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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 162)

Varia, Buchbesprechungen 
Kunsthaus am Museum, Köln 
Auktionsauftakt im Jahre 1979 ist die große allgemeine 
79, Kunstauktion vom 28.- 31. März 1979. Besonderheiten 
aus dem Angebot: ca. 300 Möbel verschiedener Epochen 
und Stilrichtungen, wobei Biedermeiermöbei sich steigen- 
der Beliebtheit erfreuen. Schwerpunkte sind u.a. auch 
hervorragende deutsche Eichenmöbel sowie englische 
Möbel des 17. e 19. Jh.s. Reiche Varia, dazu Porzellane, 
Fayencen, Glas, Silber und Schmuck und ein starkes 
Angebot an Gemälden mit einem Kernstück: seltene 
Börde-MaierfRaum Soest, Paderborn und Dortmund. Am 
Schlußtag moderne Grafik, figürliche Bronzen, Jugend- 
stil und Art Deco. 
Aus der am 29. März I.J. kommenden Versteigerung zei- 
gen wir ein Lobmeyr-Glasservice von Josef und Ludwig 
Lobmeyr, bestehend aus einem Krug, einem Tablett und 
12 Gläsern. Wien, letztes Viertel des 19. Jahrhunderts, 
geschliffenes Glas mit Dekor in Emailmalerei, signiert: 
JLW ligiert (s. Abb. 1). 
Schätzpreis DM 12.000.- 
[l 
Marga Persson - Bildteppiche 1976- 1978 
In einer ersten größeren "Linzen- Personalschau stellte 
Marga Persson kürzlich neue Bildteppiche vor, 1977 ver- 
ließ die Textilkünstlerin Wien. um in Linz einen neuen 
künstlerischen Wirkungskreis zu finden. Sowohl als 
autonome Künstlerin wie auch als Lehrbeauftragte an 
der hiesigen Hochschule für künstlerische und indu- 
strielle Gestaltung, nachdem sie 3 Jahre vorher in 
gleicher Weise an der Wiener Hochschule für ange- 
wandte Kunst fungierte. 
Marga Perssons Neuschöpfungen sind sichtbares 
Ergebnis einer bewußt angestrebten künstlerischen Ent- 
wicklung, ihre Biidteppiche tragen eine eigene Wesen- 
heit, vcn gleichen Faktoren bestimmt: bewußte Zurück- 
nahme des eigentlich gravierenden Ausdruckstragers, 
dem Textilen, als Faser, als Struktur, wie auch in der 
Fertigung. Persson ist die künstlerische Aussage. und 
nur diese, wichtig. Damit unterscheidet sie sich stark, 
stellt mit Recht in ihren Schöpfungen den Begriff "Bild- 
Ieppich- konsequent unter Beweis. Ihre künstlerischen 
Vorstellungen, ihre Bildideen sind Ausdrücke ihrer 
Lebensauffassung, sagt sie selber. Auffallend in ihren 
jüngsten Arbeiten (immer wieder) Bedrohung und Ein- 
engun, das verschlossene. Bildmotivationen metapho 
rischer Verdichtung mit verdunkelten Sonnen und doch 
auch lichtvollem blauen Gewässer mit Gittern, die tröst- 
iich im eigenen Schatten verflüchtigen. Souverän Kos- 
misches und Archaisches, eindringlich charakterisiert. 
Marga Perssons tiefer Schaffensernst beeindruckt. Sie 
tanzt in kultiviertester Weise aus der Reihe, was Ihren 
Schöpfungen zugute kommt. Sie weiß, scheint's alles 
vom r-Anfang und Ende-r (s. Abb. 2). I. netopii 
C 
Kunst und Industrie "sachlich eiegantti 
auf der Frankfurter Heimtex 
Ein weiteres Beispiel, wie bewußt man von selten der In- 
dustrie in die Bereiche der Kunst hereinspielt, erbrachte 
Bayer auf der diesjährigen Heimtex-Messe in Frankfurt. 
