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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 160 und 161)

bei dem wesentliche Teile fehlen. So die Felder mit 
den Rosetten und Halbmonden und die Medaillons. 
die die Signatur wGemacht hat es Meister 'Abd ai- 
'Azl'zu tragen. Einer der Fo-Löwen ist nicht vollstän- 
dig und von den Fischpaaren ist nurmehrein Ansatz 
vorhanden. 
Die Katalogangaben von Bock zu dem von ihm dem 
14, Jahrhundert zugeschriebenen Brokat lauten: 
ßlm Mittelalter scheinen die Orientalen. wie auch 
heute noch, eine besondere Vorliebe für gestreifte 
und mit lnschriften verzierte Seidengewebe gehabt 
zu haben. Wir wagen nicht zu bestimmen. aus wel- 
cher Fabricationsstätte das vorliegende Gewebe 
hervorgegangen ist. Es ist die Vermuthung aufge- 
stellt worden. dass dieses und die Gewebe der fol- 
genden Nummer" nicht nur wegen ihrer eigen- 
thümlichen Textur, sondern auch wegen der cha- 
rakteristischen Dessins, der muselmännischen Fa- 
brication von Kairo angehörtenmß Damit wurde der 
Stoff. der einer Gruppe von textilen Erzeugnissen 
um 1300 oderausdem 14. Jahrhundert zuzurechnen 
ist. die einen chinesisch-islamischen Mischstil auf- 
weisen und die. wie heute allgemein angenommen 
wird, nicht in China". sondern innerhalb des Mon- 
gclenreiches, wahrscheinlich in Turkestan". ent- 
standen sein dürften. nach einem Ort lokalisiert, der 
zwar von den eigentlichen Herstellungsgebieten 
weit entfernt liegt. in dem aber Gewebe dieser Art 
durchaus bekannt waren. Das bestätigen die Auf- 
zeichnungen des AbuW-Fidä über eine mongolische 
Gesandtschaft im Jahr 1323, die dem Mameluken- 
sultan Muhammad Nasir eddin (1309-1340) 700 
Stoffe mit dem eingewebten Namen und Titel des 
Sultan - einer blieb allem Anschein nach im Papa- 
geienstoff in Danzig und Berlin erhalten - zum Ge- 
schenk machte". 
Betrachtet man den "Regensburger Stoffe. abgese- 
hen von der aus China übernommenen Technik des 
Fliemchengoldes", auf seinen Dekor hin, so über- 
wiegt der islamische Charakter": Die Streifengiie- 
derung. die Schrift, die Palmetten". die Halbmonde 
und die Sternmedaillons umschließenden Perlkrei- 
se. die Tierdarstellungen in den schmalen Streifen. 
die Sterne und Rosetten und die fliesenähnlicheAn- 
ordnung der Dreiblattmotive im unendlichen Flap- 
port. Als islamisch-persische Version des buddhisti- 
schen Glücksknotens, die formal nicht mit dem Ur- 
bild übereinstimmen, sind auch die verllochtenen 
Knoten zu bezeichnen". Rein chinesisch erschei- 
nen hingegen die mit dem w-Stickknäuel-r (hsiu- 
ch'iu) in Form einer Münze spielenden Fo-Löwen, 
das Gittermuster mit den buddhistischen Symbolen 
der rechts- und linksläufigen Hakenkreuze und das 
in Art eines glückbringenden Pilzes (iing-chih) oder 
von Wolkenköpfchen (yün-fou) gestaltete Flanken- 
bäumchen aufden Mondsicheln". Sicher auf chine- 
sische Einwirkungen zurückzuführen ist ferner das 
Muster der einander überschneidenden, mit Vier- 
blattrosetten gefüllten Kreise. die "Verschlingung 
alter Münzen-r (ku-ch'ien-t'ao)"". Dazu wäre zu be- 
merken, daß es allerdings dieses flächenfüllende 
Ornament in ähnlichen Ausprägungen wesentlich 
früher im Vorderen Orient gab, z.B. in Dekoratio- 
nen des enuähnten omayadischen Schlosses Khir- 
bat al Mafiar in Weiterführung römischer Mosaik-. 
koptischer Textil- und sassanidischer Stucktradi- 
tionen". 
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Kühnel, Stoffe 
Kühnel. Kunst 
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Anmerkungen 30-41 
I" Bock. Katalog. s. 24. Nr. 151. 
1' Bock. Katalog. s. 24. Nr. lso. 
" S0 von Falke. Seideriweberei. ll. s a4 n. Kendricll. s. es. Nr. 994 
rrnit Fragezeichen). und Feddersen. s. 231 - Ackarman. s. 2054. 
zoeo. lokalisierte den uRegensburger stctl- nach Ustiren. 
1' Vgl. Kühnel. Stotle. s. 113 - Müller-Christensen. Katalog. s. so - 
schrnidt. Alte seldenetolle, s. 127-Kühnel. Kunst, s. 10a i-kles 
sa. s. 15. Anm. 2-eelier. UrTextil. Abb. ZQa-Schrneddtng. s. iso 
1' Falke. Seidenweberei. ll. s. 541. - Künnel. Steife. s 1m. e 
Schmidt, Alle Seidansiolie. s. 125 - Klesse. s rs. 
ß ZurDiskusslon um die rechnik siehe Falke. Seidertweberei. ll. s. 52 
- sangiorgi. s. 44a n. - schrrndt. Seidenstil. s. 112 _ Klein. s. 54 - 
Ackerman. s 204a. Anrn. 2 _ kuhnel. Stulle. s. 11a. - Feddersen. 
s. 22er - Schmidt, Alle serdenstbhe. 8.13111. - schrnedding. 
s. 38. 
JE vgl. Schmidt. Alte seidenslotie. s. 1251. 
1' schrnidt. Seidenstil. s 115. verweist auf lzaqqakerarnlken. 
1' Von Müller-Christensen. Katalog. s. au. als buddhistische Glücks- 
zeichen angesprochen. 
" vgl. auch Falke. seioenweherei. ll, s. sa. 
w vgl. etwa TzCß-chou-Weren der sung- und chln-zelt (Wirgin. 
PI. 4a. i. I, 41 .54 g) oder ein blau-weißes Porzellan des 14. Jahr- 
hunderts (Pbpe, PI. 25. 29412). 
" Hamiltori. s. 214und die den angegebenen Beispiele-Zu den Mo- 
saiken und Textilien vgl. auch Bourguet. Pl. 1. Fig. 1 und 2. 
Cl Anschrift des Autors: 
Dr. Herbert Fux. Wiss.Ob.Relt 
Leitet der Ostasiensemmlurig 
des Österreichischen Museums 
für angewandte Kunst 
Stubenrirlg 5 
1010 Wien
	        
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