MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 160 und 161)

4 Mariino Altomonte, DetaH aus der Olskszze (Ol. auf 
gesamt 103 x 59 cm) zum Seitenaltarbrld r-Hl. Sippe 
der Suhskirche Zweltl. Zwettl, Prälatur. (Veroffenthcht 
mit freundlicher EHBLIDHIS der Zisterzienserabtei Zwenl.) 
 
Anmerkungen 4-8 
Hans Aurenhammer. Martina Anomome. Wien 1965. 
Aurenhammer, 11.11.0 S. a7. 
Aurenhammer. eben u 
Aurenhammer. 3.3.0 S. 70. 
in mündlicher Diskussion mit dßm Vßriassar. 
die in Frage stehenden Maler des zweiten Jahrzehn- 
tes aus. die versuchte Erklärung aus dem Spani- 
schen Erbfolgekrieg, die nicht voll befriedigte. 
mußte fallengelassen werden. Es war nach einem 
historischen Ereignis in den folgenden Jahrzehnten 
zu suchen, das eine derartige Reichsallegorie unter 
Habsburgs Ägide ablesbar machte. 
Es kam schließlich zur endgültigen Lösung: nAlle- 
gorie der Hochzeit Maria Theresiasu. Der junge 
Fürst Franz Stephan von Lothringen-Toskana in der 
Kleidung des neuen Alexander mit seinen Herrscher- 
attributen - gefesselter Feind. Trophäen und Rü- 
stung - wird von seinerjungen weißgekleideten Ge- 
fährtin aufblickend zum Ziel geleitet: das deutsch- 
römische Kaisertum unter habsburgischer Herr- 
schaft. Der Engel mit der Fahne bedeutet die "Erhal- 
tung der Herrschaftl- im Sinne der Pragmatischen 
Sanktion. Damit ist das allegorische Bilderrätsel ge- 
löst. eine andere historische Deutung ist angesichts 
der gegebenen Bildelemente und Stilkriterien nicht 
möglich. 
Nunmehr war die Entscheidung über den Autor zu 
fällen. Als genaue Datierung war1738-das Vermäh- 
lungsjahr- fixiert. Ein neues Problem schien gege- 
ben: Die führende Malergeneration dieserZeit- Da- 
niel Gran. der junge Troger, Bartolomeo Altomonte 
- waren in ihren Entwürfen zur Großmalerei nervö- 
ser, kleinteiliger. spritziger, von der mächtigen, ein- 
fachen Sprache Giordanos weit entfernt. 
Nur noch eine Künstlergestalt ragt als Greis - immer 
noch tätig - in diese Zeit: Der 79jährige Martin Alto- 
monte. 1659 in Neapel als Sohn eines Deutschen 
(Hohenberg) geboren. hatte in Rom an der Accade- 
mia San Luca alle Einflüsse des Seidento aufge- 
nommen und künstlerisch besonders die Ausstrah- 
lung des Großmalers Luca Giordano empfangen. 
Dieser Künstlerkreis pflegte in dessen Geist in be- 
sonderem Maße als künstlerischen Höhepunkt das 
abschließende Entwurfsbild, die Macchia. Der Name 
kommt von der Anspielung auf den fleckigen 
Buschwald der Apenninen. Die spätere Großausfüh- 
rung bedeutete den Künstlern eine mühselige Not- 
wendigkeit, die unter Mithilfe technischer Gerüste 
und der Mitwirkung von Gehilfen zu bewältigen war, 
Nach einem Beginn, der ihn bis an den Hol König 
Johann Sobieskis nach Warschau führte, mündete 
Martinos Leben in Österreich. wo er - neben Rott- 
mayr - zum hervorragendsten Monumentalmaler 
wurde. Zahlreiche Werke zeigen seine Bedeutung. 
um nur die Deckenbilder in der Salzburger Resi- 
denz, in St. Florian oder im oberen Belvedere zu 
nennen und zahlreiche Altarblätter in Österreich. 
Hier steht uns als unentbehrliches Hilfsmittel die 
umfassende Monographie Hans Aurenhammers" 
zur Verfügung. Wirverfolgen darin, wie der alternde 
Künstler die große Ausführung seiner Entwürfe all- 
mählich seinem Sohne Bartolomeo überläßt. Er 
zieht sich schließlich auf jenes Feld zurück, das 
auch in seinerJugend als künstlerischer Höhepunkt 
angesehen war. 
Bei der Schilderung seines Spätstils lernen wir aus 
Aurenhammer, wie sich r-der greise Künstler wieder 
auf den Ausgangspunkt, nämlich den Spätstil Gior- 
danos, besinntiiu. ln wichtigen Beispielen wird uns 
die eintretende lapidare Vereinfachung gezeigte. 
Unser erstes Erlebnis einer "Alterspaletteu wird be- 
schrieben, Aurenhammer spricht von einem "düste- 
ren Kcloritü. 
Der vereinfachte Farbvortrag in Art der Macchia ist 
im Spätwerk Martinos vielfach präsent, meist aller- 
dings "partielle. im Bildganzen spielen immer wie- 
der verdichtende Stellen hinein. Das hier vorge- 
stellte Werk ist eine totale Macchia. 
Die ikonologisch erhärtete Thematik und Datierung. 
die morphologischen und koloristischen Kriterien 
ergeben in Verbindung mit der kunsthistorischen 
Situation als Conclusio den 79jährigen Martino Al- 
tomonte als Autor. 
Auch diese späte Datierung bestätigt schließlich die 
erste Bestimmung ßGiordano-Nachfolge". Der Au- 
tor erwähnt mit Befriedigung. daß auch Hans 
Herbst" schließlich unabhängig - aus einer reichen 
Erfahrung morphologischer Kriterien schöptend - 
zur gleichen Zuschreibung gelangt ist. 
Das Salzburger Barockmuseum konnte damit zu be- 
sonders günstigen Bedingungen zu einer Erwer- 
bung gelangen, die für Salzburgs Geschichte der 
Barockmalerei ebenso wie fürganzÖsterreich wich- 
tig ist und durch die historische österreichische 
Thematik zusätzliche Bedeutsamkeit gewinnt, 
Cl Anschrift des Autors: 
Prol. Dr. Kurt Flossacher 
Direktor des Salzburger Barockmuseums 
Mirabellgarten A-5024 Salzburg 
11
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.