Notizen
BasellKltzbühel - ART 10l1979
Galerie Ferdinand Maier
Vier österreichische und einen Münchner Maler stellte
die Kitzbüheler Galerie Maier hier vor: Hans Bischoffs
hausen, Ernst Garamelie, Hannes Schwarz, Hans Stau-
dacher und Hansi Schnell. Die Österreicher in der
Kunstszene langst bekannt, der Münchner Schnell erst
ab 1975, als er in Europa und Amerika aktiv wurde. Mei-
sterschüler von K.F. DahmenIMünchen, ist letzterer
auch ein Mann von Temperament, der unter seinem Leit-
spruch "Kunst braucht Freiheit-r experimentiert.
Bremen - Galerie Zöllner
Hier zeigte man Arbeiten des österreichischen Künst-
lers Peter Kubovsky vorn 4. 5. - 2. 6. 1979. Landschaft
und Stadt, aber auch der Akt sind bevorzugte Themen
Kubovskys, Peter Baum sieht ihn als einen irkonsequen-
ten, fleißigen Arbeitern, der durch "die Weise, mit der er
auf seine Umwelt reagiert, nichts Avantgardistisches
oder Revolutionäres an sich hat" und der n. .. den Weg
des am Gegenstand der Außenwelt orientierten Künst-
ierslt beschreitet.
Cleveland - Museum of Art
Eine erste umfassende Präsentation des bedeutenden
französischen Stillebenmalers Jean Simeon Chardin
(1699-1779) lauft hier noch - seit 6. Juni - bis
12. August 1979. Chardin, wohl einer der größten Still-
lebenmaier aller Zeiten, stimulierte mit seinem frischen
Pinselstrich Van Gogh, der abstrakte Charakter seiner
späten Stilleben beeinflußte Cezanne. Die meisten heu-
tigen Museumsbesucher finden Chardins mit klaren Au-
gen gesehene realistische Definitionen seiner Malobjek-
te und Szenen von starker Wirkung. in 90 Werken, Still-
leben, Porträts, häusliche lnterieurs und dekorative
Allegorien, ist Chardins Entwicklung ausgezeichnet du
kumentiert. Anschließend an Cleveiand wird die Aus-
stellung im Bostoner Museum of Fine Arts vom 3. 9. bis
5. 11. 1979 gezeigt werden,
Düsseldorf - Kunstmuseum
Hetjens-Museum
"Die Düsseldorfer Malerschulert yrhieit eine große Jubi-
läumsschau zum 50jährigen Einzug in das Gebäude am
Ehrenhof. 250 Gemälde bringen die führende Stellung
dieses starken Zweiges der deutschen Malerei des
19. Jahrhunderts vor Augen. Eine Schau der Superlative,
wie es sie bisher noch nie gegeben hat, mit glänzenden
Namen und festem Platz in der Kunstgeschichte, wie
Corneiius, Schadow, Rethel, Schirmer, Achenbach
u.a. m.
Die Düsseldorfer Malerschule entwickelte sich unter
den neuen politischen Ideen des Vormärz zu einer enga-
gierten Kunst, im besonderen als Historien- und Land-
schaftsmalerei, war sozialkritisch, als politische Manife-
ste und historische Dokumente, die auch zu den Aktua-
litäten der Zeitläufte Stellung bezog. Die Ausstellung
unter Patronanz der ICOM wird vom 22, 7.-9. 9. 1979
aul der Mathildenhohe in Darmstadt zu sehen sein.
im Hetjens-Museum zwei Vorträge zur Gebrauchskera-
mik. Professor Wilhelm EbertIWuppertal behandelte am
2. 5. 1979 "Die Gebrauchskeramik der Mittelmeerländer
- Anmerkungen zum Wissensstand und Forschungsde
siderateir, Oberstudienrat Alfred HöcklMarburg am 16. 5.
