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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 169)

IYUII-uvl 
ERNAE DOMVI 
Wandel und Dauer am 
mphbogen zu Waitzen. 
ar Muffer und 
lang v. Steinitz 
äedenken 
AB EXITU INTROITUS 
Nl faiior, opportuno hoc lemmate 
demonstlare licet, rlomlrleln, 
e murldo egressum. lellcissimo 
baatitatis ingressu gaudsre. 
Picinelli, Mlmdus Symbolicus 
Lib.XVl.Cap.XV r-Porteu. 
urigen 1- B 
i von Steinirl hat diesen Aufsatz, dessen Kerngedanlran auf 
ursion nach Ungarn 1974 entwickelt werden waren, durch 
taffliclle Ermutigung und Rat nicht nur Inllllsrt, sondern bis 
etzten Tage gefördert. 
er Zeit Maria Theresias. Tagebuch des Fürsten Johann Jo- 
(hevenhüller-Meßch 174271776. hrsg. V. Rudolf Graf Khe- 
ller-Metsch und Hanns Schlittsr, 5 Bde.. Wien 19D7-1972. 
nach Innsbruck und Waitlen in Bd. 6 (1764-67), Wien-Leip- 
17. lrlnsbrucker Reise S. 103-124. 
albas Jahr zuvor, zur Ankündigung dcr Verehelichung Jo- 
II. mit Josephs von Bayern. welche aus Gründen der Staats- 
l baschlossen worden war. schrieb die Kaiserin mit Verdunkel- 
relnüt: -lch bin zum Unglück gaboran und reiße dia. für die 
1 meisten Teilnahme habe. mit hineinm Brief an Maria Anto- 
in Sachsen am 30. Nov. 1754. Zitat nach: Maria Tharesla, 
t und Aklenstücke in Auswahl, Hrsg. Friedrich Walter Darm- 
1965, S. 197. 
lnhülier (Vgl. Anm. 1), S. 109. 
Iaria Theresia gibt es nur zwei zeitgenössische Standbilder. 
tere, um das es sich hier handelt. wurde von Balthasar Moll 
n Klagenfurt aus Blei errichtet und 1871 wegen Schadhaftig- 
zgetragen; bei diesem Denkmal schwebte der geflügelte Ge- 
es Ruhmes mit Fanfare und Lorbeerkranz über ihr. Vgl. dazu: 
König, Balthßar F. Moll. ein Bildhauer des Wiener Sp-itba- 
Diss. Wien 1975. S. 159 ff. Bemerkenswert fürdle Beziehung 
liserin Zu Ungarn ist, dlß Sie bei beiden Denkmälern den un- 
hun Kronungsornat trägt. 
tclmatisch lur die später immer wieder geaußertan Weltunt- 
lgsgedanken und die Hinweise auf die vorbildliche Fröm- 
iit ihrer Ahnen ist auch der Besuch der Kaiserin am 21. Juli 
in der Eremitage Maximilians des Doutschmelsters in Inns- 
t -Aul dem größeren hölzernen Stuhls des Erzherzogs sit- 
rist die Kaiserin . . voll Bewunderung aus: Ach, was waren 
eVorlahren doch für Leutel- Michacl Hctzenauer. DasKapu- 
rlostar zu Innsbruck. Innsbruck 1893. S. 44. 
iiter, Maria Therssia (Vgl. Anm 2). Briel vom 1. Mai 1755. 
3. Einzelheiten über die Baugeschlchte bringt Oswald Graf 
l. zur Geschichte der lnnsnruckcr Triumphplorta, in. 
r. Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 13. Jg. 1959, 
'71. 
Wolfgang E. Stcplel. Triumphbogen In der Architektur des 
:k in Frankreich und Deutschland. Dias. Freiburg i. Er. 1964. 
