Für den Kunstsammler
Varia, Aufrufe
diesen Jahren Erzbischof Graf Tarnoczy und der Abt von
St. Peter, Albert Eder, aber auch Baron Schwarz, der die
Salzburger Neustadt plante, sowie Redakteur Mlelichs-
hofer, der 1870 einen ersten umfassenden Artikel über
unseren Künstler für Wurzbachs i-Biographisches Lexi-
kon des Kaiserthums Österreich-i verfaßte7, den Pezolt
als trschwülstig-x bezeichnete, wohl deshalb, weil Pezolt
etwas einseitig als Landschafter gewürdigt wird. 1873
reiste Pezolt im Gefolge des Baron Schwarz erneut nach
Italien und nahm an der Wiener Weltausstellung mit ei-
nem Motiv aus der Fürstenstube der Festung Hohen-
saizburg teil, das unbewußt seiner Sehnsucht nach ge
sicherter bürgerlicher Existenz Ausdruck verleiht: ttErzbi-
schof Leonhard von Keutschach (unterstützt) die durch
den Bergbau herabgekommene Familie der Gasteiner
Gewerken Erasmus Weitmoser-tß Pessimismus, aber
auch die klare Erkenntnis, daß seine Kunst aus der Mo-
de gekommen ist, stehen bei der Lektüre seines Tage
buches im Vordergrund: ttDie Nazarener schmecken
süßlich, wenn ich an (Anselm) Feuerbachs Pietä erinne-
re... Die Cartone des großen Cornelius sind zu tei(gig)
gemalt9... Die (Neo)Gotik in Deutschland ist jetzt aus
der Mode (ich habe) die Erlaubnis erhalten, in der
Nonnbergkirche malen zu dürfen. Es geht nicht anders.
Ungeachtet niemand mehr dem Kirchlichen zugeneigt
ist, so muB ich gestehen, ich bin zu nichts anderem
tüchtig"... (und) hätte ich nur ein bißchen Bares, ich
würde etwas vom historischen Genre versuchen, wenig-
stens kann man damit auf einer Ausstellung durchbre-
chen..An Landschaften hat man übersatL-ti?
Vor allem die beiden letzten Aussagen sind bezeich-
nend für die Krise, in die Pezolt geraten ist. Er hängt an
Kirchlichem, d.h. an den von den Nazarenern als einzig
wahres Sujet gepriesenen Motiven, und ist als Land-
schafter Spätromantiker, der erkennen muß, daß Feuer-
bachs pathetischer Historismus und Anton Hanschs
Naturalismusiß ihn überflügelt hatten. Sein letztes Bild
ist eine Allegorie (heute verschollen), die unvollendet
bleibt. Georg Pezolt stirbt arn 28. Oktober 1878 um 4 Uhr
nachmittags ttplötzlich am Herzschlag-r in seiner Woh-
nung in der Kaigasse. Sein Grab findet sich, wie das
vieler Künstler, am Petersfriedhof in Salzburg vis-a-vis
der Gruft Nr. 41.
Die Art der Publikationen, in denen Georg Pezolt seine
Landschaften einem breiteren Publikum vorlegt, ist in
seiner Zeit viel genützt. Da gab es die frühen Litho-
serien des Jakob Alt (264 Donauansichten) (1819-1826)
und schon sehr bald die nach der neuen Technik des
Stahlstiches gearbeiteten Lieferungen von i-Meyers Uni-
versumv im Bibliographischen Institut in Hiidburghau-
sen (ab 1834), da gab es das repräsentative Werk von
Max von Chlingensberg vDas Königreich Bayern in sei-
nen aiterthümlichen, geschichtlichen, artistischen und
malerischen Schönheiten-i (1840- 54), wDas Kaiserthum
Österreich" von A. A. Schmidt (Stuttgart 1841) und ein
Werk mit demselben Titel von Carl A. Schimmer (Darm-
stadt 1840), die rrGallerie Europäischer Städten von Pop
pei und Kurz (München 1845) und manche andere von
ähnlichem Zuschnitt.