Das seinerzeitige Museum für Kunst und Industrie in 
Wien, heute Österreichisches Museum für angewandte 
Kunst, konnte zu Beginn seiner Gründung, 1864. vom 
Stiftsherrn am Münster in Aachen Dr. Bock wertvolle 
seidene Rarissima erwerben (s. AMK Nr. 1601161, p. 21). 
Drei dieser Seidengewebe wurden von Bayer-Austria auf 
der Heimtex mit dem Zwecke präsentiert, diese alten 
Designs als ornamentaie oder strukturelle Grundlage in 
moderne Heimtextilien aus Bayer-Textilfasern zu inspi- 
rieren. Bayer will damit der europäischen Heimtex- 
Industrie auf alter Tradition aufbauend neue Anregun- 
gen verleihen. Gesamteindruck der Heimtex; riSachllche 
Eieganzii durch eine ganze Reihe ausgezeichneter Envi- 
ronments. Erfreulich, daß trotz der die Szene beleben- 
den Hausse von Messen, Präsentationen und Ausstel- 
lungen den Architekten und Designern immer wieder 
"neue- eindrucksstarke Gestaltungen einfließen 
(s. Abb. 3). BayeriSk-redln 
i"! 
Wolfgang Wacha 
zeigt Skulpturen und Entwürfe in der Kleinen Galerie im 
Wiener 8. Bezirk, Neudeggergasse 8, vom 27. 2. bis 
17. 3. 1979. 
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Berichtigung: 
Das Kunsthandelshaus Otto Buchingerllnhaber Pöhl- 
mann in A-4020 Linz, Bethiehemstraße 5, wurde in den 
letzten Einschaltungen der Zeitschrift mit der unrichti- 
gen Telefonvorvvahl versehen. Die volle richtige Nummer 
lautet 07321701 17! 
64 
 
 
 
A.P. Gütersloh, Beispiele, Verlag Jugend 
und Volk, Wien-München 1977, 190 Seiten, 
Ein stattliches Buch, schon rein äußerlich. 
244x267 mm, mit der Vignette ARS VITA LOGOS auf 
dem Einband, mit einem kräftigen Umschlagbild des 
Malers, ja mit Gütersloh-Motiven auf dern Vorsatzpapier. 
Ein stattliches Buch, mit sehr vielen ausgezeichneten 
Farbwiedergaben von Olbildern und Aquarellen des Mei- 
sters und im Wechsel von Bild und Text. getrennt durch 
getönte Blätter mit Graphiken. Die Auswahl und Heraus- 
gabe besorgte sehr umsichtig Heribert Hutter, der auch 
die Einleitung schrieb. Schon in dieser wird auf die Viel- 
seitigkeit Güterslohs hingewiesen. Und dementspre- 
chend vieiseitig ist auch der Aufbau des Buches. Heri- 
bert Hutter gibt in seiner Einleitung einen kurzen, aber 
sehr treffenden Überblick vorn Werden des Malers 
Gütersloh, zeigt Einflüsse und Anstöße auf und weist 
immer wieder auf die Doppelbegabung als Maler und 
Schriftsteller hin. 
Die Texte von Gütersloh stehen in enger Beziehung zur 
bildenden Kunst. Trotzdem wird dem Leser auch eine 
Facette des Schriftstellers in ihnen nahegebracht. Die 
Texte beziehen sich auf Maler und Ausstellungen, trotz- 
dem wird dem Leser auch eine Ahnung vom Philoso- 
phen Gütersloh gegeben. Dabei kommt hier wie in den 
Bildern der Humor nicht zu kurz. Er, der Humor, beglei- 
tete den Küristier bis an sein Ende. Das zeigt uns etwa 
ein spätes Selbstbildnis aus dem Jahre 1968, das wir in 
den Abbildungen des sehr umfangreichen und als ersten 
Versuch gekennzeichneten, von Renate Uschan-Boyer 
eingerichteten Werkverzeichnisses finden. Biographi- 
sche Daten und eine Fleihe von Fotos aus allen Lebens- 
stufen - von der Kindheit bis zum Alter - runden das 
Bild sehr gediegen ab. Für die schone Gestaltung des 
Bandes zeichnet Heinz Handsur. Alois Vogel 
C 
Stephan Coneye "i 
Der Kreis der Vertrauten, zur i-Szenev Gehörenden, lich- 
tet sich. Einer der vitalsten, ja wildesten ist abseits des 
Wiener Kunstlebens einsam hinübergegangen. Er fühlte 
sich nicht so recht der arrivierten Künstierschaft zuge 
hörig, eher mied er sie. Sein Schaffen als Keramiker, als 
Maler und Grafiker bedeutete ihm alles, darin genügte 
er sich selbst. 