2-127. Stoplel betont (Anm. 313), dlD - eine Eigenheit der 
relchischsn Triumphplorterl überhaupt - der lnnsbrucker 
iem Kaiserpaer und der habsburgischen Familienpolitik all- 
rin galt und nicht so sehrebsn dieser Hochzeit. Dafür spricht 
die Inschrift von 1765 über dem Bogen, welche die nunmeh- 
lynastisclle Verbindung von Österreich und Spanien in Paral- 
etztzum Einzug MnriaTherasias und ihres Gemahls, alsdiese 
von Florenz kommend durch eine Ehrenplorte geehrt wur- 
Daß man nunmehr die Triumpnplortc aus dauerhaftem Mata- 
rrichtets, erklärt sich somit als Slrlnrellex der Ports San Gallo 
tls tektonisches Unlarptehd dar dezidiert dem sicheren -Be- 
In gewidmeten Inschrift untar der Pyramide: "Francisco et 
leresiae AuggJSecurltata domi. forlsquelLegibua. armls. 
zribus firrrlats- Noch mehr aber offenbarte die Widmung auf 
rtadtseite- welche die kaiserliche Herkunft der Habsburger- 
lr wie auch der mit Joseph vermählterl bayrischen Prinzessin 
lte 7 die Zeugenschafl des Bogens rur die Zukunft des Hau- 
wArcurrl hunc . . . pro Aug. Domus perennitate Testem. .. 
historischen Hintergrund. zum Aussehen des lrlnsblucker 
1phbogens von 1755 und Zum Festverlauf mlt seinen Auswir- 
en: Franz Carl Zollar, Geschichte und Denkwilrdlgkeiten der 
llnnsbruck, II. Teil. Innsbruck 1825. S. 102 f. und S. 1B3a211. 
gang stcinilz, Erlrenplorten. Fastgeruste und Trlonlif : Fest- 
fl Hans Sedlmayr. Salzburg 1977. stelnltz gebraucht diesen 
ruck nach Hans Sedlmayr (Mtllegorle und Architektun. in: 
then und Werke II. Wien 1960. S 235-243) zur lllustrierurlg der 
einsalnkeitvon Ehrenptorten und Triumphtoren als Duplilitä- 
lerTriumphidee: von Ehre und Ruhm blS zu Reinigung und 
lr. Bemerkenswert ist hierbei. dal! Stelnltl mit diesem Zitat in- 
taul den Obelisken verweist, In dessen Asollerter- architek- 
eher Form garllds Ideen aullunkelnd sich brechen können. 
he als aln -Sonnen--spektrum ganz verschiedene Bedeu- 
sieider aufleuchten lassen. deren Extreme I-Sonne- und 
l- heißen. 
er Sinn der llluminntionen beiden Ehrenptorten zeigt sich als 
allegorische Bsdeutungssctlicht, ausgedrückt bei einer Salz- 
er Ehranplorte tur Kaiser Leopold I. im Jahre 1665. Ganz oben 
nan den Genius Austria: mil einem Adler. der zu Lucina. der 
.icht fördernden Gbttin, sprach. deß nun Apoll herrsche. Der 
lengott wiederum zeigte sich mit den Worten -Gr'oßer in ei- 
- Lucina verbunden. Zuunterst saß Tempus, uberwunden in 
in, mildem Beispruch vlCh setze Weder in Flaum noch in Zeit 
Grerlzs- (Steinitz, Ehrunptcrtsn, vgl. Anm. 7. S. 173). Das dlac 
le nächtliche Erscheinurlgsbild solcher Aufbauten, deren 
hsgernälde von hinten erleuchtet waren. charakterisiert 1B. 
zeitgenössischer Bericht zur Feinr dar Geburt Josephs u. in 
l 1141 anschlulicrl. du das Ganze als ein wleltarhlgee Feuer 
lsehen wlr- (Wilhelm Mrazak, Frlrlz Rosnrlstingels Freuden- 
stszuhgfourt Josephs ll.. in: Alte und moderne Kunst. Jg.1961, 
i. . . 
 
Innsbruck im Juli des Jahres 1765 lag von Anbe- 
ginn ein merklicher Hauch der Befangenheit. Je 
genauer der Obristhofmeister der Kaiserin, Fürst 
Khevenhüller-Metschl, mit der ihm eigenen Um- 
ständlichkeit auch die Details verdrießlicher Irrita- 
tionen notiert, um so bedrückender ballen sie sich 
zu einem sinistren Vorzeichen zusammen. Auch 
wenn es "niemand wohl begreiffen (hat) können-r, 
daß Maria Theresia sich zu dieser wunan- 
genehmem) Raißu wider des Kaisers und der Mini- 
ster Willen resolvierte, so hätte doch wenigstens 
ein Funke Hochstimmung herrschen können. Im- 
merhin sollte der Erzherzog Leopold in Innsbruck 
die spanische lnfantin Maria Ludovica als seine 
Braut begrüßen und zum Altar führen. Doch es 
gibt Gerüchte, die der Reise einen düsteren Fond 
geben: Die Kaiserin wolle partout das Stift Hall 
bei Innsbruck besuchen, weil sie rrmit dem Ge- 
dancken in geheimm umgehe, sich, im Fall dem 
Kaiser etwas menschliches zustoßen solle, dahin 
zu retirirenärr. 
