Notizen
Basel - Galerie Atrium
Schmuckobjekte und Öiblider, zwei Ausstellungen vom
21. 10.- 18. 11. 1978. Barbara Cartlidge, Gerda Fiockin-
ger, Waily Gllbert, Wendy Ramshaw vermittelten Eirr
blicke in die Spielarten der gegenwärtigen Schmuck-
kunst. Cartlidge führt die Londoner Eiectrum Gailery,
bekannt für ihre Präsentationen zeitgenössischer
Schmuckkünstler. Die lnnsbruckerin Gerda Flocklnger
ist stark im Traditionellen verhaftet, geht eine interes-
sante Synthese mit der Moderne ein.
Gundi Groh aus Wien und die Schweizerinnen Marianne
Gubler und Esther Gruber zeigten Ölbiider. Gubier, aus-
gebildete Fotografin, malt einen unperspektivischen
Utrillo, Gruber, Autodldaktln aus Basel, züchtet tropi-
sche Flora in lnterieurs mit breiter Vue auf südliche
Archlpele. (Groh siehe Düssel-Gaierie w. u.) - (Abb. 1)
DearbornIMich. - Habatat Galleries
Interessant wie sein Name, er heißt Klabunde, sind
seine Arbeiten in den traditionellen Ftadiertechniken
alter Meister. Von Bosch bis zu den Illustratoren des
19. Jahrhunderts inspiriert, kreiert er In Zwischenbe
reichen Phantasieflguren voller Sensibilität. Klabunde
ist auch Lehrender für Grafik-Art am Cooper UnionlN.Y.
Mark Peiser, Chikago, war gleichfalls vom 16. 9.-7. 10.
1978 mit Gläsern hier zu sehen. Seine eher konventio-
nellen Schöpfungen reichert er mit Blumen, Gräsern
und Pfianzendarstellungen an. Giasgestaltung außer-
halb gängiger Tendenzen, wenngleich in einzelnen Fäl-
len originell.
Cieveiand - Museum ol Art
Unter vielen Aktivitäten die große Leihaussteilung nFolk
Traditions in Japanese Am. Aus 65 öffentlichen und pri-
vaten Kollektionen Japans, ohne solchen der USA, sind
erstmals über 250 Objekte des 14.-20. Jahrhunderts
gezeigt worden. Vor allem Keramiken, Textilien, Korb-
und Lackwaren, Holz und Spielzeug sowie Malerei,
Skulpturen und Drucke für populäre religiöse Unterwei-
sung zur Frömmigkeit. Die Auswahl der Schau besorg-
ten Victor und Takako Haugelwashington D. C. Objekte,
die der Nützlichkeit dienten, weisen sie jene angebore-
ne, gestaitete Sensibilität auf, jene vorbildhafte Ästhe-
tik, die bewußt oder unbewußt unter den Händen des
künstlerischen Menschen, der der Japaner eigentlich
ist, entstehen. Ein Katalog zur Geschichte der japani-
schen Voikskunst lag auf: 272 Seiten, reich illustriert.
Nach Cieveiand geht die Ausstellung in die Japan House
GallerylNew York City und in das Asian Art Museum!
San Francisco.
Düsseldorf - Hetjens Museum
Galerie Vömei, Galerie an der Düssel
i-Holzgebrannte Keramik aus Europa: vom 1.10.-12.11.
1978 im Deutschen Keramikmuseum. Entgegen allen
heutigen geübten Brandtechniken ist diese aitherge
brachte Technik das Hoizfeuers keineswegs unzeitge-
mäß oder veraltet. Besonders japanische Töpfer schät-
zen diese, weil sie nur so ihre Keramiken nach besonde-
rer Vorstellung hersteiien können. Kriterien: Die unmit-
telbare Befachung des Objekts mit Feuer, der damit ver-
bundene ungleichmäßige Hltzebefali des Objekts und,
sehr wichtig, der Aschenanflug, der die charakteristi-
sche Aschenglasur bedingt. Horst Kerstan und Wende-
lln Stahl, zwei bundesdeutsche Künstler der Gegenwart,
zeigten Ihre Objekte. Gleichzeitig eine Reihe von Aktivi-
täten rundum: nJapanlsche Keramik - Kunstwerke.
historischer Epochen und der Gegenwartu, dazu Filme,
Vorträge, Diavcrträge zu aktuellen Themen zu japani-
scher Kunst und japanischem Leben.
