1 Renaissanceofen mit Relielkacheln, Vorderansicht. Aus
der Sammlung San Marco, Salzburg. Christliches Mu-
seum. Gran
2 Renaissanceoten (Abb. l), Seitenansicht.
3 Renaissanceolen (Abb, 1), Detail - Kachelbild. wDie Er-
schaffung Evas-a 55,5 x 55,5 cm.
Anmerkungen 1-3
' Akte Nl. 392411924: Primatiai-Archiv in Gran. Nachlal] San Marco.
Mlbiekte G91 Kunstgewerbe- laut dem Irl der Villa in lschl aufge-
nommenen Register,
1 n... a.......i...n......
..n.1n7') ....4 ...... ._ tll;:s.-._4A.t_
übrigen Kacheln sind kleiner, wirken einfacher und
geben eher den Eindruck einer Variation eines ge-
wissen Rahmentyps. Der mit Flechtband und Engel
verzierte Bogen ist auf jeder Kachel derselbe, doch
die Bogenhälter sind verschieden. Am Unterbau des
Ofens sind Kacheln mit Szenen aus dem Leben
Samsons angebracht. Auf der ersten Kachel (von
links nach rechts gesehen) nimmt Samson das Tor
der Stadt Gaza auf die Schulter (Abb. 4), auf der
zweiten bezwingt er einen Löwen (Abb. 5), doch auf
der dritten Kachel erfolgt sein Tod (Abb, 6), indem er
die Säule der Balustrade zerbricht und verschüttet
wird. Auf all diesen Kacheln figurieren auf Posta-
menten stehende Torsi als Bogenhalter.
Unter der Kachelreihe wurde ein mit Gorgonenkop-
fen und Pflanzenornamenten geschmückter Fries
angebracht. Die Seitenkachel des Oberbaues beruft
sich auf eine andere Szene des Alten Testamentes.
Man sieht Tobias, wie er zu seinen Eltern heimkehrt
gemustert. Die Ofenbekrönung besteht aus einem
durchbrochenen farbigen Korb. welcher zwischen
zwei sich nach rechts und links wendenden Pferde-
oberkörpern steht.
Die frei gebliebenen Seitenflachen des Ofens wur-
den mit blau bemalten Kacheln ausgefüllt und die
Kanten mit einem seilartig gedrehten Ornament be-
tont,
Die Figuren der Kacheln sind frei modelliert und he-
ben sich aus dem nach innen gewölbten Hinter-
grund. auf mancher Stelle sogar in eine Höhe von
5cm, hervor. Alle Nuancen, wie das Gesicht. der
Bart oder die Haare. sind mit einer gewissen Bild-
hauertechnik ausgearbeitet. Die Gesichtersind cha-
rakteristisch und bringen die Gefühle Freude und
Leid gleichfalls zum Ausdruck. Die bloßen Körper-
teile sind ohne Glasur. wodurch die feinen Schattie-
rungen besser zum Ausdruck kommen, das heißt
zum Beispiel, daß Nasenlöcher und Augenwinkel
(Abb, 7). Das Relief wurde auf beiden Seiten mit ba-
lusterartigen Säulen eingefaßt. Auf der Stirnseite
des Oberbaues wurden zwei Wappen in einem kiel-
bogenförmigen Rahmen angebracht, welche durch
eine Lisene in Frauengestalt voneinander getrennt
sind.
Auf der linken Seite (gegenüberstehend betrachtet)
befindet sich ein Wappenschild, das horizontal ge-
teilt ist (Abb. 8), Oben im Blau ein goldener sechs-
strahliger Stern. unten im Gold 3 schrägrechte Bal-
ken. Der Steckhelm ist golden mit Blau. Die goldene
Decke trägt einen offenen Adlersflug, beiderseits die
Schildflgur wiederholend, jedoch die Schrägbalken
der beiden unteren Hälften sparrenweise zusam-
durch die Glasur nicht verdichtet werden. Aus dem
lavendelblauen Hintergrund treten die lichten Far-
ben der Szenen sowie das Türkisblau, Kobaltblau,
die verschiedenen Schattierungen in Grün, Mangan,
Braun, Gelb und Weiß Iebensfrisch hervor. Bei man-
chen Kacheln sind noch Spuren einer verblaßten
Vergoldung zu sehen. Die Kunstfertigkeit im Model-
lieren, die reichen Formen, die Mannigfaltigkeit der
Farben beweisen, daß wires mit dem Kunstwerk ei-
nes hervorragenden Meisters zu tun haben.
Der Ofen in Gran besitzt keine Signatur und wird in
den Katalogen der San-Marco-Sammlung nur in ei-
ner sehr beiläufigen Weise erwähnt? Man behaup-
tet. daß der Ofen aus Salzburg stammt, eines der