Schon in den ersten Tagen der Reise sticht der 
Tanz der Leobener Bergknappen recht schaurig 
von den Divertissements einer nächtlichen illumi- 
nation ab, da er r-vill mehr einer Leichbegängnus 
und einem Todendanz gleich gesehen hatrr. Solch 
ein walt-vatterischer Danz en rendeaurr der Berg- 
knappen wiederholt sich in Klagenfurt, wobei er 
noch dazu an den letzten Aufenthalt des Vaters 
der Kaiserin dortselbst im Jahre 1728 erinnert. Je- 
doch mag hier der funebre Anhauch schließlich 
unter dem Triumph der Fama verflogen sein - der 
Tanz fand im Schlagschatten einer illuminierten 
rrTriumphportend statt, welche iiad hunc finem-r 
über einer Bronzestatue aufgestellt worden war, 
die die Kaiserin in Lebensgröße zeigte, wie sie 
"von der Victori gecrönet wird-in. Als dann in lnns- 
bruck die Zeit bis zum Eintreffen der Braut unvor- 
hergesehenerweise sich immer mehr in die Länge 
zieht, weilt die Kaiserin tatsächlich des öfteren in 
Hall4. Der Bräutigam erkrankt, und so wirkt 
schließlich die Charakterisierung Khevenhüllers 
von der feierlichen Illumination des lnnsbrucker 
Triumphbogen: der Ungunst der ganzen Reise 
entsprechend: wWir fanden selbe aber ungemain 
lugubre und die Triumph-Porten sahe in der That 
mit denen kurzen Wachß-Kertzen einer Chapelle 
ardente oder castro doloris gleichnt In den Auf- 
zeichnungen konturieren sich die Schatten über 
dem matten Festesglanz vollends zur Bedrohlich- 
keit. Drei Tage später, am Sonntag, dem 11. Au- 
gust 1765, fügte es sich, daß der Prediger bei den 
Franziskanern vor der Hofgesellschaft "das The- 
ma von der Wachbarkeit und Ungewissheit der 
Stund des Todes erwählet und in spezie mit villem 
Eiffer erinnerst, wie ja keiner der Zuhörern von ei- 
nem gäh- und plötzlichen Tod sicher waren. Aber 
zunächst wiederholen sich nur die kleinen Wider- 
wärtigkeiten: Während eines Ritterschlages 
spricht der Kaiser die zeremonielle Formel plötz- 
lich völlig sinnentstellend aus, und die endliche 
Abhaltung des immer wieder verschobenen Feuer- 
werks ertrinkt in einem solchen Platzregen, rrdaß 
der ganze Späß auf einmahl verdorbenn ist. 
Dann wich die unfrohe Stimmung jähem Entset- 
zen: Der Kaiser erlag einem Herzschlag. Unter den 
vielen Details des Todestages finden sich in Khe- 
venhüllers Bericht nachdenkliche Umstände, in 
denen sich wie in Allegorie die Peregrinatio nicht 
nur eines kaiserlichen, sondern jeglichen mensch- 
lichen Lebens darstellt - ein Weg, der zu einer al- 
lerletzten Pforte führt, gleichgültig, ob Ehrenbo- 
gen sich über diesem Wege wölbten oder nur ein 
drückendes Joch darauf lastete. Als man am Mor- 
gen dieses 18. August wieder zur Messe bei den 
Franziskanern über die verwinkelten Gänge 
schritt, äußerte der Kaiser scherzhaft nä l'occa- 
sion der Passage aus der Burg in das Closter hin- 
mann Immer auf- und absteigen müssen. Wie nahe 
dieser Scherz an der Schwelle zur Passage nach 
einem ganz anderen Ort in Zeit und Raum getan 
wurde, offenbarte dann der Abend. Der Kaiser 
wollte aus dem Theater, wo man eine useriose Pie- 
ce von Goldonirr und ein "so lang als traurige Bal- 
let cflphigenierr gegeben hatte, über den langen 
Korridor in sein Appartement gehen. Er hatte sich 
verabschiedet und rrgienge hierauf weiters biß zu 
einer engen Passage. wo mann etliche Stapfeln 
hinauf und sodann wieder hinunter steigen muste. 