Die Wandlung, die Pezolt zwischen 1839 und 1851
durchmacht, sagt, zieht man den Zeichenstll der nur z.T,
erhaltenen Originalvorlagen in Betracht, ein gewisses
Abrücken von penibler Detaillierung zugunsten einer
großformatigen Gesamtkomposition aus. (Insofern ist
die Umsetzung der Vorlagen durch Oberer-Stiessberger
ein stilistischer Rückschritt, der Pezolt dem Werk eines
J. Alt naherbringt; die späte Kritik Pezolts an den köst-
lich naiv anmutenden Salzburgbiattern, die auch seine
eigenen Vorlagen mitverdammt, ist nur relativ richtig.)
Geht man davon aus, daß das Lithowerk von 1851, die
dem Autor des Artikels nur zum geringsten Teil bekannt
gewordenen Vorlagen so umgesetzt hat, daß der Künst-
ler zufrieden war, so können sie in Ermangelung der Ori-
ginale zum Ausgangspunkt unserer Kritik werden.
Ausgewählt wurden fünf Landschaften der 1. Abteilung,
alle von Leopold Rottmann in München als Tonlithogra-
phie um 1850 ausgeführt und bei J. B. Kuhn gedruckt (im
Format 28x 22 cm): Nr. 6 Domkirche, gesehen von der
Höhe der Maximushöhle, Nr. 30 Gletscher in der
Kolowrats-Höhle am Untersberg, Nr. 74 Wiesbachhorn,
Nr. 76 (GroßWenediger, Nr. 80 Zeller See, alles Ansich-
ten von Stadt und Land Salzburg.
Einem altertümlichen Schema verhaftet ist Nummer 6.
Hier vignettiert ein fiktiver Rahmen den ungewohnten
Ausblick auf die Barockarchitektur des Domes. Schon
Danreiter hat bei seinen Salzburg-Ansichten (Mirabell,
Heiibrunn, Kirchen Salzburgs, Hohenfestung) solche
kleine Vordergrundszenen erfunden, um die Vedute
gleichsam als Bühnenbild erscheinen zu lassen, die die
Unwirkiichkeit einer Fata morgana hat". Pezolt wlll hier
weniger Theater spielen, als eine historische Dimension
beschwören. Er bildet die Maximushohle (heute bekannt
unter dem Begriff der ttKatakomben-i) fiktiv im ttUrzu-
standtt ab, zu Zeiten des Heiligen, der durch das in den
Felsen gesteckte Kreuz beschworen wird. Er erblickt
ER
das barocke Salzburg als Vision. So entsteht 7 über
die formalen Mittel hinaus - Spannung im Bild: Da das
Wirkliche, das wir sehen, Dom und Peterskloster, glaub-
haft zur Vision wird, muß das Überwirkliche, die Anwe-
senheit des Heiligen, die wir glauben, im Grunde realer
sein.
Nr. 30 ist in gewisser Weise ein Pendant zu Nr. S. Der
domartige Innenraum der auf zwei Fiuchtpunkte ange-
legten Höhle bewirkt Bedrohung durch hermetisches
Geschiossensein. Ameisenkleine Staffagefiguren fühlen
nicht die Beklemmung. Das Motiv der stürzenden Tiefe
- etwa wie auf C. D. Friedrichs t-Kreidefelsen auf Rü-
gentr - ist hier in die Horizontale gekippt. Der Höhlen-
eingang wird als Beginn eines gekrümmten, unbestimm-
baren, nach innen und unten nunendlich-r tiefen Raumes
empfunden, aus dem es kein Zurück gibt.
