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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 166 und 167)

Bruck und Linz gehen die Arbeiten. Reparaturen 
und Inneneinrichtungen, weiter. Daneben ergibt 
sich eine Ausweitung der Tätigkeit nach Böhmen 
und Mähren. Fürden Neubau der Patronatskirche in 
Georgswalde liefert Hildebrandt ebenso die Risse 
wie für das Schloß Kunewald des Grafen Friedrich 
August Harrach. Diesen Sohn des Fideikommiß- 
herrn verband eine besondere Wertschätzung mit 
dem Architekten. die auch während dessen zeitwei- 
ligen Bruches mit Alois Thomas Raimund und 
Johann Joseph Philipp unvermindert weiterbe- 
stand. 
Ab 1731, als in Wien dem jüngeren Fischer die Voll- 
endung des Gartens in der Ungargasse übertragen 
wird, entstehen für Friedrich August, der nach 
Hildebrandts Aussage "selbst ein braffer Architect 
von einem treffligen guten gustoe war, die Pläne für 
das kleine Pfarrhaus in Zauchtl und für den Umbau 
der dortigen Kirche. Schon 1727 hatten die Arbeiten 
am Gartenpalais des AloisThomas Raimund in Wien 
begonnen. Nach der Abreise des Grafen, der 1728 
zum Vizekönig von Neapel avanciert war. führte der 
nüchterne Feldmarschall Johann Philipp die Agen- 
den seines Bruders. Die äußerste Gegensätzlichkeit 
der beiden Naturen, nicht aber mangelnde Wert- 
schätzung für die Kunst des Architekten, mußte 
schließlich. unmittelbar ausgelöst durch ein wäh- 
rend Hildebrandts Abwesenheit aufgetretenes Bau- 
gebrechen. zu einem Konflikt führen. Damals wurde 
enivogen. Beduzzi an Hildebrandts Stelle als Haus- 
architekt aufzunehmen, doch half schließlich die 
Fürsprache Friedrich Augusts beim Vater die Ent- 
fremdung zu überbrücken. und bereits 1734 konnte 
Hildebrandt das von ihm umgebaute Palais in der 
Ungargasse neuerlich um zwei Trakte erweitern und 
die Januariuskapelle einbauen". Das wiederherge- 
stellte gute Einvernehmen wurde bis zum Tode des 
Grafen 1742 nicht mehr getrübt. Darüber hinaus 
blieb das herzliche Verhältnis zu Friedrich August, 
der im Sommer 1737 in Würzburg erschienen war, 
um dort Hildebrandts Arbeiten bewundern zu kön- 
nen. 
8 Widmungsblatt für den Kaiserlichen Jagdatlas des 
J. J. Marinoni. gezeichnet von A. Beduzzi. 1728. Osterr. 
Nationalbibliothek. Wien 
9 Prunkkamin in der Galerie der Salzburger Residenz für 
die Nischenfigur des betenden Jünglings vom Magda- 
lensberg 
 
Von den genannten Mitgliedern aus der Hauptlinie 
der Grafen Harrach zählt Franz Anton, der Salzbur- 
ger Erzbischof, auch zu den Auftraggebern des An- 
tonio Beduzzi. Bereits bei seinen ersten Vorhaben in 
Salzburg ist Beduzzi bei der Innenausstattung der 
Residenz. über deren Ausbau Hildebrandt die Ober- 
aufsicht führte, am Rande falibar. Neben der Ein- 
richtung der Hofbühne hören wir 1710 vorn einem 
i-Ofen in das Studierzimmer nach des Petucci 
Rüssß. der heute wie das meiste der lnterieurs nicht 
mehr erhalten ist". Der von Grimschitz in der Hilde- 
brandt-Monographie besprochene Prunkkamin in 
 