Als er oben ware. lehnte er sich mit dem Kopff an 
die auf disen schmallen Corridor befindliche Thü- 
re jenes alten Zimmers an, wo sein seeliger Herr 
Vatter gebohren wordemr Danach ging der Kaiser 
"mit ungleich und wancklenden Schritten von der 
kleinen Passage hinunter" und sank, während 
sein Sohn und Thronfolger ihn auffing, in die Arme 
des Todes. 
All das, was so verunglückt und zufällig im düste- 
ren Aussehen des Triumphbogens Wirklichkeit ge- 
worden war, sollte nun nach dem Willen Maria 
Theresias bewuBt erinnernde Präsenz erhalten. 
1766 sieht es die Kaiserin als ein nHauptwerkt- an, 
vdaß einmal die so gut ausgedachte Triumphpfor- 
te in eine der bittersten verwandelt werde5u. Diese 
Pforte von 1765 (Abb. 2) knüpfte offensichtlich 
programmatisch an die Porta San Gallo in Florenz 
an. Jean Nicolaus Jadot, ein Lothringer, hatte zum 
Einzug Franz Stephans in seine Hauptstadt, mit 
dem er 1739 seine Herrschaft antrat. dieses frei 
stehende Monument im Dreitortypus des Kon- 
stantinsbogens entworfenß. Ebenso wie die lnns- 
brucker Ehrenpforte von 1765 war der Florentiner 
Triumphbogen von 1739 zum aktuellen Zeitpunkt 
der Feierlichkeiten erst im architektonischen 
Grundgerüst fertiggestellt, wobei die Dekoration 
zunächst aus Stuck bestand. Der Bogen in Florenz 
wurde erst 1745 gänzlich aus dauerhaftem Mate- 
rial fertiggestellt - freilich zu einem nicht minder 
denkwürdigen Zeitpunkt wie vordem: 1745 erfolg- 
te die Krönung Franz Stephans zum Kaiser; die 
Ehrenpforte erhielt damit einen beständigen 
Denkmalscharakter. Unvermutet sollte nun aber in 
Innsbruck in nochmaliger beziehungsreicher Par- 
allelität ein dauerndes Gedächtnismal die Wech- 
selfälle der Zeit überspannen. 
Das Dauerhaft-Festgefügte ihres tektonischen 
Kerns scheint nun diese beiden Trlumphpforten 
von den nephemerenn Materialien der barocken 
Ehrenpforten schwerwiegend abzusetzen. Denn 
es gehört zum Bereich der tiefen Paradoxie - 
nicht Antinomie - des Barock, daß dieses Zeit- 
alter, dessen Denken so sehr um Beständigkeit 
und dauernde Verwandlung kreiste, triumphale 
Zeitpunkte durch vergängliche Gerüste aus Holz, 
Leinwand und Gips vorstellig machte. Doch jen- 
seits der Definitionen, was nun als Triumphbogen 
und was als Ehrenpforte zu betrachten sei, erhellt 
aus dem Bedeutungsgefüge, hervorgerufen durch 
das Analogiedenken der Barockzeit, gerade dann 
ein rrallegorisches FeIdV-r, wenn man den spezi- 
fisch temporär-transitorischen Aspekt dieser De- 
korationen als Wesensgrundlage nimmt. Dem Wo 
sen nach gleichen die Triumphgerüste den Illumi- 
nationen und Feuerwerken, die im Fest damit un- 
lösbar verbunden waren: Im entflammten Ereignis 
schwindet der Schatten der Zeit und es erhellt 
sich auf dem Fond der irdischen Dunkelheit und 
Zeitlichkeit das helle Ruhmesbildß. Vor allem aber 
"entzündet" sich die Bestimmung des allegori- 
schen Apparats zur Sinnerfüllung, wenn der 
Geehrte den Bogen durchschreitet; dann ragt das 
Gebilde aus der Setzung in Ort und Zeit ins Über- 
zeitliche, damlt leuchtet es unwiederholbar olym- 
pisch auf. 
Zum barocken Verständnis des Triumphs gehört 
auch das Einzigartige als etwas Einmaliges in 
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