Für den Kunstsammler
Brigitte Wied
Oberösterreichisches Kunstgewerbe
im Zeitalter des Frühbarock
Keramik
Es ist anzunehmen, daß die heimische Keramikproduk-
tion sich in Hafnerware erschöpfte. Von einer Fayence-
produktion in Oberösterreich kann vor dem 18. Jahrhun-
dert nicht die Rede sein. Alfred Walcher von Molthein
hat in seinen verdienstvollen Arbeiten die Hafner-
keramik Oberösterreichs im Zeitraum der Renaissance
bearbeitetl. In Frage kommen für die 1. Hälfte des
17, Jahrhunderts vor allem Steinzeuggefäße und ihre
Imitationen. Walcher erwähnt Krüge mit Darstellungen
von Linz und Wien, die seiner Meinung nach in Waldzell
entstanden seien. Tatsächlich sind jedoch diese Arbei-
ten im Westerwald entstanden und gehören dem Typus
nach in diesen Zusammenhang. Eine große Anzahl ähri-
Iicher Humperi befindet sich iri Kölnz. Es ist sehr un-
wahrscheinlich, daß in Oberösterreich überhaupt Stein-
zeugware erzeugt wurde, sondern es ist anzunehmen,
daß diese zur Gänze importiert wurde. Aufschlulireich in
diesem Zusammenhang Ist der sogenannte "Schwanen-
städter Fundu im OÖ, Landesmuseum. Ebenso ergeben
die Rechnungen und Sammlungen der oberosterreichi-
schen Stifte ein ähnliches Bild. Von Bedeutung sind vor
allem die zur Ganze publizierten Rechnungen des Stif-
tes Kremsmünster, die einen ausgezeichneten Überblick
über die Situation gewähren. Der Linzer Ostermarkt war
offensichtlich Umschlagplatz für Importe aus Venedig.
Augsburg etc. Auch wandernde Händler brachten Ware
ins Haus. Bezüglich der Keramik enuähnen die Rech-
nungen immer wieder Hafnerware, worunter besonders
viele, leider nicht mehr erhaltene Öfen sind. Besonders
haufig ist die grüne Ware, worunter wohl einfachere Ge
täße und Öfen zu verstehen sind.
Belegt ist ein besonders schöner Oten in der Abtei von
Kremsmünster, für den der Passauer Hofhafner Georg
Wurmhtltinger 1623 und 1624 Zahlungen erhält. Es han-
delt sich um ein schönes Beispiel der süddeutschen
Hafnerkunst und zeichnet sich durch weitgehende Mo-
noohromie aus. Der fast nur in Blau gehaltene Ofen
wird durch weiße mit Weinlaub umwundene Ecksäulen
belebt. Den auf Löwen aufruhenden zweistockigen Ofen
ziert oben ein reiches Gespreng. Vergleichbar sind an-
dere süddeutsche Ölen, wie etwa ein grun glasierter
Ofen im Museum liJr Kunsthandwerk in Dresden. Ein
weiterer Ofen im Schloß Rosenegg bei Steyr war mir lei-
der nicht zugänglich.
Oberösterreichisch dürften die Toriimitationen von deut-
schen Steinzeugwaren sein, da sie in die Tradition der
Hafnerware passen und häufig in heimischen Sammlun-
gen vorkommen. Eine Lokalisierung, wie sie Walcher
nach Linz, Ebelsberg und Gmunden vornimmt, ist ie-
doch wohl kaum durchzutühren, da außer vereinzelten
Modelfunden keine Belege dafür vorhanden sind. Wal-
cher vermutet, daB die Tonimltationen der deutschen
Steinzeugware den reichen Import verhindern sollte. Für
eine Entstehung in Oberösterreich spricht die reiche
Anzahl solcher Krüge in der Sammlung des OÖ. Landes-
museums3. Für Ihre Datierung in die 1. Hälfte des
17. Jahrhunderts spricht ein 1631 datierter Humpen,
ehemals Sammlung Figdor, der einen Kreussner Hum-
pen kopiert4. Walcher lokalisiert ihn nach Gmunden.
Tatsächlich wäre Gmunden wegen seiner bis heute fort-
lebenden Tradition an Hafnerware als Produktionsstätte
prädestiniert, jedoch gibt es keinen Beweis der Hervor-
bringung von Kopien nach deutscher Ware. Man wird im
Gegenteil annehmen müssen, daß die begehrte Import-
ware an mehreren Produktionsstätten kopiert wurde. Ein
Vergleich mit den Vorbildern ergibt eine Vergröberung,
1 Humpen, Oberösterreich i. H. 17. .iri., Linz. oö. Landes-
museum, K 370
2 Krug, Oberösterreich 1. H. 17. m. Linz, 0d. Landes-
museum, K 681 __
3 Krug, Oberösterreich 1. H. 17. Jh., Linz, 00. Landes-
museum, K 400 __
4 Krug, Oberösterreich 1. H. 17. Jh., Linz, OO. Landes-
museum, K 378 __
s Krug, Oberüsterreich 1. H. 17. Jh., Linz, o0. Landes-
museum. K sau __
E Humpen, Oberösterreich 1. H. 17. Jh., Llril, OO. Landes-
museum, K 111
1 Deckelbecher, Oberösterreich? 1623-1626, Linz, oö. Landes
museum, z 45a ,
e Vlricenz Burel, Humperi. Steyr 1. H. 11 Jh., Linz, 00. Landes
museum, Z. 75
9 Hieronymus Ledeimayi, Erauttlasohe, Wels 162771575, Linz.
O0. Landesmuseum, Z 440.
10. 11 Hieronymus Ledermayr. Brauthumpen, W915 1527 - lG75,
Linz, Oö, Landesmuseum. Z. 437 _
12 gottlried Korber, Humpen, Linz 1612, 00. Landesmuseum,
o 103
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