Anmerkungen 26-30 
"i Uber Hildebrandt und dlefursillche Familie Lieühlensitälhbßl nizzi, 
Ergiinzende Forschungen (zit Anm ais 10611 
1' aizzi, Ergänzende Forschungen (zit Anm 4). s. 77. Dort auch aus- 
lührlich zu den bei Grimschitz noch nietit genannten Bauführun- 
gen. 
1' F. wiltielin, Johann Lukas von Hildebrandt, in Mitteilungen d. Ver- 
einsl Gesniiicnte d. Stadt wien. VIII. 1929, 8.68. 
ß H. Tielze-F, Martin, Die profanen Denkmale der Stadt Salzburg. 
ösierr, Kunsttopographle, Xlll, 1914. s. 2 f. - BeduzzisTätigkelt lur 
das Theater in Salzburg beleuchtet A. Kutscher. veni Salzburger 
Birbcklheifer zu den Salzburger Festspielen, Düsseldorf 1939, 
s 91 l Über Hildebrandt sierie ebd., s. a4 l. 
1" wurznurg. Univarsifdtsblbliothak. delin, IIIIQa. 1 Joachim Hotz hat 
arlläßlllth des Würzburger Billhssar-Neumarln-Rundgesprschs 
der ÜBIJlSChEh Forschungsgesellsctialt. 191a. 8016i! Existenz G18- 
ser Zeichnung verwiesen 
der Galerie ist allerdings nicht allein von den späte- 
ren Umgestaltungen verschont geblieben. Neben 
dem quadratischen, kuppelgewölbten Raum der 
Privatkapelle samt Altar sind aus der Harrach-Zeit 
auch die von Alberto Camesina stukkierten und mit 
Gemälden von Rottmayr und dem älteren Altomonte 
versehenen Decken in mehreren Festräumen auf 
den heutigen Tag gekommen. 
Eine im sogenannten Skizzenbuch des Balthasar 
Neumann enthaltene Entwurfszeichnung für den 
Prunkkamin der Galerie erlaubt nunmehr dessen si- 
chere Zuweisung an Beduzzi". In den pompösen 
Aufbau aus farbigem Marmorfügte Beduzzi eine Ni- 
sche für die Aufnahme der Bronzestatue des beten- 
den Jünglings vom Magdalensberg, deren Sockel 
beiderseits von Putten flankiert erscheint. Die von 
Grimschitz treffsicher festgestellte i-Vereinigung 
hochplastischer und zart reliefierter Dekorations- 
motiveß berührt sich jedoch weit weniger mit ver- 
gleichbaren Arbeiten Hildebrandts als mitjenen Be- 
duzzis. Schön gezeichnete Volutenrollen. gebogene 
Giebelstücke, Blütenschnüre und ein weitgehend 
aus vegetabilen Elementen zusammengesetztes De- 
tailformengut verleihen den Beduzzischen Kompo- 
sitionen. selbst wenn sie im wesentlichen auf die 
Ebene der Wand bezogen bleiben, eine für Hilde- 
brandt fremde, plastische Körperlichkeit. 
Für einen Vergleich besonders geeignet sind die 
Wandaltäre der beiden Künstler, die im Gesamtauf- 
bau einanderweitestgehend nahekommen,eine Un- 
terscheidung aber dennoch erlauben. Außerdem 
zeigt der intime Rahmen der Landkirchen und 
Schloßkapellen die Dekorationsfreudigkeit in ihrer 
persönlichsten Ausprägung. Kennzeichnend für 
Hildebrandt ist auch hier "das völlige Fehlen des 
Sinnes für das Wesen der dreidimensionalen plasti- 
schen Form-i (Grimschitz). das sich bei ihm ebenso 
in der Formung der Baumasse und in der optischen 
Interpretation der Wand offenbart. Beduzzis Seiten- 
altäre im Langhaus der Melker Stiftskirche oder in 
" der Loosdorfer Pfarrkirche sind dagegen bei glei- 
cher Grundhaltung dennoch als wesentlich plasti- 
10 A. Beduzzi, 1710, Entwurfszeichnung für den Prunkka- 
min der Salzburger Residenz. Universitätsbibliothek, 
Würzburg 
11 A. Beduzzi, um 1710, Hauskapelle der Salzburger Resi- 
denz 
12, 13 A, Beduzzi. Entwurfszeichnungen für die nach 1730 
ausgeführten Seilenaitäre im Langhaus der Melker 
Stiftskirche. Stiltsarchiv Melk 
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