Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Entwicklung abzulesen: die frühen subtilen Aquarelle
haben kalten Konstruktivismen Platz gemacht, hier wie
dort jedoch gekennzeichnet von stetigem Bemühen um
hohe Farbkuitur. (1.- 27. 3. 1979)
Galerie Weiz
Nicole Bottet
Die Ölbiider und Aquarelle der 1942 in Pontoise (Frank-
reich) geborenen und mit Gottfried Saizmann verheirate-
ten Künstlerin werden im Zentrum eines i-Künstierpro-
fiisu der nächsten Hefte dieser Zeitschrift stehen.
(7. 2.- 4. 3. 1979)
Markus Vallazza
im ersten Stock der Gaierieraume wurden Radierungen
aus den Jahren 1965- 1970 des Wahisalzburgers ge-
zeigt. Wle meistens in Vaiiazzas Werken ist auch hier
Raum kaum angedeutet, ist immer der Mensch das
Wichtige, pulsierend, deutlich: die Leibliohkeit ist häß-
lich, die Wirklichkeit nicht paradiesisch. in den Gestal-
ten dieser mit höchster Meisterschaft radierten Blätter
wird - wie im gesamten bisherigen Werk des gebürti-
gen Grödners - die physische und psychische Existenz
des Menschen in unserer Zelt erregend spürbar.
(7. 2. - 4. 3. 1979)
Armin Pramstaller
Den 1938 geborenen Dornbirner Interessiert nicht das
eine oder andere Stück der Natur, nicht die eine oder
andere ihrer Erscheinungsformen, ihn interessiert sozu-
sagen Natur schlechthin. Die Weit als unermeßlich wei-
ter Erd-Boden, als Felsmauer, als Kruste ist das uner-
schöpfiiche und stets hervorragend gestaltete Thema
seiner Druckgraphik. (5. - 25. 3. 1979)
Bildungshaus St. Virgll
Manfred Daringer
Der gebürtige Oberösterreicher, Jahrgang 1942, hatte
erst die Faßbinderei gelernt und dann 1975 bei Wolruba
sein Diplom gemacht. Seine Zeichnungen und seine 22
Skulpturen, die in dieser schönen und übersichtlichen
Schau gezeigt wurden, sind alles Stationen auf dem
überzeugenden Weg, unter auffallender Sensibilität für
das Material die hohe Geistigkeit abstrahierenden Den-
kens in formal weinfachenw Werken eindrucksvoll deut-
lich zu machen. (10. 1.-4. 2. 1979) - (Abb. 14)
Franz Wagner
Tirol
Innsbruck - Galerie im Taxispaiais
James Ensor
Die Ausstellung wurde vom belgischen Ministerium für
niederländische Kultur in verschiedenen Städten gezeigt
und setzte sich aus Beständen der Sammlung August
Taevernier zusammen. Es waren 100 Radierungen des
bekannten Malers zu sehen. Bilder, die einen starken
Eindruck von den Bedrückungen und der Weltsicht des
Meisters gaben. Die Fülle, die nahezu zum Bersten mit
Figuren bedeckten Blätter erschrecken fast den Be-
trachter, lösen sich von dem gezeichneten geschichtli-
chen Zusammenhang und werden ein Menetekei über-
zeitlicher Potenz. (21. 11.- 23. 12. 1978) - (Abb. 15)
Kitzbühel - Galerie Ferdinand Maier
Hans Bischoffshausen
Der Künstler gehört zu jener seltenen Gruppe, die, ein-
mal ihren Weg erkennend, sich durch keine Modestrb-
mung und keinen neuen Trend in der internationalen
Kunstszene von dem für sie richtig erkannten Weg ab-
bringen läßt. Bischoffshausen gehört der Gruppe ZERO
an. Er hat immer mehr und mehr an Gestik zurückge
nommen. Seit den fünfziger Jahren werden seine Bilder
auch immer monochromer, nehmen aber dafür auch im-
mer wieder Elemente des Reliefs auf. Es ist erstaunlich,
mit weich sparsamen Mitteln hier eine Konzentration er-
reicht wird, eine Konzentration, die den Betrachter zu
einer stillen Besinnung auf Exlstenzieiies führt. Ablegen
der zufälligen, auswechselbaren Äußerlichkeiten, Fin-
dung eines jeweiligen Kerns wird angezeigt. Man ist ver-
leitet, bei vielen dieser Bilder von einem von ihnen aus-
gehenden Kraitstrom zu sprechen. (19. 1. - 17. 2. 1979)
- (Abb. 16)
Kärnten
Klagenfurt - Kärntner Landesgaierie
Max Klinger
Klinger arbeitete als Maler, Bildhauer und Graphiker.
