Abfahrten in Mitleidenschaft gezogena. Mit
Freigabe des Praters für die Bevölkerung
nte Joseph die Wiener noch im selben Jahr
schädigen.
hdem mit der Zeit die Geschwister Josephs ll.
sei es wegen ihrer Vermählung, sei es auf
isch des kaiserlichen Bruders - Wien verlas-
hatten und die Mutter gestorben war, konnte
lge der daraus resultierenden Vereinsamung
tändlicherweise auch eine zusätzliche Ein-
änkung des gesellschaftlichen Lebens am
ierhof beobachtet werden.
Monarch selbst hatte seine geselligen Unter-
nungen stark vermindert. Nach dem Tode Ma-
Theresias pflegte er fast ausschließlich im
indeskreis zu verkehren. Nach dem fast tägli-
i Theaterbesuch hielt sich Joseph zumeist in
ellschaft von Franz Xaver Fürst Orsini-Rosen-
l und General Franz von Lacy im Kreis der
if Fürstinnenß auf. Diese Gemeinschaft, gebil-
IOl'l Maria Leopoldine Gräfin Kaunitz und den
.tinnen Josefa Clary, Sidonie Kinsky, Eleonore
htenstein und Maria Leopoldine Liechten-
i, war Josephs bevorzugte Unterhaltung und
alligkeit. Schönbrunn und Teile der Hofburg
H"! damals geschlossen. Der Kaiser hielt sich
liebsten in seinem Schlößchen im Augarten
. 5) oder in Laxenburg auf. Da der Kaiser die
iulust der Wiener durch die Einschränkung
Hoffeste nicht mehr befriedigte, waren drei
tsbesuche, die in den Beginn der Alleinregie-
Josephs ll. fallen, für die Bevölkerung will-
mene Abwechslungen.
tsbesuche finden üblicherweise aus politi-
n Motiven heraus statt. Dies kommt auch bei
Visiten, wenngleich unter wesentlich anderen
ikten, deutlich zum Ausdruck. Die Besuche
n hier jedoch nicht nach ihrer Bedeutung,
lern nach ihrem chronologischen Ablauf be-
lelt werden.
irste Station im Rahmen einer großen Europa-
war für Großfürst Paul von Rußland Wien.
es bei bekannten Persönlichkeiten üblich war,
ein gewisses lnkognito um ihre Person ge-
twissen wollten - Herzog Friedrich Eugen
Nürttemberg-Mömpelgard nannte sich "Graf
Gröningenrr -, reiste auch der russische
wfolger unter dem Pseudonym "Graf von Nor-
4. Joseph ll. fuhr durch die Länder als r-Graf
Falkensteinrt, was aber seiner Anerkennung
lcnarch keinen Abbruch tat (Abb. 4).
ph ll. wollte seinen Neffen und voraussichtli-
Nachfolger Erzherzog Franz, den Sohn sei-
Bruders Leopold, mit Elisabeth Wilhelmine
Nürttemberg-Mömpelgard (Montbeliard) ver-
ten. Da Großfürst Paul mit Elisabeth Wilhel-
s Schwester Sophie - sie nahm nach ihrer
gten Vermählung den Namen Maria Feodo-
a an - verehelicht war, sollten die politi-
1 Absichten Rußlands durch familiäre Bande
wsfen der Habsburger beeinflußt werden. Wie
.aiser seinem Bruder Leopold in einem Brief
ilte5, sollte durch diese Verbindung Paul end-
i Preußen abspenstig gemacht und für Öster-
gewonnen werden. Da der zukünftige Zar
unter dem geistigen Einfluß seiner Gattin
l und diese wiederum ihrer in relativ beschei-
1 Verhältnissen lebenden Familie sehr zuge-
iar, gab es für Joseph kein besseres Mittel,
ie im vergangenen Jahr auf seiner Rußland-
zusammengebrachte österreichisch-russi-
Allianz zu festigen.
