. Österreichisches Museum für angewandte Kunst
i]
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1979
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Juli 198.209
August 214.651
September 171.490
Besucher gezahlt wurden.
Anton Kling (1881-1963)
und sein Freundeskreis
Ein Wiener Künstler der Klimt-Gruppe
in Wien, Hamburg, Pforzheim und Karlsruhe
Katalog Neue Folge Nr. 57
Altes Haus, Eitelbergersaal und Galerie
Wien 1., Stubenring 5
23. 5. bis 30. 9. 1979
Ein Museum wird immer wieder auch versuchen müs-
sen, Künstler zu präsentieren, die, aus welchen Umstän-
den immer, im Halbdunkel der Nichtbeachtung stehen
oder gar einfach vergessen sind von der Kunstgeschich-
te. Anton Kling, eine solche Persönlichkeit, vermag in-
folge ihrer Universalität - auch ohne Geniepranke -
und gerade deswegen, ein Zeitbild mit zu ergänzen, es
abzurunden und in seiner gesamten künstlerischen Er-
scheinungsvielfalt deutlicher zu machen. Schüler der
Wiener Kunstgewerbeschule, verließ er knapp vor 1910
Österreich und ging nach Deutschland. Wirkte nach ei-
nigen Wiener Jahren (bis 1906) in Hamburg, Pforzheim
und Karlsruhe. Als Lehrer, Maler, Illustrator, Grafiker,
Keramiker, Architekt und Entwerfer. Unter seinen Freun-
den, jenen der sogenannten Klimt-Gruppe, auch Ger-
stenbrand, eine der humoristischen Fackelfiguren die
ser Zeit. Kling parlierte mit ihm künstlerisch-persönlich
angeregt.
Ein überreiches Ausstellungsvolumen: gekonnte Zeich-
nungen im lllustrationsstil der Zeit (in Danilowatz später
eine gewisse Fortsetzung findend), Karikiertes, mehr für
sich selbst. Ausgeprägte reich ornamentierte Graphiken
und Schriftblöcke. Landschaft und Stilleben, Frauenbild-
nisse, fragmentarische Arbeiten. Kunstgewerbliches:
Keramiken bis zum Schmuck, Eiucheinbände und Texti-
lien.
rockes Kupfer aus Herrengrund-r, ornamentalen Vorlage
blättern gegenüberzustellen. Eine Aufgabe, die mit Hilfe
der Kunstblättersammlung wie einer Privatsammlung zu
gutem Ergebnis führte. Weniger der wertvolle Kunstge-
genstand, wie er sonst der erlesenen Goldschmiede-
kunst der Barockzeit selbstverständlich war, sondern
der einfache iiHerrengrunderi- war thematischer Ansatz-
punkt.
Herrengrund, Bergflecken im slowakischen Erzgebirge,
nahe Neusohl, einer alten Bergwerkstadt, wurde durch
die hier entstandenen Objekte bekannt. Diese, von
schlichter und einfacher Formgebung, könnte man für
damals als wertvolles Souvenir bezeichnen. Zum Teil
vergoldet, punziert, in Treibarbeit, trugen sie eingravier-
te Sprüche. Der Form und Bestimmung nach sogenann-
te Tummler, halbkugelig (auch Stehaufbecher), Becher,
Doppelbecher, Trinkbecher, Henkelschalen,
Rauchtabaks- und Schnupfdosen. Dazu Kuriosa: Scherz-
efäße, Arbeiten in Nautilus- und Kegelformungen,
Pokale und Aufsätze. Zwar nicht ausgestellt zu den
nHerrengrunderu zahlend, Ketten, Sonnenuhren, "Spiele-
reyenii und Pokale. Objekte, die zu größeren Sammlun-
gen wuchsen, wie GrebIMünchen, MecklenburgiBerlin,
und auch ChristieslLondon und Genf versteigert biswei-
len Herrengrunder Stücke.
Die Ausstellung, mit den Aufgaben des Hauses voll
übereinstimmend, bestätigt durch einen der früheren Di-
rektoren des Museums, w. Hofrat Dr. Richard Ernst:
"Angewandte Kunst ist gerichtet auf eine sinngemäße
Gestaltung der Dinge, sie umfaßt alle Werkkünste in der
ganzen Fülle ihrer Aufgaben und spiegelt anschaulich
im Kunstgewerbe die Kultur ihrer Zelte: Dieses setzte
w. Hofrat Univ.-Prof. DDr. Gerhart Egger, Direktor der Bi-
bliothek und Kunstblättersammlung, voran und ergänzte
selbst: w... dadurch ist das Kunstgewerbe beherrscht
Kling, mit einem Hoffmannschen Zeugnis ausgerüstet,
kann in Hamburg vorerst nicht gleich die Bekanntheit
eines C.O. Czeschka erreichen. Erst allmählich konnte
er mit seiner Arbeit und seinem Wirken Fuß fassen.
