ira Kraflt
litäten und Individualitä-
in der Bildnistradition -
österreichischen Porträt-
erei des 18. Jahrhunderts
ann Baptist Lampi d.A. (1751 - 1830), Bildnis des
herrn Joseph v. Sperges, um 1787. Innsbruck, Tiro-
.andesmuseum Ferdinandeum (lnv. Nr. 345)
rkungen 1 - 4
blatt r-RENOVATION DU SEFiMENT A LA REINE DE HON-
-, eeseriieieiirig iiria Abbildung iiri Ausstellungskatalog Por-
t, Der Herrscher. Graphische Bildnisse des 16.719 Jh aus
PortraitarchivDieperibroick WestphalischesLandesmuseum
unst und Kulturgeschichte Munster 1977l7S, S. 9B I.
:unkti0n des Bildnisses llTl Leicherizererrioniell wie auch im
vollzug Wolfgang Bruckner, Bildnis und Brauch. Studien zur
unktiori der Effigies. Berlin 1966.
gang Leber, Die Piipperisteai Meri PiaiStV München 1955 Die
ieriurig der Puppenstadl erstreckt sich uberden Zeitraum von
1704 DlS 1751 Ihre eeweririer sind WaChspupperl, nie gren-
HIS Pnrlratkopls NEBEN
er Koschatlky, JBan-Ellßrlrlß Llolard In wieri iri Maria "rriere-
ga Ihre zeit, Hrsg Walter Koschatzky seizieuig-wieri 191a.
i .
Ein Flugblatt aus Amsterdam schildert das Ereig-
nis als ein Szenarium ab: im Feldlager vor Wilhe-
ring tritt Feldmarschall Graf Khevenhüller aus sei-
nem Zelt und weist seinen Offizieren und Soldaten
die Bildnisse Maria Theresias und ihres kaum ein-
jährigen Sohnes Joseph, nachdem er ihren Brief
verlesen hat: iiDu hast hier vor deinen Augen eine
von der ganzen Welt verlassene junge Königin!
Was denkst du über ihr Schicksal? Was meinst du,
soll aus diesem Kind werden? Sieh an den Augen
deiner Fürstin, mit welchem Vertrauen sie dir, als
einem getreuen Minister, alle ihre Macht, Gewalt
und das Geschick ihrer Königreiche und Staaten
anheimstelltll-r Zum Ansporn und zu neuerlicher
Verpflichtung ihrer Paladine setzt Maria Theresia
in der Bedrängnis des Jänners 1742 die glänzende
Rhetorik des - im Original lateinischen - Hand-
schreibens ein, aber auch die wortlos sprechende
Macht der Porträts, die im Lager ausgestellt wer-
den. Die tiefbewegten Soldaten küssen ihre Säbel,
werfen den Bildnissen Kußhände zu und erneuern
ihren Treueeid.
In der Aussagekraft der Porträts wirken zwei Kom-
ponenten zusammen: die Tradition der iieffigiesii
als Stellvertretung und die identifizierende Ähn-
lichkeit. Das Bild des Herrschers, plastisch oder
zweidimensional, besitzt gleiche Gegenwärtigkeit
und Autorität wie die wirkliche Person, Verehrung
oder Schmach, Unterwürfigkeit oder Rache, die
dem Urbild gelten, werden auch am Bildnis ge-
übt?
Durch sein Porträt wirkt der Herrscher in Filiation
seiner Gegenwärtigkeit; daher gehören das Bild-
nis und seine Anfertigung zu den Repräsenta-
tionspflichten und gewohnheiten des Absolutis-
mus. Als Selbstverständlichkeit illustriert dies -
wie durch ein verkleinernd umgekehrtes Perspek-
tiv - ein Blick in die Puppenstadt YlMÜn Plaisirii
(Abb. 2). Die Fürstin Augusta Dorothee von
Schwarzburg-Arnstadt (1666 - 1751) ließ unter Mit-
beschättigung ihrer gesamten Hofhaltung ein
Spiegelbild des Lebens in dem thüringischen Fie-
sidenzstädtchen Arnstadt entstehen. Ebenso
selbstverständlich wie Hofhistoriograph, Hofmoh-
renfamilie und fürstliche Kunst- und Wunderkam-
mer gehört ein Atelier des Hofmalers zu den insti-
tutionen der Puppenstadt und die Porträtsitzung
zum fürstlichen Alltagft. Was der Duodezfürstin in
ihrer fünfunddreißigjährigen Witwenschaft ein
Zeitvertreib gewesen sein mag, war der Kaiserin
Maria Theresia durchaus lästige Pflicht4. Über ih-
re ganze Regierungszeit hin laßt sich ein intensi-
ves und in ihren Briefen vielfach retlektiertes Ver-
hältnis zu Bildnissen verfolgen.