I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Secession I Roland Goeschi - Nach zehn Jahren
Goeschis Rechenschaftsbericht über seine Arbeiten der
letzten Jahre brachte Entwürfe, Bilder und Skulpturen und
zeigte, daß der Künstler außerordentlich fleißig war. Das
Schwergewicht lag, seinen Arbeiten dieser Jahre entspre-
chend, auf den blaurotgelben Raumergrellungen. Natür-
lich waren auch die mit wenigen Strichen Tiefe anzeigen-
den Graphiken, die kleineren und größeren farbigen
Blockschichtungen, die neuen Bandverschlingungen -
spielerische Elemente - und sehr viele Entwürfe zu se-
hen. Wichtig schienen uns aber besonders die Dokumen-
tationen der von Goeschl durchgeführten Gestaltungen
auf städtebaulichem Gebiet. Sie zeigten, wie ein trostlo
ses graues Häusermischmasch plötzlich belebt werden
kann, zeigten, wie in einer Vorstadtstraße der Gründerzeit
ein Haus mit Goeschis Farbgestaltung einen Akzent
setzt, wie Tiefe und Räumlichkeit durch seine einfachen
Kombinationen assoziiert werden. Die gebotenen Bei-
spiele zeigten allerdings auch, daß Wien leider keinen all-
zu großen Gebrauch von den vom Künstler gebotenen
Möglichkeiten macht. Eine großformatige Publikation mit
vielen farbigen und einigen schwarzweißen Abbildungen,
mit Geleitworten von Werner Hoffmann und Eugen Gom-
ringer und einer Erklärung zu i-Kunst am Bau-i vom Künst-
ier selbst verfaßt, ergänzte außerordentlich sinnvoll die
Schau. (2. bis 28. 10. 1979) - (Abb, 1)
Peter Dwo?ak - Mixed Pickles Man ich und die
anderen - 1965 - 1979
in der Clubgalerie im Keller war grundsätzlich anderes zu
sehen. Heben sich durch Goeschis Farberschließungen
und Raumergreifungen die Bedrückungen der Großstädte
auf, werden die Düsternisse optisch aufgelöst, so sehen
wir bei Dwoiak die Bailungen der Niederungen, der
Schuld und der Ratlosigkeit. Der Mensch selbst ist hier
ganz und gar in all seinen Noten festgehalten, immer wie-
der ist das Thema bei Dwoiak die fehlende lchdu-
Beziehung, die in rauschhaften Triebbefrledigungen ihren
Ersatz sucht. Der Maler zeigte 48 Bilder, Öl, Pasteil, Krei-
de, Collagen, und 25 Radierungen. Die Farben sind, ent-
sprechend dem Dargestellten, düster und schmutzig. Hier
wird nichts beschönigt, hier wird kein hübsches Mäntel-
chen über das trostlose Innenleben unserer Zeitgenossen
gehängt. Dieses wird vielmehr immer nach außen ge-
stülpt. in Hinblick auf Dwofaks Technik können wir viel
Spontanes verzeichnen. Bei der Betrachtung der Radie-
rungen wird uns besonders das Können des Malers er-
sichtlich. Es ist falsch, bei Dwolaks Bildern zu fragen:
Warum malt er so bedrückend? Man müßte fragen: War-
um gibt es In unserer Welt noch immer so viel Bedrücken-
des? (2. - 2B. 10. 1979) - (Abb. 2)
Die Mitglieder der Wiener Secession
l-Diesa Ausstellung soll dokumentieren, daß die Wiener
Secession eine lebendige, sich stets erneuernde Künst-
lervereinlgung ist...u So steht es in der Aussendung des
Hauses. Wer, der die verschiedenen Kämpfe und Krämp-
fe, dle Neuaufnahmen und Neuaussteller in dem Haus an
der Friedrichstraße beobachtet, zweifelt daran? Alle Mit-
glieder sind zu dieser Exposition eingeladen worden, eini-
ge haben von der Einladung keinen Gebrauch gemacht.
