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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 164)

'ar elne begabte Miniaturistln und Landschafts- 
aichnerin) seine Arbeitsweise zu erkären, paßt 
ut zur Offenheit mit der er sein Atelier führte. S0 
rbeitete z. B. 1827 Friedrich von Amerling im Lon- 
oner Atelier Lawrence's7, und für den Aufenthalt 
an Thomas Lawrence in Wien ist eine Zusam- 
ienarbeit mit Moritz Michael Daffinger anzuneh- 
ien. Daß Daffinger seit Beginn der zwanziger Jah- 
a von Thomas Lawrence beeinflußt wurde, war 
uar allgemein bekannt, doch ist jetzt ein neues 
iichtiges Beweisstück für einen direkten Kontakt 
er beiden Künstler aufgetaucht. 
as Porträt der Erzherzogin Maria Theresia, spä- 
arer Königin beider Sizilien (31. 7. 1816-8. 8. 
367) (Abb. 3), der Tochter von Erzherzog Karl, wur- 
e 1942 für die Galerie des XIX. Jh.s erworben 
etzt in der Sekundargalerie des kunsthistori- 
kompakter, vor allem die Bäume des Hintergrun- 
des sind leicht verändert, sie erscheinen verfestigt 
und beruhigt, wie auch der Gewitterhimmel hinter 
ihnen. Diese Hintergrundpartie kehrt ähnlich in ei- 
ner für Dafflnger gesicherten Mlnlaturkopie des 
Lawrenceschen Kinderbildnisses wieder13. 
Der Schluß liegt nahe, im Blld des kunsthistori- 
schen Museums das Original von Lawrence, Im 
Exemplar des Dorotheums eine Replik von M.M. 
Daffinger zu sehen. Dafflnger muß dabei im unmit- 
telbaren Einflußbereich von Lawrence gestanden 
haben, da er sich der englischen Malweise ge 
konnt bedient, obwohl diese vor dem Aufenthalt 
Lawrence's in Wien unbekannt war. 
Das Porträt der Erzherzogin wurde 1820 zusam- 
men mit 4 anderen Porträts von Lawrence in der 
Floyal Academy in London ausgestellt". Die Fle 
plik mußte noch während des Aufenthalts von 
Lawrence in Wien angefertigt worden sein, da er 
das Original mit sich nach Flom nahm, um es, mit 
anderen ausgewählten Bildern, dem Papst zu 
zeigenlä. 
Die Replik des Porträts der Erzherzogin stammt 
aus der Sammlung des Erzherzogs Ludwig-Viktor 
in Schloß Kleßheim und wurde 1921 im Wiener 
Dorotheumlß als alte Kopie nach Lawrence ver- 
steigert. Das Original kommt gleichfalls aus dem 
Besitz des ehemaligen Kaiserhauses. von Erzher- 
zog Friedrich, einem direkten Neffen des Bestel- 
lers des Kinderbildnisses, Erzherzog Karl". 
Daffingers Beziehungen zu Sir Thomas Lawrence 
wirken sich im künstlerischen Schaffen des Wie- 
ner Malers aus. Nach 1819 tritt der Einfluß von 
:hen Museums in der Stallburg in Wien). Die er- 
e Zuschreibung an Daffingera wurde durch 
'anz Balkeg korrigiert, der es als Original von 
lomas Lawrence erkannte. Dieser selbst schreibt 
einem Brief vom 3. 1. 1819"): n... Charles, who 
tme yesterday with his exceedingly pretty Arch- 
lchess to see my pictures..." Das Porträt der 
einen Erzherzogin muß also nach dem 3. Jänner 
1d vor dem 3. Mai 1819 entstanden sein. Am 
i. Mai 1819 führt er es in der Liste der in Wien fer- 
ggestellien Gemälde an". Die Dargestellte, am 
.7. 1816 geboren, zeigt auf dem Porträt ein Alter 
in ca. 2,5 Jahren, was mit dieser Datierung über- 
nstimmt. 
un ist im Wiener Dorotheum (625. Kunstauktion, 
aptember 1979i?) eine leicht variierte Replik die 
lS Kinderbildnisses aufgetaucht (Abb, 4). Die Un- 
rschiede zwischen den beiden annähernd gleich 
oßen Fassungen sind nicht sehr augenfällig, 
1er in ihrer Subtilität entscheidend. Das Bild des 
lnsthistorischen Museums ist im Pinselstrich 
xontaner, Körperhaltung und Gesichtsausdruck 
nd selbstverständlicher und freier. Die Oberflä- 
lenbehandlung des Dorotheumsbildes ist etwas 
Anmerkungen 1718 
i e o williams, The lifeär Corresbondencs ol siirnpmas Lawrence. 
London 183i, Bd ll, p 122 
wiliiams. ll, 122 
wiiliams. II, p 14H 
kennetti Garlick. A catalogue of the palnlmgs etc ol sir Thomas 
Lawrence.Lor1dnn19SA,p 142 
elin Lulu Tnurneim, Mein Leben. Munchen 191a, so ll, p 309i 
Ehemals in der sammlung Figapr. wien- tieute in der kunstgewer- 
beabt des Wiener Kunsthistor Museums 
Douglas Goldrlng. Regency Portrait painters, London 1951, p 27a 
B GriVVlSChllZ, Deutsche Maierel in Farben Wiener Maler a 
19 Jns, Bremen. o .l. p 4, und Emil Pirctian, M M oallinger, wien 
1943. Abb 62 
9 Franz Balkezirikinaeittilanis venrti Lawrerlceetc in Festschrllt 
1 o senmin. 1955, pp 275490 
'" williams, p. 12a. 
" williams, ll. p 145 
" Katalog der625 Kurlstauktlond Dumtheums Wien. 1a blS 21 lx 
1979 
Etiem. Besitz a. Prinzessin Wwe Ainuli v Bayern, Abb in Balke, 
p. 277 
" william an II. p 251 u Ed l p 451 
ß Balke. p 296 und Williams. so ll, p 1s7 
m Katalog d 222 Kunslaukilon im Dorolhaum wian iNachIaH Ezhg 
Ludwig vistei. Nov 1921 
" Balke. p 255 
" Verslelgerungskatalug a Nachlasses v M M Dartirigar bei C J 
WBWVB. Wien 1921 
i: 
4 
Lawrence massiv in Daffingers Oeuvre auf und 
hält bis in die dreißiger Jahre an. Daffinger leitet 
nach 1819 wesentliche Teile seines Bildaufbau: 
(Drapierungen, Hintergrundlandschaften, Kolorit 
etc.) von Lawrence ab. Wiederholt kopiert er nach 
Lawrence und besaß zahlreiche seiner Schab- 
kunstblätterlß. 
Vor 1819 war Daffinger ein weitgehend unbekann- 
ter Maler, erst durch seinen Kontakt mit Lawrence 
wird die adelige Gesellschaft Wiens auf ihn auf- 
merksam. Seit den frühen zwanziger Jahren erhält 
er immer häufiger Porträtaufträge aus diesen Krei- 
sen und wird schließlich der Modeporträtist der 
iiguten Gesellschaftii Wiens. Dafür ist nicht zu- 
letzt die Tatsache bedeutend, daß Daffinger als er- 
ster den englischen EinfluB in der Wiener Malerei 
vertrat. 
, Anschrift des Autors: 
Dr. Tassilo M. Ellittersdorff 
akadem. Maler und Kunsthistoriker 
Paniglgasse 17AI21 
1040 Wien 
27
	        
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