G. Dore hat in solcher Weise Szenen aus Dantes Inferno
(1861) gestaltet. - Nr. 74 Das Wiesbachhorn verzichtet
auf jeden Vordergrund. Über den Wolken und Nebeln
ragt der schneebedeckte Gipfel empor. Man wird an
C. D. Friedrichs i-Wanderer über dem Nebelmeert- erin-
nert. Hler wird der Bildbetrachter zum imaginären Wan-
derer. Das Spannungslose des Bildes wird zum Symbol
für die Ruhe und Dauer des Ewigen in der Natur. Anders
und weit konventioneller ist Nr. 76 aufgebaut. Es erin-
nert an eine Begebenheit, die Pezolt erlebt hat, als er
mit Domherrn Stolz einige Tage im Pinzgau zubrachte.
Die Vordergrundszene ist breit erzählt und in dunklen
kräftigen Schattierungen zum verschwimmenden Hinter-
grund angelegt.
Nr. 80 zeigt ein Bild des Zeller Sees im Pinzgau, das be
wußt von Pezolts Komposition für die Oberer-Serie ab-
rückt. in beiden Fällen ist der Blick gegen Süden. Aber
während das frühere Bild eine Vordergrundszene mit
Strauchwerk und Kühen, fast in Gauermannscher Ma-
nier einbaut, die den See lieblich begrenzt, erscheint
hier der Zeller See groß und tief, der den Menschen, die
ihn beschiffen, nur ein Ziel offenläßt, die nahe Stadt ei-
iends zu erreichen, indes die Ferne sie bedroht.
Mielichhofer, Pezolts Freund, schildert ihn als einen
poetischen Realisten, als einen Mann, der zwischen der
Romantik (die in Österreich nur in der religiösen Malerei
der Nazarener Eingang gefunden hat) und den frühen
Realisten steht (natürlich ohne diese modernen Termini
zu gebrauchen): t-Was den Charakter seiner Bilder be-
trifft, so bezeichnet ihn die Kunstkritik nicht als Copi-
sten der Natur (Naturalisten), vielmehr beweist Pezolt in
-selnen Gemälden, daß er die Kunst der Landschaftsma-
lerei bei weitem geistvoller erfaßt, als dies bei vielen an-
deren Landschaftern der Fall ist. in Pezolts Gemälden
ist Naturwahrheit mit dem Ausdruck seines individuel-
len Gefühls zu einem einheitlichen Ganzen geprägt; er
entwickelt die strengste Charakterwahrheit der Linien in
allen Formen der vorliegenden Natur, wobei jedoch die
Einzelheiten und Details der poetischen Auffassung
des Gegenstandes untergeordnet erscheinen. Dann legt
er In Stil, Colorlt und Staffage den Ausdruck der Stim-
mung, die der Charakter der Landschaft in ihm hervor-
bringt, oder poetische Empfindungen oder historische
Reminiscenzen...tt15
Pezolt ist Generationsgenosse der Spatromantiker (nach
W. Pinder), der zwischen 1800 und 1810 Geborenen
(Richter und Schwind), der mit dem älteren Fischbach
(geb. 1797) und mit den jüngeren Salzburger Zunftgenos-
sen Mayburger (geb. 1814) und Stiel (geb. 1811), aber
auch mit den Naturalisten Anton Hansch und Pausinger
ln künstlerischem Konflikt lebte. Pezolt war zeitlebens
einem harten Konkurrenzkampf ausgesetzt, blieb sich
aber in seinem künstlerischen Ringen trotz vielseitiger
Aktivitäten treu. Seine Bedeutung liegt vor allem darin,
daß er Salzburg in der Mitte des 19. Jh.s in der Ausein-
andersetzung mit Wien und München, den alten Gravita-
tionsfeldern, zu einer künstlerischen Selbstbesinnung
verhalf und selber mit seinen großen Lithowerken ein
gültiges Bild seiner geliebten Heimat statuierte. Mit Pe-
zolt scheint nach so manchem Wanderkünstler und
Wahlsaizburger wieder ein Sohn dieser Stadt auf, der
die österreichische Kunst der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts um eine liebenswerte Variante bereichert.
l l Anschrift des Autors:
Dr. Adolf Hahnl, Kunsthistoriker,
Postfach 113, 5010 Salzburg
Anmerkungen 7-15
s.
er.
er s. 129
er .
