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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 168)

I Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich 
 
Wien 
Secession I Roland Goeschi - Nach zehn Jahren 
Goeschis Rechenschaftsbericht über seine Arbeiten der 
letzten Jahre brachte Entwürfe, Bilder und Skulpturen und 
zeigte, daß der Künstler außerordentlich fleißig war. Das 
Schwergewicht lag, seinen Arbeiten dieser Jahre entspre- 
chend, auf den blaurotgelben Raumergrellungen. Natür- 
lich waren auch die mit wenigen Strichen Tiefe anzeigen- 
den Graphiken, die kleineren und größeren farbigen 
Blockschichtungen, die neuen Bandverschlingungen - 
spielerische Elemente - und sehr viele Entwürfe zu se- 
hen. Wichtig schienen uns aber besonders die Dokumen- 
tationen der von Goeschl durchgeführten Gestaltungen 
auf städtebaulichem Gebiet. Sie zeigten, wie ein trostlo 
ses graues Häusermischmasch plötzlich belebt werden 
kann, zeigten, wie in einer Vorstadtstraße der Gründerzeit 
ein Haus mit Goeschis Farbgestaltung einen Akzent 
setzt, wie Tiefe und Räumlichkeit durch seine einfachen 
Kombinationen assoziiert werden. Die gebotenen Bei- 
spiele zeigten allerdings auch, daß Wien leider keinen all- 
zu großen Gebrauch von den vom Künstler gebotenen 
Möglichkeiten macht. Eine großformatige Publikation mit 
vielen farbigen und einigen schwarzweißen Abbildungen, 
mit Geleitworten von Werner Hoffmann und Eugen Gom- 
ringer und einer Erklärung zu i-Kunst am Bau-i vom Künst- 
ier selbst verfaßt, ergänzte außerordentlich sinnvoll die 
Schau. (2. bis 28. 10. 1979) - (Abb, 1) 
Peter Dwo?ak - Mixed Pickles Man ich und die 
anderen - 1965 - 1979 
in der Clubgalerie im Keller war grundsätzlich anderes zu 
sehen. Heben sich durch Goeschis Farberschließungen 
und Raumergreifungen die Bedrückungen der Großstädte 
auf, werden die Düsternisse optisch aufgelöst, so sehen 
wir bei Dwoiak die Bailungen der Niederungen, der 
Schuld und der Ratlosigkeit. Der Mensch selbst ist hier 
ganz und gar in all seinen Noten festgehalten, immer wie- 
der ist das Thema bei Dwoiak die fehlende lchdu- 
Beziehung, die in rauschhaften Triebbefrledigungen ihren 
Ersatz sucht. Der Maler zeigte 48 Bilder, Öl, Pasteil, Krei- 
de, Collagen, und 25 Radierungen. Die Farben sind, ent- 
sprechend dem Dargestellten, düster und schmutzig. Hier 
wird nichts beschönigt, hier wird kein hübsches Mäntel- 
chen über das trostlose Innenleben unserer Zeitgenossen 
gehängt. Dieses wird vielmehr immer nach außen ge- 
stülpt. in Hinblick auf Dwofaks Technik können wir viel 
Spontanes verzeichnen. Bei der Betrachtung der Radie- 
rungen wird uns besonders das Können des Malers er- 
sichtlich. Es ist falsch, bei Dwolaks Bildern zu fragen: 
Warum malt er so bedrückend? Man müßte fragen: War- 
um gibt es In unserer Welt noch immer so viel Bedrücken- 
des? (2. - 2B. 10. 1979) - (Abb. 2) 
Die Mitglieder der Wiener Secession 
l-Diesa Ausstellung soll dokumentieren, daß die Wiener 
Secession eine lebendige, sich stets erneuernde Künst- 
lervereinlgung ist...u So steht es in der Aussendung des 
Hauses. Wer, der die verschiedenen Kämpfe und Krämp- 
fe, dle Neuaufnahmen und Neuaussteller in dem Haus an 
der Friedrichstraße beobachtet, zweifelt daran? Alle Mit- 
glieder sind zu dieser Exposition eingeladen worden, eini- 
ge haben von der Einladung keinen Gebrauch gemacht. 
