Der bedeutendste dieser Gruppe, außerhalb seiner österreichischen
Heimat früher erkannt und beizeiten richtig eingeschätzt, war der Zillertaler
Leonhard Posch (1750 geboren), der über Paris nach Berlin kam und hier
zu Beginn des XIX. Jahrhunderts eine große Zahl hervorragender Bildnisse
für den Eisenguß modelliert hat. Ein etwa 45 Zentimeter hohes Doppel-
brustbild Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise besitzt das Berliner
Kunstgewerbemuseum. Es folgte die ganze königliche Familie, von der noch
eine Reihe der Gipsreliefs von Posch in öffentlichem und privatem Besitze
erhalten sind. Es ist nicht einzusehen, warum nicht auch heute wieder
größere Bildnisse der führenden Männer des Weltkrieges in ähnlich
anspruchslosen und doch würdigen Eisengußreliefs Anklang linden sollten.
Posch wußte indessen auch im kleinen zu wirken, in den zum Teil ungemein
feinen Bildnismünzen, so namentlich wieder des Königs und der Prinzessin
Wilhelm, denen sich Schill, baues mit dem Spruch
Blücher, Brause, York, „Oede trauern Flur und
auch Goethe und Karl Au- Berge" 1806 - 1808 auf der
gustvonWeimaranschlos- Vorderseite, „Fleiß und
sen.AuchKaiserFranz und Freude kehren wieder"
AlexanderLhatPosch por- rückseits. Außer dem nie-
trätiert. Nach einem Ent- derösterreichischen Trai-
wurfe von Wolf goß die sen und Berlin war insbe-
Berliner Eisengießerei eine sondere auch das königlich
von Posch modellierte Pla- preußischeI-IüttenamtGlei-
kette, die die Friedenssehn- V witz fürdieseArt desKunst-
sucht jener Tage offenbart: Ta"'e"h'}'": zwemaiw" gusses und der Kriegs-
_ Plakette _ __ _
auf die Hebung des Berg- gedenkarbeiten tatig.
Ein Vergleich der von unserer Zeit demselben Zweck geweihten
Schöpfungen zeigt vor allem den außerordentlichen Aufschwung der
eigentlichen Medailleurkunst, zu der Posch nicht recht gezählt werden kann.
Was Wien unterseinen Altmeistern Tautenhayn dem Vater und Scharff an
begabten und regsamen Kräften diesem Kunstzweige zugeführt und in
tüchtiger Schulung herangezogen hat, kann Österreich mit berechtigtem
Stolz erfüllen. Mag auch der eine oder andere überraschenderweise versagt
haben, so ist doch nicht nur der Durchschnitt der in diesen bewegten Tagen
entstandenen Kriegsgedenkmünzen ein ungemein guter, sondern es ragen
darüber auch einige Glanzleistungen empor.
Hier ist billig zuerst von I-Iartig die Rede.
Für das Kriegsfürsorgeamt hatte A. Hartig vor allem die große Kaiser-
münze auszuführen. Sie zeigt auf der Vorderseite in stark erhabener Arbeit
den realistisch aufgefaßten Kopf des Kaisers, nach links gewendet; auf der
Rückseite nur den Wahlspruch VIRIBUS UNITIS mit den bedeutsamen
Jahreszahlen 1914 - 1915. Diese monumentale, vielsagende Kürze wirkt
besser wie die lebhafteste redselige Bildlichkeit. Bei 60 Millimeter Durch-
messer gehört sie schon zu den großen Schau- und Erinnerungsstücken.