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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIII (1978 / Heft 160 und 161)

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digkeit solchen Vorgehens bewußt zu werden. Es 
genügt etwa die Durchsicht des Abbildungsteiles 
des Ausstellungskataloges "Spätgotik in Salzburg - 
Die Malerei-i": Vom "Kastenaltarr- der Servatiuskir- 
che auf dem Streichen" über die "Bischofshofener 
Ablaßtafelir des Conrad Laib", den Mauterndorfer 
Schloßkapellenaltarß. den "Vierzehn Nothelfern-i 
aus derösterreichischen Galeriew bis zum "Meister 
von Großgmainrr" wurden die Bischofs- und Abts- 
stäbe in einer einander ähnlichen, einfachen Form 
dargestellt; sogar Michael Pacher verwendete diese 
Formen in seinen Darstellungen der Wolfgangsle- 
gende". Zum zweiten hatte Demus im Gegensatz zu 
Benesch"? und Rasmo" richtig festgestellt, daß die 
Erlanger Zeichnungen "zweifellos als faktische 
Werkzeichnungen für Goldschmiede und Sticker. 
nicht als Studien für geschnitzte oder gemalte Dar- 
stellungen gedachlri" waren. Hier ist festzuhalten. 
daß (im Gegensatz zu manchen anderen Städten) in 
Salzburg die Goldschmiede und Seidensticker in ei- 
nerZunft vereinigt waren". Und in einem Absatz der 
am 19. Mai 1476 schriftlich fixierten Ordnung" die- 
ser Zunft wurde jedem Lehrjungen bindend vorge- 
schrieben, daß er jeweils an den vierteljährlichen 
Vollversammlungen der Zunft "etwas gestochens 
oder entworfens fürbringen sol, dabey erkannt 
werd. ob er sich gebessert hab und welcher der 
pesst ist-i". Was "Zeichnen und Kupferstichrr be- 
trifft, so hat Johann Michael Fritz in seinem grundle- 
genden Buch "Gestochene Bilder - Gravierungen 
auf deutschen Goldschmiedearbeiten der Spätgo- 
tikii deutlich gemacht, wie aus handwerklichen Me- 
thoden der Goldschmiede bei der Technik des "Ste- 
chensii der Kupferstich hervorgegangen ist"? fast 
alle bedeutenden Kupferstecher des 15. und frühen 
16. Jahrhunderts, Martin Schongauer oder Albrecht 
Dürer nicht ausgenommen, waren ja Söhne von 
Goldschmieden und sind in der väterlichen Werk- 
statt aufgewachsen. Und daß es in diesen Gold- 
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schmiede- (und auch in den Seidensticker-) Werk- 
stätten zeichnerische Arbeiten des "Entwerfensir 
gegeben haben muß. beweist nicht nur der oben 
wiedergegebene Satz aus der Salzburger Zunftord- 
nung, sondern zum Beispiel auch die über 300 aus 
dem Amerbach-Kabinett stammenden "Basler 
Goldschmiede-Rissen". in denen sich vom Entwurf 
bis zur Werkzeichnung die verschiedenen Stadien 
der Entstehung genau verfolgen lassen. 
Und schließlich schrieb Bock, daß "die starke Be- 
schmutzung der Zeichnungen für ihre Verwendung 
im Atelier spricht-i und daß "der Stil des Pastorale 
und der Mitra nach Salzburg führt-r". Abgesehen 
davon. daß schon seit dem hohen Mittelalter in Salz- 
burg - wie die Nonnberger Fresken" beweisen - 
eine Vorliebe für die edelsteinbesetzte "mitra pre- 
ciesar- festzustellen ist". sind die formal den Erlan- 
gerZeichnungen ähnlichen SalzburgerArbeiten wie 
der Äbtissinenstab des Benediktinerinnenklosters 
Nonnberg" oder Pastorale und Mitra des Abtes Ru- 
pert Keutzl von St. Peter" schon durch Bock damit 
in Verbindung gebracht worden. 