die "Deutsche Gebrauchskeramik." - (Abb. 1)
Frankfurt - Museum für Kunsthandwerk
Als eine Gastausstellung des Museums für Ostasiati-
sche Kunst, Koln, "Japanische, buddhistische Skulptu-
ren und Gemälde-l. Die Ausstellung im Karmeliterkloster
(17, 5. - 24. 6. 1979) stellte einmal mehr den reichen
Fundus des Kölner Museums an Ostasiatica als eines
der bekanntesten am Kontinent unter Beweis. -
(Abb. 2)
Köln - Kunstgewerbemuseum
Unter dem poetischen Titel "Das Gold der Ostsee -
Bernstein- widmete man diesen Frühsommer im Over-
stolzenhaus diesem faszinierenden Schmuckstein der
Menschen eine sehenswerte Ausstellung. Seit der Alt-
steinzeit an Wert allen Edelsteinen gleich hochge
schätzt, bleiben bis heute seine Hauptfundstellen die
Samlandküste in Ostpreußen. Königsberg und Danzig
waren seit dem 17. Jahrhundert Zentren seiner künstleri-
schen Bearbeitung. Als besondere und gerne genomme-
ne Rarissima des Bernsteins gelten neben wissen-
schaftlichen Aspekten die im ursprünglich flüssigen
Elaumharz elngekapselten insekten, die 1 man staune
- vor mehr als 40 Millionen Jahren auf Erden waren. -
(Abb. a)
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Los Angeles - LandaulAlexander Gallery
Hier zeigte man eine Übersicht über den Werdegang von
Alfred Stleglltz, den bedeutenden Fotografen, der von
sich sagte, irdaß er In Hoboken geboren ist: und wich
bin Amerikaner und Fotografie ist meine Passionu. "The
Stleglltz Perspectlver präsentierte wichtige Fotogravu-
ren, Sllberdrucke und die Publikationen wCamera Worktt,
irMSS-i und 1291:; Stlegiitz war in der amerikanischen
Kunstszene und Offentllchkeit als Fotograf mit einge-
schlossen in den Bereich der Künste, war bekannt wie
Rodin, Cezanne, Matisse, Picasso oder Brancusi. Er war
der erste, der Kinderkunst und afrikanische Bildhauer
ausstelite. Er sicherte auch der Fotografie, lange vor de-
ren Verbreitung ln Amerika, ihren unverrückbaren Platz
Lnlger Gegenwartskunst, als ihr Pionier. Führer und Leit-
r .
Kosice - lgor Durisin
1947 in Klenov geboren, studierte der Künstler an der
Kunstgewerbeschule Bratisiava grafisches Design. Ver-
schrieb sich später dem lndustriedesign, dem politi-
schen Piakat, Werbefilm, der Illustration, dem freien
grafischen Schaffen und der Malerei. Seit 1977 arbeitet
Durisin an grafischen Zyklen und hat sich mit dem Leit-
satz "Wenn man das Leben auf der Erde vernichtet, wird
dieser Nachiaß eher dem Leguan, die Welt aus dem
Schneckenhaus beobachtend, oder der zivilisierten
Schildkröte gehörenih eine grundsätzliche Richtlinie ge-
geben. Grafik mitunter in aitmeisterlicher Manier, voll
gesellschaftskritischer Aspekte, von den ungewöhnlich-
sten kombinativen Elementen getragen. - (Abb, 4)
München - Bayerisches Nationalmuseum
Staatliches Museum für angewandte Kunst
Museum Villa Stuck, BMW-Museum
412 Werke der Kunst, des Kunstgewerbes sowie der
Volkskunst stellte man als Neuerwerbung 1978 vor
(4. 4. -27. 5. 1979). Objekte, die die Sammlungen vervoll-
ständigen, darunter zwei besondere Kunstwerke, die das
"Bayerischer- seinem Freundeskreis verdankt: Eine sil-
bervergoidete Taufgarnitur des Augsburger Gold-
schmieds Peter Kick, um 1714115, und eine lntarsien-
tafel "Astronomie und Geometrien des berühmten
Kunsttischlers David Roentgen aus Neuwied, 1779. Letz-
tere erwarb König Ludwig XVl. von Roentgen selber für
die Mitteltür eines Schrankes.
Mit der "Ästhetik der Eisenbahn" öffnete man einem
von jung und alt immer wieder gerne angenommenen
Thema itRädef, Schienen, große Hallen-r die neue Samm-
lung im Staatlichen Museum für angewandte Kunst vom
27. 4.- 15. 7. 1979.