ist es Vergeßlichkeit oder sagen sich diese i-Mitgiiederu
einfach, sie haben eine solche Ausstellung nicht notwen-
dig? Zum Leitsatz nDer Kunst ihre Freiheit: gehört es al-
lerdings auch, sich einer Beteiligung zu enthalten. Zu die
sem Leltsatz gehört es aber geradeso, mit jenen, die in ei-
ner demokratischen Wahl zum Vorstand berufen wurden,
zusammenzuarbeiten. Daß diese Vereinigung dennoch
Künstler von wesentlicher Potenz aufzuweisen hat, zeigt
die Ausstellung. Ebenso wird die Vielfalt der Stilrichtun-
gen, der Versuche und Bestrebungen ersichtlich. Obwohl
scheinbar nicht alle Künstler in der Lage sind, aus ihren
Beständen die besten Arbeiten auszuwählen, ergab es ei-
ne sehr sehenswerte Schau, die den Wienern einen guten
Überblick über die zeitgenössische Kunst bot. Guter, um-
fangreicher Katalog! (20. 11. -23. 12, 1979) - (Abb. 3)
Künstlerhaus! N0 Art Galerie - Ferdinand Stransky
Eine sehr umfangreiche und schön gestaltete Ausstel-
lung, bei der auch die Monographie des Malers, die in der
Edition Tusch erschienen ist, präsentiert wurde. Es waren
fast alle für das Schaffen dieses Künstlers kennzeichnen-
den Bilder vertreten. An den 25 Ölbildern konnte man gut
den Wandel des Farbauftrages im Laufe von Stranskys
Entwicklung beobachten. Wie er von einem vorsichtig ab-
wägenden Setzen heftiger und zügiger wird. Wie er be
stimmt und sich seiner in der Bewegung sehr bewußt ist.
Wie er sich wieder beruhigt und schließlich in einer
schwungvollen Sicherheit endet. 12 Zeichnungen geben
Einblick in die unmittelbarste Gestaltung des Künstlers.
Es waren hauptsächlich Landschafts-, Baum- und Aktstu-
dien. Das Buch mit 15 Farbtafeln und 40 Schwarzweißbil-
dem sowie einigen Künstlerfotos wird von recht unter-
schiedlichen Texten eingeleitet. Am gehaltvollsten will
uns jener von Kristian Sotriffer erscheinen. Daneben set-
zan sich Otto Breicha und Harald Sterk mit Stranskys Ar-
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beiten mehr oder weniger auseinander, Ein vom Künstler
selbst erstelltes Werkverzeichnis der Gemälde gibt 250
Arbeiten an. Ein schon lange fällig gewesenes Buch.
(25. 10. bis 30. 11. 1979) - (Abb. 4)
Vinzenz Szloboda
im linken Seitenflügel wird das Werk dieses Mitgliedes
des Hauses anläßlich seines 70. Geburtstages gezeigt.
Hier wird ein ganz anderes Bild geboten. Abstraktionen,
Flächenteilungen, Kompositionen mit harten Konturen,
oft sehr kielntellig und zersplittert. Am besten sind sicher
die beiden Holzschnittserien mit Ansichten von einer Eng-
landreise und die Linolschnitte nach Motiven aus Meid-
iing. Vor allem die Holzschnitte sind beherrscht von Aus-
gewogenheit und doch Spannung. Auch die Tönungen zei-
gen den alten Konner. Diese Graphiken lassen uns wün-
schen, daß sich der Künstler noch viel mehr mit dieser
Technik beschäftigt. (1. -18. 11. 1979)
Galerie Ariadne I Alois Mosbaoher
Der 1954 in Strallegg in der Steiermark geborene Künstler
zeigte 58 Objekte, Er wurde mit dem Kunstpreis des Lan-
des Steiermark 1978 ausgezeichnet. Die Bildfiächen sind
meist mit hieroglyphenartigen Zeichen übersät. Es sind
Reihungen in gedämpften, fast ruhigen Farben. Das kräf-
tigste Bild, mit dem bezeichnenden Namen l-Nächtiicher
Hahnenschreiu, zeigt beängstigende technische Einzel-
heiten. Ein stark surreales Element macht sich geltend.
Die lisphinxe hinwieder zeigt mexikanische Anklänge.
Das Werk mit dem seltsamen Namen nGosslbidussiu ist
in seiner Vielfalt und Streuung gut, auch stark erotisch.
Aus seiner Art ausbrechend will uns ilKreissäge-l schei-
nen. Hier wird das Technische und Harte nicht getroffen.