1907 wurde Stephan Coneye in Wien geboren, absolvier- 
te kurze Studien an der "Angewandten" bei Obsieger 
und Strnad sowie an der "Bildendenir. Urwiener und Ori- 
ginal, hatte er seine geistige Landschaft, vielleicht des 
französischen Grandpere wegen, im Blute. Er liebte die 
heißen, mistralüberwehten Küstenstriche an der Cöte 
d'Azur, das Provencalische. Bestimmt vom Sehnsuchts- 
bild des Südens, dern blaugrünen Meer, dem sonnen- 
grellen Mediterranen schlechthin. Ein Neo-Fauves saß 
er in Saint Tropez, Vallauris, schuf in Art und Geist Pi- 
cassos Keramik und malte. Hafenstädte, Paris, Ballett. 
Coneye, Einzelgänger, mußte unentwegt werken, spon- 
tan, immer bereit, zu zerschlagen, zu zerreißen, wegzu- 
werfen, immer um das "Dahinter-r, um den letzten Aus- 
druck ringend. 
1957 öffnete ihm Dr. Wilhelm Mrazek für seine erste 
große Personale das Österreichische Museum für ange 
wandte Kunst in Wien. Er schätzte Coneye als einen 
homo faber, u... der nicht vom Intellekt her, sondern 
vorn spielerischen. selbstsicheren Schöpferischen her 
werkteu. 1969 konnte Coneye dann noch einmal im 
Österreichischen Museum, bei Direktor Dr. Mrazek neu- 
erlich Terrakotlen, Emails, Ätzungen und Radierungen 
zeigen. Alle seine Schöpfungen spiegelten letzten En- 
des sein besonderes Wesen wider. Augenblickseinfäiie, 
wie das Wissen um uralte Fertigungsmethoden, der 
Grad des Brandes bestimmten ihn, flossen über seine 
ungeduldige Hand in sein Werk, 
Stephan Coneye, der unruhig-Rastlose, der immer zu 
brennen schien, voller Ideen, voller Schaffensfreude, 
hatte ein großes, offenes Herz. Man mochte ihn, auch in 
seinem oft linkischen, überschäumenden Eifer. Zuletzt 
versteckte er sich in seinem eigenen Schatten. Und so 
starb er auch: ohne Parte, ohne Trauergemeinde, ohne 
letzte Blumen. Ob er ganz klein werden wollte als 
Aschenrest in einer Urne für alle Ewigkeit! - Man 
schämt sich, daß man ihm zuletzt nicht doch einmal 
mehr noch die Hand drückte, weil er sich im Trubel so 
mancher Aktivität bewußt am Rande verlor. 
l. netopil 
1 Kunsthaus am Museum, Vorschau 79. Kuristauktiori 
Ldbmeyr-Glasservice. wreh, letztes Viertel ia Jahrhundert 
2 Marga Perssuh, "Anfang und Endeii,1977 BlldtepplCh, 
190 x 140 cm 
3 usachliche Eieganzv auf der Heimtex '79 In Frankfurt. Bayer- 
Präsentation mit Seidengeweben des Osterreichischen 
Museums fur angewandte Kunst (im Hintergrund) 
4 Stephan Coneye 1+). in seinem Atelier
	        
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