Galerie Vomel: im Sommer 1978 Landschaften und Stili-
ieben in Olkrelde von Gerhard Marcks. Menschenverias
sene Paysagen - sehr lyrisch - eines Bildhauers, der
immer von Bäumen und Wäldern träumt. Da er hierin
plastisch nicht beikommen kann, versucht er es auf
klassische Art. Unterstellt sich Delacroix' nCe n'est
qu'on se vulgarlsant, en devenant une industrie, que
I'art s'est subdivise, a son grand detrlment-i.
Galerie an der Düssel: Ludwig Schwarzer vom 4. 9. bis
25. 10. hier präsent. Schwarzer, Österreicher, nach reali-
stischen, expressionistischen Perioden 1960 zu einem
eigenen Stil gelangt, vertritt kein Programm. Ausgefeiite
Maltechnik schafft lichte, ahnungsvolle Ftäume um We-
sen, die von Lautloslgkelt umgeben sind. Eine Welt voll
dem Wunder poetischer Regungen und unwirklichkeits-
bezogen, die den Betrachter mltbewegt.
Gundl Groh vom 23. 10. -1E. 11. 1978 ebenfalls hier zu
Gast. im September 1976 bereits hier präsent, hat die
Wienerin seither eine Reihe von Werken geschaffen, die
zur Gänze nun, 1978, hier zu sehen sind. ihre mit Pup-
pen und puppenhaften Wesen durchsetzten Bilder voll
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tiefgründlger Symbolik, oft sarkastisch, gesellschaftskri-
tisoh. Da ist die wBöse Brut-t, das "Sie will nicht die
Hand geben-t u. a. ä. Ein femininer Künstlerpinsei, der in
unserer so trockenen, wabgepaßtenu Weit das Emanzipa-
tlve als Manie vergessen macht. (Abb. 2)
Frechen - Kunstverein e. V.
Eröffnung der 5. Internationalen Grafik-Biennaie am
15. 10. 1978 mit Ausstellung der Arbeiten der Preisträger
1975 im Kolpingsaal. Eine Veranstaltung unter der
Schirmherrschaft des Kultusmlnlsters von Nordrhein-
Westfalen J. Girgensohn.
Hamburg - Museum für Kunst und
Gewerbe
nSt. Georg - Vorstadt und Vorurteilih, veranstaltet von
der Aussteiiungswerkstatt St. Georg zusammen mit dem
Museum und der Brinckmann Gesellschaft, wurde am
4. 10. 1978 eröffnet. Ein interessantes Thema um die
auch in Hamburg brennenden Fragen der besseren
Stadterhaitung, den slnngemäßen Schutz alter, histori-
scher Stadtteile.
Heidelberg - Druckgrafik Biennaie
Heidelberg reiht sich ab nun zu den Städten, die Bien-
naien veranstalten. 1979, August-Oktober, hier die
1. Biennaie der Europäischen Druckgrafik. Zielsetzung:
Präsentation der gesamteuropäischen Kunstszene unter
dem Begriff wEuropäische Kunst- auf dem Gebiete der
Grafik. Veranstaitungsort der Universitätskomplex des
mittelalterlichen Marstallhofes in der Heidelberger Alt-
stadt. Prominente Juroren aus ganz Europa und New
YorklUSA. Beteiligung, unter einem Sonderstatut. Nur
eingeladene Künstler (300) können teilnehmen. Daher
keine öffentliche Ausschreibung, sondern mit Formula-
ren angeschriebene Künstler müssen bis 31. 1. 1979 zu-
gesandte Formulare einreichen, bis 28. 2. 1979 ihre Wer-
ke einsenden. Ein Katalog ln Farbe, Deutsch und Eng-
lisch, wird aufliegen. Ab gleich Eröffnung eines Archivs
der Biennaie, in dem alle Materialien über zeitgenössi-
sche europäische Grafik gesammelt werden.