Bei den zahlreichen Graphiken kommt Mosbachers Tech-
nik besonders gut zum Tragen. (13. 11. - 1. 12. 1979)
Galerie in der Staatsoper! Roman Hailer
Er ist ein Phantast, der die Blumen Hutters mit den geo-
metrischen Formen Hausners vereint. Die Farben sind
zart. Die Natur ist ebenmäßig und die Bilder geben eine
große Ruhe und Gehaltenheit wieder. Neben den fioralen
Erscheinungen sind es Sonne und Mond, die in Halters
Kompositionen immer wiederkehren. Es sind gieichnis-
hafte Arrangements in einer dünnen, klaren Luft, gekonnt
gemalt, (13. 9. -6. 10. 1979) - (Abb. 5)
Galerie auf der Stubenbastei
Unter dem Titel "Sport und (oder) Leben" waren 26 Bewe-
gungsgestaltungen zu sehen. in großen und verzerrenden
Strichfolgen werden verschiedene sportliche Situationen
glossiert. Wenn auch auf den Blättern Kummers die Läu-
fer gänzlich zu Beinemenschen werden, bei den Fußball-
spielern nur mehr die Waden dominieren, bei allen aber
der Kopf schrumpft, was in der Konzeption alles einleuch-
tend ist, so will uns die Ausführung, bei allem Schwung,
doch zu skizzenhaft, zu wenig zupackend und zu wenig
präzise in ihrer Aussage, aber auch in der Durchführung
scheinen. (2. -27. 10. 1979) - (Abb, G)
15 Jahre Galerie auf der Stubenbastei
Eine Ausstellung, die zugleich eine Dokumentation der
Tätigkeit der Galerie war. Wir sahen gute Arbeiten von so
hervorragenden Malern und Bildhauern wie F. Stransky,
A. Hrdlicka, H. Fruhmann, A. Frohner, KA. Fleck, T. Fink,
W. Eckert, M. Hletz, J. Messensee, D. Prelog, J. Schageri,
R. Schonwald, E. Skribka, H. Staudacher, KA. Wolf u.v.a.
Erfreulich war die starke Vertretung der Frauen: Ch. Hau-
er, E. Seldl-Reiter, M. Moser, M. Jungwirth, F. Pakosta,
Ch. Heuer, L. Waber, H. Joos und G. Yppen. Allein die auf-
gezählten Namen sprechen für Qualität und auch für eine
reichhaltige Vertretung aller Stilrlchtungen. Der Katalog
brachte eine Übersicht aller Ausstellungen in den ge-
nannten Jahren. Ab 1966 gibt es auch die Edition der Ga-
lerie, die preisgünstige Druckgraphiken von bekannten
Künstlern bringt. Ab 1977 werden in den Aussteiiungsräu-
men einmal im Monat Autorenlesungen vom Literatur-
Kreis PODIUM durchgeführt. (7, -24, 11. 1979) - (Abb. 7)
Galerie Peithner-Lichtenfels I Kurt Ammann
Von den 41 neuen gezeigten Arbeiten sind die meisten
Aquarelle, einige "Figuren und Objekte: und einige Re
liefs. Bei den Aquarellen handelt es sich fast ausschließ-
lich um Landschaftsdarstellungen, wobei keine bestimm-
ten Örtlichkeiten gemeint sind. Schon die Titel, wie etwa
i-Nordlandn, nHochebene-t oder itKl-Jstell, zeigen an, daß
Ammann hier Allgemeingültiges festhalten will, Es ist
einmal Geschautes, das er zum Typus erhebt. Diese Bil-
der, die sehr sauber gearbeitet sind, sind still und verhal-
ten, die Farben dicht, die Atmosphäre ist beruhigend. Die
Bilder haben Tiefe. Die Objekte und Reliefs zeigen einfa-
che Symbole, Auch hier ist ein ruhiger Farbton vorherr-
schend. (13. 10. - 17, 11. 1979) - (Abb. 8)
Kleine Galerie I Karl Reißberger
Der Graphiker und Maler nennt die gezeigten Monotypien
"Phantastische Landschaftenk. Es besteht eine gewisse
äußerliche Venuandtschaft mit den eben besprochenen
Bildern. Auch hier geht es dem Künstler nicht um topogra-
phische Erfassung, sondern um das Festhalten einer
landschaftlichen Impression mit den Mitteln der
technik. Auch bei Reißberger sind die gedämpft
stillen Töne vorherrschend, allerdings noch mehr
hiert als bei K. Ammann. Der Technik entspreche
die Übergänge sehr fließend. Sicher gibt es bei dir
von Gestaltung viele Zufälligkeitsfaktoren, doch s
so will es uns scheinen, von Reißberger gut ein
und ausgenützt worden. (5. 12.-21. 12. 1979) - (