"Silber des Jugenstlisu, eher seltenes Spezies des so
geplagten Stils, in der Villa Stuck vom 24. 4. - 24. 6.
1979.
"Drehpunkt 1930-1 im BMW-Museum am Petuelring 130.
im Designbereich an erster Steile mit das Automobil.
BMW, das prominente deutsche Motorenwerk, erstellte
eine Zusammenschau der kulturellen, aber auch wirt-
schaftlichen und politischen Entwicklungen der Jahre
um 1930. Stolz präsentierte man nach einem halben
Jahrhundert noch einmal das erste BMW-Automobil,
das 1930 aus der Werkshalle in München rollte, den
Dixi. Diese Oldtimer, gerne genommenes Werbemittel,
sind liebevoll aufpoiiert, nach wie vor ein echtes Faszi-
nosum unserer Zeit, historische Vehikel in einst klassi-
scher aerodynamischer Prototype auch den Ästheten
Bewunderung abverlangend. - (Abb. 5)
New YorkIGraz - Humanic Galerie
Humanic. in österreichischen Landen bekannt für
außergewöhnliche Werbung, die manchen mißfälit, der
Mehrzahl aber zusagt, setzte mit der "performancerr von
Julia Heyward und deren Motto "This is my blue
perlode . . .-l an diese Tradition an. Mit einer Kunstäuße-
rung wie dieser, die in das ripublic-programmu des Hau-
ses paßt. Eigentlich ist Heyward im Bereich der musika-
lischen Welt angesiedelt, doch beschäftigt sie sich
auch mit den Prozessen und den Produkten des
menschlichen Geistes, wie er sich durch die zeitgenös-
sische Kunst manifestiert.
Nizza - Musees de la Ville
Eine Kernfrage aller kulturellen Kausalitäten ist der
Komplex "KritikeriKritiktr. im Rahmen der Internationa-
len Nizzaer Buchmesse im Mai 1979 stand dieser in
einer Reihe von Veranstaltungen und im Museum der
Stadt zur Debatte. Künstlerische Ideologie. ihre Mythen,
Riten, Systeme und Gesetze wollte Jean Pierre Giova-
neili behandelt wissen. Da die traditionellen Kriterien
der ästhetischen Analyse sichtlich hinfalliger und un-
wirksamer werden, das Aufsplittern der kulturellen Bi
dungen der sozialen Phänomene in Frage stellt. Wie er-
ne ästhetische Untersuchung der Massen jenseits einer
vordringenden und bald sinnlosen Ethik ergab, um diese
lnfragestellung polarisierte alles unter dem Aspekt des
kritischen Eingreifens hinsichtlich der Kritik und der
Umkehrung des Rituals Künstler - Kritiker - Museum
- Publikum. Die solchermaßen entstandenen kritischen
Texte über Kunstkritik wurden chronologisch gefaßt und
im Museum in Nizza auf Dauer ausgestellt. Damit wurde
eine der eminentesten Fragen angeschnitten, und es
wäre nützlich, nach deren Propagierung ihre Ergebnisse
auch hier vor Augen zu bekommen.
Regensburg - Ostdeutsche Galerie
Zum 1200jährlgen Bestehen der Stadt Wörth an der Do-
nau knüpfte man an eine sehr interessante Jahresaus-
stellung 1977 "Landschaften-r an, die bewies, daß sich
viele Künstler wieder dieser klassischen Disziplin zu-
wendeten. Diesmal, für 1979, zum Anlaß, die Ausstei-
lung "Hommage a Altdorfer:- (21. 5. -9. 7. 1979), bei der
Künstler der Gegenwart versuchten. diesem Meister der
Donauschule aus der Sicht von heute künstlerisch die
Ehre zu erweisen. in Form von Huldigungen, Variatio
nen, Paraphrasen, Verfremdungen. aber auch in bewuß-
tem Nachspüren, ja sogar ironischer Beleuchtung. Und
es war erstaunlich, wie sehr jeder der beteiligten Künst-
ler auf das einging, was bei Altdorfer zwar revolutionär,
aber doch bleibend war. Durch die breite Anzahl von
Werken zog daher als Kontinuum der Geist dieses
großen abendländischen Malers und fand zum Teil kon-
geniale Ausschöpfung innerhalb seiner großen Themen,
seiner Auseinandersetzung mit der Natur seiner Welt-
landschaft der menschlichen Darstellung. Und es ist
weiter von nicht weniger Bedeutung, wie manche Künst-
ler weiterentwickelten, für die Gegenwart sichtbar ma-
chen, was schon Altdorfer erkannte und genial-frisch
aus der Natur seinerzeit herausriß. Wenngleich es keine
neue Alexanderschlacht mehr, kein rreppure si muove-
gab, so doch echte Auseinandersetzung, bisweilen au-
ßerst tiefsinnige Post-Symbiose mit dem Werk des gro
ßen Meisters.
