4 Mariino Altomonte, DetaH aus der Olskszze (Ol. auf
gesamt 103 x 59 cm) zum Seitenaltarbrld r-Hl. Sippe
der Suhskirche Zweltl. Zwettl, Prälatur. (Veroffenthcht
mit freundlicher EHBLIDHIS der Zisterzienserabtei Zwenl.)
Anmerkungen 4-8
Hans Aurenhammer. Martina Anomome. Wien 1965.
Aurenhammer, 11.11.0 S. a7.
Aurenhammer. eben u
Aurenhammer. 3.3.0 S. 70.
in mündlicher Diskussion mit dßm Vßriassar.
die in Frage stehenden Maler des zweiten Jahrzehn-
tes aus. die versuchte Erklärung aus dem Spani-
schen Erbfolgekrieg, die nicht voll befriedigte.
mußte fallengelassen werden. Es war nach einem
historischen Ereignis in den folgenden Jahrzehnten
zu suchen, das eine derartige Reichsallegorie unter
Habsburgs Ägide ablesbar machte.
Es kam schließlich zur endgültigen Lösung: nAlle-
gorie der Hochzeit Maria Theresiasu. Der junge
Fürst Franz Stephan von Lothringen-Toskana in der
Kleidung des neuen Alexander mit seinen Herrscher-
attributen - gefesselter Feind. Trophäen und Rü-
stung - wird von seinerjungen weißgekleideten Ge-
fährtin aufblickend zum Ziel geleitet: das deutsch-
römische Kaisertum unter habsburgischer Herr-
schaft. Der Engel mit der Fahne bedeutet die "Erhal-
tung der Herrschaftl- im Sinne der Pragmatischen
Sanktion. Damit ist das allegorische Bilderrätsel ge-
löst. eine andere historische Deutung ist angesichts
der gegebenen Bildelemente und Stilkriterien nicht
möglich.
Nunmehr war die Entscheidung über den Autor zu
fällen. Als genaue Datierung war1738-das Vermäh-
lungsjahr- fixiert. Ein neues Problem schien gege-
ben: Die führende Malergeneration dieserZeit- Da-
niel Gran. der junge Troger, Bartolomeo Altomonte
- waren in ihren Entwürfen zur Großmalerei nervö-
ser, kleinteiliger. spritziger, von der mächtigen, ein-
fachen Sprache Giordanos weit entfernt.
Nur noch eine Künstlergestalt ragt als Greis - immer
noch tätig - in diese Zeit: Der 79jährige Martin Alto-
monte. 1659 in Neapel als Sohn eines Deutschen
(Hohenberg) geboren. hatte in Rom an der Accade-
mia San Luca alle Einflüsse des Seidento aufge-
nommen und künstlerisch besonders die Ausstrah-
lung des Großmalers Luca Giordano empfangen.
Dieser Künstlerkreis pflegte in dessen Geist in be-
sonderem Maße als künstlerischen Höhepunkt das
abschließende Entwurfsbild, die Macchia. Der Name
kommt von der Anspielung auf den fleckigen
Buschwald der Apenninen. Die spätere Großausfüh-
rung bedeutete den Künstlern eine mühselige Not-
wendigkeit, die unter Mithilfe technischer Gerüste
und der Mitwirkung von Gehilfen zu bewältigen war,
Nach einem Beginn, der ihn bis an den Hol König
Johann Sobieskis nach Warschau führte, mündete
Martinos Leben in Österreich. wo er - neben Rott-
mayr - zum hervorragendsten Monumentalmaler
wurde. Zahlreiche Werke zeigen seine Bedeutung.
um nur die Deckenbilder in der Salzburger Resi-
denz, in St. Florian oder im oberen Belvedere zu
nennen und zahlreiche Altarblätter in Österreich.
Hier steht uns als unentbehrliches Hilfsmittel die
umfassende Monographie Hans Aurenhammers"
zur Verfügung. Wirverfolgen darin, wie der alternde
Künstler die große Ausführung seiner Entwürfe all-
mählich seinem Sohne Bartolomeo überläßt. Er
zieht sich schließlich auf jenes Feld zurück, das
auch in seinerJugend als künstlerischer Höhepunkt
angesehen war.
Bei der Schilderung seines Spätstils lernen wir aus
Aurenhammer, wie sich r-der greise Künstler wieder
auf den Ausgangspunkt, nämlich den Spätstil Gior-
danos, besinntiiu. ln wichtigen Beispielen wird uns
die eintretende lapidare Vereinfachung gezeigte.
Unser erstes Erlebnis einer "Alterspaletteu wird be-
schrieben, Aurenhammer spricht von einem "düste-
ren Kcloritü.
Der vereinfachte Farbvortrag in Art der Macchia ist
im Spätwerk Martinos vielfach präsent, meist aller-
dings "partielle. im Bildganzen spielen immer wie-
der verdichtende Stellen hinein. Das hier vorge-
stellte Werk ist eine totale Macchia.
Die ikonologisch erhärtete Thematik und Datierung.
die morphologischen und koloristischen Kriterien
ergeben in Verbindung mit der kunsthistorischen
Situation als Conclusio den 79jährigen Martino Al-
tomonte als Autor.
Auch diese späte Datierung bestätigt schließlich die
erste Bestimmung ßGiordano-Nachfolge". Der Au-
tor erwähnt mit Befriedigung. daß auch Hans
Herbst" schließlich unabhängig - aus einer reichen
Erfahrung morphologischer Kriterien schöptend -
zur gleichen Zuschreibung gelangt ist.
Das Salzburger Barockmuseum konnte damit zu be-
sonders günstigen Bedingungen zu einer Erwer-
bung gelangen, die für Salzburgs Geschichte der
Barockmalerei ebenso wie fürganzÖsterreich wich-
tig ist und durch die historische österreichische
Thematik zusätzliche Bedeutsamkeit gewinnt,
Cl Anschrift des Autors:
Prol. Dr. Kurt Flossacher
Direktor des Salzburger Barockmuseums
Mirabellgarten A-5024 Salzburg
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