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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 162)

Herausgeber und Redaktion danken dem Art Institute oi 
Chicago für die Erlaubnis zum Neudruck dieses illr Salz- 
burg wichtigen Beitrages, der bereits in englischer Spra- 
che in den vom Ar! Institute herausgegebenen 2. Band der 
"Museum Siudiesu, Chicago 1967, erschienen ist; insbe- 
sondere danken wir Herrn Pairice Marandel, Curaior oi 
fhe Departmeni oi Eariier Painling, für die generöse Über- 
lassung der Photographien und Farbdiapositive sowie 
Prci. Maser für die Erlaubnis zur geringiugigen Kürzung 
seines Aufsatzes, 
Bedeutende Zeugnisse der Malerei des deutschen 
und des österreichischen Barock sind in den 
Sammlungen der USA selten anzutreffen. Das Art 
Institute of Chicago ist daher besonders glück- 
lich, 1961 als Geschenk fünf Gemälde mythologi- 
schen lnhaltsl von Johann Michael Rottmayr 
(1654-1730)2, alle von bester Qualität, erworben 
zu haben. Sie sind um so wichtiger, als sie alle aus 
der entscheidenden frühen Periode stammen. 
Rottmayr war 1688 nach einem langjährigen Auf- 
enthalt in Italien, vor allem im Atelier Johann Carl 
Loths in Venedig, in sein Heimatland, nach Salz- 
burg zurückgekehrt. Hier erhielt er von Fürsterzbi- 
schof Johann Ernst Graf Thun seine ersten Aufträ- 
ge, die Fresken in der Residenz, in der Winterreit- 
schule und in verschiedenen Kirchena. Über Emp- 
fehlung Thuns arbeitete Rottmayr auch in Böh- 
men und Mahren, in Bayern und im Bistum Pas- 
sau. ln dieser Zeit vor seiner Übersiedlung 1696 
nach Wien muß er dle Götterbilder, die sich jetzt in 
Chicago befinden, geschaffen haben. 
Alle fünf Gemälde sind querformatig und von der- 
selben Größe und waren wahrscheinlich ursprüng- 
lich für Supraporten bestimmt. Ihre einfache Kom- 
position wird von einer, höchstens von zwei Ge 
stalten beherrscht, vor allem jeweils von Jupiter, 
Apoll, Venus, Diana und Merkur. Überlegungen 
über ihren Zusammenhang lassen zwei Deutun- 
gen zu; bei beiden wird jedoch vorausgesetzt, daß 
die fünf Bilder Telle eines einstmals größeren 
Ganzen darstellen. Sie könnten zum Beispiel Re- 
ste einer gewöhnlich aus 12 Bildern bestehenden 
Darstellung ailer Hauptgötter des klassischen 
Götterhimmels gewesen sein, wobei hier Neptun, 
Pluto, Juno, Mars, Vulkan, Minerva und Ceres feh- 
len würden. Wahrscheinlich kann man in den fünf 
Bildern Wochentage dargestellt sehen, welche 
durch Götter personifiziert wurden: Sonntag - 
Apoll, Montag - Diana, Mittwoch - Merkur, Don- 
nerstag - Jupiter und Freitag - Venus; es wür- 
den also Dienstag - Mars und Samstag - S2 
fehlen. Die Götter könnten auch die Planeten 
stellen, die nach ihnen genannt sind und d 
Einflüsse auf das Schicksal der Menschen in 
Lehren der Astrologie verankert sind. Gerade 
se Vielschichtigkeit verschiedenartiger Bedei 
gen in der bildnerischen Ausstattung iürstli 
Paläste des Barock sollte solche Gemälde au 
Menschen bildend, moralisch erbauend uni 
das Auge erfreulich wirken lassen4. 
Die Götter auf den Gemälden des Art lnstii 
werden mit den Attributen oder durch die E 
benheiten dargestellt, die am meisten mit il 
verbunden werden: Jupiter wirft Blitze auf di 
bellierenden Giganten; Apoll gibt seinem 5 
Phaeton widerstrebend die Erlaubnis, den 
nenwagen zu fahren; Venus besucht in ihren 
Tauben gezogenen Wagen die Schmiede des 
kan; Diana kttßt den schlafenden Hirten E 
mion, wobei Amor und Morpheus zusehen; 
Merkur befreit die verwandelte Jo, nachdei 
den Wächter Argus erschlagen hatte. Alle c 
Szenen werden der Historie entsprechend fas 
dantisch genau mit allen symbolischen und e 
renden Details wiedergegeben, was im Geger 
zur italienischen Gepflogenheit steht, die l 
mayr bestimmt während seiner Tätigkeit im 
lier Loths kennengelernt hat5. Es ist vielleich 
rade diese Eigenschaft - mehr als andere - 
das Werk des jungen Österreichers kennzeicl 
Man kann das auch zum Beispiel an einem Sl 
deutenden Frühwerk wie der nHochzeit der 
tisue im sogenannten Gesellschaftszimmer 
Salzburger Residenz sehen (das Bild wurde 
geschaffen, Rottmayr selbst hat es aber 171 
was überarbeitet): Das olympische Gastmahl 
de in eine gelehrte Disputation der Götter Ul 
wandelt, wobei jede Gottheit mit dem ihr eigl 
Attribut versehen ist, gerade so, wie sie die N 
schlagewerke der lkonographie beschreiben.
	        
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