Wenn also nun nicht Maler oder Bildhauer", son- 
dern die Goldschmiede und Seidenstickerselbst die 
Entwerfer ihrer Arbeiten gewesen sein werden, 
wenn diese Goldschmiede und Sticker im Vollbesitz 
des zeichnerischen Könnens sein mußten, wenn die 
Erlanger Blätter r-Werkzeichnungenr- eines "Ate- 
liers-i darstellen und wenn diese Zeichnungen gewiß 
nicht von Michael Pacher selbst, wohl aber aus dem 
künstlerischen und zeitlichen Umkreis seiner Salz- 
burger Lebensjahre stammen, dann ist es doch si- 
cher interessant. aus den (schon 1869 durch Leo- 
pold Spatzenegger veröffentlichten") Rechnungen 
der Salzburger Stadtpfarrkirche zu erfahren, daß 
Pacher während seines Salzburger Aufenthaltes 
(1495-1498)" Wohnung und Werkstatt im Hause ei- 
nes bedeutenden Seidenstickers hatte". 
Mehrere Mitglieder der ursprünglich aus Seekir- 
Anmerkungen 12-35 
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1a 
e Jahresschrill Band 17. salzburger 1972. des salzburr 
seums cardlino Augusteum, salzburg 1972. 
wie Anm. 12. hier Kat. Nr.1 und Talel 2 
wie Anm. 12, hier Kat. Nr. 4a und Tafel 2a. 
wie Anm 12. hier Kat. Nr. a4 und Tafeln a4 und 35 
wie Anm. 12. hier Kat. Nr. 77 und Tafel 39. 
wie Anm. 12. hier Kat. Nr. 110 und Farbtafel lx. 
Abbildungen etwa bei Hervlpel, wie Anm. s. 
ottd Berlesch lnseirlerausfuhrllchen Rezension des in Anm 
2 genannten Erlanger Kataloges iri Belvedere. 9. 1930. s. 
hier s. 79 
Nlcolo Rasrrib. Miehaei Pacher. Munchen 1969. hier s 2a 
Demus wie Anm a. hier s. 117 
Etwa im Gegensatz zu München (dazu. Melsterbuch der 
Glaser, Bildhauer und Seidensticker im Münchner stadi 
sign. Z1m.55). Zur salzburger zunli ausfuhriich. Franz vl 
Die Lehrjungerlbucher der zunit der Goldschmiede und s 
stickerzu Salzburg, erscheint iri- Jahresschrift des Salzburg 
seums Carollncl Augusteum 1990 
in der Abschrill des Stadtschreibers Christian Reuter in 
"stadtbuehii -. Stadtarchiv Salzburg, Hs. Nr. 2. hierl 10a 
ebenda 
Johann Michael Fritz, Gestochene Bilder. Gravierungen ai 
schert Goldschmiede-arbeiten der Spatgotik. Kein 1966 
Dazu Jdhann Michael Fritz in- Katalog der Ausstellung iisb 
am Oberrhein", Karisruhe 1970 hier s. 311. Die wissenschi 
Katalbgisierung der Basler "RlSSB-i durch Tilrnan Falk WIIC 
halb der Kataloge des Kuplerstlchkablnetts des Basler Ku 
seums im l-ierbst 1979 in Buchform erscheinen. 
wie Anm. 2. hier s. 12. 
vgl. Abb xx iri. OKT 7,1911 
wilirud TOplC-Mersmann, Die Milra "des heiligen Rupert 
salzburger Domschatz. iri. Alte und moderne Kunst. 22. 19; 
152. s. 9-13. 
OKT 7. 1911. s. xvtl. s. 99 und Tafel 20 
Dazu Franz Wagner. Abteilung Goldschmiedekunst, in i 
der Ausstellung rspalgdlik in Salzburg - Plastik und Kunst 
be-wSzlzburg 1976,hierKa1 Nr 99auls 9x99 bzw Kai Nr 
s 97799. 
zu einem ahrilieheri Problem. das heißt zur Frage nach den 
len fur vclilrund gearbeitete. durch Treiben hergestellte 
skulpturen vgl. Wagnei, wie Anm 31. iIlSr S B4 
Lebpdid Spatzenegger. eeitrage zur Geschichte der Plar 
Franzlskanerklrchejn Mi1t.d.ces 1 Salzb Landesliundes 
s. 3-69 
zum Szlzburger Aufenthalt vgl. FlaSrnD wie Anm. 20. hier: 
Auf Grund des hohen Jahresrnietzlrlses von 11 Pfund Ple 
muB es sich um ausgedehnte Flaumliehkeixen gehandelt h
	        
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