I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Osterreichische Galerie
Gustav Hessing
Der Maler gehört zu jener Generation und jenen Charak-
teren, die still und gewissenhaft arbeiten, die ihre
Werke nicht vorschnell aus der Hand geben und die bei
einer für sich richtig erkannten Richtung bleiben. Bei
Hessing ist es der Expressionismus. den er mit der Zeit
zu einem Flimmern und einer Auflösung in Flecken ent-
wickelte. Trotz dieses Licht- und Farbflimmerns in den
Bildern, besonders in jenen der fünfziger Jahre, bleibt
die Pinselführung temperamentvoll, sehr pastos und
ausdrucksgeladen. Sein Herkommen von Gezanne wird
am deutlichsten bei den ruhigen Landschaftsbildern
spürbar. Eigenwilliger und bewegter sind die Porträts.
Die Werke um 1945 zeigen zentimenterdicken Farbauf-
trag, werden zu reliefartige Diaramen von Landschaften
des menschlichen Antlitzes. Später werden die Bilder
lockerer und heller, fast möchte man sie heiterer he
zeichnen. Schade ist, daB in der Ausstellung von der
Graphik des Künstlers nur ein solch kleiner Ausschnitt
zu sehen war. Sowohl die Federzeichnungen als auch
die Druckgraphiken ließen beim Beschauer den Wunsch
aufkommen, mehr davon zu sehen. Die Sicherheit der
Strichsetzung sowie die Verteilung von Hell- und Dun-
kelflächen hatte Eezwingendes. Ein "Aquarell- wie
riBauernwagen im Burgenlandrr kommt an Picassosche
Meisterblatter heran. 52 Exponate. (6. 3. - 15. 4. 1979) -
(Abb. 1)
Graphische Sammlung Albertina
Josef Mikl
Von einer Auswahl von etwa 2500 Blättern wählte der
Mitarbeiter der Graphischen Sammlung Albertlna
Dr. Fritz Koreny 124 Arbeiten für diese Schau aus. Sie
umrissen die Entwicklung von 1947 bis 1978, wobei jede
wichtige Phase - sehr schön belegt sind die klassi-
schen Flöhrenkonstruktionenl -, die verschiedenen An-
näherungen an seine Kollegen, mit denen er In der "Ga-
lerie St. Stephan-r ausstellte, wie etwa Frltz Wotruba
oder Andreas Urteil, bis hln zu seinen letzten, oft sehr
gegenstandsnahen Landschafts- und Stillebenbildern,
Ausschnitten, Fügungen im Raum, vertreten ist. immer
und überall, noch in der losesten Kugelschreiberskizze
ist Mikls Handschrift erkennbar. (2. 11.-22. 4. 1979) -
(Abb. 2)
Egon Schiele - Die Dokumentation
seines Schaffens
Der Wiener Landtagsabgeordnete und Gemeinderat Max
Wagner legte mit seiner Sammlung, die er testamenta-
risch der rrAlbertinau überließ, den Grundstein zu dieser
Dokumentation. Es handelt sich dabei um Briefe, Photo
graphien, Akten, Schriften, Notizen. Über 1200 Nummern
umfaßte dieses Archiv. Die Objekte waren aber nicht ge
ordnet. Prof. Christian M. Nebehay leistete die ver-
dienstvolle und oft schwierige Arbeit. die Fülle von Ma-
terial in eine chronologische Reihung zu bringen. Es ge
lang ihm auch wertvolle Ergänzungen durchzuführen. In
der Pfeilerhalle konnte natürlich nur ein kleiner Aus-
schnitt gezeigt werden. Man beschränkte sich auf inter-
essante Vergleichsmöglichkeiten von Fotos der Modelle
und der Reproduktion der Ölbilder, auf Ablichtungen der
Prozeßakte um die rrNeulengbacher Affareu, auch Briefe
Schieles und besonders interessante und bisher noch
nie gezeigte Jugendarbeiten Schieles waren zu sehen.
(5. 4. - I3. 5. 1979) - (Abb. 3)
Historisches Museum der Stadt Wien
Georg Eisler - Bilder aus Wien und
anderen Städten
Zwar wird dem unbefangenen Besucher durch den Titel
die Erwartung assoziiert, daß er Städtebllder zu sehen
bekommt. Es ist aber dann ganz anders. Fast immer
sind es Menschen (Eisler bezeichnet sie meist als
Figur), die ihm bei diesen 64 Exponaten begegnen. Nur
wenige Stadtlandschaften, wie rrDoneukanal-r, iiSalfordrr,
nBlechturmgasseir finden wir in dieser Schau, jedoch
sehr oft Menschen in einer für die Stadt typischen
Situation. Freilich sind auch diese nicht allzureich gefa-
chert. Am besten sind einige Porträts und die wenigen
Graphiken. Manche Bilder der Gruppe nKOflffOHfüÜOHn
sind malersich ausgesprochen schwach. "Der Pullover"
(1978) ist traurige negative Spitze! (a. s. - 15. 4. 1979i v
(Abb. 4)
Galerie auf der Stubenbastei
Heinz Göbel
Der Salzburger Künstler bot sehr fein durchgearbeitete
Blätter, die fast ausschließlich landschaftliche Forma-
f-LR
tionen zeigten. Es ist eine Landschaft mit einem durch
die Oberfläche dringenden Blick geschaut, so daß
längst versunkene Kulturzeugen, Reste von Architektu-
ren, Grundrisse von Siedlungen u. ä. unter der gefaltet-
ten Erdoberfläche durchzuscheinen im Begriffe sind.
