P1 Für den Kunstsammler
11. Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse
Rückblick
War es die Abschiedsmesse im Messepalast? Ein
Standortwechsel wird angepeilt nach fast einem Dezen-
nium am Ort. Die Wiener Hofburg, zentrumsnah, im
Kreuzungspunkt der Touristenströme, der permanenten
Kcngreßszene ist das Wunschziel. Kann sie eine effi-
zientere Veranstaltung bewirken? Noch wird verhandelt.
Fest steht, daß Wien ab 1980 nur noch eine repräsenta-
tive Wiener Kunst- und Antiquitalenmesse durch das
Wiener Gremium veranstalten wird. Das bedingt die m0
mentane Lage, entspricht den Wünschen der Aussteller
und wohl dem des Käuferpublikums.
Die Herbstmesse ist vorbei, man richtet den Blick auf
das Kommende. Optimistisch, in Richtung auf Hofburg.
Das Ergebnis der vergangenen 11. Wiener Kunst- und
Antiquitatenmesse entsprach den Erwartungen. Bevor-
zugt Möbel der gehobenen Kategorie, Gemälde österrei-
chischer Meister, Spitzenwerke gotischer und barocker
Plastik. Sehr gefragt Uhren und Schmuck, Bauernmobel.
Sogenannte alpenländische Volkskunst überhaupt er-
weckte überdurchschnittliches lnteresse. Die heute be
liebte Zweitwohnung auf dem Land will so ausgestattet
sein.
1980 wird Österreich zwei große Kunstmessen haben:
Die 5. Salzburger Kunst- und Antiquitatenmesse vom 21.
bis 30. März 1980 und die 12. Wiener Kunst- und Antiqui-
tätenmesse an neuem Ort. der rechtzeitig bekanntge
geben werden wird. W. A. S.
Gesehen im Kunsthandel:
1 Pieter Mulier (Haarlem um 1615- 1670)
ilKüstenlandschaft mit bewegter Seeii, mono-
grammiert.
Holz, 51,5 x 64,5 crn
Galerie St. Lucas, Gemälde alter Meister
A-1010 Wien 1, Josetsplatz 5 (Palais Pallavicini)
2 Maria und Johannes, Bozzetti
1. Drittel 18. Jahrhundert
Terrakotta, Höhe je 25 cm
Galerie St. Raphael, Antiquitätenhandel Ges.m.b. H.
A-1010 Wien 1, Dorotheergasse 12
3 Zinnteller, Wien, 1724. Wien-Marke
besonders hoher Silbergehalt, Dm 135 mm
Wolfgang A. Siedler, Kunsthandel
A-1010 Wien 1, Himmelpfortgasse 1315
4 Deckelbecher mit Watteau-Szenen
Meißen, um 1740-1745, Höhe 14 cm
Herbert Asenbaum, Antiquitäten
A-1010 Wien 1, Kärntner Straße 28
5 Josef Schuster (Wien 1812- 1890)
Stilleben mit Rosen, Erdbeeren und Cupido-Vase
sign. re.u.,ÖlILeinwand,100x74 cm
Czeslaw Bednarczyk, Kunst und Antiquitäten
A-1010 Wien 1, Dorotheergasse 12
6 Adolf Ditscheiner (Wien 1846- 1904)
w-Wehr bei Traismauerw, monogrammiert
ÖlILeinwand, 54,5 x 79,5 cm
Galerie Krugerstraße 12lDr. Herbert Giese
A-1010 Wien 1, Krugerstraße 12
7 Robert Russ (Wien 1847- 1922)
Landschaft mit Weiher und Kühen
sign. iRobert Russe li. u.
OlfHolz, 17 x 24 cm
Harald Schweiger, Kunsthandel
A-1010 Wien 1, Akademiestraße 2
8 Hohes Tischchen, 1903
Entwurf: Marcel Kammerer (OttoWagner-Atelier)
Ausführung: Thonet
Mahagoni politiert, mit Messingnieten;
Füße in Messinghülsen
Kunsthandlung GünterlStefan Asenbaum
A-10t0 Wien 1, Seitenstettengasse 5
Ruprechtsplatz
Auktionen
Dorotheum Wien
626. Kunstauktion vom 13. - 16. November 1979
9 Salumon van Ruysdael (Haarlem 1601-1670)
i-Fährboot bei Schloß Nijenrodeii
sign. "S. Ruysdaeiii. ÖlIHolz, 71.8x88,2 crn
(Kat. Nr. 114)
Taxe: OS 1100000.-
Erlös: OS 3,000.DOU.-
10 Ferdinand Georg Waldmuller (Wien 1793 bis
1865 Hinterbrühl)
"Vorfrühllng im Wienerwald", 1863
sign. ivWaldmüller-i. ÖlfHolz, 44,2 x 55,3 crn
(Kat. Nr. 144)
72
11 Albert Paris Gütersloh (Wien 1887 - 1973)
Stilleben mit Sessel, monogr. u. dat. li. o.
