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Full text: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 166 und 167)

4 Antoine Coysevox. Hauptansicht der Madonna mit Kind 
(wie Abb. 1) im Detail 
5 Antoine Coysevox, Rückansicht der Madonna mit Kind 
(wie Abb. 1) 
9A 
haben soll. Damitsei. so meintzuletzt ReneJullian". 
die Diskussion über das Entstehungsdatum der 
Lyoner Madonna beendet. 
In dem 1973 eröffneten Salzburger Barockmuseum 
befindet sich. vom Vorbesitzer aus anonymem 
Kunsthandel erworben, der auf diesen Seiten in 
mehreren Ansichten abgebildete Terrakotta-Boz- 
zetto zu der Lyoner Madonna des Coysevox. der der 
Ausführung. noch mehr aber dem wModello-t im Ho- 
spice de la Charite sehr ähnlich ist. vom letzteren 
aber auf Grund der persönlichen "Handschrift" der 
Tonmodellierung als der eigentliche erste und ei- 
genhändige Entwurf zu unterscheiden ist. An der 
Rückseite über der Basis trägt dieser Bozzetto die 
wohl eigenhändige Signatur und die deutlich und 
klar zu lesende Jahreszahl 1670. 
Es ist nur Zweck dieses kleinen Beitrages, der Coy- 
sevox-Forschung von der Existenz des Madon- 
nen-Bozzettos im Salzburger Barockmuseum und 
von dessen Datierung Nachricht zu geben. Ein klei- 
nerZusatz sei noch erlaubt. Hält man sich Coysevox' 
enge Verbindung mit dem König, mit Colbert. Le- 
brun und der AkademievorAugen. so könnte man in 
ihm - wie es Albert Brinckmann getan hat" - den 
Klassizisten und Vertreter des Akademischen par 
excellence vermuten (wobei heute mehr denn je die 
sich überschneidenden Begriffe Klassik. Klassizis- 
mus und Akademismus bald als Stilbegriff. bald als 
Werturteile verwendet werden). Aber die bisherige 
Forschung hat zu Recht ziemlich einhellig den be- 
deutenden ßsentiment baroquet- im Wesen der Lyo- 
ner Madonna erkannt. im Gegensatz etwa zur "Ve- 
nus-i des Ooysevox von 1 686 (Paris. Louvre) mit ihrer 
wfroideuracademique". wie sich Jullian ausdrückte. 
Hat nach Ursula Scheuerle Coysevox die berühmte 
Wallfahrtsstatue Notre-Dame-des-Victoires a 
bild verarbeitet und außerdem wichtige Anreg 
für solche wbarocke". das heißt der Akaden 
gemäße Formen in Michel Anguiers e-Gebui 
stiß in St. Roch gesehen". so verwies Luc Be 
darauf. daß Coysevox wahrscheinlich Bernin 
dessen Pariser Aufenthalt gekannt haben fTll 
noist teilte auch mit. daß eine nach einem B4 
Berninis von Alessandro Algardi ausgeführ 
donna mit Kind durch den Kardinal Antonio 
rini der Kirche Saint-Joseph-des-Carmes ii 
verehrt und dort am B. September 1663 dur 
Kardinal selbst geweiht worden war. Doch 
wenn Coysevox in Paris in den Kontakt mit d 
lienischen Barock gekommen war. so hat m. 
mit FteneJullianm doch zu fragen. wieso die 
Madonnenstatue von 1670 ein derartiger S01 
im Werk des Coysevox geblieben ist. Gewiß I 
lian auf Künstler verwiesen. die in den sechzig 
siebziger Jahren des 17. Jahrhunderts in Lyc 
nern wcaractere essentiellement baroques z 
ten: auf Simon Guillaume etwa mit seiner 
schen Ausstattung des Refektoriums des F 
klosters von St. Peter oder auf Thomas Blanc 
seinen Bildern im Treppenhaus dieses KlUStt 
im Rathaus von Lyon. Aber das Begriffspaar 
-Klassizismus im Werk eines Künstlers ist sc 
zum Gegenstand wissenschaftlicher For 
geworden und wird es ebenso oft noch werdi 
genüge der Hinweis. daß mit Coysevox' bei 
dem Bozzetto des Salzburger Barockmuset 
in den österreichischen Sammlungen nur s 
vertretenefranzösische Plastik um ein entscl 
wichtiges Beispiel vermehrt worden ist.
	        
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