G.P ,s1
l3 nlm Kunstverein behauptet sich Hansch vor allen, der Proto
typ der Naturaiisten..." G.P. s, 22a
'4 Vgl. Fuhrrrtann, Franz: Salzburg tn alten Ansichten. Die
Stadt. - Sbg. 2. Aufl. 1970
T5 Wurzbach, Konstant von: Biographisches Lexikon des Kaiser-
thums Österreich, au. 22, Wien 1870. s. 157-159
FEE]
Bundesministerium für Wissenscha
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1978
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Oktober 1978
November 1978
170.744
111.03E
Besucher gezählt wurden.
(J
Albertina Wien
Oskar Laske - Ludwig Heinrich Jung
- Franz von Zülow
im Untertitel stand: Drei österreichische Künstler
Jahrhundertwende und Zwischenkrlegszeit. Die J
derfwende und ihr Stil ist es auch, die allen drei l
lern ihre wesentlichen Impulse gab. Das Schwer;
der Ausstellung lag auf der Präsentation von O. L
und hier überraschend auf der Gestaltung der Lat
schalt und weniger auf dem von ihm sehr bekann
vGewurrl-r von Figuren, obwohl auch dieses, das j
sonders in seinem Spätwerk nicht wegzudenken l
sehen war. Das mit so unendlicher Leichtigkeit u
doch so viel spezifischer Atmosphäre ausgezeich
Aquarell tVorfrühltng bei Wiäitu (1909) zeigt uns s
den Meister. Bei den Radierungen aus dieser Zeil
i-Schnee und Nebel" (1908- 1910) kommen noch i
stark Jugendstilelemente zum Tragen. Die Schau
aber deutlich die Weiterentwicklung Laskes. Ein '
ges Bild auf diesem Weg das Aquarell "Neuwaidt
aus den 30er Jahren. Auch von LH. Jungnickel vt
nicht nur die für ihn so bezeichnenden und mit ih
fort in Verbindung gebrachten Tierbiider ausgeste
gab es auch Landschaften, die trotz ihrer starken
bundenheit an Jugendstil und damit an die Flach
sehr viel Raum und Tiefe zeigen. Besonders intert
waren die Menschendarsteiiungen, wobei die "St:
ner sitzenden Frau in Volkstrachtv (1917) stark an
E. Schiele denken litßt. Bei den sehr realistischen
verniedlichenden weiblichen Akten kommt er Koko
nahe. F. v. Zülow ist stark von Folkioristischem b
stimmt. Er ist am wenigsten deutlich dargeboten.
leicht weil seine Stärke eher in der Malerei zu fin-
Doch sind auch seine hier gezeigten, oft humorvc
Blätter sehr wesentliche Zeugnisse seiner Zeit.
(24. 10.1975 bis 14. 1. 1979) - (Abb. 2, 3 s. s. 45)
Alois
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Über das Werk des Malers Max Pfeiffer-Waten
wird ein OeuvreKatalog vorbereitet; Eigentümer v
Gemälden und Aquarellen werden gebeten, sich t
Schwester des Künstlers, Frau Grace Pasdualuoc
Watenphul, via Savoia 39, l-00198 Roma, zu meide
Frau Ulrike Müller. Arnold-Luschin-Gasse 8125,
8020 Graz, arbeitet an einer Dissertation über den
Franz lgnaz F I irrer (1saa-1742) und erbittet Mit
über Besitz von Werken dieses Malers.
Die neue Galerie im Landesmuseum Joanneum b:
eine Ausstellung des Malers und Grafikers Oari Re
(1836 Wien- 1918 Graz) vor. Sie bittet alle Privatb
von Olgemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Dr
graphlken des Künstlers mit Frau Ruth Binder, Nr
Galerie, A-8010 Graz, Sackstraße 16Ili, Tel.: O3 161".
oder 79186 (oder privat Tel.: 03161747425) zur Er:
iung eines möglichst vollständigen Kataloges Ver
dung aufzunehmen. Private Sammler bleiben
auf Wunsch ungenannt.