"Po 12". ÖlILeinwand eo x eo cm. (Kat. Nr. 98a)
Taxe: öS 50.000.-
Erlös: os 140.000.-
Kunsthaus am Museum, Köln
81. Auktion, 17.- 20. Oktober 1979
12 Mokkakanne, Wien, um 1799.
Porzellan mit Golddekor. farbig bemalt:
Amphitrite mit Gefolge, Höhe 17 cm
Taxe: DM 1500.-
13 Hugo Mühlig (Dresden 1854 - 1929 Düsseldorf)
"Aufbruch zur Jagd-i, bez. li. u. -Hugo Mühlig Ddfi-
ÖlILeinwand, 40 x 60 crri
Kunsthaus Lempertz, Köln
573. Auktion, Alte Kunst 22. - 24. November
1979
14 Johann Heinrich Tischbein d.Ä. (Haina 1722 bis
1789 Kassel)
nBildnis einer jungen Dameu, Hochoval
ÖlfLeinwarid, H 72. e 59.5 cm (Kat. Nr. 21a)
Taxe DM 50.000.-
575. Auktion, Moderne Kunst 26. November
bis 4. Dezember 1979
15 Lovis Corintn (TapiauIOstpr. 1858- 1925 Zandvoort)
"Susanna im Baden, 1909 re. o. sign. u. dat.
"Lovis Corinth 1999". ÖlILeinwand. 99,5 x 87 cm
(Kat. Nr. 90)
Taxe: ' ' '
16 Karl Kdrab (Falkenstein 1937 - lebt in Wien und
SonndorfINÖ)
"Landschaft mit Turmii, 1971, re. o. sign. u. dat.
uKorab 71K. GouachelPapier, 36x 45 cm
(Kat. Nr. 388)
Taxe:DM 7000.- l.n.
Gerhard P. Woeckel: Die Tierplastlk der
Nymphenburger Porzellan-Manufaktur. Bestands-
katalog 1906- 1920. Erschienen im Rahmen der
Veröffentlichungen des Zentralinstituts für
Kunstgeschichte, München, herausgegeben vorn
Bayerischen Nationalmuseum München (For-
schungsheft Nr. 5). - 342 Seiten, zahlreiche
Schwarzweißabb. und 24 Farbabb. im Textteil,
176 Schwarzweißabbildungen im Tafelteil. Litera-
turverzeichnis, Gesamtregister (Deutscher Kunst-
verlag München, ISBN 3422-0696-6, DM 96.-)
Gerhard P. Woeckel als Jugendstilsammler, Jorscher
oder -experten vorstellen zu wollen, wäre ein müßiges
Unterfangen; seinen nun schon fast legendären Ruf als
Jugendstilkenner und Autor sorgsam recherchierten in-
haltlich gewichtiger und akribisch erarbeiteter Bücher
stellt er mit der Publikation über die Tierplastik der
Nymphenburger Porzellanmanufaktur erneut unter Be-
weis. Auf die vielen Vorzüge in der Darstellung des ge-
wählten Themas erschöpfend einzugehen, mangelt es
hier an Raum - schlagwortartig seien hier daher nur ei-
nige Kapitel des Buches angeführt, die beweisen, unter
welch vielfältigen Aspekten der Autor sein Thema zu be-
trachten weiß. So geht er nicht nur ein auf die "Münch-
ner Plastik am Anfang des 20. Jahrhunderts". auf wErste
Anfange des Jugendstils in der Nymphenburger Manu-
faktur", sondern verleiht seiner Publikation durch Ab-
handlungen wie "Porzellan-Tierplastik als .Setzstück' im
Bereich moderner Wohnkulturn oder "Die künstlerisch
gestaltete Porzellan-Tierplastik - eine ausgestorbene
Kunstgattungi- besonderen Wert.
Das Einbeziehen technischer Kriterien ist für Woeckel
ebenso selbstverständlich wie statistische Bezüge oder
das Eingehen auf die zeitgenössische Preisgestaltung.
In seiner Entstehungsgeschichte ist das vorliegende
Buch insofern als Glücksfall zu werten, als zwei bedeu-
tende Münchner lnstitute (das Bayerische Nationalrnu-
seum und das Zentralinstitut für Kunstgeschichte) zur
Realisierung wesentlich beitrugen; die im genannten
Museum veranstaltete Ausstellung fand weit über die
Grenzen Deutschlands hinaus berechtigte Beachtung.
Mit dem Buchkatalog G. P. Woeckels setzte der Autor
nicht nur der Nymphenburger Tierplastlk, sondern auch
dem Kunstgewerbe seiner Heimat und nicht zuletzt sich
selbst ein Denkmal.
Und wenn wir uns vom Autor noch etwas wünschen dür-
fen, so ist dies ein umfassender Bestandkatalog seiner
eigenen Sammlung an Tierfiguren. W. Neuwirth
Bildf0fge1-16