'ich Eugen von Württemberg, der Vater der
iftigen Braut, war jedoch mit dem Plan
ihsö, Elisabeth Wilhelmine nach Wien zu
an und sie bei den Salesianerinnen erziehen
isen, anfänglich nicht einverstanden. Nach-
er aber die Wiener Verhältnisse und Perso-
ennengelernt hatte, sei er, wie Joseph be-
richtete, dem Problem nicht mehr ablehnend ge-
genübergestanden und hätte dem Heiratsprojekt
zugestimmt (Abb. 6).
Am 13. Oktober 1781 wurde die Wiener Bevölke-
rung durch die Wiener Zeitung von dem nahenden
Ereignis informiert. Als erste trafen Friedrich Eu-
gen von Württemberg und Familie am 10. Novem-
ber 1781 in Wien ein. Joseph ll. war ihnen bis Pur-
kersdorf entgegengefahren. Da sich die Ankunft
des russischen Thronfolgerpaares etwas verzö-
gerte, begannen die Württemberger inzwischen,
Wien zu besichtigen. Laut Wiener Zeitung "fangen
die Durchl. Würtembergischen Herrschaften nun
an, die Merkwürdigkeiten des kaiserl. Hofes in Au-
genschein zu nehmenVu. Herzog Friedrich Eugen
und sein Sohn Prinz Ferdinand iibelustigen sich in
Begleitung einer Anzahl hiesiger Herren Cavaliers
in der Gegend bey Hüteldorf mit der Wildschwein-
jagdßu. Das Salesianerinnenkloster wurde im Hin-
blick auf eine mögliche Unterbringung von Elisa-
beth Wilhelmine sorgfältig in Augenschein ge-
nommen.
Unterdessen trafen auch der Graf und die Gräfin
von Norden am 21. November 1781 in der Haupt-
stadt ein. Die Begrüßung mit der Familie fand im
kaiserlichen Schlößchen im Augarten statt. Um
die hohen Gäste zu zerstreuen, wurde ein regel-
rechtes Besichtigungsprogramm zusammenge-
stellt. Den Abschluß jedes Tages bildete zumeist
ein Theaterbesuch. Freitag, 23. November, wurde
die Hofbibliothek, am nächsten Tag die Bilderga-
lerie im Belvedere und die Karlskirche besichtigt.
Sonntag fuhr man nach Schönbrunn und besah
sich das Schloß einschließlich des Theaters und
der "Zugmaschine in das dritte Stockwerk-r. Am
Abend fand in dieser von Maria Theresia sehr ge-
schätzten Residenz ein Maskenball für ca. 4000
Personen stattQ. Neben der Kapuzinergruft, dem
Theresianum, der Stephanskirche, wo auch der
Turm bestiegen und die große Glocke besichtigt
wurde, stand der Besuch von sozialen Einrichtun-
gen auf dem Programm. So fuhr man beispielswei-
se am 29. November in das Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder und in das Waisenhaus am
Rennweg oder im Dezember in das K. K. Invaliden-
haus und Großarmenhaus, das Nepomukspital
und in das Militärspital.
Ein obligater Punkt jeder Besichtigungstour war
der Besuch der Porzellanmanufaktur in der Ftoß-
au. Dort i-geruhten die Frau Großfürstinn K.H. ei-
ne Tasse, die Frau Herzoginn v. Würtemberg aber
die Schale dazu, mit höchst eigenen Händen zu
malen, und dem Hrn. Direktor zu übergebenmulo.
Auf Befehl Josephs ll. überreichte man beiden Fa-
milien Erzeugnisse der Fabrik, nämlich je ein Ta-
felservice als Geschenk. Weiters wurden die
Schatzkammer, die Regierungsgebäude, das bür-
gerliche und das K. K. Zeughaus, die Universität,
die Akademie der bildenden Künste, ja sogar die
Buchdruckerei von Trattner besucht. Unter gro-
ßem Interesse der Gäste wurde im physikalisch-
mathematischen Kabinett von Friedrich von
Knaus ein von ihm entwickelter Schreibapparat
vorgeführt. Manöver wurden in Simmering abge-
halten. Die kaiserlichen Ställe und die diversen
Kasernen in Wien wurden gleichfalls besichtigt.