London - Thomas Gibson Fine Art Ltd
Henry Moores wFamiiy Groupii, 1945, in Bronze, präsen-
tierte die Galiery diesen Sommer. Sie entstammt zuletzt
einer privaten Kollektion aus der Schweiz und ist
12,7 cm hoch. (Abb. 3)
Lyon - Musee des Beaux-Arts
Eisenstein hielt hier Einzug im hiesigen Palais Saint-
Pierre mit einer llsuite de dessins-l. Der große Filme-
macher, in einem Atemzug genannt mit nPEHZSTKYSUZOV
Poternkinn, als Zeichner. Sein Genie galt bisher nur sel-
nen Filmen, die Epoche machten. Weniger bekannt,
auch in Frankreich, seine dessinatorlsche Begabung. In
Moskau gibt es mehr als 2000 Zeichnungen von Ihm. Mit
einer assortlerten Selektion begegnet uns Eisenstein ai-
so in eigenschdpferlscher Position recht vielschichtig.
Seine von Revolution betroffene Jugend schlägt sich
darin ebenso nieder, um über Theaterentwürfe, bibli-
schen Themen, Plecen aus dem Zirkusleben bis zu
nfranzoslschena Zeichnungen einen reichen Bogen zu
spannen. Zu hoffen, daß Elsenstelns Desslns auch
sonstwo in Europa gezeigt werden können. (Abb. 4)
München - Bayerisches Nationaimuseum
Staatliches Museum für angewandte Kunst
Ein größeres Jubiläum beginnt man bereits 1979, also
früher, zu feiern, M25 Jahre Bayerisches National-
museum - 1855- 1980-1. Zur angekündigten Ausstel-
lung i-Tierplastik der Porzellan-Manufaktur Nymphen-
burg 1905- 1920: kommen die Ausstellungen -Kleine
Möbel-i (15. 25.-16. 6. 1979) und wDie Welt als Uhr:
(15. 4. -30. 9. 1980).
im v-Angewandtenu eine ganz eigenwillige, Ihm angepaß-
te Präsentation, versuchte der Goldschmied Hubertus
von Skai mit wvon Skai 6 Räume 197801 in der Neuen
Sammlung vom 8. 9.- 29. 10. 1978. Die empfindlichen
Objekte Skals vertrugen keine größere Ansammlung von
Personen, daher keine Eroffnung. Der Goldschmied geht
mit diesen Intentionen von seiner eigentlichen Tätigkeit
aus, dieser subtllsten alles schöpferischen. Um die Un-
mittelbarkeit des Anschauens der Objekte zu verstär-
ken, tut er ein Weiteres, Indem er die Besucher mit Flau-
men von transparenten Wänden umschließt. Damit
schafft er die totale Enklave, die das reale sowie geistl-
ge Raumerlebnis bedeutet.
NlzzalWien - Galerie Herzog
Endlich ein i-echteru Naiver, jubelte Galeriebesitzer Lud-
wig Herzog, als er Aiexis Mori, den malenden Briefträ-
ger aus Nizza, im Oktober 1978 zeigte. Ein herzerfri-
schender Fabulierer einer eigenen Traumwelt in selbst-
entwickelter Sculpto-peinture. in der Reihe der Naiven
eine Ausnahmeerscheinung, die immerhin als künstleri-
schen Podesf seinen wTreppauf-treppabw-Beruf mitbringt
und dadurch vermutlich erst aus dieser harten realen
Tätigkeit sich einen naiven Globus mit bunten Begeb-
nlssen und Träumen anreichert.
Nürnberg - Germanisches Nationaimuseum
Galerie Sorko
Die Albrecht-Dürer-Geseiischaft widmete einem deut-
schen Expressionisten, dem jungen Hans Orlowski.
eine Ausstellung. Unbekannte Blätter einer DDFt-
Privatsammlung von 1915- 1923 kamen ans Tageslicht.
Früh erkannte Künstierschaft von seiten eines glückli-
chen Sammlers, Zufail und Findergiück halfen mit, eine
Lücke zu schließen auf dem breiten Felde des Expres-
sionismus. Somit leistete diese 10. Ausstellung der
Dürer-Gesellschaft, in ihrer Reihe Privatkoiiektionen zu
repräsentieren, wertvolle Schrittmacherdienste in dem
Bestreben, ein klareres, vollständigeres Bild der klassi-
schen Moderne zu geben. Oriowski steht mit diesen
Blättern würdig mit in der Reihe und unter großen Vor-
biidern. Stupende Beherrschung aller Techniken intus,
vermochte er die Nöte der Zeit, die Nöte der Seelen voi-
ler Leidenschaftlichkeit, äußerst suggestiv darzulegen.