ist es Vergeßlichkeit oder sagen sich diese i-Mitgiiederu 
einfach, sie haben eine solche Ausstellung nicht notwen- 
dig? Zum Leitsatz nDer Kunst ihre Freiheit: gehört es al- 
lerdings auch, sich einer Beteiligung zu enthalten. Zu die 
sem Leltsatz gehört es aber geradeso, mit jenen, die in ei- 
ner demokratischen Wahl zum Vorstand berufen wurden, 
zusammenzuarbeiten. Daß diese Vereinigung dennoch 
Künstler von wesentlicher Potenz aufzuweisen hat, zeigt 
die Ausstellung. Ebenso wird die Vielfalt der Stilrichtun- 
gen, der Versuche und Bestrebungen ersichtlich. Obwohl 
scheinbar nicht alle Künstler in der Lage sind, aus ihren 
Beständen die besten Arbeiten auszuwählen, ergab es ei- 
ne sehr sehenswerte Schau, die den Wienern einen guten 
Überblick über die zeitgenössische Kunst bot. Guter, um- 
fangreicher Katalog! (20. 11. -23. 12, 1979) - (Abb. 3) 
Künstlerhaus! N0 Art Galerie - Ferdinand Stransky 
Eine sehr umfangreiche und schön gestaltete Ausstel- 
lung, bei der auch die Monographie des Malers, die in der 
Edition Tusch erschienen ist, präsentiert wurde. Es waren 
fast alle für das Schaffen dieses Künstlers kennzeichnen- 
den Bilder vertreten. An den 25 Ölbildern konnte man gut 
den Wandel des Farbauftrages im Laufe von Stranskys 
Entwicklung beobachten. Wie er von einem vorsichtig ab- 
wägenden Setzen heftiger und zügiger wird. Wie er be 
stimmt und sich seiner in der Bewegung sehr bewußt ist. 
Wie er sich wieder beruhigt und schließlich in einer 
schwungvollen Sicherheit endet. 12 Zeichnungen geben 
Einblick in die unmittelbarste Gestaltung des Künstlers. 
Es waren hauptsächlich Landschafts-, Baum- und Aktstu- 
dien. Das Buch mit 15 Farbtafeln und 40 Schwarzweißbil- 
dem sowie einigen Künstlerfotos wird von recht unter- 
schiedlichen Texten eingeleitet. Am gehaltvollsten will 
uns jener von Kristian Sotriffer erscheinen. Daneben set- 
zan sich Otto Breicha und Harald Sterk mit Stranskys Ar- 
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beiten mehr oder weniger auseinander, Ein vom Künstler 
selbst erstelltes Werkverzeichnis der Gemälde gibt 250 
Arbeiten an. Ein schon lange fällig gewesenes Buch. 
(25. 10. bis 30. 11. 1979) - (Abb. 4) 
Vinzenz Szloboda 
im linken Seitenflügel wird das Werk dieses Mitgliedes 
des Hauses anläßlich seines 70. Geburtstages gezeigt. 
Hier wird ein ganz anderes Bild geboten. Abstraktionen, 
Flächenteilungen, Kompositionen mit harten Konturen, 
oft sehr kielntellig und zersplittert. Am besten sind sicher 
die beiden Holzschnittserien mit Ansichten von einer Eng- 
landreise und die Linolschnitte nach Motiven aus Meid- 
iing. Vor allem die Holzschnitte sind beherrscht von Aus- 
gewogenheit und doch Spannung. Auch die Tönungen zei- 
gen den alten Konner. Diese Graphiken lassen uns wün- 
schen, daß sich der Künstler noch viel mehr mit dieser 
Technik beschäftigt. (1. -18. 11. 1979) 
Galerie Ariadne I Alois Mosbaoher 
Der 1954 in Strallegg in der Steiermark geborene Künstler 
zeigte 58 Objekte, Er wurde mit dem Kunstpreis des Lan- 
des Steiermark 1978 ausgezeichnet. Die Bildfiächen sind 
meist mit hieroglyphenartigen Zeichen übersät. Es sind 
Reihungen in gedämpften, fast ruhigen Farben. Das kräf- 
tigste Bild, mit dem bezeichnenden Namen l-Nächtiicher 
Hahnenschreiu, zeigt beängstigende technische Einzel- 
heiten. Ein stark surreales Element macht sich geltend. 
Die lisphinxe hinwieder zeigt mexikanische Anklänge. 
Das Werk mit dem seltsamen Namen nGosslbidussiu ist 
in seiner Vielfalt und Streuung gut, auch stark erotisch. 
Aus seiner Art ausbrechend will uns ilKreissäge-l schei- 
nen. Hier wird das Technische und Harte nicht getroffen. 
