8 Stift Lambach. D. F. Carlo-
ne. Gewölbestukkatur lm_
Ambulatorium
schnitten über den Schmalseiten beinahe in den
Bildraum der Stuckreliefs ein (Abb. 6). Dieses an-
deutende Beinahe deckt sich strukturell völlig mit
dem Schwebezustand der Girlanden über den Fen-
sternischen und beweist, daß Bild- und Lichtraum
von der Rahmenform her als ein und dasselbe defi-
niert werden. Die Beziehung der Girlande zum Bild-
raum hält ihrer Schwebekraft, die sich auf den
Lichtraum bezieht, das Gleichgewicht. Das Verhält-
nis der Kartuschen und Girlanden zu den Decken-
gemälden und Stuckreliefs steht kompositionell und
bildräumlich eindeutig unter dem Einfluß der
Stuckdekoration Barbarinos am Chorgewölbe der
Stiftskirche Kremsmünster (Abb. V7). ln der Konti-
nuität von Bildräumlichkeit und Lichtbezogenheit
führt Diego Francesco Carlone die auf die Decken-
gemälde bezogene Aufgliederung der Rahmenor-
namente, wie sie Barbarino in Kremsmünster ent-
wickelt hat. zur Synthese mit der lichtschwebenden
Ornamentstruktur Fischers v. Erlach,
4 Kremsmunster. Stiftskirche. Giovanni Battista Barbari-
no, Bekrörlungsgruppe an der Mittelschitfhochwarld
und südliches Seitenschifl
feB18 Juli 1706,Bibliothekar171S-172igest.2D Oktober 1742
Salzburg. Pater Viechter teilt über ihn mit: in Michael erat etiam
gnarus artis pictoriae, de quo adhuc non pauca exstant In nostro
monastericl testlmorlia iVt recreatiunis stuba in picturls vitam
s. P. Benedicti exhibentibus, uti et Crucilixum supra posticum la-
nuas ibidem; itarn symbola varia lh lanuis, Clslls, in bibllotheca ab
ipso picta, proutego meis oculis vidl cum pingentem, lultque valde
felix Irl delinezlionis arte 'in Mirllalurbildern. et similibus- -
Meine Datierung der Vorzelchnung des Emblamstichas kurz vor
der Lambacher Stuckdekoration n. F. Carlones (1708-1709) wird
durch die geplante Publikation eines Salzburger Stichwerkes
durch Fischer V Erlach 1708 [H Sudlmayr. e a. O. S 321) ge-
stutzt Daß Ornamenteritwurfe Fischers v Erlach wahrem! seiner
Salzburger Zeit gestochen wurden. erscheint mindestens als
wahrscheinlich.
H Thlame-Becker 7. 1912. S 250.- W. Fleischhauer, 1a. 0., S. B.
Die Auswirkungen der Salzburger und Lambacher
Stuckdekorationen auf die Tätigkeit Carlones in
Ludwigsburg sind selbstverständlich von außeror-
dentlicherTragweite.HierseinuraufeinStuckdetail
der Dekoration im Saal des Spielpavillons von
Schloli Ludwigsburg (1716l17)"' hingewiesen,
das im Vergleich zu Lambach eine wesentlich en-
gere Verflechtung mit der Deckenmalerei zeigt
(Abb. 8). Die Kartuschenform und das naturalisti-
sche Detail sind beinahe völlig übereinstimmend
von den Portalbekrönungen zu Seiten des Hochal-
tars in der Johannesspitalkirche zu Salzburg (um
1704l05)'5 übernommen (Abb. 9). in diesem Zu-
sammenhang ist die Umrahmung eines Emblemsti-
ches, der anläßlich einer Disputation zu Salzburg im
Jahre 1713 erschien, aufschlußreich für die Verbrei-
tung des Ornamentrepertoires Fischers v. Erlach
(Abb. 10)". Die räumliche Aufgliederung der um-
rahmenden Voluten durch die eingehängten Fe-
stons und die Rhythmisierung der Voluten und Akan-
thusranken am unteren Rand sind offensichtlich
abhängig von Ornamentmotiven wie die Kartu-
schenform in der Johannesspitalkirche, Die
Schwere und Üppigkeit der Formgebung weist stili-
stisch noch in die Zeitvor 1 700 zurück. Außerdem ist
zu berücksichtigen, daß das Publikationsjahr1713
hinsichtlich der Entstehungszeit der Vorzeichnung
fürden Stich nureinen Terminus ante quem darstellt.
Abgesehen von der stärkeren Verräumlichung der
Festons, sind in der Komposition und den Motiven
noch deutliche Anklänge an die Gewölbestukkatu-
ren der Querarme in der Katharinenkirche am Gra-
zer Mausoleum festzustellen. - Für die Auswirkun-
gen der Kremsmünsterer Dekorationen auf jene in
Schloß Ludwigsburg ist die Tatsache von Bedeu-
tung, daß mit Luca Antonio Colomba ein Sohn von
Giovanni Battista Colomba als der führende Fres-
kant seit 1710 dort tätig war". Das beherrschende
Auftreten der Balustrade in der Sockelzone seines
Kuppelgemäldes im Spielpavillon (1717) kann gewiß