Dem gebürtigen Oberlausitzer Paul Sinkwitz widmete
man zum B0, Geburtstag eine Ausstellung. Als Litho-
graph ausgebildet, studierte er in Leipzig und Dresden.
Erhält einen Lehrauftrag an der staatlichen Akademie
für Kunstgewerbe in Dresden, der er ab 1937 als Leiter
der Abteilung "Graphische Technikenrr Vorstand. Sink-
witz malte vor allem Landschaften, Figurales, religiöse
Kunst. Er orientierte sich hauptsächlich an Natur und
Mensch, erspürt wechselnde Stimmungen der Atmo-
sphäre, sucht die Wesenhaftigkeit menschlichen Da-
seins, einer Landschaft auszuloten. Seine Lithographien,
sehr expressiv, führen alte Traditionen weiter, stark
folgt er "Bildern-r des Alten Testaments. Sinkwitz Werk,
in 50 Jahren gewachsen und gereift, ist vorwiegend
nach christlichen Glaubensgrundsätzen ausgerichtet. 7
(Abb. 6)
Sarasota - Ringiing Museums
Der Franzose Jean Dubuffet mit seinem interessanten
Werk war hier in der New Wing Galiery zu Gast.
i-Jean Dubuffet: Materiologies and Texturoiogies from
the Milton D. Ratner Collection-r repräsentierte jene Pe
riode des Künstlers - 1953-1962 w, in welcher er sich
tiefgründig die Welt der Natur erschloß. Eine würdige
Zelebration der Elemente, denen Dubuffet huldigt, Erde,
Wasser und Luft, dies beweist die Mehrzahl der 55 Wer-
ke. Einer gekonnten Verquickung von malerischen Par-
tien in Öl oder chinesischer Tusche, direkt appliziert
oder transformiert in oder mit Drucken oder Lithogra-
phien. Charakteristisch auch seine Schwarzweiß-Piecen
und auch jene in Erdfarben.
Das Ringiing Museum erfährt zusätzlich und hauptsäch-
Iich wie alle musealen lnstitutionen auch Bereicherung
durch Schenkungen. Ein anonymer Geber schenkte p. e.
eine Stahlplastik von Alfredo Halegua. Riesig an Aus-
maß, nun Fixpunkt an der See. Ferner eine Widmung
von 39 Farbhoizschnitten Hiroshiges i-Ansichten des Fu-
ji mit Wasserfall" von Mrs. Robert J. HacksonISarasota
und eine Spende eines chinesischen Kruges der Sung-
Dynastieltl. Jahrhundert, Weißporzellan, von Mrs. Euge
ne L. GarbatylNew Vork. - (Abb. 7)
Toronto - The Electric Gailery
Hier präsentierte man Lew Alquist, graduiert an der Flo-
rida Atiantlc Unlversity in Skulptur, Malerei und Kunst-
erziehung. innerhalb der gegenwärtigen Kunstszene
einer, der mit technischen Mitteln unserer Zeit Interak-
tionen genetlscher Art setzt und Objekte baut. Seine
ausgeklügelten Systeme sind Slmplifikatloneh des All-
tags und seiner lmponderabilien. Lew Aiquists Kreativi-
tät entzündet sich z. B. an laufenden Ventilstoren.
lecken Kaoelschnüren ebenso, wie ihn zufällige und ge
stellte lnterruptionen und Kollisionen sonstiger Systeme
in täglichen Gebrauchsabläufen inspirieren. Er versteht
es, aktlonistische künstlerische Adventuren mysteriös
und plausibel genug vor uns zu bringen. Zwei weitere ty-