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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 166 und 167)

8 Stift Lambach. D. F. Carlo- 
ne. Gewölbestukkatur lm_ 
Ambulatorium 
schnitten über den Schmalseiten beinahe in den 
Bildraum der Stuckreliefs ein (Abb. 6). Dieses an- 
deutende Beinahe deckt sich strukturell völlig mit 
dem Schwebezustand der Girlanden über den Fen- 
sternischen und beweist, daß Bild- und Lichtraum 
von der Rahmenform her als ein und dasselbe defi- 
niert werden. Die Beziehung der Girlande zum Bild- 
raum hält ihrer Schwebekraft, die sich auf den 
Lichtraum bezieht, das Gleichgewicht. Das Verhält- 
nis der Kartuschen und Girlanden zu den Decken- 
gemälden und Stuckreliefs steht kompositionell und 
bildräumlich eindeutig unter dem Einfluß der 
Stuckdekoration Barbarinos am Chorgewölbe der 
Stiftskirche Kremsmünster (Abb. V7). ln der Konti- 
nuität von Bildräumlichkeit und Lichtbezogenheit 
führt Diego Francesco Carlone die auf die Decken- 
gemälde bezogene Aufgliederung der Rahmenor- 
namente, wie sie Barbarino in Kremsmünster ent- 
wickelt hat. zur Synthese mit der lichtschwebenden 
Ornamentstruktur Fischers v. Erlach, 
4 Kremsmunster. Stiftskirche. Giovanni Battista Barbari- 
no, Bekrörlungsgruppe an der Mittelschitfhochwarld 
und südliches Seitenschifl 
feB18 Juli 1706,Bibliothekar171S-172igest.2D Oktober 1742 
Salzburg. Pater Viechter teilt über ihn mit: in Michael erat etiam 
gnarus artis pictoriae, de quo adhuc non pauca exstant In nostro 
monastericl testlmorlia iVt recreatiunis stuba in picturls vitam 
s. P. Benedicti exhibentibus, uti et Crucilixum supra posticum la- 
nuas ibidem; itarn symbola varia lh lanuis, Clslls, in bibllotheca ab 
ipso picta, proutego meis oculis vidl cum pingentem, lultque valde 
felix Irl delinezlionis arte 'in Mirllalurbildern. et similibus- - 
Meine Datierung der Vorzelchnung des Emblamstichas kurz vor 
der Lambacher Stuckdekoration n. F. Carlones (1708-1709) wird 
durch die geplante Publikation eines Salzburger Stichwerkes 
durch Fischer V Erlach 1708 [H Sudlmayr. e a. O. S 321) ge- 
stutzt Daß Ornamenteritwurfe Fischers v Erlach wahrem! seiner 
Salzburger Zeit gestochen wurden. erscheint mindestens als 
wahrscheinlich. 
H Thlame-Becker 7. 1912. S 250.- W. Fleischhauer, 1a. 0., S. B. 
Die Auswirkungen der Salzburger und Lambacher 
Stuckdekorationen auf die Tätigkeit Carlones in 
Ludwigsburg sind selbstverständlich von außeror- 
dentlicherTragweite.HierseinuraufeinStuckdetail 
der Dekoration im Saal des Spielpavillons von 
Schloli Ludwigsburg (1716l17)"' hingewiesen, 
das im Vergleich zu Lambach eine wesentlich en- 
gere Verflechtung mit der Deckenmalerei zeigt 
(Abb. 8). Die Kartuschenform und das naturalisti- 
sche Detail sind beinahe völlig übereinstimmend 
von den Portalbekrönungen zu Seiten des Hochal- 
tars in der Johannesspitalkirche zu Salzburg (um 
1704l05)'5 übernommen (Abb. 9). in diesem Zu- 
sammenhang ist die Umrahmung eines Emblemsti- 
ches, der anläßlich einer Disputation zu Salzburg im 
Jahre 1713 erschien, aufschlußreich für die Verbrei- 
tung des Ornamentrepertoires Fischers v. Erlach 
(Abb. 10)". Die räumliche Aufgliederung der um- 
rahmenden Voluten durch die eingehängten Fe- 
stons und die Rhythmisierung der Voluten und Akan- 
 
thusranken am unteren Rand sind offensichtlich 
abhängig von Ornamentmotiven wie die Kartu- 
schenform in der Johannesspitalkirche, Die 
Schwere und Üppigkeit der Formgebung weist stili- 
stisch noch in die Zeitvor 1 700 zurück. Außerdem ist 
zu berücksichtigen, daß das Publikationsjahr1713 
hinsichtlich der Entstehungszeit der Vorzeichnung 
fürden Stich nureinen Terminus ante quem darstellt. 
Abgesehen von der stärkeren Verräumlichung der 
Festons, sind in der Komposition und den Motiven 
noch deutliche Anklänge an die Gewölbestukkatu- 
ren der Querarme in der Katharinenkirche am Gra- 
zer Mausoleum festzustellen. - Für die Auswirkun- 
gen der Kremsmünsterer Dekorationen auf jene in 
Schloß Ludwigsburg ist die Tatsache von Bedeu- 
tung, daß mit Luca Antonio Colomba ein Sohn von 
Giovanni Battista Colomba als der führende Fres- 
kant seit 1710 dort tätig war". Das beherrschende 
Auftreten der Balustrade in der Sockelzone seines 
Kuppelgemäldes im Spielpavillon (1717) kann gewiß 

	        
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