9 Bucheinband aus der Deutschordens-Kommende in
Wiener Neusladt, 1325. vergoldetes Silber, Gruben-
und ZellenschmelL Bergkristall und Glasllasse.
15,5x23,2 cm. Städtisches Museum. Wiener Neu-
stadt.
Der Einband wurde ohne Zweifel in Wiener Neustadl
angefertigt, doch zeigt er so starke oberrheinische
Einflüsse, daß man an eine Werkstätte denken muß.
die von dort nach Österreich einwanderte.
schenden Meinung, die sie nach Böhmen lokali-
sieren will, wahrscheinlich doch in Österreich ent-
standen ist. ln dieser Zeit wird es immer schwerer,
einzelne Künstlerhände zu lokalisieren. Die Minia-
turen der Prunkhandschrift "Concordantiae cari-
tatisu des Ulrich von Lilienfeld sind zwar in Öster-
reich entstanden, aber ihr Maler muß keineswegs
aus der heimischen Überlieferung hervorgegan-
gen sein.
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist die
Figuren Rudolfs IV. und seiner Gattin Katharina
von der Grabtumba des Herzogspaares. Man kann
diese Prunkstücke einer eleganten Hofkunst aus
der Nähe bewundern, wie es an ihrem angestamm-
ten Platz niemals möglich ist. Übrigens wurde bis-
her der böhmische Einfluß in dieser Zeit gewaltig
überschätzt. Zweifellos kamen aus der Werkstätte
der Parler entscheidende Impulse, doch sind die
seja nicht nur aus der böhmischen Tradition abzu-
leiten. Derselben Epoche entstammen die Glas-
Eine dieser beiden Scheiben zeigt, wie Jesus die
Wechsler aus dem Tempel vertreibt. Diese Dar-
stellung ist dermaßen aggressiv, daß man sie ge
radezu als Auiforderung zur Verfolgung der Juden
ansehen kann. Damit kommen wir zu einer Tatsa-
che. die die Aussage dieser Ausstellung wesent-
lich ergänzt. Die außergewöhnliche Pracht und
Kostbarkeit der Ausstellungsstücke darf nicht
darüber hinwegiäuschen, daB sie in einer sohwe
ren, ja geradezu unglücklichen Zeit entstanden