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Franz Windisch-Graetz
Der rätselhafte Meister B. Holl
und die Wiener Kleinmöbel des
frühen 19. Jahrhunderts.
1 Damensekretär. Benedikt Holl. Wien um 1505-1815
(Anm. 2)
3 Damensekretar. Benedikt Holl. Wien, um 1805-1810
(Anm. 5]
5 Signatur: B HOLL BDM WIEN (auf Abb. 3). - Original-
gröBe: 3x32 mm. - Bleistiftabreibung. - Die Signatur ist
so klein, daß unter den gegebenen Umständen eine
Photographie nicht möglich war.
Anmerkungen 1ß (Anm. 3 fß s. S. 30)
Abkurzungen
Wiener stadi- und Landesarchiv WSLA
Archiv der Landeslnriung Wien der Tischler. ALIWT
Reihenfolge der Maßangaben Hohe x Breite X Tiefe.
' Katalog der Wlerier-Congnass-Ausstellung, wien tage, Nr 1a,
t lnv, Nr. H 879.- Mahagoni. Stahlbeschlage Auf dem Tiaen eine
Obeltsklormige unrrriit einem Mlmaturportrat Konig Ferdlnands IV.
VDH Neapel (tvsietaza). gemalt von a Wlgand, und bekrorit von
einer kleinen Marmorbuste der kdnigin Maria cardlina VUVI Neapel
(1752-1814) Die utir war niem rnit dern Mobel {IX verbunden. da es
aireri eine Aufnahme ohne dlese gibt. Vor dem Ladenaulsztl Land-
schaftsdarstellungen, Gouachen, gleichfalls von Wlgand.
1 Von den is Publrkatidnen. in denen das Mobel erwahnt und zir-
meist auch abgeblldet wurde, seien riier nur die wichtigsten Titel
unter laeirirgiing der teweils angegebenen oatierurtg ZIUSH
a Fuhrerdurch das k.k. osterreietiieene Museum lin Kunst und lnr
dustne, Wien 1901, Abb.S.156.TextS tsr Dat Cnngresszell
b Robert senrnidt. Mobel. Bibliothek rirr Kunst- und Antiqiiilateri-
Freunde. Bd. s, LAull Berlln1913:Abb isvhrekts. 242 9 Alm
Braunschweig 1965. Abb, 235, Text S 293. Dat In allenAufl .Urn
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Der Name Holl wurde erstmals im Jahre 1896 in die
kunsthistorische Literatur eingeführt, als im Oster-
reichischen Museum für Kunst und Industrie. dem
heutigen Österreichischen Museum für angewandte
Kunst in Wien, die großartige nWiener-Congress-
Ausstellung-t veranstaltet wurde. Unter den 1996 (!)
Exponaten befand sich ein kleiner Damenschreib-
tisch (Abb. 1), der im Katalog als r-Wiener Arbeit von
Hcllrt bezeichnet ist'. Nähere Angaben zu dieser et-
was lakonischen Feststellung fehlen. Man kann nur
annehmen, daß sie auf dem Vorhandensein einer
Signatur beruhte. doch erfährt man weder etwas
über deren genauen Wortlaut noch über die Art der
Bezeichnung - 0b es sich um einen Stempel oder
um einen handschriftlichen Vermerk handelt -.
noch über die Stelle, wo sie sich am Möbel befindet.
Eigenschaften also. die heute ganz selbstverständ-
lich zur Charakterisierung einer Signatur gehören.
Damals jedoch stand die Erforschung der Gie-
schichte des Möbels erst an ihrem Anfang, und man
hatte alle Hände voll damit zu tun, die erhaltenen
Bestände zu erfassen und in eine erste stilge-
schichtliche Ordnung zu bringen. In einem solchen
Stadium hielt man es für ausreichend genug, einen
entdeckten Namen zunachst einmal festgehalten zu
haben.
Den gleichen Standpunkt hatte man ein Jahr vorher
auch im Österreichischen Museum eingenommen,
das den besagten Schreibtisch gerade zur rechten
Zeit, wahrend der Vorbereitung für die wCongress-
Ausstellung" und gewiß im Hinblick auf diese, von
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katalog fehlt hingegen die Angabe einer Datierung.
Wie nachteilig sich eine solche. bei allem Verständ-
nis für die damalige Situation dennoch als unzurei-
chend anzusehende Registrierung eines Samm-
lungsobtektes auswirken kann, wird leider gerade in
diesem Falle mit ganzer Tragweite offenkundig:
Dieses berühmte, weil in der Folgezeit immerwieder
publizierte Möbels zählt zu den schmerzlichsten
Verlusten, die das Museum 1945 hinnehmen mußte.
Es ist am Bergungsort völlig vernichtet worden, je-
denfalls ist es seit damals spurlos verschwunden.
Sieben Jahre nach der rrCongress-Ausstellungr-
veröffentlichte J. Folnesics sein großangelegtes
Werk über die österreichischen Mobel des Empire
und Biedermeier, womit er nicht nur ein imponie-
rendes Kompendium an Beispielen zusammen-
brachte, sondern auch anhand dieser den ersten
und grundlegenden Versuch einer kunsthistori-
schert Analyse beider Möbelstile unternahm. Ein
Werk. das auch heute noch als unbedingte Voraus-
setzung fürjede weitere Forschung auf diesem Ge-
biet zu gelten und darum nichts an Bedeutung ein-
gebüßt hat. Bei seiner monarchieweit durchgeführ-
ten Suche nach signifikanten Exemplaren fand Fol-
nesics in dem fürstlich Auerspergschen Jagdschloß
Karlslust (NiederösterreichY einen weiteren Da-
mensekretar von Holl, der sich im Grundkonzept
seiner Anlage jenem im Österreichischen Museum
als nahe verwandt erwies (Abb. 3). Bedauerlicher-
weise venlvendete Folnesics jedoch im Begleittext
zu den beiden Abbildungen des Möbels wiederum
bloß die gleiche. nun schon stereotyp gewordene
Formulierung "Wiener Arbeit von Hollßs. Und dabei