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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 162)

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keit erscheinen dem Betrachter im Umschreiten 
der Plastik neue Ansichten. Durch die Konstruk- 
tion als Hohlgebilde, den freien Verlauf der Kontu- 
ren und die Saitenspannung erscheint das Werk 
beim Wechsel des Lichtes, indem dieses verän- 
dert oder es selbst bewegt wird, jeweils verschie 
den. Es ist vom Lichtumraum, aber nicht von der 
Gestaltung der Umgebung abhängig. Insofern ist 
es wie das erste Beispiel ebenso transferierbar 
und verlangt nicht nach einem bestimmten Ort. 
Das Saitenspiel ist auf abstrakte Bildwerke be- 
schränkt und erweiterte die Erfahrung auch ande- 
rer Künstler. Es formuliert einerseits Beziehung 
von einander gegenüberliegenden Flächen und 
macht sie zu lnnenllächen der damit angegebe 
nen Teilräume, andererseits schafft es auch Sub- 
stanz und Struktur von Zwischenräumen. In Er- 
gänzung zum gemaserten Holz (z.B. i-Vogelkorbii) 
kann eine ie nach Beleuchtung variable "Schat- 
tenmaserungu entstehen. 
Die Antithese zu den Saiten bildet das von Archi- 
penko übernommene Loch, der Durchbruch einer 
Fläche. Es verbindet Außenflächen, schafft hier- 
bei eine Beziehung zwischen vorne und hinten und 
stellt selbst eine sichtbare (Negativ-Form dar. 
Auch diese Löcher sind Zwischen- und Innenräu- 
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me, sie stehen neben Körperräumen und bilden 
mit diesen ein Kontinuum. Sind die Saiten nur bei 
abstrakten Werken einsetzbar, gilt das nicht für 
die Durchbrüche, Hohlräume und Ummantelun- 
gen. 
Die Strukturierung von Innenräumen der Plastik, 
die damit zugleich in die Tendenz verfällt, sich ge 
gen das Außen abzukapseln, findet ihr Echo wie 
der in den berühmten Bunker- und Bergwerks- 
zeichnungen, wo auch von der Themenstellung 
her eine Verpuppung einzelner Gestalten, eine lso 
lierung selbst bei Gruppen stattfindet. Dies wird in 
der Folgezeit zu einer bipolaren Räumlichkeit, zu 
einem Wechselspiel von "Innen und Außen" (Titel 
einer Plastik) führen. 
Mit Recht hat man festgestellt, daß in den 50er 
Jahren bei Moore sich arbeitstechnisch vor allem 
zwei Dinge ändern. Zum einen löst die Plastik die 
Skulptur ab, d.h. Moore gestaltet nicht mehr aus 
dem Block, sondern fügt zusammen, womit auch 
die Technik des Bronzegusses an Interesse ge 
winnt. 
Zum andern zeichnet Moore immer weniger, son- 
dern verwendet Maquetten als Vorbereitung. Auch 
wenn ein Bildhauer mehrere Ansichten einer Pla- 
stik zeichnet, so bleibt sie jeweils einansichtig. 
 
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2 Henry Moore, Sailenplastik, 1933 
3 Henry Moore, Liegende Figur Nr. 1. 1945 
4 Henry Moore, Stehende Doppelfigur, 1950 
5 Henry Moore, Mutter und Kind, 1953 
6 Henry Moore, Drei stehende Figuren, 1947148
	        
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