Bei den zahlreichen Graphiken kommt Mosbachers Tech- 
nik besonders gut zum Tragen. (13. 11. - 1. 12. 1979) 
Galerie in der Staatsoper! Roman Hailer 
Er ist ein Phantast, der die Blumen Hutters mit den geo- 
metrischen Formen Hausners vereint. Die Farben sind 
zart. Die Natur ist ebenmäßig und die Bilder geben eine 
große Ruhe und Gehaltenheit wieder. Neben den fioralen 
Erscheinungen sind es Sonne und Mond, die in Halters 
Kompositionen immer wiederkehren. Es sind gieichnis- 
hafte Arrangements in einer dünnen, klaren Luft, gekonnt 
gemalt, (13. 9. -6. 10. 1979) - (Abb. 5) 
Galerie auf der Stubenbastei 
Unter dem Titel "Sport und (oder) Leben" waren 26 Bewe- 
gungsgestaltungen zu sehen. in großen und verzerrenden 
Strichfolgen werden verschiedene sportliche Situationen 
glossiert. Wenn auch auf den Blättern Kummers die Läu- 
fer gänzlich zu Beinemenschen werden, bei den Fußball- 
spielern nur mehr die Waden dominieren, bei allen aber 
der Kopf schrumpft, was in der Konzeption alles einleuch- 
tend ist, so will uns die Ausführung, bei allem Schwung, 
doch zu skizzenhaft, zu wenig zupackend und zu wenig 
präzise in ihrer Aussage, aber auch in der Durchführung 
scheinen. (2. -27. 10. 1979) - (Abb, G) 
15 Jahre Galerie auf der Stubenbastei 
Eine Ausstellung, die zugleich eine Dokumentation der 
Tätigkeit der Galerie war. Wir sahen gute Arbeiten von so 
hervorragenden Malern und Bildhauern wie F. Stransky, 
A. Hrdlicka, H. Fruhmann, A. Frohner, KA. Fleck, T. Fink, 
W. Eckert, M. Hletz, J. Messensee, D. Prelog, J. Schageri, 
R. Schonwald, E. Skribka, H. Staudacher, KA. Wolf u.v.a. 
Erfreulich war die starke Vertretung der Frauen: Ch. Hau- 
er, E. Seldl-Reiter, M. Moser, M. Jungwirth, F. Pakosta, 
Ch. Heuer, L. Waber, H. Joos und G. Yppen. Allein die auf- 
gezählten Namen sprechen für Qualität und auch für eine 
reichhaltige Vertretung aller Stilrlchtungen. Der Katalog 
brachte eine Übersicht aller Ausstellungen in den ge- 
nannten Jahren. Ab 1966 gibt es auch die Edition der Ga- 
lerie, die preisgünstige Druckgraphiken von bekannten 
Künstlern bringt. Ab 1977 werden in den Aussteiiungsräu- 
men einmal im Monat Autorenlesungen vom Literatur- 
Kreis PODIUM durchgeführt. (7, -24, 11. 1979) - (Abb. 7) 
Galerie Peithner-Lichtenfels I Kurt Ammann 
Von den 41 neuen gezeigten Arbeiten sind die meisten 
Aquarelle, einige "Figuren und Objekte: und einige Re 
liefs. Bei den Aquarellen handelt es sich fast ausschließ- 
lich um Landschaftsdarstellungen, wobei keine bestimm- 
ten Örtlichkeiten gemeint sind. Schon die Titel, wie etwa 
i-Nordlandn, nHochebene-t oder itKl-Jstell, zeigen an, daß 
Ammann hier Allgemeingültiges festhalten will, Es ist 
einmal Geschautes, das er zum Typus erhebt. Diese Bil- 
der, die sehr sauber gearbeitet sind, sind still und verhal- 
ten, die Farben dicht, die Atmosphäre ist beruhigend. Die 
Bilder haben Tiefe. Die Objekte und Reliefs zeigen einfa- 
che Symbole, Auch hier ist ein ruhiger Farbton vorherr- 
schend. (13. 10. - 17, 11. 1979) - (Abb. 8) 
Kleine Galerie I Karl Reißberger 
Der Graphiker und Maler nennt die gezeigten Monotypien 
"Phantastische Landschaftenk. Es besteht eine gewisse 
äußerliche Venuandtschaft mit den eben besprochenen 
Bildern. Auch hier geht es dem Künstler nicht um topogra- 
phische Erfassung, sondern um das Festhalten einer 
landschaftlichen Impression mit den Mitteln der 
technik. Auch bei Reißberger sind die gedämpft 
stillen Töne vorherrschend, allerdings noch mehr 
hiert als bei K. Ammann. Der Technik entspreche 
die Übergänge sehr fließend. Sicher gibt es bei dir 
von Gestaltung viele Zufälligkeitsfaktoren, doch s 
so will es uns scheinen, von Reißberger gut ein 
und ausgenützt worden. (5. 12.-21. 12. 1979) - ( 
Galerie am Graben I Kunst als Gebrauchsi 
