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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 168)

1 Renaissanceofen mit Relielkacheln, Vorderansicht. Aus 
der Sammlung San Marco, Salzburg. Christliches Mu- 
seum. Gran 
2 Renaissanceoten (Abb. l), Seitenansicht. 
3 Renaissanceolen (Abb, 1), Detail - Kachelbild. wDie Er- 
schaffung Evas-a 55,5 x 55,5 cm. 
Anmerkungen 1-3 
' Akte Nl. 392411924: Primatiai-Archiv in Gran. Nachlal] San Marco. 
Mlbiekte G91 Kunstgewerbe- laut dem Irl der Villa in lschl aufge- 
nommenen Register, 
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übrigen Kacheln sind kleiner, wirken einfacher und 
geben eher den Eindruck einer Variation eines ge- 
wissen Rahmentyps. Der mit Flechtband und Engel 
verzierte Bogen ist auf jeder Kachel derselbe, doch 
die Bogenhälter sind verschieden. Am Unterbau des 
Ofens sind Kacheln mit Szenen aus dem Leben 
Samsons angebracht. Auf der ersten Kachel (von 
links nach rechts gesehen) nimmt Samson das Tor 
der Stadt Gaza auf die Schulter (Abb. 4), auf der 
zweiten bezwingt er einen Löwen (Abb. 5), doch auf 
der dritten Kachel erfolgt sein Tod (Abb, 6), indem er 
die Säule der Balustrade zerbricht und verschüttet 
wird. Auf all diesen Kacheln figurieren auf Posta- 
menten stehende Torsi als Bogenhalter. 
Unter der Kachelreihe wurde ein mit Gorgonenkop- 
fen und Pflanzenornamenten geschmückter Fries 
angebracht. Die Seitenkachel des Oberbaues beruft 
sich auf eine andere Szene des Alten Testamentes. 
Man sieht Tobias, wie er zu seinen Eltern heimkehrt 
gemustert. Die Ofenbekrönung besteht aus einem 
durchbrochenen farbigen Korb. welcher zwischen 
zwei sich nach rechts und links wendenden Pferde- 
oberkörpern steht. 
Die frei gebliebenen Seitenflachen des Ofens wur- 
den mit blau bemalten Kacheln ausgefüllt und die 
Kanten mit einem seilartig gedrehten Ornament be- 
tont, 
Die Figuren der Kacheln sind frei modelliert und he- 
ben sich aus dem nach innen gewölbten Hinter- 
grund. auf mancher Stelle sogar in eine Höhe von 
5cm, hervor. Alle Nuancen, wie das Gesicht. der 
Bart oder die Haare. sind mit einer gewissen Bild- 
hauertechnik ausgearbeitet. Die Gesichtersind cha- 
rakteristisch und bringen die Gefühle Freude und 
Leid gleichfalls zum Ausdruck. Die bloßen Körper- 
teile sind ohne Glasur. wodurch die feinen Schattie- 
rungen besser zum Ausdruck kommen, das heißt 
zum Beispiel, daß Nasenlöcher und Augenwinkel 
(Abb, 7). Das Relief wurde auf beiden Seiten mit ba- 
lusterartigen Säulen eingefaßt. Auf der Stirnseite 
des Oberbaues wurden zwei Wappen in einem kiel- 
bogenförmigen Rahmen angebracht, welche durch 
eine Lisene in Frauengestalt voneinander getrennt 
sind. 
Auf der linken Seite (gegenüberstehend betrachtet) 
befindet sich ein Wappenschild, das horizontal ge- 
teilt ist (Abb. 8), Oben im Blau ein goldener sechs- 
strahliger Stern. unten im Gold 3 schrägrechte Bal- 
ken. Der Steckhelm ist golden mit Blau. Die goldene 
Decke trägt einen offenen Adlersflug, beiderseits die 
Schildflgur wiederholend, jedoch die Schrägbalken 
der beiden unteren Hälften sparrenweise zusam- 
durch die Glasur nicht verdichtet werden. Aus dem 
lavendelblauen Hintergrund treten die lichten Far- 
ben der Szenen sowie das Türkisblau, Kobaltblau, 
die verschiedenen Schattierungen in Grün, Mangan, 
Braun, Gelb und Weiß Iebensfrisch hervor. Bei man- 
chen Kacheln sind noch Spuren einer verblaßten 
Vergoldung zu sehen. Die Kunstfertigkeit im Model- 
lieren, die reichen Formen, die Mannigfaltigkeit der 
Farben beweisen, daß wires mit dem Kunstwerk ei- 
nes hervorragenden Meisters zu tun haben. 
Der Ofen in Gran besitzt keine Signatur und wird in 
den Katalogen der San-Marco-Sammlung nur in ei- 
ner sehr beiläufigen Weise erwähnt? Man behaup- 
tet. daß der Ofen aus Salzburg stammt, eines der
	        
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