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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 166 und 167)

1 Der Evangelist Johannes am Schreibpult sitzend. Hoch- 
relial, Lindenholz. Rückseite gehöhlt. Höhe 90 cm. Breite 
49,5 cm. Tiefe 24,5 cm; Fassung verloren. Oberschwaben 
(Ulm), um 1480, Kreis des Michel Erhan. 
2 Thronender König. Zirbelholz, Höhe 98 cm (ohne das er- 
gänzte untere Sockelbrett), Breite 55 cm. Tiefe 33 crn; 
Rückseite stark gehöhlt; Reste alter Fassungen und 
Grundierung zumeist übergangen; Tirol. um 1410. 
Richard Edwin Oertel (1865-1943) ist auf einem 
herrschaftlichen Landgut in der Nähe von Leipzig 
geboren worden. Nach seinen juristischen und dann 
mit der Promotion beendeten kunstgeschichtlichen 
Studien begann er, finanziell unabhängig, in gro- 
Bern Stil alte Gemälde zu sammeln. Die meisten die- 
ser Bilder veräußerte er, als um 1B92l93 sein Inter- 
esse an spätgotischer Hclzplastik erwachte. In den 
folgenden zwei Jahrzehnten baute er eine Sammlung 
auf, die nicht zuletzt als Spiegel von Oertels Streben 
nach umfassender Kenntnis der süddeutschen und 
österreichischen Skulptur des 15. und frühen 16. 
Jahrhunderts verstanden sein will. Am 6. und 7. Mai 
1913 wurden diese 213 Meisterwerke bei Lepke in 
Berlin versteigert; Theodor Demmler vom Kaiser- 
Friedrich-Museum bearbeitete den opulent ausge- 
statteten Katalog. Das wohl glanzvollste Objekt, die 
Dangolsheimer Madonnades Nicolaus Gerhaertvon 
Leiden von etwa 1460, kam über den Frankfurter 
Handel als Geschenk von James Simon an das Kai- 
ser-Friedrich-Museum, das Bayerische National- 
museum erwarb neben sechs anderen Skulpturen 
Hans Leinbergers monumentale Magdalena aus 
Marklhofen, Stuttgart ersteigerte Kaschauers l 
gismundfigur aus dem Freisinger Hochaltar v 
1443; an das Kunstmuseum Düsseldorf kam spä 
der aus Babenhausen stammende Christophoi 
des Memminger Bildhauers Hans Thoman sov 
eine schöne ulmische Madonna aus dem Umkr 
des Daniel Mauch. Mehrere, darunter einige hot 
bedeutende, Objekte erreichten jedoch nicht c 
gestellte Limit und blieben in Oertels Besitz. 2 
sammen mit Skulpturen des 18. Jahrhunderts u 
einigen Gemälden bildeten sie sozusagen ei 
zweite "Sammlung Dr. Richard Oertelu - am 5.l 
vember 1979 wurden die 67 Katalognummern z 
Namen und für Rechnung der Erbengemeinsch 
Oertelu durch das Münchner Kunstauktionshz 
Neumeister versteigert. Die ausführlichen Angal: 
zum schönen Katalog waren diesmal Alfred Schi 
ler vom Bayerischen Nationalmuseum zu dankt 
auf ihnen und auf Demmlers Nachrichten fußt am 
dieser Beitrag. 
Wichtig ist noch die Feststellung. daß derqualital 
Querschnitt - von den erwähnten Spitzenstücl 
abgesehen - durchaus dem Angebot von 1913 e
	        
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