Galerie am Graben I Kunst als Gebrauchsi
stand
Arbeiten von Karl Bräuer, 1881 - 1972. die bewies
die klaren, sauberen Formen des Jugendstils auc
noch sehr ansprechen und unserem Empfinden e
chen. Beim Vergleich der gezeigten Möbelstücke
beiten, die heute entstehen, wird die solide und g
ne Arbeit deutlich, die den entsprechenden Preis
aus gerechtfertigt erscheinen iäßt. (12. - 24. 12. 1
Gabriele Kutschera
Die geschlossenen Formen der Dosen, Vasen un
ren Objekte der Künstlerin machen einen LIHQBTTTI
len Eindruck. Verschiedene kleine Details, wie
Bajonettverschiüsse, übergangslose Halsansätze
noch dazu bei. Ein gewisser technischer Charaki
allen diesen in poliertem Metall gearbeiteten Geg
den zugrunde, (26. 11. - 27. 12. 1979) - (Abb. 10)
Historisches Museum der Stadt Wien I Wie
- Die erste Türkenbelagerung
Aniäßlich des 450. Jahrestages der ersten Wiener
belagerung wurden an die 250 Exponate, die auf di
nisse jener Zelt hinweisen, gezeigt. Den Mitteipt
Ausstellung bildete der kolorierte Holzschnitt mit
steilung der Türkenbelagerung von Niklas Melderr
nem Nürnberger Drucker und Verleger), von dem e
scheiniich kein zweites Exemplar mehr gibt. Die
sition ist so angeordnet, als würde ein Beobach
Stephansturm aus die Stadt und ihre Belagerer l
geklappt sehen. Hier und auf anderen zeitgenos
Darstellungen wird sehr viel von der aiigemeinei
sphere der Zeit eingefangen, wie es ja überhaupt
lungenes Bemühen der Ausstellung ist, nicht so 1
einzelnen kriegerischen Ereignisse aufzuzeigen
mehr das Aufeinanderstoßen zweier verschiedene
ren. in diesem Sinne ist es sehr zu begrüßen, daß
iich war, aus dem Musee de Louvre ganz ausgeze
türkische Keramiken in leuchtenden Farben und z
Budapester Magyar Nemzeti Muzeum feingea
Kupfer- und Silbergefäße zu zeigen und damit die
als ein hochkultiviertes Volk zu präsentieren. l
Österreichischen Nationalbibliothek und aus der
lung des regierenden Fürsten von Liechtenstein,
Vaduz, waren wertvolle Handschriften, Radierung
Holzschnitte zu sehen, die von den Sitten und
chen der Osmanen Zeugnis gaben. Eine Münze
lung klärte über die rasche Geldentwertung lnfr
Kriegshandlungen auf. Daneben wurden Küras
Harnische, die oft nur mehr als Prunkstücke Vervi
fanden, gezeigt. 2 Kataloge, ein reiner Textband, I
wichtige und historisch berichtigende Daten brii
ein reiner Katalogband ergänzten diese sehr infr
und außerordentlich übersichtliche Ausstellung
bis 1D. 2. 1979) Alo
Salzburg
Galerie Welzl Karl Mostböck
Der 1921 in Grein an der Donau geborene Maler r
wie Thomas Zaunschirm mit Recht feststellte,
quent und abseits des Kunstmarktes seine per:
Handschrift erarbeitet und dabei vor allem de
nisch-iebendig empfundenen Farbe-i die ihr gemä
lung zugewiesen. Das Ergebnis ist in den Aquarel
Palette voller schöner Lyrismen. (3.-2B. 10. 1
(Abb. 11)
Peter Redeker
Für den 37jährigen Steiermärker und derzeitigen
ten für l-Freie Graphik" an der Fachhochschule H
ist Landschaft, wie er selbst erklärt, l-primar eii
rungsraumu, aus dem er heraus unter Zuhiifenahi
ihm wichtig erscheinenden Techniken bildnerisc
tet. (3.-28. 10. 1979)
Herbert Breiter
Die Bilder des Salzburger Malers sind nie Ergebnl
Experimenten, ihre Konstanten - in mancher I
stimmung etwa mit der Bildsprache Max Pfeiftei
phuls - werden von den Kunstfreunden im ln- u
iand längst geschätzt. Auch seine neuen, in die:
steilung gezeigten "Landschaften aus Griecheni
men die Ruhe der Klassik wiedie Faszination der.
(31. 10. bis 25.11.1979)
Heinrich Jungnickel
Gleichzeitig mit den im Erdgeschoß der Galerie
stellten Bildern Breiters wurde im ersten Stock e
wahl virtuos gezeichneter Tierstudien des Wienei
gezeigt. (31. 10.-25. 11. 1979)