stand 
Arbeiten von Karl Bräuer, 1881 - 1972. die bewies 
die klaren, sauberen Formen des Jugendstils auc 
noch sehr ansprechen und unserem Empfinden e 
chen. Beim Vergleich der gezeigten Möbelstücke 
beiten, die heute entstehen, wird die solide und g 
ne Arbeit deutlich, die den entsprechenden Preis 
aus gerechtfertigt erscheinen iäßt. (12. - 24. 12. 1 
Gabriele Kutschera 
Die geschlossenen Formen der Dosen, Vasen un 
ren Objekte der Künstlerin machen einen LIHQBTTTI 
len Eindruck. Verschiedene kleine Details, wie 
Bajonettverschiüsse, übergangslose Halsansätze 
noch dazu bei. Ein gewisser technischer Charaki 
allen diesen in poliertem Metall gearbeiteten Geg 
den zugrunde, (26. 11. - 27. 12. 1979) - (Abb. 10) 
Historisches Museum der Stadt Wien I Wie 
- Die erste Türkenbelagerung 
Aniäßlich des 450. Jahrestages der ersten Wiener 
belagerung wurden an die 250 Exponate, die auf di 
nisse jener Zelt hinweisen, gezeigt. Den Mitteipt 
Ausstellung bildete der kolorierte Holzschnitt mit 
steilung der Türkenbelagerung von Niklas Melderr 
nem Nürnberger Drucker und Verleger), von dem e 
scheiniich kein zweites Exemplar mehr gibt. Die 
sition ist so angeordnet, als würde ein Beobach 
Stephansturm aus die Stadt und ihre Belagerer l 
geklappt sehen. Hier und auf anderen zeitgenos 
Darstellungen wird sehr viel von der aiigemeinei 
sphere der Zeit eingefangen, wie es ja überhaupt 
lungenes Bemühen der Ausstellung ist, nicht so 1 
einzelnen kriegerischen Ereignisse aufzuzeigen 
mehr das Aufeinanderstoßen zweier verschiedene 
ren. in diesem Sinne ist es sehr zu begrüßen, daß 
iich war, aus dem Musee de Louvre ganz ausgeze 
türkische Keramiken in leuchtenden Farben und z 
Budapester Magyar Nemzeti Muzeum feingea 
Kupfer- und Silbergefäße zu zeigen und damit die 
als ein hochkultiviertes Volk zu präsentieren. l 
Österreichischen Nationalbibliothek und aus der 
lung des regierenden Fürsten von Liechtenstein, 
Vaduz, waren wertvolle Handschriften, Radierung 
Holzschnitte zu sehen, die von den Sitten und 
chen der Osmanen Zeugnis gaben. Eine Münze 
lung klärte über die rasche Geldentwertung lnfr 
Kriegshandlungen auf. Daneben wurden Küras 
Harnische, die oft nur mehr als Prunkstücke Vervi 
fanden, gezeigt. 2 Kataloge, ein reiner Textband, I 
wichtige und historisch berichtigende Daten brii 
ein reiner Katalogband ergänzten diese sehr infr 
und außerordentlich übersichtliche Ausstellung 
bis 1D. 2. 1979) Alo 
Salzburg 
Galerie Welzl Karl Mostböck 
Der 1921 in Grein an der Donau geborene Maler r 
wie Thomas Zaunschirm mit Recht feststellte, 
quent und abseits des Kunstmarktes seine per: 
Handschrift erarbeitet und dabei vor allem de 
nisch-iebendig empfundenen Farbe-i die ihr gemä 
lung zugewiesen. Das Ergebnis ist in den Aquarel 
Palette voller schöner Lyrismen. (3.-2B. 10. 1 
(Abb. 11) 
Peter Redeker 
Für den 37jährigen Steiermärker und derzeitigen 
ten für l-Freie Graphik" an der Fachhochschule H 
ist Landschaft, wie er selbst erklärt, l-primar eii 
rungsraumu, aus dem er heraus unter Zuhiifenahi 
ihm wichtig erscheinenden Techniken bildnerisc 
tet. (3.-28. 10. 1979) 
Herbert Breiter 
Die Bilder des Salzburger Malers sind nie Ergebnl 
Experimenten, ihre Konstanten - in mancher I 
stimmung etwa mit der Bildsprache Max Pfeiftei 
phuls - werden von den Kunstfreunden im ln- u 
iand längst geschätzt. Auch seine neuen, in die: 
steilung gezeigten "Landschaften aus Griecheni 
men die Ruhe der Klassik wiedie Faszination der. 
(31. 10. bis 25.11.1979) 
Heinrich Jungnickel 
Gleichzeitig mit den im Erdgeschoß der Galerie 
stellten Bildern Breiters wurde im ersten Stock e 
wahl virtuos gezeichneter Tierstudien des Wienei 
gezeigt. (31. 10.-25. 11. 1979)
	        
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