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Internationale Samm 1 er -Zcitung
Nr. 16 und 17
Vereins, ein erster Fachmann für afrikanische Schmetterlinge,
begleitet als Hauptmann die Sanitätskolonnen ; Oberleutnant
Dr. Arnold Schulze, der mit dem Großherzog von Mecklen
burg die ergebnisreiche Forschungsreise ins innere Afrikas
mitgemacbt hat, geht auch jetzt noch der Lebensweise und
geographischen Verbreitung der Schmetterlinge nach. Präpa
rator Uhde, der alljährlich den von Kaiser am 1. Mai gefange
nen Maikäfer für die Offiziere des Maikäfeiregiments präpa
riert, richtet Rekruten ab; Präparator Spaney, der sich be
sonders mit der Lebenskunde der Nashornkäfer beschäftigt,
kämpft in irgendeinem Moorgebiet. Unter den Sammlern
seien noch erwähnt: Intendahturrat Schallehn, Amtsrichter
Hoehne, Blum jun., Deglau.
Gefallen sind: Dr. Stendell, Assistent am Neurologi
schen Institut in Frankfurt am Main, der sich mit Insekten
gewebslehre beschäftigte, Privatdozent Dr. Kirchhoffer,
der über die Augen der Käfer gründliche Studien gemacht hat,
der Berliner Käfersammler Karl Hopp; der Ornithologe Frei
herr v. Geyr, der in Ägypten und Nubien seinerzeit wertvolle
Insekten gesammelt hatte, liegt schwerverwundet im Laza
rett; Oberleutnant v. Rotkirch, der Kenner der afrikanischen
Prachtkäfer, ist in Kamerun gefallen; besorgt ist man um den
Amtsrichter Dr. Reuß in Ostafrika, der durch Entdeckung
vieler bisher unbekannter Schmetterlinge sich um die Wissen
schaft so verdient gemacht hat, und um den jungen Lübecker
Ethnographen Teßmann.
Chronik.
Ansichtskarten.
(Kriegspostkarten). Nach den bei Beginn des
Krieges schnell in den Handel geworfenen geschmack
losen und für kritiklose Käufer berechneten Erzeugnis
sen der Postkartenindustrie, von denen sich die Sammler
inzwischen selbst losgesagt haben, erscheinen nun doppelt
willkommen der großen Sache würdige Kriegspostkarten.
Darunter ist besonders eine auf Anregung und nach Angaben
der Prinzessin Hanna von und zu Liechtenstein in
Wien von der dortigen Malerin Isa Jechl ausgeführte
Karte hervorzuheben, die eines jener Bilder festhält, wie sie in
den cindru cksreichen Tag en des verflossenen Sommers an uns oft
und oft vorbeizogen. Es stellt den Abschied von Weib und
Kindern eines in den Krieg ziehenden Soldaten dar. Das
Bild ist berufen, als Ansichtskarte zugunsten des Witwen-
und Waisenhilfsfonds nach Angehörigen der gesamten bewaff
neten Macht von Haus zu Ilaus Gruß und Nachricht zu
bringen. - - Künstlerisch wertvoll ist auch eine im Goltz-
Verlage in München erschienene Serie von Kriegspostkar
ten, die, von dem trefflichen Zeichner der ,, Jugend“ E.
T h ö n y entworfen, Kriegertypen und Schlachtenbilder vor
Augen führen. Einzelne Karten, wie z. B. „Schwarz-gelb“ und
„Eine Boarische (bei Metz)" sind mit Dialektversen von
Ludwig Thoma versehen. •— Eine künstlerische Postkarte
in altdeutscher Schrift ist der Zentralstelle für
den Fremdenverkehr Groß-Berlins zum Vertrieb für
die Zwecke der Hilfstätigkeit übergeben worden. Der Ertrag
dieser Postkarte, die zu 5 Pfennig verkauft wird, fällt unge
kürzt den Hilfsvereinen zu.
(Verkauf von Ansichtskarten durch die Post.)
