichen Falle. Es ist in gar keiner Weise ein Copie
alter Werke; in den zahlreichen Illustrationen. den
figuralischen wie ornamentalen. in der Schrift. wie
in dem prachtvollen Einbande. nirgend zeigt sich.
wie dies bei religiösen Werken unsererTage
fig der Fall ist. eine mehr oder minder deutli
innerung an irgend ein altes Vorbild. das
nicht vollkommen wieder verarbeitet. nicht
sten Sinne eine neue Schöpfung gewordei
Glauben Sie ja nicht. daß meine lebender
durch einen in diesem Falle gewiß entschul
Patriotismus einen wärmeren Ausdruck ani
men haben. als es sonst der Fall gewese
Wenn ich der Wahrheit nicht vollkommen n
kommen bin. so ist es sicher nur, weil meint
vielleicht zu kalt. zu gemessen, zu wenig be
sind."
Das Gebetbuch und sein Schmuck
Die Deckel des Buches, eine kunstgewerbli
beit aus Gold. vergoldetem Silber. Email. Per
Edelsteinen, sind ebenso wie der Rücken au
befestigt und kunstvoll gebunden. Der Einba
25.3 x 19.5 cm. Der Rücken ist ohne die
19.5 cm breit. Die 84 Pergamentblätter (es
164 Seiten zur Verfügung) haben ein Forn
23.7 x 18,6 crn. Das Gebetbuch gliedert sich
satzblatter, in das siebenteilige Offizium un
nen Kalender, der den zwölf Monaten e
chende Andachtstexte beigibt. Gehen wir z
zelnen Teile dieses Gebetbuches kurz durcl
Der Bucheinband ist "ein wahrerTriumpf. dei
und Handwerk in vereintem Maße gefeiert l'
schreibt das zitierte Deutsche Kunstblatt am
1854. Die beiden Deckel wurden von Eduard
Nüll entworfen. die Reliefs schuf Karl Radnit:
Emaillierung und Steineinfassung stammi
dem Juwelier Emil Rothe. Die Vorderseite z
Mittelschild den sterbenden Heiland am Krei
ria und Johannes links und rechts davon. üb
Kreuz Sonne und Mond. links und rechts get
Engel. in den Ecken dieses Mittelschildes iml
erkennen wir die vier Evangelistensymbols
die Worte voblatus estu. unten wquia ipse vc
Eristdargebrachtworden. weil eres selberw
der Zierleiste sehen wir Kreuze, Edelsteii
Gemmen mit dem Monogramm Mariens. AI:
ment wurden durchwegs Weintrauben und
blätter als Sinnbilder des ewigen Lebens g
Mittelschild und Randleisle sind blau. die Sc
sten grün hinterlegt. Die Farben Ftot. Weiß un
die im Perlen- und Edelsteinzierat dominieri
len auf die Landesfarben Österreichs und E
anspielen. Der Bauchrücken und die Randlei
6 Carl Blaas, Anbetung der Hirten und Könige: i
blatt zur Prim, 4. Kapitel. S. 85.
7 Leopold Kupelwieser. Initiale. Zweiter Nocturn,
8 Carl Roesner: wDas kleine Ollicium der allers
Jungfrau Maria". Titelblatt
Anmerkungen s. 9
' R Feuchlrviuller. Leopold Kupelwieser. 1970. s 54 163
riaririeskircne und Alllerchenlelder Kirche siehe das v
zeichnls S 272. 284.
g Deutsches Kunstblatt, Berlin 1854. Nr. 51. S 447i