Stuckdekorationen der Barbarinoschuie und die
Frühwerke Fischers v. Erlach umfaßt; andererseits
jene um 1700110 mitden Salzburger und Lambacher
Stuckdekorationen Fischers v. Erlach und Carlones.
Beide Stiiebenen werden von einer übergreifenden
räumlich-rhythmischen Struktur zusammengefaßt.
deren Bildräumlichkeit das Ergebnis aus der struk-
turellen Konvergenz dieser stilbildenden Kompo-
nenten ist. Die italienischen Stukkatoren in Ottobeu-
ren und Ludwigsburg erreichen den Abschluß die-
ser konvergierenden Entwicklung genau gleichzei-
tig um 1723. Dieses Zusammentreffen mit dem To-
desiahr Fischers v. Erlach kennzeichnet die spät-
zeitliche Situation dieser Stuckdekorationen. Cha-
rakteristisch hierfür ist voraliem die Art, wie die Syn-
these der generationell verschiedenartigen Stilrich-
tungen vollzogen wird. Die klare Unterscheidung
der verschiedenen stilbildenden Komponenten bei
den behandelten Stuckdekorationen in Ludwigs-
burg und Ottobeuren, die nochmals die gesamte
Entwicklung seit 1680 zusammenfassen, ist nur am
Ende einer Stilepoche möglich. Diese strukturelle
und motivische Differenzierung ist typisch für eine
Stilerzeugung durch Kreuzung. die Motive und Stil-
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züge zur Synthese bringt". Diesen Kreuzungspro-
zeß kann man bei allen hier behandelten Werken
verfolgen. Die Integration borrominesker Orna-
mentstrukturen in der Stukkatur der Kremsmünste-
rer Schatzkammer besitzt hierfür modellhaften Cha-
rakter. Barbarino, Colomba und die Carlone prägen
durch ihre Auseinandersetzung mit dem Ornament-
stil des römischen Hochbarocks in einer ungemein
konzentrierten und genialen Schaffensperiodewäh-
rend der siebziger und achtzigerJahre des 17. Jahr-
hunderts das Gesicht des österreichischen Hochba-
rocks, die mit ihren Spitzenwerken die Entwicklung
in Italien ein- und überholt. Das Auftreten Fischers
v. Erlach in diesem schicksaihatten geschichtlichen
Augenblick bedeutet auch auf dem Gebiet der
Stuckdekoration die Verwirklichung der umfassen-
den Synthese, die eine letzte Steigerung des römi-
schen Hochbarocks und ihre Verschmelzung mit
dem italienisch geprägten österreichischen Hoch-
barcck mit sich bringt. Die Steigerung der bei Ber-
nini und Cortona vorgebildeten Dekorationsmotive
durch die Kreuzung mit der ganzheitlichen räum-
iich-rhythmischen Drnamentstruktur Barbarinos in
der Kuppelstukkatur der oberen Gruftkapelle des
14 Stift Ottobet
A. Maini und W
statt, Stuckdetail
Puttc an der Deck
Raum Nr. 189
16 Stilt Ottobeuren, A. Maini und Werkstatt. Stuckdet:
Treppenhaus
17 Wien, Servitenkirche. G. B. Barbarino. Siuckdetai
Kuppel
Anmerkungen 30. 31
I" H. Sedlmayr, a. a. 0.. s. 221.
1' n. Sedlmayl. 110., s 21a.
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