Aus München wird uns geschrieben: Das k. Staatsmini-
sterium hat genehmigt, daß eine vom Bayrischen Landes
komitee für freiwillige Krankenpflege im Kriege heraus
gegebene Postkarte mit der Bezeichnung „Kriegskarte
1914“, die das Bild des Königs Ludwig trägt und mit
dem 5 Pf. Wertstempel bedruckt wird, durch die Post ver
kauft wird. Der Verkaufspreis beträgt 15 Pf. für die
Karte, hievon kommen 10 Pi. dem Roten Kreuz zugute.
Mit dem Verkaufe dieser Karten befassen sich alle Post
ämter und alle Postagenturen.
Bibliophilie.
(Der literarischeNachlaß EmmerichMadachs.)
Aus Budapest wird uns geschrieben; Die Szechenyi-
Bibliothek des Nationalmuseums hat einige interessante
Neuerwerbungen zu verzeichnen. Sehr wertvoll ist der
literarische Nachlaß Emmerich Madächs, der sämtliche
Arbeiten in Handschrift, mit Ausnahme der „Tragödie des
Menschen“, enthält. Das Manuskript des Dramas „Maria
kirälynö“ orientiert über die Arbeitsweise des Dichters,
das handschriftliche Exemplar der Tragödie „Moses“ liefert
wertvolle Daten zu dessen Persönlichkeit. Das Archiv des
Museums wurde weiters durch einen Brief Ludwig
Kossuths, geschrieben am 26. März 1849 an General
Bern, bereichert. Dieser Brief ist besonders wertvol 1 , da
er zu jenen Schreiben Kossuths gehört, die von der
wissenschaftlichen Literatur für vernichtet gehalten werden.
Das Archiv des Museums hat in der letzten Zeit 437 Briefe
erworben, 155 geschenkt erhalten und von anderen Ab
teilungen 14.482 übernommen.
(Jubiläumsausgabe des Neuen Testaments.)
Die sächsische Hauptbibelgesellschaft (Sitz in Dresden),
die in diesen Tagen ihr hundertjähriges Jubiläum hätte
begehen sollen — die geplante Feier wurde mit Rücksicht
auf den Krieg abgesetzt — hat eine Jubiläumsausgabe
des Neuen Testaments veranstaltet, die von Richard
Schäfer illustriert wurde. Ferner erschien eine Fest
schrift zur Jubiläumsfeier, die den Sekretär der Gesell
schaft, Pastor Dr. Emil Zweynert, zum Verfasser hat.
(Entdeckung von Luther-Reliquien.) In der
Bibliothek der Särospataker Hochschule wurden zwei Luther-
Reliquien entdeckt. Das eine Buch ist ein Sammelband in
Quartformat, die Einbanddecke ist aus Holz und mit gepreßtem,
braunem Leder überzogen. Der Band enthält sieben Streit
schriften Luthers in deutscher Sprache, die 1526 und 1527
in Wittenberg gedruckt wurden und heute zu den
größten Seltenheiten gehören. Daß dieser Band Luthers
Handexemplar war, deutet der in großer Antiqua am
oberen Deckelrand gedruckte Name des Besitzers („Martinvs
Lvther“) an. Von seinen späteren Besitzern lassen sich
nachweisen Georg Schmitturuski (16. Jahrhundert) und
Georg Szatmary, ein reformierter Geistlicher und Lehrer,
der das Buch von 1834 bis 1864 besaß und es dann der
Saiospataker PTochschule zum Geschenk machte. Auf einen
dritten Besitzer weisen die Initialen A. P. eines im Buch
abgedruckten Siegels hin. Die zweite Reliquie ist ein Band
Predigten des Reformators, der 1545 unter dem Titel
„Ennarationes Seu Postillae .“ in Basel erschien.
Daß auch dieses Exemplar das Handexemplar Luthers
war, geht aus der am Innern des Einbanddeckels befind
lichen eigenhändigen Nam ensu n te rschrif t des