Ausflüge in den Prater, in den Augarten, nach La-
xenburg oder zum neuen Schloß des russischen
Botschafters Graf Gallizin bei Dornbach wurden
veranstaltet. Das Weihnachts- und das Neujahrs-
fest (Abb. 7) wurden in der Hofburg begangen. Als
der russische Thronfolger und seine Gattin end-
lich am 5. Jänner 1782 Wien verließen, war der
Wiener Hof sehr erleichtert. Man wußte bereits
nicht mehr, womit man die Gäste weiter unterhal-
ten sollte. Der Kaiser, sein Bruder Maximilian und
die Familie der Großfürstin gaben dem Graf und
der Gräfin von Norden bis Wiener Neustadt das
Geleit. Die russischen Gäste reisten nach Florenz
und Rom weiter. Friedrich Eugen von Württem-
berg mit Gattin, Sohn und Tochter begann die
Rückreise am 9. Jänner 1782.
Am Ende ihrer Europareise machten Paul von Ruß-
land und seine Gemahlin vom 4.-19. Oktober
1782 noch einmal halt in Wien. Dieser Besuch galt
hauptsächlich der Sorge um die Unterbringung
von Elisabeth Wilhelmine, die bereits in Wien leb-
te. Bald darauf reiste das Thronfolgerpaar nach
St. Petersburg zurück.
War der Besuch des Großfürsten erwünscht, da
man sich von dieser Freundschaft Vorteile erhoff-
te, traf dies auf die von Papst Pius Vl. verlangte
Kontaktnahme nicht zu.
Stärker noch als die durch soziale und wirtschaft-
liche Reformen hervorgerufene Erregung war die
Unruhe, die die kirchenpolitischen Neuerungen
des Kaisers bei Teilen des Klerus und in weiten
Schichten der Bevölkerung verursachte. Joseph ll.
wollte die Kirche und ihre vom Staate neu geord-
neten Einrichtungen der unumschränkten Staats-
gewalt unterordnen. Hatte Maria Theresia bereits
einige kirchliche Reformen begonnen, war sie
doch stets bestrebt, ihr politisches Handeln mit
den kirchlichen Geboten in Einklang zu bringen.
Joseph hingegen stand nur dann auf seiten der
Kirche, wenn es ihm Vorteile brachte". Sein kir-
chenpolitisches Reformwerk bestand hauptsäch-
lich darin, die Kirche unter das Gesetz des Staates
zu stellen, um sie nach seinen Motiven lenken zu
können.
An der Spitze der Opposition gegen des Kaisers
kirchliche Maßnahmen standen der Kardinal-Erz-
bischof von Wien, Graf Christoph Anton Migazzi,
und der Kardinalprimas von Ungarn, Graf Joseph
Batthyany. Als dann, bereits unter der Aufmerk-
samkeit der römischen Kurie, eine Reform der an-
deren folgte, entschloß sich Pius Vl., 1781 selbst
nach Wien zu reisen, um persönlich mit Joseph ll.
zu verhandeln. Weder der Kaiser noch der Staats-
kanzler Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Ftietberg war
darüber sehr erfreut. n... die Abreise des Papstes
fürwahr ein unbesonnener Streich, der sich nicht
anders rechtfertigen und begreifen läBt, als durch
jene mysteriöse Sehnsucht, die ihn beherrscht,
als Retter der Rechte der Kirche zu erscheinen,
während man ihr doch durchaus kein Leid zufügt.
Wie außergewöhnlich seine Ankunft in Wien auch
sein mag und wie wenig man sich auf das vorbe-
reiten kann, was er hier vorschlagen, tun oder ver-
Q