Dann wieder gibt es sehr subtil gezeichnete Formatio-
nen, die wie mit einem weichen Tuch (gleich der Gott-
heit von Sais) verhüllt sind. Auch in seinen Farben ist
sehr große Zurückhaltung zu spüren, Ungewißheit und
den Raum nur ahnungsvoll Erschließendes erkennbar.
(8. 2. - 3. 3. 1979i 7 (Abb. 5)
Christine Heuer
Untertitel: wDer Rand von Wienu, Zeichnungen.
Schon vor Jahren fiel die Heuer in einer Ausstellung bei
dem späteren Präsidenten des Künstlerhauses Hans
Mayr in der Alserstraße mit Bildern vom Wiener Stadt-
rand auf. Damals waren es meist düstere Aquarelle.
Diesmal präsentierte sie Zeichnungen, die freilich
durchaus nicht heiterer sind, ja oft sogar etwas recht
Bedrohliches haben. Auf großen Formaten setzt die
Künstlerin ein wahres Gewirr von Strichen, die sich zu
den bedrückenden Anlagen der Ölförderung, des Gas-
speichers in der Leopoldau, des, wie ein behelmter
Kopffüßler Hieronymus Boschs, aufragenden Daches
der Ottakringer Brauerei verdichten. Es ist ein ungeheu-
erer Schritt nach vorne, den die Graphikerin mit dieser
Schau unter Beweis stellte. (6. 3. -31. 3. 1979) -
(Abb. 6)
Galerie am Graben
Peter Gangl - Design aus Keramik
Gangl, der auf der Hochschule für angewandte Kunst in
Wien unterrichtet, zeigte 46 Einzelobjekte und 7 Service.
Meist waren es feine Porzellanarbeiten mit schonen und
vor allem sehr lebendigen Glasuren. Die Formen sind
einfach und geschlossen und zeichnen sich trotzdem
auch wohltuend als funktionell und praktisch aus. Das
macht sich besonders bei den Servicen bemerkbar, sind
sie doch, je nach Verwendungsart, in Größe und Form
durchdacht. Die dtlnnwandigen Schalen, meist in blauen
oder eierschalenfarbigen Tönen gehalten, machen einen
noblen Eindruck. (26. 3.-21. 4. 1979)
Galerie Alte Schmiede
Robert Hammerstiel
Es sind Holzschnitte, mit denen dieser Künstler, ein
Autodidakt, uns immer wieder konfrontiert, und es ist
bei den Arbeiten durchgehend eine kraftvolle Weiterent-
wicklung festzustellen. Immer mehr ist es der Mensch,
der in den Mittelpunkt von Hammerstiels Darstellung
rückt. Die Arbeiten sind expressiv und auch dort, wo die
Flachen aufgefächerter werden. noch monumental. Die
Struktur des Holzes wirkt nach wie vor in seinen
Drucken mit. Hier wird nichts vorgetäuscht. Hier wird
sich zum Material bekannt, und die Dichte der einzelnen
Gestalten wirkt beschwerend oder beschwert, je nach-
dem. Es gelingt dem Holzschneider meist mit wenigen
Gebärden, diese Haltung herauszuarbeiten.
(15. 2. - 18. 3. 1979) - (Abb. 7)
Fritz Fischer
Es waren hauptsächlich Olbilder. Sie zeigten verschie-
dene Einflüsse, und sie zeigen auch verschiedene Verar-
beitungen dieser Einflüsse durch den Maler. Cezanne
steht weit hinten, vordergründig ist die Nötscher-Schule
zu spüren, auch Herbert Boeckl und in manchen Bil-
dern, auch in den Aquarellen, Paul Klee. Fischer gelingt
es da und dort eigenes daraus zu machen, Immer sind
seine Bilder aber von einem sauberen, klaren Farbauf-
trag gekennzeichnet. Da gibt es kein Verschmieren und
kein Gemantsche. Es sind helle und freundliche Bilder,
oft zu schön. besonders die Porträts! 9 Tuschezeichnun-
gen mit harten, geraden Strichen beweisen die sichere
Hand und das Wissen um Komposition. (21. 3. bis 22. 4.
