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Nicht nur zahlenmäßig, auch der Bedeutung nach
sind schwäbische Skulpturen hervorragend vertre-
ten. Bayerische Bildwerke gibt es in gleicher Zahl.
wenn auch im Rang ein wenig zurückstehend. Ge-
wichtig dann wieder der Beitrag Tirols und Salz-
burgs. Franken bleibt mitzwei schönen Nürnberger
Madonnen etwas peripher, der Westen, Frankreich,
die Niederlande. tragen einige interessante Stücke
bei.
Zu den wichtigen späteren Eniverbungen Oertels,
also denen der zwanzigerJahre. gehören neben ei-
ner dreifigurigen Gruppe des Sebastians-Marty-
riums von etwa 1490, die aus der Gegend von Jena
stammt, vor allem die nachmittelalterlichen Bild-
werke, Sie erreichen in ihrem Rang zwar nicht ganz
jene des späten Mittelalters, doch auch hier finden
sich recht beachtiicheArbeiten, wie ein niederbaye-
rischer Florian um 1550 oder ein als Harnischfigur
interessanter Ritter aus der Zeit um 1600. Von den
Skulpturen des 18. Jahrhunderts sind neben einer
original silbergefaßten Sebastiansskulptur aus dem
Umkreis des Giovanni Giuliani eine in ihrer ur-
sprünglichen Blumenmusterfassung erhaltene nie-
derbayerische Maria Magdalena von etwa172O oder
R
vier Putten Christian Jorhans des Älteren hervorzu-
heben.
Einen glanzvollen Schlußpunkt dieser prachtvollen
Reihe meisterhafter Skulpturen, mit denen Richard
Oertel sein Leben geteilt hat, bilden zwei vorzüglich
erhaltene Statuetten des hl. Benno und des hl. Eli-
gius (Abb. 6); Arno Schönberger hatte sie 1954 als
wauf Entwürfe lgnaz Günthers zurückgehend, je-
doch wohl nur zum Teil eigenhändig ausgeführt-
bezeichnet und in die Nähe der Kirchenausstattung
von Neustift bei Freising (1765166) gesetzt. Findet
sich der Darstellungstypus des Bischofspaares bei
Günther schon an den Choraltären von Rott am lnn
von 1760161, so weisen eine gewisse Beruhigung
und die dichte, kerbschnittartige Strukturierung der
Oberfläche auf eine Entstehung um 1770 hin, Wie
dem auch sei, diese Beispiele süddeutscher Roko-
koplastik sind kennzeichnend für das sich wie ein
roter Faden durch das ganze Leben Richard Oertels
hinziehende Bestreben, umfassende Kenntnis mit
ständiger Schulung des Qualitätsgefühls zu verbin-
den und damit eine Grundhaltung zu dokumentie-
ren, die sich sehr. sehr viele der heutigen Ansamm-
ler zum Vorbild machen sollten.
6 HI.Bennoundhl.Eligius.Lindenholz,vollrundßückseite
etwas vernachlässigt; Höhen: Benno 63 crn. Eligius
G5 cm; originale Fassung. München, um 1770. lgnaz
Günther und Werkstatt.