Besonders bekannt wurde er hierzulande durch das in
40
der Secession Wien 1902 ausgestellte Beethovendenk-
mal. Hier waren zehn Graphikzyklen mit etwa 100 Blät-
tern zu sehen. in sehr präziser Arbeit wird Wirkliches
und Traumhaftes ineinandergreifend gestaltet. (17. 1. bis
2B. 2. 1979)
Vlllach
Galerie an der Stadtmauer -
Michael Leischner
Wir haben es hier mit einem Fotografen zu tun, der ho
he Maßstäbe an sein Schaffen anlegt. Er sieht seine
Motive nüchtern und fangt sie eindeutig ohne verquäite
Symbolik ein. Oft wird auch eine gewisse dekorative
Ordnung erzielt. Dann spannt er seinen Bllck-(Objektiv)
Winkel bis zu abstrakten Motiven. Der Ausschnitt ist
dem jungen Fotografen (geb. 1946) ein wichtiges Aus-
drucksmittel, er zeigt oft mit dem vom Auge Erfaßten
mehr als nur das vom Auge Erfaßte. (7. - 25. 11. 1978) -
(Abb. 17)
Gustav Janus
Der 1939 geborene Kärntner Slowene ist Autodidakt und
hat seit 1969 schon zahlreiche Ausstellungen im ln- und
Ausland beschlckt. Hier zeigte er Objekte und Fotogra-
fien von Objekten bzw. Objektmontagen. Schablonenfi-
guren, aus schwarzem Preßgummistreiien geschnitten
und montiert, in gewisse Relationen gebracht, zu ande-
ren Dingen in Beziehung gesetzt und durch die Fotogra-
fle noch einmal verfremdet, bekommen die Objekte eine
gewisse Spannung, die die gegenständliche Fleaiität
aufzuheben und sich einer magischen Zeichenrealität zu
nähern scheint. wDie Mitteilung seiner Figuren und figu-
ralen Kompositionen versteht sich aus der Art ihrer Prä-
sentatlonu, schreibt Adolf Scherer dazu. (28. 11. bis
16. 12. 1978) - (Abb. 18)
Ana Matina und Franciska Petellnsek
Es handelt sich hier um zwei Naive aus Jugoslawien.
Von beiden waren schon einzelne Werke in der großen
Schau i-Schone böse Weit-t 1975 in Wien im Museum
des 20. Jahrhunderts zu sehen. Matina, geboren 1909 in
Vsebine, war Bäuerin und ist noch nie aus ihrem Hei-
matdorf herausgekommen. Seit 10 Jahren macht sie
nun l-linterglasblider, die schon vom Empfinden her
ganz deutlich einen unbeeinflußten und bäuerlichen Ur-
sprung verraten. Bezeichnend die Biumenkränze etc. Pe-
tellnsek wurde 1905 geboren und wohnt in Krize bei Cel-
je. Ihre Plastiken fielen schon in Wien auf. Diese derb
kiotzigen Figuren, bemalt, mit ausdrucksstarken Köp
ien, haben in ihren ständigen Wiederholungen Eindring-
lichkeit und Kraft. Man spürt bei beiden Frauen die Ur-
sprüngiichkeil in ihren Arbeiten. (15. 1.- 2. 2. 1979) i
(Abb. 19)
Honore Daumier
Es war die einzige Ausstellung in ganz Österreich, mit
der des 100. Todestages des großen französischen Ma-
lers und Karikaturisten gedacht wurde! Seltsam genug.
Und seltsam, daß dazu nur die Exponate eines Privat-
sammlers den Weg an die kunstinteresslerte Öffentlich-
keit landen. Zu sehen waren 78 Orlginaiiithographien
unter dem Titel "Las REPRESENTANS REPRESENTESu.
Die Karikaturen der Politiker jener Tage nach der Revo-
lution 1848 mögen zu Vergleichen mit Pclitikerkarikatu-
ren unserer Tage Aniaß gegeben haben. (9. 2. - 24. 2.
1979) - (Abb. 20)
Oberösterreich
Linz Stadtmuseum, Nordico -
Polnische Gegenwartskunst aus Kattowitz
im Rahmen der Polnischen Woche in Linz waren die
Werke von elf Künstlern aus dem polnischen Bergbau-
geblet ausgestellt. Die meisten waren mit Graphiken
vertreten, doch gab es auch einige sehr interessante
dreidimensionale Objekte. Hier verdient wohl Maria
Btotko-Kiszka besonders hervorgehoben zu werden. Sie
widmet sich der Verarbeitung von Textilien und ähnli-
chen Werkstoflen. ihr Objekt t-Geiliisteru aus Leder, Lei-
nen und Blech würde in einem anderen Ambiente wohl
viel Lärm gemacht haben. Weiters gibt es noch Arbeiten
von Janina Biata, Krystyna Flllpowska, Teresa
Michatowska-Flauzer, Jan Nowak, Roman Nowotarski,
Rafat Pomorski, Jerzy Przybyt, Jan Szmetioch und Nor-
bert Wltek. (Abb. 21)
Hähne, nichts als Hähne
Kräht der Hahn am Mist, verändert sich die Sammlung
oder sie bleibt wie sie ist. Nein, sie verändert sich auf
alle Fälle. Mit jedem Hahnenschrei, gezeichnet, ge-
druckt, gemalt, gewirkt, gepickt, gestickt, ge..., ge...,
gee..., ob Hoch, Nieder- oder Voikskunst, ob Kinder,
Laien- oder Profiwerk, Viktor Matejkas Hähne zeigen im-
mer neue Federn, oft prächtig in Farbe und Strich, oft
aber auch schillernd in allen möglichen Farben, einmal
sind es Kampihähne, einmal Zuchthahne, einmal ist es
sogar ein Fteithahn, dem der Sammler die Sporen gibt.