Eine starke Serie von Blättern, die nach einer Parisreise
des Künstlers jäh abriß. Wie sich aber erweist, einen
Gewinn in jeder Weise darstellt.
Die Galerie Sorko veranstaltete zum fünfjährigen Be
stand eine Ausstellung mit Katsushika Hokusais l-53
Stationen der Tokaido-tr in 56 Blättern. Der japanische
Altmeister, zweifellos einer der fleißigsten Künstler aller
Zeiten, starb betteiarm 1849. Nach einem Leben, das ei-
ne einzige große Misere scheint. Und doch schuf er eine
Unmenge von Zeichnungen, Bildern und Skizzen, so um
die 20.000. Als Knabe mit 6 Jahren begann er zu zeich-
nen, mit 14 zu einem Hoizschneider In die Lehre ge-
hend, war er mit 1B bereits, 1774, Schüler des berühm-
ten Ukiyoe-Maiers Shunsho. Volle 75 Jahre waren ihm
vergönnt, um dieses gewaltige Werk zu schaffen, es uns
zu hinterlassen. Hokusai hatte eine selten hohe Auffas-
sung von Kunst. Mit 73 Jahren meinte er seibstbe
schränkend: "begreife ich teilweise Gestalt und den
Charakter der Vögel, Fische und Pflanzen-l - im Alter
von 80 wähnte er sich im Stadium weiteren Fortschrit-
tes, vermeinte vorausschauend, mit 90 werde er erst in
das Wesen der Dinge eindringen, mit 100 Jahren einen
hohen Grad von Vollkommenheit erreichen und mit 110
Jahren, wenn er es erlebe, wwird alles, was ich schaffe,
jeder Punkt und jeder Strich leben"! Echte Bescheiden-
heit elnes Künstlers, der mit 89 Jahren starb. Was über-
trieben scheint, ein geradezu unfaßbares Understate
ment, möchte man manchen jungen, sich selbst über-
schätzenden Künstlern tief einkritzeln. ist dies alles bei
Hokusai doch nichts anderes als echte Demut vor aller
Natur und Schöpfung. Diese Demut erst bewirkte den
hohen Grad seines Künstiertums.
Die Tckaido-Serie, von hervorragender Qualität, vermut-
lich Erstauflage, stammt aus der Sammlung Hayashi.
ihr zentrales Anliegen ist der Mensch, in seinen natürli-
chen Bewegungen und Begebnissen harmonisch in das
Bild der Landschaft gestellt, als Ganzes gibt die Folge
ein schillerndes Bild des Treibens auf dieser Straße des
alten Japan. Holzschnitte, aus denen der Einfluß auf De
gas, van Gogh, ToulouseLautrec, zum ganzen Jugend-
stil unschwer ablesbar ist.
Die Galerie Sorko hat mit der Präsentation einen wert-
vollen Beitrag im kulturellen Austausch zwischen Okzi-
dent und Orient geleistet. (Abb. 5, G)
Paris - Musee du Petit Palais
Am 14. Oktober 1976 die Vernissage der Ausstellung
Jresors des Rois de Danemark-, veranstaltet anläßlich
der offiziellen wVisite an Franceu S. M. der Königin Mar-
garetha von Dänemark, S. A. R. Prinz Henri. Organisiert
wurde die Schau im Musee du Petit Palais de la Vilie de
Paris von der Regierung des Königreiches Dänemark zu-
sammen mit i'Association Francaise d'Action Artistique
und der Stadt Paris. Erstmals ein reicher Einblick in die
Schätze des dänischen Königshauses hierorts. (Abb. 7)
Regensburg - Ostdeutsche Galerie
Seit 22 Jahren veranstaltet die wßstdeutsche- ihre
uSUÜBlSTIGGUISCTIGVi Künsiiertreffenu. Hochwiilkommane
Gelegenheit, einander zu begegnen und in der im Dia-
lekt iiglelchenu Sprache miteinander zu reden. Lebhafte
Gespräche einer bereits festgefügten Gruppe bildender