halb geschlossen, wobei der Kopf leicht zur Seite
gedreht ist (Abb. 2). Durch die Adaption der halbfi-
gurigen Darstellung in das Halbrund der etwa in
Schulterhöhe endenden Mondsichel erhält die ih-
resgleichen suchende Gesamikomposition etwas
Schwebend-Erscheinungshaftes.
Bei der Hausmadonna Asams finden sich einige
recht bedeutsame ikonographische Hinweise. Auf
dem Haupt trägt Maria eine barocke Kaiserkrone. In
solcher Form gekrönt wurde sie in der bayerischen
Kunst häufig seit dem 17. Jahrhundert dargestellt.
Durch Kurfürst Maximilian I. wurde Maria zurbayeri-
schen Landespatronin, d.h. zur Schutzfrau Bayerns
erklärt. Der sie wie eine Sonne umgebende breitge-
facherte Strahlenkranz, der Zwölf-Sterne-Kranz um
ihr Haupt: vsine capite eius corona stellarum duo-
decimw, wie die Mondsichel zu ihren Füßen sind als
persönliche Marianische Kennzeichen auf den Ty-
pus der Darstellung des Apokalyptischen Weibes im
Sinne von Geh. Offenbarung 12. 1 zurückzuführen.
Hier heißt es wörtlich: nUnd es erschien ein großes
Zeichen im Himmel: Ein Weib mit der Sonne beklei-
det, den Mond zu ihren Füßen und aufihrem Haupte
eine Krone mit zwölf Sternen." J.F. von Allioli (1855)
gab dazu folgende Exegeses: "Das Weib heißt ein
großes Zeichen, weil ein großes Zeichen dadurch
gesinnbildet wird. Es ist mit der Sonne bekleidet,
d.h. es ist von hellem Sonnenglanz umgeben, weil es
im Besitze der wahren Gotteserkenntnis. der göttli-
chen Flatschlüsse und Offenbarungen ist. Es hat den
Mond zu Füßen. weil es über alles Wandelbare erha-
ben ist. Auf dem Haupte trägt es eine Krone von
zwölf Sternen, hinzudeuten auf die zwölf Stamme.
aus denen sich die Gemeinde bildete, und auf die
zwölf Apostel. die sie nachher zu Hauptern erhalten
hatß Ganz im Sinne barockerZahlensymbolik ist die
Beschäftigung mit derXinhaItlichen Ausdeutung der
16
oben genannten zwölf Sterne. Nach dem Speculum
Carmelitanum, Antwerpii 1680, Tom, I. num, 1793
von Daniela Virgine Maria (einem Ordensnamen)
wurde entgegen der oben zitierten Exegese eine an-
dere lnterpretation vorgeschlagen. Nach dieser An-
sicht sind die zwölf Sterne gleichbedeutend mit den
zwölf Hauptvorzügen Marias.
Entsprechend der bekannten Stelle im Hohen Liede
2,1 und 2 sind voll erblühte Rosen und Lilien, die zu-
gleich im formalen Sinn die Seitenbegrenzung des
querrechteckigen Flacherkerfeldes sind, die Sym-
bole der Reinheit Mariä. Welch alte Tradition hinter
dem eben genannten Motiv steht. zeigen die wie zu
einem Stilleben vereinigten Blumen gleicher Be-
nennung, die in einem irdenen Krug zu Fiißen der
von Matthias Grünewald gemalten berühmten
Stuppacher Madonna (1517-1519) stehen.
Ein anderes Marianisches Symbol zeigen lateini-
sche Worte auf dem mehrfach gewundenen
Spruchband unterhalb der Hausmadonna. Hier
steht die (durch eine inzwischen vorgenommene
Restaurierung wieder zum Vorschein gekommene)
Inschrift: "PULCHRA ES MARIA-i (Hohes Lied 1,14).
Es sind jene berühmten Worte. die der Braut Christi
- als einer Allegorie auf die christliche Kirche - in
den Mund gelegt werden. Allegorisch-symbolisch
wird seit jeher unter der Schönheit der Braut Christi
ihre innere Herzensschönheit, mit anderen Worten
der Gnadenstand verstanden. womit sie Gott ge-
schmückt hat?
Darstellungen von halbfigurigen Mondsichel-Ma-
donnen haben eine lange typusmäßige Tradition,
wie beispielsweise der bekannte Dürer-Holzschnitt
in Gestalt des Titelbildes zum Marienleben (1511)
ebenso wie die große t-Cortcepcicnu von Murillc im
Prado lehrt.
Als Schüler von Andreas Faistenberger (1 647-1736),
der von A.F. Oefele als v-discipulus Laurentii
niu bezeichnet wurde, besuchte E.Q. Asam
Jahren 1712-1713 die Accademia di S. Lucai
unter Pierleone Ghezzi, Auf vielfältige Art n
Kunst des barocken Rom verbunden. die für il
zentrale Bildungserlebnis wahrend seinerges
Schaffenszeit war, gehört es zur charakterist
Eigenart der von E.Q. Asam geschaffenen l
daß sie stets von echt religiosem Gefühl ge
sind. Die äußere und innere Verwandtschaft
Werke zur Kunst des barocken Florn ist der:
dent, daß man ihn mit Recht als Enkelschül
großen G.L. Bernini bezeichnen kann. Die e
"Bilderwand" des Asamhauses gleichsam n
schneiderte Hausmadonna hat einen derart
Ien Charakter. daß es vergebliche Mühe wäre.
nem Werk nach anderen mit ihrvergleichbare
spielen zu suchen. Daß sie absichtlich an die
der von uns zu besprechenden Münchener
madonnen gestellt wurde, hat insofern B91
gung, weil die von ihm hinterlassenen Werke
lem in ausdrucksmäßiger Hinsicht die der ne
genden Münchener Rokokobildhauer stark
flußt haben.
Die gleiche Zweckbestimmung wie das ebr
sprocheneWerk hatteeine wesentlich spaterz
führte Plastik. Siewurdejedoch aus Holz gesc
Abgesehen von dem ihnen beiden zugrundel
den Thema ist das Tertium comparationis de
stand, daß sie beide zugleich auch eFirmens
waren, wie sich A. Feulner einmal ausdrück
sprechen ist anschließend von der Hausmac
die der Bildhauer Johann Baptist 2
(1704-1784) schnitzte (Abb. 3).
Wie sein später so beruhmt gewordener S
Franz lgnaz Gunther (1725-1775), auf den no
rückzukommen sein wird, trug auch J.B. Strai