Die Wiener Presse, nach üblichen Maßen einschätzend,
wollte mit Kling nicht gleich Freund werden, reagierte
auf den ersten Eindruck hin unterschiedlich, revidierte
aber im Gedruckten einiges.
Hamburg, Pforzhelm und Karlsruhe, Anton Klings Le-
bensstatlonen, konnten nicht verhindern, daß er seine
Heimat ein Leben lang im Herzen behielt, was sich
auch künstlerisch niederschlug. Es war ohne Zweifel
richtig, diesen Künstler vorzustellen in seiner Heimat,
setzte er doch manches von dem fort, das seine Lehrer
Hoffmann und Boiler angebahnt hatten. Künstler, die
nicht im Blickfeld stehen und nicht als i-großew gelten,
schaffen jenen Zugang zu ihren Zeitläufen, den man ein-
fach mit populär bezeichnen kann.
Die Präsentationsszene Eitelbergersaal ist einfach und
heikel zugleich. Bei mehr Objekten - oder zuviel - wie
hier durch ein Übermaß an Wertschätzung - zwingen
sich Wände in die Transparenz des Saulenhofes. Wie
Mauern wirkend, werden diese vordergründig zu massiv,
als nicht In die Architektur integrierbar. Ein eingeordne-
tes Ambiente wie das der folgenden Textilminiaturen
beweist dies ganz vorzüglich.
Barockes Kupfer aus Herrengrund
und Ornamentale Vorlageblätter
Schriften der Bibliothek 18
Ausstellungsraum der Bibliothek
Altes Haus, 1. Stock
Wien 1, Stubenring 5
31. 5. -30. 9. 1979
(verlängert bis 31. 10. 1979)
Diese Ausstellung wich von bisherigen ab, um einen an-
gestrebten Zweck zu erfüllen: Kunstgegenstände, wßa-
von der Ambivalenz zwischen Bestimmung und
Schmuck jedes Gegenstandes, denn die rohe Form des
Gerätes resultiert grundsätzlich aus seinem Gebrauchm
Neben dem Charakteristikum der Sprüche auf den Ob-
jekten, ein weiterer Aspekt, Geschichte und Technologie
der Metalle berührend, ist das Verhaltnis des quasi wer-
achtetenu Eisens zu dem aus ihm hervorgegangenen ed-
leren Kupfer.
Als Niederschlag in den Katalognummern 5 t-Als eisen
würde ich von manichen veracht, Als Kupfer aber jetzt
ein jeder nach mir trachtm, weiters in K. Nr. 6: iwAls Ey-
sen gebohren, in Kupfer verkehrt durch herren grundt
wasser mich alles verehrttt u.a.m.
Herrn Richard Steiskal-Paur kommt das Verdienst zu,
den Hauptanteil an dem Zustandekommen der Schau zu
tragen. Mit seltener Gewissenhaftigkeit erstellte er das
Kataloggerüst.
Eine der klaren Ausstellungen der Bibliothek, die be
weist, wie im scheinbar einfachen Kunstgewerbe Atem,
Geist und formende ästhetische Kriterien eines Stiles,
einer Epoche sinnvoll lebendig werden können und
zutage treten. Besonders vor und neben den entspre
chenden Vorlageblattern, den Ornamentstichen, die zu-
mindest Typen und Grundformen des Herrengrunder
Kupfers widerspiegeln. Grundzüge der barocken Orna-
mentik, als Ausdruck der Lebenshaltung, vorbildhaft in
dem Herrengrunder Kupfer Anwendung findend, die ein-
fache Philosophis der Sprüche reich umrankend, wer-
den zum eigentlichen Formtrager. leopold netopil
1 Anton Kling, Martha Hane, 1913. Buntstiftzeichnung,
59x43! cm. Monogrammlert und datiert 1913
2 Alfred Gerstenbrand, Zeichnung aus dem Gästebuch des
Hauses JägerlSf. Gilgen-Woll angsee. 1910
3 Anton Kling, Badende, 1915. lIHolz, 77x 78,5 cm. Sign. und
dat.: 2A. K 1915"
4 Trinkgefäß in Kegelform. Herrengrunder Kupfer, H 200 mm,
Dm 60 mm
5 Schnupftabakdose In Korkforrn mit Schernlerdeckel und
Stülpbecher. Herrengrunder Kupfer, 53 x sa mm, H so mm
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