Eine kulinarische Ausstellung, wie es dem Thema ent-
spricht und wie es sich der Sammler wünscht. Denn er
weiß, daB nur Dumme für Ungenießbares sind. (15. 1. bis
18. 2. 1979) - (Abb. 22)
Neue Galerie der Stadt Linz -
Wolfgang-Guriitt-Museum
in nahezu sämtlichen Räumen des Museums wird an-
hand von 200 Werken ein repräsentativer Querschnitt
durch das neuere Schaffen der wichtigsten Zeichner in
Österreich vermittelt. Die Schau wurde für die Kunsthal-
le Baden-Baden zusammengestellt und von der dortigen
Gesellschaft der Freunde junger Kunst mit großem
Echo präsentiert. (25. 1.-17. 3. 1979)
Niederösterreich
Baden - kleine gaierie am hauptplatz
Oskar Bottoli
Die sehr kräftigen und im Strich klaren, von einer siehe
ren Hand zeugenden Zeichnungen bildeten das Gros der
Schau. Wie Bottoli den menschlichen Körper in den ver-
schiedensten Lagen und Situationen festzuhalten im-
stande ist, zeugt davon, daB hier einer am Werk ist, der
nicht leichtfertig mit seinem Talent hausieren geht wie
so viele, sondern in jahrzehntelanger Arbeit zu diesem
Talent ei Können erwarb, eine Reife entwickelte. Die
Kleinpiastiken, vom Künstler selbst besorgte Brcnzegüs-
se, beweisen dann, welche Aussagekraft in den flgura-
ien Schöpfungen steckt. Des Menschen Leib ein noch
lange nicht erschopftes Feld für reiche Ernte. (2. 2. bis
6. 3. 1979) - (Abb. 23)
Gaweinstai - Schulgalerie
Die menschliche Figur
Der Landesverband der niederösterreichischen Kunstver-
eine organisierte hier eine durchaus ouaiitätsvoile Aus-
steliung nlederdsterreichischer Künstler mit einem stili-
stisch breiten Band, das von Adolf Frohner bis Ferdi-
nand Stransky reichte und auch, trotz mancher Schwan-
kungen, quaiitativ eine beachtliche Schau ist. Eine
Schau, die bei geringen Unkosten in ihrer Zusammen-
steilung wohl sicher auch einen didaktischen Wert gera-
de für den ländlichen Raum haben wird! (20. 11. bis
30. 12. 1978)
St. Pölten - Kleine Galerie in der
Stadtbücherei
Michael Haas
29 Graphiken, die meisten in einer Spitziedertechnik,
ein Zyklus, der die Luchsperger-Apostel des Wiener
Nsustädter Domes festhält in Kohle, und vier Land-
schaften in Rohrledertechnik. Haas hielt hauptsächlich
Motive aus Wiener Neustadt mit viel Liebe fest.
(15.111978 bis 8.1.1979)
Burgenland
Eisenstadt - Landesgaierie im Schloß
Esterhazy
Wolfgang Baminger
Der Künstler, 1930 in Wien geboren, im Burgenland auf-
gewachsen und heute dort wieder ansässig, liebt diese
einfache und unheroische Landschaft. Das Gieiohmaß
der Fiebstöcke, die Zeilen der Teiegraphenstangen, die
Notenköpfe der Überiandieitungen, das alles ist in sei-
nen Zeichnungen eine unübersehbare Melodie, ein
Rhythmus, der nur scheinbar vom Horizont abgeschlos-
sen wird. Ein Rhythmus, der vielmehr durch die tiei an
den Blattrand heruntergerutschte Horizontiinie noch ver-
stärkt wird, in die Unendlichkeit weitergeführt wird. Me
lodie, die sich aber auch in den einfachen Strichver-
schachtelungen der Bilder eines Ortsbiides iortsetzt.
Hier wird nur Wesentliches festgehalten, klar. ohne
Schummerung und ohne zu schummeln. Was von den
Landschaftszeichnungen gesagt wurde, gilt genauso
von Bamingers Aktzeichnungen. Nichts Geialllges, aber
auch nichts verkrampft Abstoßendes. Ehrlich und ge-
konnt. Was könnte man noch Besseres sagen?
(13. 12. 1978-21. 1. 1979) - (Abb. 24)
Alois Vogel