glücklich verkürzt, ist ebenso typisch für Rott-
mayrs Stil vor seiner Wiener Zeit - dieselben Ei-
genheiten kann man an der Gestalt der Diana in
der "Opferung der lphigeniea der Österreichi-
schen Galerie beobachten. ln den Bildern des Art
Institute sieht man also tatsächlich, nur leicht ab-
gewandelt, die gleichen Figuren, dieselben Posen
und die gleichen Körpertypen, wie sie Rottmayr
anderwärts darstellte. Darin folgte er dem Beispiel
seines Lehrers. Die Venus von Chicago ist deut-
lich der Wiener Lucretia, die Figur des Endymion
der des Christus in einer Pieta in München ver-
wandt, und so weiter und so fort.
Alle diese Elemente stützen die Überlegung, die
Reihe der iünf Bilder in Chicago dem jungen Flott-
mayr vor seiner Begegnung mit der intellektuelle
ren Wiener Atmosphäre zuzuschreiben. Durch ihre
Art, wie naiv genau Geschichten erzählt werden,
und durch ihre leu htende Farbe könnte man fast
verleitet werden, in ihnen sozusagen i-kiassischeu
Seicentovarianten der farbenfrohen Altarwerke
der österreichischen Spätgotik zu sehen. Später
wurde Rottmayrs Malerei bedeutend großzügiger
und von diskreterer Farbgebung, wohl um mit der
großartigeren Welt der kaiserlichen Sphäre, in der
er arbeitete und für die er bedeutende Arbeiten
ausftlhrte, in Einklang zu stehen. Jedoch verlor er
in dieser Entwicklung etwas von jener Fröhlichkeit
und jenem Charme seiner Salzburger Tage, die in
den fünf Götterbildern des Art Institute of Chica-
go so deutlich sichtbar sind.
Anmerkung 7
7 Huhala wie Anm. 2 d. hier S 179-180.
' Anschrift des Autors:
Univ.-Prof. Dr. Edward A. Maser
The University of Chicago
s Johann Michael Flottrnayr. Jupiter besiegt mit seinen
Blitzen die rebellierenden GÜOEHIGFL1SQÜ - 1695. Ol auf