D{ Für den Kunstsammler
Adolf Hahnl
Der Salzburger Maler Georg Pezolt
als Landschafter
Bemerkungen zu einem Spatromaniiker anfäßlich
seines 100. Todestages
Durch zwei Ausstellungen wurden Ende 1978 Leben und
Werk dieses Salzburger Malers geehrt, die einige Beach-
tung gefunden hallen, Dabei kristallisierten sich ver-
schiedene Schwerpunkte in seinem umfangreichen
Werk heraus: Pezolt als Lehrer für Kunsttheorie und
geschichte im Priesterseminar und am Lyzeum, Pezolt
als Konservator und erster ehrenamtlicher Denkmalpfle-
ger, Pezolt als Designer und Lehrer an der Zeichen-, der
späteren Staats-Gewerbeschule, Pezolt als ehrenamtli-
cher Beirat am Vaterländischen Museum, als tätiges
Mitglied der Salzburger Landeskunde und Präsident des
Kunstvereines - und Pezolt als Künstler. Pezolts viel-
seitige Aktivitäten - denen zu seinen Lebzeiten ein
ebenso vielfältiges Meinungsspeklrum über ihn ent-
sprach 7, aber auch der Umstand, daß nur wenige re
prasentative Arbeiten seiner Hand in der Vaterstadt ge
blieben sind, tragen Schuld daran, daß es noch zu kel-
ner umfassenden Monographie gekommen ist. So wird
es notwendig sein, einen Lebenslauf vorauszuschicken.
Georg Pezolt wurde am 8. Mai 1810 in Salzburg geboren.
ln iugendlichem Alter wurde er Schüler des Blumenma-
lers Johann M. Wurzer (17607 1838) und trat 1827 als
Zeichner ins Gefolge des englischen Archäologen John
Molitor aus Oxford ein, für den er italienische Ansichten
zeichnete. 1827 lernte er den französischen Klassizi-
stenschuler und Begründer des italienischen Genre
stuckes Leopold Robert (1794- 1835) in Italien kennen
und schloB sich diesem als Schüler an. Nach dessen
Freitod in Venedig (er soll unglücklich verliebt gewesen
seinl kehrte Pezolt über die Lombardei und Tirol nach
Salzburg zurück, wo er die zahlreichen Veduten dieser
Reise der Lithographieranstalt Oberer in Salzburg anbot.
Dieses Lithowerk erschien 1837-1839 in 36 Heften zu 4
Ansichten unter dem Titel i-Die interessantesten Punkte
von Salzburg, Tyrol und Salzkammergut... 1874, als Pe-
zolt durch viele Enttäuschungen seine Jugend im ver-
klärten Lichte sah, urteilte er über diese Serie in seinem
Tagebuchl: "Am 20ten März war wieder der Jahrtag des
Todes des Cavalierfs) Leopold Robert, dem ich wie sei-
nem Bruder Aurel die erste ernste Einführung in die
Kunst verdanke. Oh wäre ich 1836 bey Aurel in Venedig
geblieben, anstatt die Serie von Ansichten aus Tirol.
Salzburg und Salzkammergut für die noch in tiefster
Kindheit sich bewegende Obefsche Lithographiefan-
stalt) in Salzburg, welche Stiessberger, ein talentloser
Autodidakt, reproducierte, zu liefern. Welch erbärmli-
cher Erfolg. Die Sepia Zeichnungen hat Oberers Nach-
folger dem hiesigen Museum geschenkt, während
mir genehm gewesen wäre, sie wären vernichtet wor-
den. Hie und da sehe ich Reste auf dem Tandel-
markt. Es geht zwar den FischbacNschen Stahlsti-
chen nicht viel besser. Jetzt lebt und leibt ja alles in
den Photographien und Chromolithographienmw
Georg Pezolt hielt sich 1839 in Italien auf, auch in Rom,
wo seine erste Gattin, Luise Spiegel, starb und er 1842
dem jungen kunstbegeisterten Salzburger Erzbischof
Friedrich Fürst Schwarzenberg begegnete, dem das Kar-
dinalat verliehen wurde. Schwarzenberg beauftragte Pe-
zolt, für die von Fischer erbaute Dreifaltigkeitskirche ein
Hochaltarblatl zu malen, dem Pezolt eine künstlerische
Auseinandersetzung mit Overbeck, dem in Rom residie
renden Haupt der deutschen Nazarener, verdankte: t-lch
hatte soviel Ehrfurcht vor dieser Aufgabe, die Dreifaltig-
keit, daß ich vorschlug, das Mittekstuck) der Glorie in
Ftafaels Dispula hiezu zu komponieren. Als ich die
Zeichnung davon einschickte, wollte dieser strenge
Rhythmus nicht recht behagen. Ich sollte eine eigene
Komposition machen. Mit Hilfe Overbekschen Rathe
und (nach) seinen Motiven brachte ich selbe zustande
das Altarbild wurde darnach bestellt und mein
lucksstern ging unter. War ich auch durch viele mus-
äologische Zeichnungen an (den) Kirchen Styl gewöhnt,
so war mir die lebensgroße Vortragsweise ganz fremd
und unbehaglich, umso mehr als die lange Krankheit
und Tod meiner Gattin dazwischen kam und ich deshalb
erst die letzten Ausbildungen 1842 nach meiner Rück-
kehr in Salzburg ausführen konntewi-Z
Pezolt entwickelte in den folgenden Jahren eine er-
staunliche Aktivitat, die in der Herausgabe eines großen
Lithowerkes in drei Abteilungen "Salzburg und seine An-
gränzungen aus dem Bereiche der Natur, Kunst und
Volksgebräuche..." beim Verlag Schon in Salzburg kul-
minierte. Durch die Erfahrung bei Oberer klüger gewor-
den, wurde das großformatige Werk als Tonlithographle
bei J.B. Kuhn in München gedruckt und dem i-Deut-
schen Fleichsverweser Erzherzog Johannu gewidmet.
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