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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 3

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in der ganzen Gegend fühlbar. Im vorigen Jahrhundert war, nach der Preßburger 
Gegend, diese die erste, wo die ungarischen Magnaten und wohlhabenderen Grundbesitzer 
in der Anlage und Einrichtung ihrer Wohnsitze, wie in ihrer ganzen Lebensführung am 
meisten der Aristokratie des gebildeten Westens nacheifcrten. Damals erhoben sich die 
Schlösser der Naday in Peczel, der Prönay in Acsa, der Podmaniczky in Aßöd, der 
Beniczky in Czinkota, der Grassalkovich in Gödöllö, der Fekete und später der Karolyi 
in Fvth. Damals zog der sanfte Genius der Kunst und Wissenschaft in die Gegend ein, 
die früher immer vom Kampfgetöse wiederhallt hatte, und unter dem Schutze des Friedens 
gediehen Industrie, Gartenkunst, Ackerbau, gefördert durch Schaaren fleißiger Ansiedler 
und die Nähe des sicheren Marktes der Hauptstadt. 
Seitdem aber die Hauptstadt in Folge des Ausgleiches politisch und wirthschaftlich 
einen so außerordentlichen Aufschwung genommen, seitdem hier das Herz des Magharen- 
thnms am stärksten schlügt, ist in diesen, Verhaltniß Budapest bereits ganz der gebende, 
die Umgegend der empfangende Theil geworden. Die Hauptstadt und ihre Wirthschaft, 
ihr Verkehr, bald auch ihre Cultur, heben dieses vielfach zurückgebliebene Gebiet und 
geben seinen, in nationaler und cultnreller Hinsicht so buntscheckigen Wesen Einheitlichkeit. 
Die stillen Dörfer, wo schlichte Hänschen sich „m die stattlicheren Wohnsitze des Grnnd- 
adels drängten, erhalten durch den verallgemeinernden Schliff der Bndapester Ansiedler 
und Sommergäste einen gemeinsamen Charakter. Nicht der Pflug allein furcht den Sand 
des Räkos, vieler Theile desselben hat sich der Gartenbau bemächtigt und der Boden, 
der vor wenigen Jahren „och aus dürren Sandhügeln bestand, bringt heute ein ungeheures 
Erträglich. Der Preis und Pachtwerth des Bodens, sowie der Arbeitslohn sind seit 
einige» Jahren in gewaltige», Steigen begriffen; die bulgarischen Gärtner zahlen bis 50 
und 60 Gulden jährlichen Pacht für ein Joch Feld. Und diese wirthschaftliche Umgestaltung, 
welche die ganze Gegend theils in Fabriksanlagen, theils in Gartenland n,„zaubert und 
nur die anmnthigsten Stellen den Villeggiatnren überläßt, ist noch keineswegs abgeschlossen. 
Wichtiger aber als dies Alles ist der Schatz, den die Gegend durch die politische 
Wiedergeburt Ungarns, durch dieVersöhnung zwischen Nation und Dynastie gewonnen hat. 
Die Wälder des Cserhät sind den ungarischen Königssitzen so nahe, daß die 
Gegend schon früh ein beliebter Ausflugsort der ungarischen Herrscher wurde. Ludwig 
der Große jagte in Valkö-Szt. Läszlö; die zweite Gemalin Sigismunds, Barbara von 
Cilli, hatte eine Besitzung in Peczel. Jeder Mensch im Lande weiß, wie es König 
Matthias in Czinkota erging und wie er dem lustigen Cantor daselbst seinen Wunsch 
erfüllte. Diese Sage hat eine tiefere geschichtliche Bedeutung. Den, König, der abseits 
vom Glanze des Hofes sein Volk und dessen unverfälschtes Fühlen kennen lernen will, 
bot gerade die Umgebung der Hauptstadt die beste Gelegenheit zu solcher Forschung.
	        
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