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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

nachzubossieren. S0 ist es in der Feinheit und Delikatesse der Durch- 
arbeitung ein wahres Kabinettstück geworden. Eine kräftige schöngeformte 
Frau mit Weinlaub im Haar sitzt ruhig und lässig auf dem einfachen Sockel 
und hält in den beiden Händen eine große Muschel, von der volle Trauben 
herabhängen, also offenbar den „I-Ierbst" aus einer jahreszeitenfolge dar- 
stellend, die als Tafelaufsatz diente. Ein Geschenk an den Hof ist diese 
bei aller Schönheit nach Werkstattbegriffen doch fehlerhafte Figur nicht - 
sie hat, wie be- 
reits bemerkt, 
allerlei Brand- 
sprünge z, aber 
es ist nicht un- 
möglich, daß 
derKünstler auf 
seinen Fahrten 
durch Europa 
auch bei der 
Petersburger 
Manufaktur an- 
klopfte, und da- 
bei kann er sein 
Wiener Modell 
vorgezeigt ha- 
ben. Dafürkönn- 
te der Umstand 
sprechen, daß 
es in der Eremi- 
tage dieselbe Fi- 
gur(Abb.22)mit 
leichtenVarian- 
ten (das heißt 
ohne Trauben 
im Haar) und 
etwas flauer modelliert gibt. Die Masse dieser Figur ist eine gute weiße, auch 
hat sie keine Marke und könnte vielleicht eine anderwärts (in Petersburg?) 
gefertigte Nachahmung des Originals sein. Doch möchte ich diese Hypothese 
mit aller Reserve vorbringen und den russischen Gelehrten die Entscheidung 
überlassen. Die von Troinitzky vorbereitete Arbeit über russisches Porzellan 
wird wohl diese Frage lösen, falls sie wirklich mit der Geschichte der 
russischen Keramik zusammenhängt. Ein Meisterwerk Grassis, des Modell- 
meisters unter der Leitung Sorgenthals, ist die 58 Zentimeter hohe, lebendig 
und geistvoll modellierte Biskuitbüste von Kaiser Paul I. als Thronfolger 
(Abb. 23) auf glasiertem Sockel. Die der Abbildung zugrunde liegende Photo- 
graphie ist aber nicht nach dem Exemplar der Eremitage hergestellt, 
 
Abb. 22. Porzellanfigur aus Wiener Porzellan, nach 1750, Modell von Ludwig von 
Lücke (Kaiserliche Eremitage, St. Petersburg)
	        
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