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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXV (1980 / Heft 170)

en vorgebildet, mit welchen derjenige mues 
bet seyn. der die wahre weißheit zu yberk0m- 
eyfrig und ernstliches verlangen traget  
na: wer zur wahren weißheit gelangen will, 
i durch unermüedeten fleiß und arbeith alle 
raußrotten und tugenden unverwelckhlich in 
einpflanzen." 
376 erschienenen Band 411 ihrer iilkonogra- 
der christlichen Kunsti- schreibt Gertrud 
ler zu den Tugenden (S. 77): vDie Theologie 
Mittelalters kennt drei theologische Tugen- 
Glaube (fides), Hoffnung (spes), Liebe (cari- 
ind vier Kardinaltugenden: Klugheit (pruden- 
Mäßigkeit (temperantia), Stärke (fortitudo), 
:htigkeit (justitiaya Im Gegensatz dazu führt 
utorin im Register (S. 173) neben der Pruden- 
uch die Sapientia an: "Kardinaltugenden: 
udo, Justitia, SapientialPrudentia, Tempe- 
l (Stärke, Gerechtigkeit, KlugheitlWeisheit, 
gkeitm 
nicht erwähnt, doch wird eine Quelle des 18. Jahr- 
hunderts zitiert: "An grossen Zeremonientafeln 
verbindet man mit dem Dessert öfters viele Sinn- 
bilder und tigürliche Vorstellungen, zu deren gehö- 
rigen Anordnung viele Wissenschaft aus der Hi- 
storie, Poesie und Mythologie, ingleichen aus der 
Architektur und Perspektive gehört, Die leichte- 
sten Vorstellungen bey grossen Desserts sind 
Lustgarten mit Spaziergängen, Gebäuden, Spring- 
brunnen, Parterren, Vasen und Statüen, zu wel- 
chen letzteren die Porcelainfabriken die schön- 
sten und zierlichsten von allen nur erdenklichen 
Arbeiten und Stellungen zubereiten, und den Con- 
ditoren dadurch viel Arbeit ersparen, weil diese 
vormals dergleichen Vasen und Figuren von Tra- 
ganthteige oder Caramelzucker mühsam und mit 
vielen Kosten verfertigen mussten... In vorneh- 
men Häusern hat man daher auch insgemein hin- 
langlichen Vorrath von Porcelaintiguren und Glas- 
werk zu den Dessertaufsätzen..." 
Nebenraum des Festsaales, in dem seit jehe 
bis in die Gegenwart die großen Festlichk 
des Stiftes begangen wurden. In diesem Rau 
zweifellos auch das Profeßjubiläum des l 
Fiayner Koilmann gefeiert worden. Die näch 
genden lnventarien, von 1804 und 1808, gebe 
der keinen Hinweis auf den Aufbewahrun 
des Tafelaufsatzes; dieser ist hier einfach ZL 
men mit dem sonstigen vorhandenen Porz 
angeführt. 
Ab 1833 geben die lnventarien immer als A 
wahrungsort das Vestariat an, wo der Tat: 
satz wie schon früher immer zusammen mit 
übrigen Porzellan genannt wird. Da man den 
satz nunmehr also nicht mehr in unmittelbare 
he des Festsaales, sondern im ,Depot' aufbei 
te, dürfte man ihn wohl auch kaum mehr in s 
ursprünglichen Funktion verwendet haben. 
Diese Vermutung wird auch dadurch best 
daß man nach der Errichtung bzw. Fertigste 
rogramme der Deckenmalerei des 18. Jahr- 
arts sind mit jenen der Tafelaufsätze dieser 
ft durchaus vergleichbar: Antike Mythologie, 
tliches und Profanes, Künste, Wissenschaf- 
owie Genredarstellungen - in den weiten 
:hkeiten eines Stiftes auf mehrere Raume 
zbreitet - müssen bei einem Tafelaufsatz 
wgem Raum zusammengedrangt werden. 
in den Bibliotheksmalereien Zwettls in un- 
lbarem Zusammenhang Sapientia und Tu- 
an, Pallas Athene und Herkules dargestellt 
in, so liegt der Vergleich mit dem Tafelauf- 
seinen Kardinaltugenden und den mythologi- 
I Gotterpaaren nahe. 
kartographische Details näher einzugehen, 
"fte es eines speziell dieser Thematik gewid- 
1 Beitrages. Eine gute Einführung in die 
ion von Tafelaufsatzen im Rahmen von 
rannten vSchauessen-x gibt der Aufsatz 
iu-Essen und Porzellanplastiku von Adolf 
ng15. Der Zwettler Tafelaufsatz ist dort zwar 
Zur historischen Einordnung bemerkte Brüning: 
n... Dle ausgeführten Schau-Essen geben schon 
ungefähr den ganzen Kreis der Darstellungen. In 
den allegorischen und mythologischen Figuren 
sehen wir Renaissancegedanken weiter fortleben. 
Die Gottheiten und personifizierten Naturkräfte, 
die Elemente, die Jahreszeiten, die Monate, die 
Weltteile usw., dieser ganze Apparat der Renais- 
sancefeste, der bei Ihren Aufzügen, theatrali- 
schen Aufführungen, Schau-Essen, ja selbst im 
Feueniverk eine so grosse Rolle spielte, findet im 
Porzellan des XVIII. Jahrhunderts noch einmal im 
kleinen eine reizvolle Verkörperung, bis er zu- 
gleich mit der neuen zerbrechlichen Form für im- 
mer dahinstirbt." 
Der Standort des Tafelaufsatzes 
Nach einem Zwettler Inventar von 1786 wurde der 
Tafelaufsatz im "Neben Behältnisa zum "Som- 
mer:Saala aufbewahrt, "das heißt", wie Herr Dr. 
Tomaschek mir brlefllch (8. 4. 1980) mitteilte, wim 
elnes Gebäudes für ein Stiftsmuseum im . 
1902 den Tafelaufsatz sofort dorthin brachte 
er ja bis 1926 das unbestreitbare ,Glanzstl]ck 
stellte." 
Die ursprüngliche Anordnung der Gruppen ur 
guren auf den 9 Spiegeltabletts ist kaum ms 
allen Details rekonstruierbar. Ein zeitgen 
scher iiAufstellungsplani: ist nicht vorhanden 
die älteste mir bekannte Abbildung des Tafe 
Satzes zeigt ihn vermutlich bereits in veränd 
Form: im Stiftsmuseum stand er vor einer Vl 
sodaß alle Porzellane nach vorne, gegen der 
schauer, ausgerichtet waren. Ursprünglich 
die Aufstellung wohl rundansichtig gedacht, l 
auch alle Gruppen eine Hauptansicht aufwei 
Seit 1926 im Österreichischen Museum für: 
wandte Kunst, soll der Aufsatz im Zuge der 
aufstellung der Museumssammlungen einen 
tralen Platz im Saal VI (gewidmet dem Kun 
werbe des 18. Jahrhunderts) erhalten.
	        
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