1979) - (Abb. 8)
Modern Art Galerie
Erwin Thorn
Die Objekte sind eine logische Fortsetzung jener schon
in den 60er Jahren in Brescia und Ftorn. Später in der
Galerie St. Stephan gezeigten monochromen Körper, die
nur da und dort. quasi an Schnittflachen, kräftige rote
uAnSChnitte-r aufweisen. Von ähnlichen Überlegungen
und formalen Voraussetzungen scheint Thorn auch bei
seinen 3 Meter hohem Objekt, das sich auch 5 Meter
am Boden ausbreitet, ausgegangen zu sein, von dem ei-
ne Bilddokumentation gezeigt wird. überdimensionaler
kanrielierter Knochenstumpf erhebt sich über bre
ufernder Masse, wobei das Rot auf dem Weiß Bll
ziiert. (24. 1. -3. 3. 1979) - (Abb. 9)
Alois Riedi
Große Zeichnungen mit Tusche, Kohle und Bleis
Papier, oft auch auf grobem Packpapier, zeigten
von Riedl immer wieder und in den verschiedens
riationen angeschlagene Thema Sitzmübel. Es w
ter seiner Hand oft zu einem e' anständigen Syn
per, bekommt einmal Aggressivität, dann wieder
iangsbereite Gelassenheit, schlappe Müdigkeit k
Riedi mit diesem Vonuurf ebenso ausdrücken, wi
reizende Bereitschaft. Das ist besonders aufgrur
sparsamen Verwendung von Farben, einer größtr
chen Beschränkung auf Schwarz- und Grautöne I
ders bemerkenswert. (21. 2. - 17. 3. 1979) - (Abb
Galerie in der Staatsoper
Herbert Stejskal
Der Salzburger Künstler bot große abstrakte Farl
positionen. im Vergleich zu früheren Arbeiten sc
uns diese heller und ausgewogener geworden zu
Die Pinselführung hat sich beruhigt, und die hari
blendungen sind verschwunden. Bei manchen de
wärmeren Tönen agierenden Tafeln ist nahezu V1
Aufbruchsstimmung zu sprechen. (6.-31. 3. 197i
(Abb. 11)
Galerie Contact
Hubert Berchtold
Unter dem Titel Landschaiislormen Körperforme
der Künstler 27 Guachen und "Olbilder. in den Fa
scheint Berchtold zurückhaltender zu werden. Dr
schnitt ist nach wie vor von ihm bevorzugt. Oft g
Landschaftsfbrmen und Körperformen ineinande
Manchmal hat man den Eindruck, daß es der K0
gar nicht darauf abgesehen hat. Eine Geschmeir
und Weiche zeigt sich, Verletzbarkeit ist durch E
schnitte und Risse gegeben. Große Flächen woli
unberührbar erscheinen. (20. 3. -21. 4. 1979) -(
Pab_lo Picasso - Radierungen aus de
letzten Lebensiahren
Die von Salzburg übernommene Ausstellung bra
die Wiener Sammler die wichtigen letzten Arbeit
großen Meisters. (15. 5. -30. 6. 1979)
Galerie Basilisk
Wolfgang Baminger
Auch hier waren, wie in der Ausstellung in Eisen
klare Landschaftszeichnungen zu sehen, jedoch
sehr gelungene Porträts. besonders zu erwähner
von "Professor Üu und einige sehr kühne aus de
den Baminger doch eher ungewöhnlichen) Frosc
spektive gesehene Akte. im Vergleich mit frühen
zeichnungen sind diese jetzt härter, der Strich si
manchmal auch vor Verzerrung nicht zurück. (1. .
5. 4. 1979)
Z-Zweigstelle Siebenhirten
lsolde Jurina
Die Malerin zeigt 3 Zyklen: rBöse Märchenu, nAu
heitslandii und "Buchstabenbilder oder Leitfader
Heranbiidung höherer Töchtern. Allen drei Folge:
das sehr Persönliche. das Verarbeiten eigener Ei
se gemeinsam. Die mit Buntstift in Jurinas phan
voller Weise gestalteten Blätter zeigen besonder
3. Zyklus Aufhellungen. Hier sind die weiblichen
ten im Verhältnis zu jenen früherer Gestaltungen
zarter. Dadurch stechen sie auch stark von den r
männlichen Dingen. aus denen die Buchstaben r
giert sind und in denen sie verstrickt sind, ab. In
ie Welt-i ist eine Scheinwelt. (April 1979) - (Abb
Aio
Salzburg
Salzburg I Kunstverein
Erwin Reiter
Seit den Zeiten. in denen Hans Widrich die hGali
der Marktgassew leitete, ist Erwin Reiter, Leiter z
Meisterklasse an der Linzer Hochschule für Gas
in Salzburg ein guter Bekannter. (Eine damals an
te Graphikmappe ist inzwischen zum gesuchten
rat der österreichischen Kunstfreunde geworden
aus uLamellen-r aufgebauten Skulpturen Reiters
manche Variationen erlebt, immer sichtbarer wui
ter dem ästhetischen Reiz das hohe bildnerische
nen. (5. 4.- 3. 5. 1979)